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„In Dublin ist schon seit Wochen Fußball-WM“

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für „In Dublin ist schon seit Wochen Fußball-WM“

„In Dublin ist schon seit Wochen Fußball-WM“ beschreibt Christian Eichler (FAZ) die Vorfreude im Land des deutschen Vorrundengegners Irland. Ob das „grüne Fußballherz“ allerdings während der WM lange höher schlagen wird, ist nach der Abreise des wegen eines Streits mit Trainer McCarthy suspendierten Kapitäns Roy Keane fraglich. Ohne Zweifel: Die Chancen Eires sind ohne ihren Star von Manchester United deutlich gesunken. „Als Puffer zwischen der grauen Realität und dem grünen Traum“, so Eichler weiter, „bleiben dann die vielen Theken Dublins, an denen das schwarze Stout-Bier schon morgens um halb sieben fließen wird.“

Außerdem: öffentlichkeitswirksamer Streik in Südkorea, Japans Fußball droht der finanzielle Kollaps, neues von fernöstlichen Essgewohnheiten, ein Interview mit Zidane und ein Blick von außen auf den deutschen Fußball.

Der 60-jährige Organisationschef und Lebenspartner der Opernsängerin Anna Maria Kaufmann Bernd Pfaff hat mit Organisation der Reise nach Fernost und der Betreuung des Kaders Schwerstarbeit zu leisten. Vom Eintreffen der deutschen Nationalmannschaft in ihrem Quartier im japanischen Miyazaki berichtet Jan Christian Müller (FR 24.5.) vor Ort. „In die japanischen Mentalität können sich die Spieler einlesen. Jeder Nationalspieler bekam Tokyo Tango von Uwe Schmitt als Reiselektüre für den elfstündigen Flug, 17 Kapitel über Kultur und Geschichte, über Fußball, über die Rolle der Frau in Japan. Pfaff hat den Führungsspielern Kahn und Bierhoff gesagt, sie sollten mit dafür sorgen, dass die Spieler nicht mit einem Tunnelblick nach Japan reisen. Schaut rechts und links, denkt Euch in die japanische Welt hinein. Sonst kommt Frust auf. Das Gepäck soll bereits während des letzten Gruppenspiels gegen Kamerun am 11. Juni in Shizuoka auf die sükoreanische Insel Jeju geflogen werden. „Es gibt einen worst case“, erläutert Pfaff, „das ganze Gepäck ist schon auf Jeju und wir scheiden aus. Das wäre für mich als Organisations-Verantwortlicher eine Katastrophe.“ Damit die Profis komplikationslos kommunizieren können, stellt der DFB ihnen zudem je ein Handy zur Verfügung. Die Gespräche müssen sie selbst bezahlen. Pfaff: „Das wird am Ende sauber abgerechnet.““

Wie auch immer das WM-Turnier ausgeht, für den japanischen Fußball stehen schwere Zeiten ins Haus. Beispielsweise die Yokohama Merinos, ein jahrelang üppig von der Autofirma Nissan ausgehaltenes Erfolgsteam, stehen bald ohne Sponsor da. Die große japanische Zeitung Asahi Shimbun hat herausgefunden, dass im vergangenen Krisenjahrzehnt fast 200 Fußball- und Baseballmannschaften eingegangen sind, weil ihnen die Industriesponsoren den Geldhahn zugedreht haben. Auch große Gesellschaften wie All Nippon Airways und der Telekom-Gigant NTT oder auch der Arbeitgeberverband Keidanren haben ihre Zuwendungen drastisch gekürzt. „Der Unternehmenssport war für Japan, was die Staatsamateure für den Ostblock bedeuteten, jetzt funktioniert das System nicht mehr“, stellt Sakonju Terukazu fest. Angesichts dieser Konjunkturabhängigkeit könnten reiche Städte und Gemeinden einspringen und Profivereine nach europäischem Vorbild gegründet werden, denen die früheren Patrone nun als Werbepartner zur Seite stehen.

„Die südkoreanischen Gewerkschaften haben einen Hang zum dramatischen Auftritt. Internationale Aufmerksamkeit nutzen sie gern als Hebel, um ihre Forderungen durchzusetzen, berichtet Anne Scheppen (FAZ 23.5.). Die Bannmeilen für die Fußballweltmeisterschaft sind schon gezogen – nur dass sie auch von protestierenden Arbeitnehmern respektiert werden müssen, ist neu. Eigentlich hatte die südkoreanische Regierung die Gewerkschaften aufgefordert, während der Weltmeisterschaft von Ende Mai bis Ende Juni auf Streiks und Proteste zu verzichten. Wer in dieser wichtigen Zeit streike, schade dem Ansehen Südkoreas, warnte Ministerpräsident Lee Han-dong. Doch dieses Anliegen fand kein Gehör. Eineinhalb Wochen vor dem Eröffnungsspiel in der Hauptstadt Seoul hat der Dachverband der Gewerkschaften KCTU auf unbestimmte Zeit zum Streik aufgerufen.

Von den Essgewohnheiten des Gastgeberlandes Korea berichtet Dorothee Wenner (Die Zeit23.5.). In einem „Spezialitätenlokal gibt es fünf verschiedene Hundegerichte, die meisten Gäste beginnen mit gekochtem Hund als Vorspeise. Fast alle koreanischen Ärzte empfehlen ihren Patienten nach Knochenbrüchen und schweren Operationen Hundefleischverzehr (…), es sei außerdem gut gegen Tuberkulose, Frühjahrsmüdigkeit und Hitzeauszehrung und verhindere Mangelsymptome bei stillenden Frauen.“ Diese „Lebensmitteltheorie“ scheint aber nicht alle zu überzeugen, „der Weltfußballverband Fifa kritisierte angesichts der bevorstehenden Weltmeisterschaft die koreanischen Esssitten (…) Nun soll nicht der Eindruck geschehen, ein jeder Koreaner würde täglich einen halben Dackel essen – Hundefleisch ist eine relativ teure Spezialität, die fast ausschließlich in besonderen Restaurants serviert wird. Trotzdem ließen Koreas Gastwirte die Kritik nicht auf sich sitzen. Während der Fußballweltmeisterschaft werden sie in der Nähe der Stadien bei den ausländischen Gästen für den Genuss von Hundefleisch werben.“

zwei Pressestimmen (FAZ und Guardian ) zum Rausschmiss Roy Keanes aus Irlands Kader

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