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Konflikt zwischen Bundestrainer Jupp Derwall und Felix Magath

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Konflikt zwischen Bundestrainer Jupp Derwall und Felix Magath

Der Spiegel (13/1984) berichtet den Konflikt zwischen Bundestrainer Jupp Derwall und Felix Magath: „Zehn Wochen vor Beginn der Europameisterschaft hat Bundestrainer Derwall noch keine eingespielte Stamm-Mannschaft. Felix Magath, bester Spielmacher der Bundesliga, will nie mehr unter Derwall antreten, würde aber unter jedem anderen Trainer für die National-Elf spielen. Bundestrainer Jupp Derwall flog nach Mailand, um wieder einmal seinen Lieblingsspieler Hansi Müller zu beobachten. Derwalls Stellvertreter Horst Köppel rechtfertigte zur selben Zeit in Hamburg die Italienreise seines Chefs: Uns fehlen in der Bundesliga erstklassige Linksfüßler. Einen anderen Spieler mit starkem linken Schußbein sah Köppel in letzter Zeit beim Hamburger SV: Felix Magath. Der HSV-Stürmer hatte im letzten Mai mit der linken Klebe (Fachjargon) sogar das Europacup-Endspiel gegen Juventus Turin entschieden. Doch in der Nationalmannschaft wollte Magath nach 24 Länderspielen mit vielen Enttäuschungen nicht mehr kicken. Dennoch erwähnte ihn Köppel bei Derwall erneut. Der Felix gehört natürlich dazu, weil … Derwall unterbrach: Kein Thema. Auch Derwalls geliebter Linksfüßler Hansi Müller fehlt am kommenden Mittwoch in Hannover beim Länderspiel gegen die UdSSR. Der Hansi ist nicht mehr der Spieler, berichtete Jupp Derwall, wie ich ihn noch aus seinen besten Zeiten kenne, aber ich gucke ihn mir im April noch einmal an. Gut zehn Wochen vor der Endrunde um die Europameisterschaft besitzt der Titelverteidiger Deutschland noch immer keine eingespielte Stamm-Mannschaft. Auch die unter Derwalls Vorgängern Sepp Herberger und Helmut Schön erprobte Methode, mit eingespielten Mannschaftsteilen, sogenannten Blöcken, aus nur drei oder vier Klubs anzutreten, wendet der Bundestrainer heute nicht mehr an. In Hannover spielen voraussichtlich elf Kicker aus neun verschiedenen Klubs. Von den derzeit erfolgreichsten Bundesligaklubs Bayern München und Hamburger SV gehören nur jeweils zwei Spieler zum Nationalkader. Magath wurde von Derwall meist auf Positionen abgedrängt, die er beim HSV nie eingenommen hatte. Der frühere Kölner Nationalspieler Wolfgang Overath bezeichnet Magath als den einzigen echten Spielmacher, den es in der Bundesliga noch gibt. Daß ausgerechnet dem Hamburger Mannschaftskapitän die Lust an der Nationalmannschaft verleidet worden ist, nennt Overath äußerst ungeschickt. Daß einer wie Magath in die Nationalmannschaft gehört, weiß auch Derwall. Aber weil sich der HSV-Kapitän beharrlich weigert, unter Derwall zu spielen, fordert der Bundestrainer, daß jeder Spieler, der nicht für Deutschland spielen will, vom Verband bestraft wird. Magath nimmt Derwalls Strafforderung nicht sehr ernst.

Spiegel: Warum nehmen Sie das nicht ernst? Es gibt immerhin einen Paragraphen 12 der Spielordnung, der Strafen für widerspenstige Spieler vorsieht.

FM: Ja, davon hab‘ ich auch schon gehört; aber ich bin ja nicht der erste Fall. Es hat ja schon mehr Spieler, auch bei Herrn Derwalls Vorgänger, Herrn Schön, gegeben, die auf Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft verzichtet haben. Und jetzt sind es auch ein paar Spieler, die im Moment nicht in der Nationalelf spielen möchten.

Spiegel: Warum wollt ihr alle nicht in der Nationalmannschaft spielen? Was ist so schlimm daran?

FM: Ich bin nach der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 zurückgetreten. Es war mein zweites großes Turnier mit der Nationalmannschaft, und ich drückte meistens die Ersatzbank. Ich hatte auch Probleme mit meiner körperlichen Verfassung gehabt, da ich wegen der Nationalmannschaft jahrelang keinen Urlaub gemacht hatte.

Spiegel: Hat es zwischen Ihnen und dem Bundestrainer Streit gegeben?

FM: Ja. Das lag an meiner unbefriedigenden Rolle bei der Fußballweltmeisterschaft.

Spiegel: Hatten Sie ihn deswegen um eine Aussprache gebeten?

FM: Ich habe nie um eine Aussprache gebeten. Herr Derwall hat es ja auch nie nötig gehabt, sich über irgendwelche Entscheidungen auszusprechen. Es wurden bei dieser Weltmeisterschaft sehr kurzfristige Entscheidungen getroffen. So war man morgens noch in der Mannschaft, mittags aber schon draußen. So erfuhr ich gegen Frankreich erst mittags, daß ich abends spielen durfte. Es war eine Atmosphäre der Unsicherheit.“

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