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Jörn Andersen, Trainer von RW Oberhausen – falsche und veraltete Trainingsmethoden in der Bundesliga – neuer Ausraster von Michael A. Roth

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Jörn Andersen, Trainer von RW Oberhausen – falsche und veraltete Trainingsmethoden in der Bundesliga – neuer Ausraster von Michael A. Roth

Am Rande der Fußballidyllen Dortmund und Schalke

Ulrich Hartmann (SZ 6.10.) widmet sich der Aufgabe Jörn Andersens in Oberhausen: „In der Vereinsgaststätte von Rot-Weiß Oberhausen hören sie am liebsten WDR4. Gute-Laune-Radio mit Schlagern und Schnulzen. „Heute haben wir Zeit, Morgen ist unendlich weit“, schmalzte Vicky Leandros dort aus den Lautsprechern, als Jörn Andersen Ende der Woche sein Mittagessen einnahm. Bei Eintopf mit Kartoffeln und Hackfleisch hat er erzählt, dass er eines Tages gerne norwegischer Nationaltrainer wäre. Es müsse auch wunderbar sein, fand er, den FC Bayern München zu trainieren. Er wolle schließlich voran kommen und nicht auf ewig Trainer bei RWO bleiben. Seit drei Monaten gibt Jörn Andersen, 40, den Übungsleiter beim Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen. Für die zweite Hälfte seines Fußball-Lebens hat sich der frühere Torjäger eine Karriere als Trainer vorgenommen. Es gibt allerdings Unwägbarkeiten auf dem Weg in den siebten Himmel: zum Beispiel Oberhausens Fußball-Boss Hermann Schulz. Der Bauunternehmer hat binnen fünf Zweitliga-Jahren bereits sechs Trainer vor die Tür gesetzt. In Oberhausen ist Morgen nie unendlich weit (…) Man setzt in Oberhausen auf jüngeres Personal und auf einen juvenilen Trainer, der ein offensives System etablieren soll. „Ich gucke erst im November auf die Tabelle“, sagt Schulz so generös wie bedrohlich. Dabei ist der Klassenerhalt, wenn man dem Vereinsboss glauben darf, dramatisch wichtig für Rot-Weiß Oberhausen. „Wenn wir absteigen, werden wir die Lizenz für die Regionalliga erst gar nicht beantragen“, sagt er. „Unsere Alternativen heißen: Zweite Liga oder Breitensport.“ Schulz fürchtet sich nach sechs harten Zweitliga-Jahren vor der teuren und unattraktiven Regionalliga. In diese graue Mischung aus Hoffnung und Apokalypse ist Jörn Andersen nun hinein geraten. 243 Bundesligaspiele hat er bestritten, ehe er 1995 in die Schweiz ging, um erst in Zürich zu spielen und dann in Locarno und Luzern Trainer zu werden. Mit seiner Frau, seinen Kindern und einer sehr genauen Vorstellung vom offensiven 4-4-2-System ist Andersen nun nach Oberhausen gezogen, in jene Stadt, die am Rande der Fußballidyllen Dortmund und Schalke liegt und in der man bei Heimspielen nur auf 4000 Zuschauer kommt. Trotzdem ist der neue Job für Andersen eine große Sache.“

Gerd Schneider (FAZ 7.10.) kann es nicht fassen: „Man kann nun wirklich nicht behaupten, daß Michael A. Roth, der Präsident des Fußball-Traditionsklubs 1. FC Nürnberg, mit seinen Analysen häufig ins Schwarze träfe. Aber so daneben wie am Sonntag lag der umstrittene Club-Patriarch schon lange nicht mehr. Ich habe eine Pistole samt Waffenschein und würde einigen (Spielern) am liebsten das Hirn durchpusten, so zitierte ihn die Nürnberger Abendzeitung nach dem 1:2 gegen den VfB Lübeck. Den Club-Profis sei geraten, vorsichtshalber in Deckung zu gehen und den Kopf einzuziehen, falls Roth erscheint. Auch wenn mancher Schuß nach hinten losgeht.“

Trainingsmethodik scheint nicht auf dem neuesten Stand zu sein

Joachim Mölter (BLZ 7.10.) verneint die gängige Auffassung von der Überlastung der Profis: „Am nächsten Sonnabend ist nur ein Länderspiel, aber danach geht es bis Ende Oktober im Drei-Tages-Rhythmus weiter. Das wird wieder ein Wehklagen geben unter den Fußball-Profis: Belastungsgrenze erreicht! Unzumutbar!! Egal, wie gestresst die Kicker auch sein mögen: Sie werden nicht müde zu betonen, wie müde sie doch sind, und das schon im Herbst, wo die Saison gerade begonnen hat. Beim stets vorauseilenden FC Bayern haben sie bereits vor drei Wochen angefangen, über die Strapazen zu klagen, bezeichnenderweise nach der 2:3-Niederlage in Wolfsburg. Es ist tatsächlich ein Dauerthema, das zum Überdruss werden könnte, meint der Sportmediziner Wilfried Kindermann, lange Internist des Nationalteams. Volker Finke, Trainer des Freiburger SC, war die Jammerei schon vor zwei Jahren zu viel. Bei einer Tagung des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer fand er: Andere Sportarten lachen uns teilweise aus. Grund dazu hätten sie: In anderen Mannschaftssportarten hier zu Lande wird mehr gespielt als im Fußball – und weniger gejammert. Warum das so ist, weiß keiner. Vergleicht man Meisterschafts- und Pokalbegegnungen, europäische Wettbewerbe, Länderspiele und WM- oder EM-Turniere, dann können deutsche Eishockey-Profis in dieser Saison auf rund hundert Einsätze kommen, rund ein Drittel mehr als die Kicker (69). Nur die Volleyballer werden ähnlich wenig beansprucht. Im Hockey, sagt dessen Sportdirektor Lutz Nordmann, werden in Spielzeiten vor Olympia bisweilen vierzig, fünfzig, sechzig Länderspiele bestritten, freilich nicht alle als offizielle (…) Es gibt keine vergleichenden Studien über die unterschiedlichen Intensitäten in den einzelnen Disziplinen, weitgehend ist man sich aber darin einig, dass im Fußball viel Ausdauer gefordert ist. In den meisten anderen Sportarten ist indes mehr Tempo im Spiel, Handball-Bundestrainer Heiner Brand vergleicht da gern mit dem Ski-Langlauf: Der Sprint und die 50 Kilometer sind beides extreme Belastungen, halt jeweils anders geartet. In einer Studie zur Leistungsphysiologie im Fußball kamen Kindermann und sein Kollege Tim Meyer zu der Erkenntnis, dass Fußball-Profis während eines Spiels zwischen sieben und dreizehn Kilometer zurücklegen. Eine Zahl, die von Außenstehenden bezweifelt wird. Dann müsste einer ja hundert Mal die Seitenlinie rauf- und runterrennen, rechnet Nowitzkis Betreuer Holger Geschwindner vor: Die meisten gehen doch nur spazieren. Da hat er sogar Recht: Fußballspieler bewältigen zwei Drittel ihrer Laufstrecke gehend oder trabend, nur etwa zehn Prozent sprintend. Was also gibt es zu jammern? Die Herbstmüdigkeit der Fußballer lässt sich auf drei Gründe zurückführen. Die Trainingsmethodik scheint nicht auf dem neuesten Stand zu sein.“

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