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Kerner: Dummheit im Dienst?

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Kerner: Dummheit im Dienst?

Bayer Leverkusen: Calmund zum ersten Mal in der Kritik, Matthias Sammer schwärmt, „Dummheit im Dienst“ bei Kerner

„Bayer Leverkusen hat den entscheidenden Schritt zum Verbleib in der Erstklassigkeit getan“, bejaht die FAZ heute ohne Hohn und Schadenfreude die Entlassung von Trainer Klaus Toppmöller nach der erneuten Heimniederlage gegen Hansa Rostock. Ausschlaggebend war der Eindruck, den die Werkself auf dem Platz hinterlassen hatte: es war die „lethargische Gesamtvorstellung“ (FAZ) des „momentan schlechtesten Teams der Liga“ (SZ). Die taz schreibt dazu: „Eine Ruine von Fußballmannschaft kämpfte mit sich selbst, spielerisch erbärmlich, ohne Power und Willen, konteranfällig, verunsichert, nervenblank.“ Vor einem halben Jahr hätten Fußball-Experten den Sturz des Champions-League-Finalisten für unmöglich gehalten. So paradox es jedoch klingen mag, es scheint tatsächlich eine Konstante in Leverkusen zu geben, „ein Gesetz: Bei wichtigen Spielen bleibt Bayer grundsätzlich zweiter Sieger“ (taz).

In die Kritik gerät dabei – wohl zum ersten mal in seiner Karriere – Manager Reiner Calmund, dem die Experten inkonsequentes Krisenmanagement vorhalten. Außerdem sei der „Folklore-Pate“ (FR) darauf fixiert, sein rheinländisches Gutmenschenimage unangetastet zu sehen. „Willkommen bei Calmunds Mitleids-Show!“ ruft die taz bei dessen betont herzbewegenden Auftritten dazwischen. Allerdings besteht an Notwendigkeit und Richtigkeit des Trainerwechsels kein Zweifel. Abseits aller berechtigten Kritik an Toppmöller: Merkt Fußball-Deutschland eigentlich, was an dem „modernen Sisyphos“ (SZ) verloren gegangen ist? Die Financial Times Deutschland tut es: „Für einen Moment lang hat er den in der Liga seit den 70er Jahren dominierenden Spielstil á la Bayern entlarvt als das, was er ist: langweiliger, überheblicher, arroganter Effizienzfußball.“ Hoffen wir also, dass der Romantiker nicht allzu lange untertaucht.

Außerdem: „Matthias Sammer als Schwärmer – in dieser Rolle kannte die Öffentlichkeit den Trainer von Borussia Dortmund bisher nicht“, liest man in der FAZ nach dem ungewohnt lockeren 4:1 des deutschen Meisters über Kontrahent Bochum. Und: „Noch nie in den 40 Jahren Bundesliga war der Unterschied zwischen Rot und Blau in München so gewaltig“, schreibt der Tagesspiegel über das 5:0 der Bayern gegen die Löwen.

Das Streiflicht (SZ 17.2.) spricht dem Fußballfreund aus der Seele. „Vor der Ewigkeit von einem halben Jahr tollten seine Leverkusener auf dem Feld herum, sahen aus wie Kinder: das Riesenbaby Lucio, der blonde Musterschüler Ramelow, der sensible Neuville mit dem Gesicht eines traurigen Clowns. Aber sie gewannen, das Leben war leicht wie ein Windhauch, der dem Trainer Toppmöller die grauen Haare zerwuschelte und seinen Mantel dermaßen aufblies, dass man ihn leicht mit einem Heißluftballon verwechseln konnte. Wer ihn hörte, den Trainer des Jahres, nahm eine Stimme wahr, die von tausend Zigaretten runtergetunt worden war auf den Klang eines Brummbären, gütig und nachsichtig und immer auch ein bisschen einschläfernd. Irgendwann waren die Leverkusener eingedöst, verloren alle Spiele, erst gegen Madrid und später auch gegen Cottbus. Irgendwann stand er allein am Rand: einer, der wie Sisyphos einen Stein den Berg hinaufwälzt, und wenn er fast oben ist, kullert der Stein wieder herunter – ein Stein, so mächtig wie der Manager Calmund, der ihn soeben entlassen hat. Klaus Toppmöller hat noch nie was gewonnen. Er stand immer kurz davor, ehe das gesamte Werk ins Rutschen geriet. Aber nur Menschen, die nicht nachdenken, werden ihn deshalb Floppmöller nennen. Er bleibt ja der einzige Trainer, der wenigstens vorübergehend Mannschaften bastelt, die die Fans träumen lassen bei so einem Spiel.“

Tim Bartz (FTD 17.2.) blickt zurück. „Der Fußballlehrer von der Mosel wird womöglich nur als Zeitgeistphänomen erinnerlich bleiben. Doch für einen Moment lang hat er den in der Liga seit den 70er Jahren dominierenden Spielstil á la Bayern entlarvt als das, was er ist: langweiliger, überheblicher, arroganter Effizienzfußball, der bei Beobachtern eher Verdruss schafft als Glücksmomente. Der gestern geschasste Bayer-Trainer, der Genussmensch mit dem Vogelnest auf dem Kopf und den hässlichsten Krawatten der Neuzeit, hat sie alle an der Nase herumgeführt, zeitweise. Hat spielen lassen wie vor ihm wohl nur Weisweiler, immer nach vorne und feste druff und Hauptsache ein Tor mehr als der Gegner. Hat Erwartungen geweckt, die er nicht halten konnte und ist zerbrochen an der kühlen Rationalität von Real Madrid in der Champions League und vor allem der Bayern. In ihrer unnachahmlichen Art haben die Münchner Toppmöllers Ideen geklaut in Gestalt von Michael Ballack und Zé Roberto. Die Strategie ist nicht neu, aber stets erfolgreich, wie sie in Karlsruhe, Nürnberg, Stuttgart, Bremen und anderswo bestätigen werden. Die fehlende Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells Bayer Leverkusen wurde in dem Moment deutlich, als der Klub mit Durchschnittskickern wie Kaluzny und Cris fast panisch nachbesserte.“

Andreas Burkert (SZ 17.2.) resümiert.“Toppmöllers Amtszeit endet als persönliches Fiasko, als Déjà-vu für einen sympathischen Coach, der mit seinem Erscheinen Euphorie und außergewöhnlichen Spieltrieb auslöst – und der sich im Gegenwind auf seltsame Art und Weise der Realität entsagt. Doch so sehr Toppmöller sein Scheitern förderte, indem er nur einem treu geblieben ist, nämlich sich selbst – so sehr hat dieses Desaster der Allmächtige unterm Bayerkreuz geprägt, Reiner Calmund. Früh schwächte Leverkusens Folkloremonopolist des Trainers Position und krönte die Demontage mit der Nennung der Abfindungssumme. Dennoch hielt der Manager viel zu ausdauernd fest am fußballerischen Schöngeist aus Rivenich, dem nach den Erfolgen der Vorsaison – wie es der malade Kapitän Nowotny bereits zur Winterpause beklagt hatte – die Profis „auf der Nase herumtanzten“. Erst in der letzten Halbzeit seines Wirkens brach Toppmöller mit dem Personal, das ihm nicht mehr folgte. Es war die verzweifelte Tat eines Gescheiterten.“

Peter Heß (FAZ 17.2.) ist von der Leverkusener Leistung geradezu erschüttert. “Die Begegnung vom Samstag kann als Lehrbeispiel dafür herhalten, wie sich ein führungsloses Team verhält. Ob Toppmöller seine Spieler nicht mehr erreichte oder sie das Gesagte nicht umsetzen konnten, ist einerlei: Die erschütternde Vorstellung zwang zum Handeln. Die Bayer-Mannschaft stellt derzeit eine Vereinigung von Nervenbündeln dar, die nicht mehr in der Lage ist, Grundregeln des Profifußballs zu befolgen, wie in vielen Szenen, vor allem bei den Gegentoren durch Salou, deutlich wurde. Die Diskrepanz zwischen Substanz und Leistung fällt dermaßen kraß aus, daß sich die Frage, welcher Trainer es denn besser machen könne, gar nicht stellt. Schlechter geht es nicht. Noch vor einem Dreivierteljahr galt Toppmöller als der Fußball-Lehrer, der aus Leverkusen das Optimale herausholte – ungeachtet der drei verpaßten Titel. Es war einfach eine Freude, dieser Mannschaft zuzusehen – beim Siegen und oft sogar in der Niederlage. Die Erklärung für den unheimlichen Absturz fällt schwer. Vielleicht gibt es keine vollständige. Aber die mitreißende Geschwindigkeit der Talfahrt liegt sicher auch in der schwindelerregenden Höhe begründet, die der Gipfelsturm zuvor erreicht hatte. Toppmöller, schon immer von sich überzeugt, verlor ein wenig die Basis unter den Füßen und die Realität aus dem Blick. Sein Hang, auf talentierte, aber als labil geltende Profis zu bauen, erwies sich in der Krise als verhängnisvoll.“

Jörg Stratmann (FAZ 17.2.) berichtet Hintergründe. „Ob Nachfolger Hörster schon gegen Newcastle Besserung bewirken kann, scheint zweifelhaft. Calmund hatte bereits angekündigt, daß die Bundesliga vorrangig sei und nicht jede Stammkraft auch in der Champions League eingesetzt werden solle. Doch danach wird dem 46 Jahre alten Hörster offensichtlich zugetraut, für eine Leistungssteigerung sorgen zu können. Das Geschäft lernte er von 1979 bis 1991 als Libero bei Bayer kennen. Seit 25 Jahren gehört er dem Klub an. Insgesamt bestritt er 332 Bundesligaspiele, erzielte 16 Tore und wurde zweimal für die Nationalelf nominiert. Mit der Olympiamannschaft von 1988 gewann er in Seoul Bronze, im selben Jahr gewann er mit Bayer den Uefa-Pokal. Als Trainer sind die Erfolge bislang bescheidener. Die A-Jugend von Bayer 04 führte er zur deutschen Meisterschaft, ehe er vor zwei Jahren die U-21 in der Regionalliga übernahm. Ein guter Taktiker und erstklassiger Trainer, bescheinigt ihm Calmund. Dazu gilt Hörster als harter Hund, der durchaus in der Lage sei, die Profis mit der nötigen Autorität zu führen. Kurz bevor sich Hörster aufmachte, sein Nachwuchsteam am Sonntag zum letzten Mal im Testspiel gegen die Amateure von Eintracht Frankfurt zu betreuen, erklärte er sich vor der Geschäftsführung bereit, die neue Aufgabe zu übernehmen. Weitere Einzelheiten, sagte Calmund, seien nicht besprochen worden. Zu den ungeklärten Fragen gehörte da auch noch, wer verpflichtet werden soll, um Hörster in der Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Dabei scheint Bayer ein Modell vorzuschweben, wie es einst Borussia Dortmund mit Neuling Matthias Sammer und dem erfahrenen Udo Lattek vorgemacht hatte. Gerüchte über den Kandidaten Rehhagel verflüchtigten sich allerdings noch am selben Tag. Rehhagel wolle seine derzeitige Aufgabe als Nationaltrainer Griechenlands nicht aufgeben. An diesem Montag wird Hörster also zunächst einmal allein die Aufgabe haben, über sein Debüt in der Champions League zu berichten. Dabei werden neuer Trainer und Klubführung mit ihren Gedanken aber ganz woanders sein.“

Bernd Müllender (FTD 17.2.) schreibt einen Abgesang auf das Bayer-Team. „Noch zur Pause des Rostock-Spiels hatte es so ausgesehen, als stünde der erste Trainerwechsel in einer Halbzeit an. Heftig gestikulierend und kopfschüttelnd saß da die Führungscrew um Calmund auf der Tribüne, man glaubte, jetzt werde der Manager entweder platzen oder herzbedingt ganz ausgewechselt. Dann hatte er sich mit Pudelmütze und dem schwarzen Riesenmantel wieder zugemümmelt und in die innere Immigration zurückgezogen. Der Auftritt gegen keineswegs starke Rostocker war leidenschaftslos, lethargisch, linkisch. Eine Ruine von Fußballmannschaft kämpfte mit sich selbst, spielerisch erbärmlich, ohne Kraft und Willen, konteranfällig, verunsichert, nervenblank. Toppmöller war schon lange mit seinem Latein am Ende gewesen. Gegen Rostock nahm er seinen ausgepfiffenen Kapitän Ramelow zusammen mit Berbatow zur Halbzeit vom Platz – und brachte mit Kleine und Amateur Schoof zwei Nachwuchsleute, die ähnlich dilettierten. Viele Gründe haben sich bei Bayer zu einer fatalen Abwärtsspirale zusammengefügt: Was die Abgänge Ballack und Zé Roberto für die Elf bedeuteten, zeigte sich erst, als sie weg waren. Jens Nowotnys Dauerverletzung riss eine Dauerlücke, andere Ausfälle kamen hinzu. Das alte Personal findet sich in neuer Situation nicht zurecht, weil sie noch lange trunken scheinen von vergangenen Taten. Und die Zukäufe erwiesen sich als Flops. Jan Simak, den Luftikus, hat auch Toppmöller nicht bändigen können und ihn schon „Pflegefall“ genannt. Der Brasilianer Franca, Toppmöllers Wunschspieler für 8 Mio. Euro, stolpert sich durch die Strafräume, dass man Angst um den Rasen hat. Hanno Balitsch oder Daniel Bierofka hätten in einem funktionierenden Team gute Chancen gehabt. So sind sie Vollstreckungsgehilfen des Niedergangs.“

Zum Verhalten von Reiner Calmund heißt es bei Christoph Biermann (SZ 15.2.). „Angesichts der sportlichen Talfahrt ist auch der Manager in die Kritik geraten. Das ist neu. „Volkstümlich zum Misserfolg“, titelte der Kölner Stadt-Anzeiger und fand, Calmund würde in Krisen die Schuld immer auf andere abwälzen. Zuletzt riefen Zuschauer in der BayArena das Unvorstellbare: „Calli raus!“ Es war nur eine Minderheit, aber dem Manager musste es vorkommen, als würden Englands Royalisten den Sturz der Queen fordern. Schließlich er vor Jahren, als der Vertrag mit ihm verlängert werden sollte: „Warum das denn, das ist doch mein Verein.“ Mit Beginn der Spielzeit hatte sich Calmund bei seinem Verein in die zweite Reihe zurückgezogen. Inzwischen hat er längst wieder die „Pickelhaube aufgesetzt“ (Calmund) und kämpft an der Front. Draußen im Lande sollen die Menschen das Gefühl bekommen, dass der lustige Dicke es schon richten wird. Selbst Branchengrößen wie Bayern- Manager Uli Hoeneß sind der Ansicht: „Der Calli kriegt das wieder hin.“ Dabei ist nicht zu wenig, sondern zu viel Calmund mit ein Grund für die Leverkusener Malaise. Sein Krisenmanagement ist ein Musterbeispiel rheinischer Dialektik. Es ist nicht klar und streng, sondern ein wortreiches Lavieren. Man sollte es allerdings nicht für zielloses Gequatsche halten. „Er hat immer eine Botschaft, man muss nur aufpassen, dass man sie nicht verpasst“, sagt Meinolf Sprink, der Sportbeauftragte des Konzerns. Doch erweisen sich die Aussagen als zunehmend widersprüchlich.“

Thilo Knott (taz 17.2.) will Calmunds falsche Signale erkannt haben. “Nein, bitte, nicht weinen, wird schon alles gut, bald ist Frühling, auch in Leverkusen. Man möchte Reiner Calmund in den Arm nehmen und trösten. Ihn ins Bettchen bringen, noch einen Beruhigungstee zubereiten, damit sie ihn endlich in Ruhe lässt – diese böse, böse Abstiegsangst. Na, erwischt? Reingetappt in die Gefühlsfalle? Wie er am Samstagabend noch gackste: Emotional betroffen … aufgewühlt … keine Entscheidung … Nacht drüber schlafen. Um am Sonntag dann die Trainerentlassung – wie erwartet – zu verkünden. Schade, der Goldene Bär war da schon vergeben! Warum nur will man nicht glauben, dass er Klaus Toppmöller genauso kalkuliert vor die Türe gesetzt hat wie die anderen neun Trainer in den 15 Jahren zuvor? Es ist so: Die Figur Calmund verkörpert das romantische Moment in dieser so knallharten Fußballwelt. Sein Image: Der sympathische Verlierer, der XXL-Manager, der positiv Bekloppte (Selbstauskunft), der Bemitleidenswerte. Nein, so jemand kann nicht Schuld sein an sportlichen Niedergängen, Fehleinkäufen, missratenem Krisenmanagement.“

Helmut Schümann (Tsp 15.2.) porträtiert den Bayer-Manager. „Calmund ist ja so etwas wie das folkloristische Gewissen der Fußball-Bundesliga, der gemütliche Dicke mit dem Herz auf der Zunge und der Ausdrucksweise wie du und ich. Der Gemütsmann, der sich bar jeden Modeinstinkts mit Pudelmütze und Grunge-Bärtchen der Lächerlichkeit preisgibt und geradezu kindlich, mitunter kindisch, sein Herzblut für Bayer Leverkusen hergibt. Der Mann hat allerdings bislang neun Trainer in 15 Jahren durch den Verein geschleust, Toppmöller wäre der zehnte. Eine gewaltige Strecke, in der sich Calmund auch als eiskalter Pragmatiker widerspiegelt, als einer, der lieber feuert als in Selbstzweifel zu versinken. „Jeder macht Fehler“, hat er übers eigene Wirken geurteilt. Aber das ist auch so ein Satz, der ein bisschen ehrlich wirkt und ein bisschen banal, auf jeden Fall folgenlos war für ihn. Der Mann ist Fußball, mit Haut und Resthaar. Der war Fußballer bei Frechen 20, einer kleinen Stadt bei Köln, dann Trainer, Jugendwart, Geschäftsführer des Fußball-Kreises, Lokalsportredakteur und ab 1976 bei Bayer Leverkusen Stadionsprecher und Jugendleiter und ab 1988 Manager. Wie er entdeckt wurde für das Spiel und den Verein, das erklärt womöglich deutlicher, warum einer überbordet. Das Verdienst kommt Willibald Kremer zu, einem Trainer mit Meriten im soliden Bereich, dem am Rande eines unbedeutenden Jugendspiels in der Sportschule Hennef ein Zuschauer auffiel. Es stürmte und goss wie aus Kübeln, und wer bei so einem Sauwetter Jugendlichen beim Kicken zuschaut, muss verloren sein fürs Leben, weil er sein Leben schon dem Fußball geschenkt hat. Der Zuschauer war Reiner Calmund. Er hat das selber ja auch oft eingeräumt, dass er zu 95 Prozent für den Fußball lebt, für Bayer Leverkusen, und die restlichen fünf Prozent nicht frei ist für die Familie, darüber sind zwei Ehen zerbrochen. Der Verein, der Verein hat immer recht für so einen. Und wenn schon Ehen den Schwur nicht überleben, wie sollen dann Freundschaften halten mit Trainern, wenn es dem kompletten Verein schlecht geht?“

Zum Trainerwechsel wirft Thomas Kilchenstein (FR 17.2.) ein. „Es ist die schiere Not, die nackte Angst um die Existenz des Clubs, der ungeachtet der sportlichen Höhenflüge der vergangenen Jahre über keine gewachsene Tradition verfügt, was die Verantwortlichen dazu trieb, dem Trainer den Stuhl vor die Tür zu stellen. Ein Abstieg würde Bayer Leverkusen vermutlich weitaus härter treffen als andere Klubs. Wer würde wohl ein namenloses Bayer-Team durch die Niederungen der zweiten Liga begleiten? Und natürlich müssen sich die Bayer-Verantwortlichen jetzt ein paar unangenehme Fragen gefallen lassen, etwa die, wieso gerade Leverkusen einen derart hohen Verschleiss an namhaften Trainern hat: Stepanonvic, Ribbeck, Daum, Vogts, Toppmöller, allesamt mit bestens dotierten Kontrakten ausgestattat, mussten vorzeitig gehen. Und was hat Bayer eigentlich zuletzt gewonnen? 1993 das DFB-Pokal-Finale und davor 1988 den Uefa-Cup. Ansonsten? Vizekusen. Ein bisschen wenig für die immensen Summen – 28 Millionen Euro allein in dieser Saison – , die Calmund und Co. dank des mächtigen Konzerns im Rücken ausgeben durften. Zuletzt war es eher rausgeworfenes Geld.“

Borussia Dortmund – VfL Bochum 4:1

Nach Auffassung von Roland Zorn (FAZ 17.2.) hat Dortmunds Trainer Sammer sein Stilrepertoire erweitert. „Seitdem sich der stets dazulernende Fußballehrer am vergangenen Donnerstag zu seiner neuen Gelassenheit bekannte, hat er nicht nur sich selbst entkrampft. Also krittelte er auch nicht am möglicherweise noch zu knapp ausgefallenen Sieg seiner Spieler herum, denn ich will mich ja ein bißchen ändern. Wie der Herr, so’s G’scherr: Vier Tage vor dem wegweisenden Zwischenrundenspiel in der Champions League bei Titelverteidiger Real Madrid ergriff der neue Geist professioneller Lockerheit auch von den gelb-schwarzen Kickern Besitz. So spielfreudig und angriffslustig sahen die Zuschauer im Westfalenstadion ihr Team während dieser Saison noch nie. Matthias Sammer schien richtig froh darüber, das Druckventil gelöst und damit die Verspannungen in seinem Ensemble zumindest an diesem Samstag nachmittag aufgehoben zu haben. Wenn man ständig Druck ausübt, ist das bei einer jungen Mannschaft ein schmaler Grat. Es kann zu Verkrampfungen kommen, und die habe ich gesehen. Jedenfalls befreite sich die Borussia gerade rechtzeitig vor ihrer Rückkehr auf die große internationale Bühne von jenem Prozentfußball, der zweimal auf einer falschen Berechnung basierte. Die vermeidbaren jüngsten Auswärtsniederlagen in Berlin und Stuttgart wären vermutlich nicht zustande gekommen, hätte der BVB auch in diesen Begegnungen etwas mehr von der Leidenschaft und der Siegermentalität offenbart, die dem VfL Bochum keine Chance ließen. Sammer erschrak in den ersten 45 Minuten fast vor so viel Ungestüm seiner Mannschaft (…) Die Dortmunder genossen das Hochgefühl des revitalisierten Herausforderers, der nach langer Suche zu einem neuen, frischeren Selbstverständnis gefunden haben könnte. Wie so oft hat der Trainer, in der Klischee-Ecke als Genosse Griesgram abgestempelt, selbst Intimkenner verblüfft. So staunte der Dortmunder Manager Michael Meier über Sammers Häutung: Matthias gehört zu den Trainern, die völlig ungewöhnliche Wege einschlagen. Du mußt in einer Situation, in der es nicht ganz so gut läuft, auch mal überraschen. Dieser Coup ist geglückt, und die Spieler haben verstanden.“

Freddie Röckenhaus (SZ 17.2.). „Rechtzeitig vor dem Duell gegen die vermeintliche Übermannschaft von Real hat Sammer offenbar entdeckt, dass das Selbstvertrauen in Madrid entscheidend sein könnte. „Das wird unsere schwierigste Aufgabe in den nächsten Tagen sein“, gab Sammer an: „Uns klar zu machen, dass wir uns auf so einen Vergleich freuen können, und dass wir uns nicht verstecken dürfen. Zuletzt, gegen Milan, haben wir denen ja noch die Schuhe zugebunden vor Ehrfurcht.“ Wenn auch die Erkenntnisse aus der Partie gegen den in den Abwehr überforderten VfL Bochum nicht viel taugen mögen für das Spiel der Spiele in Madrid– ein paar Parallelen mochte man doch entdecken. Im Spielsystem der Bochumer etwa, das der Grundaufstellung von Madrid nicht unähnlich ist. Und auch generell in der Problematik, dass Reals Angriffs-Qualitäten die der Defensive bei weitem in den Schatten stellen. „Sicher ist Real anders besetzt als irgendeine andere Vereinsmannschaft“, gab Christoph Metzelder gewohnt abgeklärt zu bedenken, „aber sie haben in der Champions League ihr Potential bisher nur selten ausspielen können.“ Gegen Bochum rief dagegen Dortmund seine Möglichkeiten ab – beinahe zum ersten Mal in der laufenden Saison.“

1860 München – Bayern München 0:5

In den Augen von Martin Hägele (Tsp 17.2.) ist das Outfit von Löwen-Coach Pacult bezeichnend für die Spielweise seiner Mannschaft. „Wie ein Lehrling saß der Wiener in Trainingshose und blauem Dress auf dem Medien-Podium neben dem Herrn Hitzfeld, der wie immer im feinen Anzug erschienen war. Man konnte die Kräfteverhältnisse im Münchner Fußball bereits an der Kleiderordnung der beiden Sportchefs festmachen. Der große ist dem kleinen Stadtrivalen um eine ganze Atmosphäre voraus, noch nie in den 40 Jahren Bundesliga war der Unterschied zwischen Rot und Blau in München so gewaltig wie am Sonnabend. Internationalität ist ohnehin der große Trumpf des FC Bayern. Hitzfelds Ensemble kann sich jetzt wieder auf die Logik verlassen, die beim schmerzlichen Aus in der Champions League im Herbst verloren gegangen war: Nationalspieler aus Brasilien, Frankreich, Peru, England, Kroatien und natürlich mit Kahn, Ballack, Scholl und Deisler vier herausragende gute deutsche Profis – eine solche Auswahl kann sich problemlos auf ein Geduldsspiel einlassen mit einer biederen, bodenständigen Mannschaft wie 1860 München. Hämisch hatten Anhänger aus der Bayern-Südkurve auf eine Fahne gepinselt, was sie vom Gegner halten. „TSV 1859 und ein schwarzer Löwe hinter roten Gittern“. Den Sechzigern das Geburtsdatum gefälscht und sie ins Bayern-Gefängnis gesteckt. Das – zugegeben etwas unverschämte – Bild illustriert die Situation im Münchner Fußball. Es gibt kein Vorbeikommen an den Bayern, das ist für 1860 harte Realität.“

Philipp Selldorf (SZ 17.2.) schreibt über Scholl. „Im Wettbewerb mit dem Titel Wer ist der bekannteste Hypochonder im ganzen Land? könnte Mehmet Scholl nämlich einen Platz ganz vorne einnehmen, wenn ihm nicht der ewig über Zipperlein dozierende Fernseh-Doktor Harald Schmidt zuvorkäme, und wenn ihm die Ärzte nicht manchmal, leider, leider, ein Attest ausstellen müssten. Für die laufende Rückrunde hatte sich Scholl nicht zum ersten Mal vorgenommen, dass er endlich gesund bleiben wolle, und bisher klappt das auch ganz gut, sieht man von einer Grippe ab, die ihn am Einsatz in Bielefeld hinderte. Bei der Arminia gab es dann ein karges 0:0. Wenn Mehmet Scholl mitspielt, zählt er fast immer zu den besten Bayern- Spielern, und diese Wertung gilt nicht dem künstlerischen Ausdruck, den er mit Leichtigkeit anspruchsvoll erfüllt, sondern auch der Effektivität seiner Auftritte (…) Nur einer redete nicht über Mehmet Scholl – und das war Mehmet Scholl. Außer seiner feinen Ballführung und seinen Finten hat er auch die Technik des Understatement kultiviert, weil er glaubt, dass ihn die Leute dann in Ruhe lassen und er nicht im Mittelpunkt stehen muss. Dorthin drängte er Sebastian Deisler (der das schöne Vorspiel zum 5:0 beigetragen hatte), indem er behauptete, er habe „selten einen so guten Fußballspieler gesehen – weder bei Bayern München noch sonstwo“. Er lobte auch die Kollegen Linke und Kovac („unser Erfolgsrezept liegt in der Abwehr“), und über sein Freistoßtor sagte er, dass „da natürlich ’ne Menge Glück ’zugehört“. Lieber verwies er auf den Mitspieler Ballack, „der grandiose Freistöße schießt“. Den Vergleich mit Figo wies er zurück wie der bescheidene Nobelpreisträger, der anmerkt, er habe doch nur ein paar klitzekleine Berechnungen angestellt, die halt zufällig die Raumfahrt revolutionieren.“

Mac Schümann (FTD 17.2.) glaubt. „Was kann die Bundesliga jetzt gegen den FC Bayern tun? Etwa so viel wie eine Lastwagenkolonne gegen einen Porsche. Wenn die Bayern Gas geben, sausen sie gerade-aus – keinen vor sich, keinen neben sich, und die hinter sich sehen sie auch immer verschwommener. Nur hier und da kommt es vor, dass sie ein bisschen wegdösen, dann tuckern sie mal die rechte Spur entlang wie beim 1:1 letzte Woche gegen den Hamburger SV, aber sie können ja jederzeit wieder Gas geben. Der Motor ist stark, und der Tank ist voll. „Ich möchte mich bei unseren Fans entschuldigen für die letzten 30 Minuten“, sagte Peter Pacult, der Trainer von 1860. Das kann er gern tun und er tut das auch mit Recht. Aber er muss auch damit leben, dass 1860 nun einmal zu den 16 Mannschaften der Liga gehört, die keinen Garantieschein aufs Oben-dabei-sein haben, die sich mühen müssen und ackern und schuften um jeden Punkt, weil sie sonst unversehens der zweiten Liga entgegentaumeln. Dazu braucht es nur ein bisschen Abschlusspech und Verletzungspech, Klaus Toppmöller in Leverkusen kann ein Lied davon singen. Krisensicher wirken allein Bayern und, mit Abstrichen, Dortmund.“

Christian Zaschke (SZ17.2.) fragt sich. „Was kann der Bundesliga-Trainer Peter Pacult? Er hat der Mannschaft ein System vermittelt. Sie steht recht gut in der Abwehr, sie kann blitzschnell umschalten auf Angriff. 1860 unter Pacult ist eine gute Kontermannschaft. Reicht das? In dieser Saison hat das Team außer in den Spielen gegen Oberhausen (Pokal) und gegen Bremen niemals einen Rückstand aufgeholt. Können die Sechziger nicht mehr kontern, entgleitet ihnen das Spiel, sie wissen nicht, was sie tun sollen. Dies ist entweder ein spielerisches Defizit des im Bundesliga-Vergleich recht gut besetzten Kaders. Oder es ist ein taktisches Defizit, ein Problem des Trainers. Pacult weiß, dass seine Mannschaft Probleme hat, dass Spiel zu gestalten. Er weiß es so sehr, dass er ihr das nicht mehr zutraut. Wenn das Team nach einer Stunde führt, wechselt er mit Vorliebe kreative Spieler aus und defensive ein. Er will das Ergebnis dann halten, noch extremer auf Konter spielen, statt der durch die Führung selbstbewussten Mannschaft die Gelegenheit zu geben, dass Spiel weiter zu dominieren. Der FC Bayern hat ihm am Samstag gezeigt, was herauskommen kann, wenn man die Initiative behält: ein Rausch, wunderbarer Fußball. Damit die Mannschaft des TSV 1860 so weit kommt, muss Pacult, der Anlagen zu einem guten Trainer hat, das Wichtigste noch lernen: seiner Mannschaft zu vertrauen.“

90 Minuten am Stück hat Matchwinner Scholl heuer selten gespielt. Joachim Mölter (FAZ 17.2.) schreibt dazu. „Das ist Mehmet Scholl erst zum zweiten Mal gelungen in dieser Saison; zehnmal hatte Hitzfeld ihn ein- oder ausgewechselt. Das ist wenig für einen, der im vorigen Sommer auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft verzichtet hat, um seine ständigen Verletzungen auszukurieren und noch einmal groß aufzuspielen. Aber Scholl hat es auch in dieser Saison immerzu irgendwo gezwickt, am Rücken, den Oberschenkeln, der Hüfte; zuletzt hatte ihn eine Erkältung mattgesetzt. Er ist einer der feinfühligsten Fußballspieler hierzulande, in jeder Hinsicht. Man hat gesehen, was er kann, wenn er fit ist, sagte Franz Beckenbauer, die ergraute Eminenz des FC Bayern. Was aus Mehmet Scholl hätte werden können, wenn er immer gesund geblieben wäre, ahnten am Samstag viele. Wer weiß, wie das 197. Derby zwischen den beiden Klubs ausgegangen wäre, hätte nicht Scholl für das 1:0 gesorgt – mit einem Freistoß aus dreißig Metern Entfernung, den er zentimetergenau via Innenpfosten ins Tor zirkelte (…) Der Fußball-Profi Mehmet Scholl hatte nur seinen Job gemacht. Mit Leidenschaft geht er seit längerem anderen Dingen nach. Mit den Musikern der Münchner Band Sportfreunde Stiller ist er befreundet, er hat eine CD zusammengestellt mit deutschem Indie-Pop, und während der WM 2002 hat er in Münchner Klubs sein Nachtwerk verrichtet als DJ. Nach dem Derby flog er gleich weiter zur Verleihung des Musikpreises Echo nach Berlin. Man könnte glauben, der dienstälteste Bayern-Profi (seit 1992) habe mit seiner Fußball-Karriere innerlich schon abgeschlossen, lange bevor sein bis 2004 geltender Vertrag ausläuft – hätte er zuvor nicht so brillant aufgespielt. Wenn Mehmet Scholl sein Tagwerk denn genossen hat, dann tat er es nicht öffentlich. Eher wie ein stiller Sportfreund (…) Selbst das für gewöhnlich brisante Derby kam einem wie lediglich eine von 34 Etappen vor. Die erste Halbzeit war bemerkenswert emotionslos verlaufen, sowohl auf dem Rasen wie auch auf den Tribünen; in der Pause haben wir dann beschlossen, selbst für Stimmung zu sorgen, erzählte Bayern-Torwart Oliver Kahn. Als die Sechziger nach dem Rückstand offensiver wurden, wurden sie ausgekontert.“

Reaktionen in München taz

Zur Situation von Trainer Hitzfeld lesen wir von Ralf Wiegand (SZ 15.2.). „Hitzfelds Situation hat sich seit vergangenem Herbst dramatisch verbessert. Damals stand der Trainer auf der Kippe, in vertrauten Runden verteilten die Verantwortlichen des Vereins selbst die Munition, mit der auf Hitzfeld geschossen werden durfte: zu wenig junge Spieler im Kader; Profis, die zu den Bayern kämen, würden eher schlechter als besser; die Führung der verwöhnten Mannschaft sei zu lasch. Offenbar bewahrten Hitzfeld nur seine Verdienste vor einem Rausschmiss, der Abschied zum Saisonende schien beschlossene Sache zu sein. Hitzfeld hat verstanden. Und gehorcht. Er hat seinen Stil geändert und die Hemmung, Regionalligaspieler aus der Schule von Hermann Gerland einzusetzen, abgebaut. Die Tabellensituation hilft ihm dabei. „Man kann die einzelnen Spieler besser ausbilden“, sagt Hitzfeld, und Rummenigge behauptet plötzlich, kein anderer Verein habe so viele junge Spieler im Team wie seiner. Er nennt Hargreaves, Feulner, Schweinsteiger und die Reihe dahinter: Lahm, Rensing, Trochowksi. So schnell geht das: Vor kurzem war Hitzfeld noch ein Jugend-Verhinderer, nun soll er der größte Jugend-Förderer des Landes sein. Ihm gefällt’s, er sagt: „Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand ist zurzeit ausgesprochen gut.“ Dennoch: Was diese Mannschaft kann, deckt die Bundesliga nicht auf. Ist die Abwehr, ein Schwachpunkt in der Champions League und bis zum HSV-Spiel beinahe acht Mal ohne Gegentor, wirklich so stabil, dass sie schon Real Madrid standhalten würde? Wird Hitzfeld aus Deisler, Ballack, Scholl und Zé Roberto jenes zauberhafte Mittelfeld formen, das nicht nur Energie Cottbus, sondern auch Arsenal London beherrschen kann?“

Joachim Mölter (FAZ 15.2.). „Alle drei Tage ändern sich die Aussagen von und über Elber. Kaum hatte der FC Bayern den Eindruck erweckt, seinen unzufriedenen Angreifer nach dieser Spielzeit ziehen zu lassen, wenn er dafür in Gestalt des Kaiserslauterners Miroslav Klose Ersatz bekäme, da schreckten die Verantwortlichen schon wieder zurück vor einer Verpflichtung des deutschen Nationalspielers. Daß Klose bis zum Jahr 2007 Fußballschuhe der Marke Nike tragen muß, sei grundsätzlich ein Hindernis, erklärte Rummenigge; denn der FC Bayern läßt sich seit Jahrzehnten vom Nike-Konkurrenten Adidas ausrüsten. Nun plant der Klub wieder mal weiter mit Elber, vor allem, weil ich gelesen habe, daß er jetzt doch bis 2004 bleiben will, wie Rummenigge sagte. Das hat Elber tatsächlich gesagt, aber schon vor drei Tagen. Die Entscheidung ist somit nur vorläufig endgültig. Was Elber das Leben und Spielen in München in diesen Wochen noch am erträglichsten macht, ist wohl die Unterstützung von Trainer Hitzfeld. Der nimmt ihn unbeirrt gegen alle Vorwürfe in Schutz. In Sachen Tore liege der Brasilianer sowieso im Soll. Dafür revanchiert sich Elber, indem er nichts auf seinen Coach kommen läßt, sobald der in die Kritik gerät. Manchmal hat man den Eindruck, die beiden haben sich zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengeschlossen. Daß Hitzfeld zufälligerweise in dieser Woche bestätigte, daß er Angebote von spanischen Spitzenklubs habe, aber seinen ebenfalls bis 2004 laufenden Vertrag zu erfüllen gedenke, paßt da ins Bild. Länger als bis 2004 wird Elber sicher nicht in München bleiben, und für die Zeit danach hat er dem Klub schon einen Nachfolger vorgeschlagen: Jung-Nationalspieler Benjamin Lauth vom TSV 1860.“

1. FC Nürnberg – Werder Bremen 1:0

Wolfgang Laaß (FAZ 17.2.). „Die Art und Weise, wie nach 105 Tagen erstmals wieder drei Punkte im Frankenstadion erarbeitet worden waren, läßt hoffen. Zumal drei Pleiten zum Rückrundenbeginn beim krisenanfälligen 1. FC Nürnberg ein heftiges Donnerwetter heraufbeschworen hatten. Wie am Valznerweiher üblich, wurde wieder einmal gezweifelt, ob der Club überhaupt noch erstklassig kicken könne. Fürs erste widerlegten die Spieler ihre Kritiker: Der 1. FCN lebt noch. Lars Müller traf mit freundlicher Unterstützung des erstmalig nominierten Werder-Torwarts Jakub Wierzchowski zum Tor des Tages. Auch wenn’s abgedroschen klingt, sagte Abwehrspieler Frey, aber wir haben über Kampf zu unserem Spiel gefunden. Weil sich jeder Nürnberger diesmal nicht zu schade war, auch mal Fehler des Kollegen auszubügeln. Ich hoffe, daß meine Mannschaft nun endlich kapiert hat, wie es in der Bundesliga zugeht, kommentierte Trainer Klaus Augenthaler den Arbeitssieg. Auch Präsident Michael A. Roth, in den Tagen zuvor trotz sportlicher Misere verdächtig ruhig geblieben, lobte die offenbar sinnvoll genutzten Übungseinheiten unter der Woche und unseren guten Trainer.“

Ralf Wiegand (SZ 17.2.). „Das Torwartproblem der Bremer, die binnen vier Spielen einen sagenhaften Abstieg genommen haben vom Bayern-Jäger über einen Champions- League-Anwärter zum Uefa-Cup-Wackelkandidaten, hat sich noch einmal verschärft. Operation gelungen, Patient tot. Es sind ja nicht in erster Linie die Fehler des Torstehers an sich, welche die Mannschaft schwächen, es ist das fehlende Vertrauen in den allerletzten Mann. Das strahlt auf die Elf aus, die weiß: Vielleicht verliert der Keeper das Spiel nicht, aber er gewinnt auch keines.“

Zur Situation des mittlerweile auf die Ersatzbank verbannten Bremer Torhüter Borel heißt es bei Horst Böker (FR 15.2.). „Der 24-Jährige, vor viereinhalb Jahren von Waldhof Mannheim an die Weser gelotst und in der Obhut der Regionalliga-Amateure ausgebildet, macht unliebsame Bekanntschaft mit den Automatismen der Liga. Weil er aus der dritten Liga kommt, bedauert Schaaf, hat er nie Kredit bei der Presse und den Fans gehabt. Es sei das eingetreten, was der Förderer vermeiden wollte. Ihm wird fast jedes Gegentor angekreidet. Noch mehr: Jeder Rückpass wird mit einem Raunen bedacht, bei harmlosen Bällen tönt höhnischer Beifall durchs Weserstadion. Für viele Fans ist der Tormann eher Feind als Freund. Unfair, findet das Sportdirektor Klaus Allofs, er ist ein talentierter Torwart, aber er wird weiter Fehler machen. Doch die sind für einen selbst ernannten Anwärter auf die Champions League fatal. Ginge es nach Gegentoren – Werder wäre längst ein Abstiegskandidat. Bremens Schlussmann hat öfter hinter sich gegriffen als Oliver Kahn und Jens Lehmann zusammen. Bei Kahn sagen alle: Okay, das war ein Bock, weiter geht’s. Hier wird jeder kleinste Torwartfehler zerlegt, kritisiert Schaaf.“

Gerd Schneider (FAZ 15.2.) analysiert die Position von Klaus Augenthaler. „Seit fast genau drei Jahren arbeitet der Weltmeister von 1990 beim notorisch klammen und notorisch unruhigen Club – und wenn man genau hinschaut, muß man zu dem Schluß kommen: Seit der Rückkehr in die Bundesliga vor anderthalb Jahren geht es mit Augenthaler und seinen Nürnbergern auf und ab, aber nicht vorwärts. Im vergangenen Jahr mit letzter Müh‘ den Abstieg vermieden, fällt Augenthalers Team auch in dieser Serie von einer Verlegenheit in die andere. Respektablen Auftritten im Frühherbst folgten scheinbar unerklärliche Schwächeanfälle (…) Hinter der aktuellen Notlage könnte mehr stecken als eine dieser Krisen, die wie Platzregen über Fußball-Franken niederzugehen scheinen. Vermutlich entscheiden die nächsten Wochen über Augenthalers Zukunft. Daß das Vertrauensverhältnis zwischen dem Trainer und dem Club-Präsidenten Michael A. Roth erste Risse bekommen hat, war schon im Dezember nicht zu übersehen. Der Teppich-Mogul spricht jetzt auffallend oft von der Verantwortung des Trainers. Das ist ein schlechtes Zeichen. Doch auch bei Augenthaler wollen Beobachter erstmals resignative Untertöne ausgemacht haben. Die Art und Weise, wie der knorrige Bayer gelegentlich die Profis abkanzelt (das sind keine Kerle, das sind Memmen), läßt erahnen, wie sehr er, der einstige Libero von Weltgeltung, unter den limitierten finanziellen Verhältnissen des Clubs und der spielerischen Begrenztheit seiner Mannschaft leidet. Noch, sagt er, mache ihm die Arbeit Spaß. Aber Augenthaler erwähnt auch, daß er dafür einen hohen Preis zahlt. Jeden Tag macht er sich mit dem Auto auf den 172 Kilometer langen Weg zwischen seinem Wohnort Baldham in der Nähe von München und Nürnberg, Privatleben habe ich ohnehin keines mehr. Kenner der Nürnberger Fußball-Szene sind sich sicher, es braut sich wieder einmal etwas zusammen.“

Schalke 04 – VfB Stuttgart 2:0

Zum ersten Schalker Heimsieg seit Oktober meint Claus Dieterle (FAZ 17.2.). „Das Gerede vom Arena-Fluch hat Neubarth stets als Quatsch abgetan. Schon deswegen, weil Aberglauben nicht in die hanseatisch-nüchtern geprägte Welt des Schalker Trainers paßt. Aber einen Mangel an Selbstvertrauen hat Neubarth bei seiner Mannschaft zuletzt schon festgestellt. Die latente Unsicherheit war auch am Samstag in den letzten zwanzig Minuten zu spüren. Ein Treffer des überraschend harmlosen VfB, bei dem sich weder die hochgelobte Mittelfeldachse Soldo/Balakow noch das Sturmduo Kuranyi/Amanatidis entfalten konnten, hätte die bis dahin heile Schalker Welt ganz schnell wieder ins Wanken gebracht. Selbst der Schalker Manager Rudi Assauer mag der Standhaftigkeit des eigenen Teams noch nicht so recht über den Weg trauen: Ob der Knoten geplatzt ist, sehen wir am Samstag. Dann kommt der Tabellenzweite Borussia Dortmund in die Arena; der große Nachbar des Tabellenvierten dürfte bei aller Wertschätzung der neuen schwäbischen Fußballkunst ein anderes Kaliber sein. Das Derby bietet den Schalkern die Chance, dem Rivalen bis auf einen Punkt auf die Pelle zu rücken. Was Einstellung im Fußball ausmacht, dafür lieferte die Notelf von Frank Neubarth am Samstag anschauliche Belege. Während die Stuttgarter nach den Erfolgen der jüngsten Vergangenheit glaubten, mit spielerischen Mitteln allein bestehen zu können, zwangen ihnen die aggressiven, hochmotivierten Schalker ihren Willen auf.“

Ulrich Hartmann (SZ 17.2.) meint dazu. „Wenn man Kartoffeln, Eier, Mehl und Muskatnuss zu einem Teig mischt, kleine Röllchen daraus zwirbelt und diese kurz im Salzwasser kocht, dann erhält man eine schwäbische Spezialität: Schupfnudeln, auch Buaba-schpitzla. Die Zubereitung ist so einfach, dass man sie sogar im Ruhrgebiet beherrscht. Zum Beispiel beim FC Schalke04, der sie Presseleuten vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart serviert hat. Wenn man juvenile Dynamiker, betagte Routiniers und eine laufintensive Strategie zu einem Fußballteam mischt, kleine Erfolgsserien daraus formt und diese medial aufkocht, dann erhält man eine weitere schwäbische Spezialität: den VfB Stuttgart, auch Schwabenexpress. Der spielte zuletzt so gut Fußball, dass man ihn auch im Ruhrgebiet fürchtete. Zum Beispiel bei Schalke, wo man vier Monate kein Liga-Heimspiel gewonnen hatte und die Sehnsucht nach der guten alten Zeit ebenso nährte wie jene Ängste, die zur Trainerdiskussion führten. Doch die Schalker Sorgen waren unnötig. Damit sich nämlich das schwäbische Fußballspiel dauerhaft mit einer ebensolchen Erfolgsgarantie zubereiten ließe wie regionale Teigwaren, bedürfte es einer ebenso zuverlässigen Umsetzung. Die aber gelingt den jungen Stuttgartern noch nicht.“

Hamburger SV – VfL Wolfsburg 2:0

Über die Wechselgerüchte um Stefan Effenberg schreibt Jan Christian Müller (FR 17.2.). “Peter Pander vergrub die Hände tief in den Taschen seiner Anzughose. Der Manager war nach dem 0:2 nicht gut gelaunt. Dass er nach der Niederlage auch noch unangenehme Fragen nach der Zukunft des Mittelfeldspielers Stefan Effenberg beantworten musste, hellte seine Miene nicht auf. Pander hatte mit der Verpflichtung des inzwischen 34-Jährigen im vergangenen Sommer ja auch eine Marketingoffensive verbunden. Ein gutes halbes Jahr später ist der ehrgeizige VfL-Architekt nicht nur gezwungen, das sportliche Mittelmaß zu verteidigen, sondern sieht sich entgegen der strategischen Planung von Klub und Konzern auch in Sachen Superstar in die Defensive gedrängt. Denn Effenberg hat sein Interesse an einem Wechsel zum Gegner vom Samstag längst erklärt; der Hamburger SV seinerseits sucht einen weniger verletzungsanfälligen Regisseur als Rodolfo Cardoso, mit dessen labiler Gesundheit das Spiel der Hamburger steht und fällt. Pander bemühte sich außerdem angestrengt, auch die Leistung seines bekanntesten Markenartikels in der AOL-Arena positiv zu verkaufen. Bloß jetzt nicht anecken bei der Diva in Stollenschuhen: Ich will keine Note eins verteilen. Aber Effenberg hat eine ganze Menge für die Mannschaft getan. Auch die beiden großen Sonntagszeitungen mochten Effenberg keine Note eins geben, sondern entschieden sich unabhängig voneinander für eine glatte fünf (…) Angesichts eines erwarteten Verlustes in der Größenordnung von rund zehn Millionen Euro aus dem laufenden Geschäftsjahr müssen sie beim HSV nun mit spitzem Bleistift rechnen. Und sie werden erklären müssen, weshalb ein 34-Jähriger (Cardoso) durch einen anderen 34-Jährigen ersetzt wird. Zukunftsträchtig ist das nicht, zumal nicht in einem Klub, der die Jahrzehnte lang vernachlässigte Nachwuchsarbeit intensivieren will. Rodolfo Esteban Cardoso, gegen Wolfsburg Kopfballtorschütze und im zentralen Mittelfeld auffälliger als Effenberg, macht derweil kein Hehl aus seiner Hoffnung auf Vertragsverlängerung: Fußball macht Spaß hier. Und das Leben in einer pulsierenden Metropole wie Hamburg natürlich auch. Es darf erwartet werden, dass Stefan Effenberg dem HSV aufgrund des Standortvorteils finanziell entgegen kommt. Seine Freizeit verbringt er ohnehin lieber in der Hansestadt. Neulich hat er deshalb sogar das Abschlusstraining verpasst: Effe saß im Schneetreiben zwischen Hamburg und Wolfsburg fest. Diese Touren könnte er sich in Zukunft sparen. Ganz entspannt.“

Frank Heike (FAZ 17.2.) meint dazu. „In Jaras Zukunftsplanung würde der machtbewußte Altstar passen: Eine komplette Serie 2003/2004 möchte der Österreicher nämlich nicht auf den oft verletzten Regisseur Cardoso vertrauen. Noch ist dem Argentinier kein Vertrag angeboten worden. Also Effenberg ein Jahr lang in der Cardoso-Rolle, bis ein junger Nachfolger in der Mitte des Spielfeldes gefunden ist? Für das Finanzloch des HSV und die Bezahlung des in Wolfsburg dem Vernehmen nach 2,5 Millionen Euro verdienenden Effenberg interessiert sich Jara nicht wirklich – darüber befinden andere. Der einstige Tiger sagte wenig. Doch seine Standardaussagen sprechen Bände. Er wolle bei einem Verein arbeiten, der international dabei sei. Mir bringt es nichts, in einer Mannschaft zu spielen, die Zehnter oder Zwölfter wird. Das sind Aussagen gegen den jetzigen Arbeitgeber – der VfL ist Elfter. Dann doch lieber zurück in die Heimat, mag Effenberg denken, und mit dem HSV europäisch spielen. Es wäre der perfekte Karriereausklang für einen der letzten bunten Vögel der Liga.“

Arminia Bielefeld – 1. FC Kaiserslautern 1:1

Richard Leipold (FAZ 17.2.) beschreibt die Stimmung der Gäste nach dem Spiel. “ Nach der Pressekonferenz wollte René C. Jäggi so rasch wie möglich zum gemütlichen Teil übergehen. Und er wollte nicht allein sein. Der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserlautern winkte Trainer Erik Gerets zum Tresen – beinahe so energisch wie der Coach sein kickendes Personal auf dem Spielfeld nach vorne dirigiert hatte. Komm Erik, wir trinken ein Bier. Was gab es auf der frostigen Alm zu feiern für die beiden Herren, die mit der sportlichen und wirtschaftlichen Sanierung des Klubs befaßt sind? Der eine Punkt, den ihre Mannschaft erstritten hatte, kann es nicht gewesen sein. Beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld verpaßte der FCK die diesmal große Chance, einem Konkurrenten aus der Abstiegszone näher oder gar nahe zu kommen. In unserer Lage hätten wir drei Punkte gebraucht, sagte Gerets, und sein Vorgesetzter stimmte ihm zu. Dennoch rechnet Jäggi mit einer Chance bis zum letzten Spieltag. Er sei weiterhin davon überzeugt, daß wir nicht absteigen. Die Mannschaft versucht mittlerweile nach Kräften, sich an die Mitbewerber um den Klassenverbleib heranzurobben. Doch Aufwand und Ertrag stehen in keinem günstigen Verhältnis. Wir treten auf der Stelle, sagt Gerets, wir müssen auch mal auswärts gewinnen. Besser geworden ist vorerst nur die Stimmung – nicht nur weil der Reservist Mario Basler so lustig vor und neben der Bank herumhampelt. Der exaltierte Profi, der seinen Stammplatz verloren hat, wirkt während des Spiels wie ein Cotrainer, der sich zum Animateur für abstiegsbedrohte Fußballspieler fortbildet. Basler und sein Banknachbar Ciriaco Sforza halten trotz ihrer Degradierung still; die übrigen Spieler zeigen, daß sie ohne die beiden Stars besser zurechtkommen, wenn auch nicht gut. Die Mannschaft hat charakterlich noch viel drauf, sagt Gerets. Aber auch ein guter Charakter garantiert weder Punkte noch Tore. In der zweiten Hälfte bot sich den Pfälzern viermal die Chance, in Führung zu gehen. Doch es fand sich kein fähiger Vollstrecker. Vratislav Lokvenc, der Kaiserlautern in Führung gebracht hatte (26. Minute), traf den Pfosten; seinem Sturmpartner Miroslav Klose versperrte der Querbalken den Weg aus tiefer Tristesse. Wäre es anders gewesen, hätten Jäggi und Gerets viele Gründe gehabt, sich zuzuprosten. Die beiden hochgeschätzten Stürmer indes stehen exemplarisch für den unverdrossenen, aber bisher untauglichen Versuch, einen nachhaltigen Aufschwung herbeizuführen.“

Philipp Selldorf (SZ17.2.) sah fern. „Für den ersten Preis in der Kategorie „Dummheit im Dienst“ hat sich am 21.Spieltag der Showmaster Johannes B. Kerner mit Erfolg beworben. Kerner hat zwar nicht mitgespielt, aber als Moderator des Aktuellen Sportstudios gehört er doch irgendwie zum Fußballwochenende dazu, quasi zur erweiterten Bundesligafamilie (jede Familie hat ihre Stiefkinder und ihre schwarzen Schafe). Im Interview mit dem Hals über Kopf aus Bagdad abgereisten, im Grunde also geflüchteten Fußball-Lehrer Bernd Stange, der sich aufgrund der Sicherheitslage nicht länger imstande sieht, die irakische Nationalmannschaft zu betreuen, fiel Kerner durch die folgendermaßen verbaute Bemerkung über den Despoten Saddam Hussein aus dem zulässigen Rahmen: „… der Regierungschef – manche nennen ihn auch Diktator…“ Manche sind in diesem speziellen Fall alle, und zwar einschließlich Saddam Hussein. Aber Kerner zieht es jedes Mal vor, sich und seine Neugier hinter anonymen Zuträgern zu verbergen, auch wenn er selbst dahinter deutlich – manche sagen: dämlich – zum Vorschein kommt.“

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