Ballschrank
Kritische Situation in Leverkusen – Hleb, der Stuttgarter Jung-Star
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| Donnerstag, 25. März 2004
Volksaufstände ist man bei Bayer Leverkusen nicht gewohnt
Zur kritischen Situation in Leverkusen heißt es von Martin Hägele (NZZ 15.4.). „Volksaufstände ist man bei Bayer Leverkusen nicht gewohnt. Historisch betrachtet ist das auch kaum möglich, die Betriebsmannschaft eines Weltkonzerns hat ihre Anhänger ja nicht auf jener emotionalen Schiene rekrutiert, wie das mit den konkurrierenden Klubs in der Bundesliga im Laufe der Jahre geschehen ist. Deshalb waren die Chefs des Fussballbetriebs schon im Winter ziemlich pikiert, als die Professionals für ihre schwachen Darbietungen ausgepfiffen und von den VIP-Rängen der BayArena mit Brötchen beworfen wurden. Der Protest der Kundschaft hat sich am Sonntag nun gesteigert zur Sitzblockade. Etwa 70 Fans wollten verhindern, dass die Professionals nach dem Training mit ihren Autos vom Stadiongelände fahren konnten. Jürgen Kohler hatte sich wohl andere Aufgaben vorgestellt, als mit aufgebrachten Bayer-Freunden zu diskutieren und dabei auch noch kaum Argumente zu haben (…) Die Einstellung der Spieler liesse sich vor den sechs Endspielen gegen den Abstieg allenfalls von einem Trainer Kohler ändern. Wenn das alte Idol direkt auf diese modernen Legionäre los ginge, wenn er sie von morgens bis abends mit seiner Härte, seinem Willen und seiner Disziplin infizieren könnte. Nur dieser Ganzkörper-Kontakt mit dem Weltmeister der Vorstopper könnte helfen. Den dritten Trainerwechsel hat sich Calmund als letzte Option offen gehalten. Wahrscheinlich hat er es sogar so geplant – und der Fünfjahresvertrag als Sportdirektor im Stil Rudi Völlers war nur ein Täuschungsmanöver. Denn Kohler gilt als exzellenter Ausbilder, er kam beim DFB-Nachwuchs glänzend an. Die Frage heisst nur, ob er (nach dem offerierten Rücktritt Hörsters allenfalls zusammen mit Altmeister Udo Lattek?) einem Haufen abgezockter und verwöhnter Stars und Pseudostars noch einmal die verlorene Berufsmentalität beibringen kann. Andernfalls gibt es nach dem Sitzstreik schon bald Tränen in der BayArena.“
Der überragende VfB-Spieler
Oliver Trust (FR 15.4.) porträtiert den Stuttgarter Jungs-Star. “Der Junge spielt genial und braucht trotzdem Beistand. Ein bisschen Lebenshilfe dann und wann. Ein wenig Rat auf dem Spielfeld von Zeit zu Zeit. Irgendwann will ich in einer ganz starken Mannschaft spielen, Real Madrid oder Milan, sagt Aliaksandr Hleb. Es sind die wilden Träume eines 21 Jahre alten Burschen aus Weißrussland. Die Bundesliga scheint ihm schön und gut. Die verzaubernde Anziehungskraft der großen Klubs aus Italien und Spanien lässt ihn nicht mehr los, seit er auf den Straßen von Minsk und acht Jahre auf einem Aschenplatz mit Löchern trainiert hat. Die harte Schule hat aus ihm einen der besten Techniker gemacht, die in der Bundesliga spielen. Dass Hleb trotz der Liebe zum Fußballsüden in Deutschland spielt, hat mit den eigenwilligen Vorlieben seines Vaters Pawel zu tun. Er hat immer von der Bundesliga geschwärmt. Seine Lieblingsmannschaft war die deutsche Nationalelf, erzählt Hleb. Heute schwärmt selbst Deutschlands Teamchef Rudi Völler vom Mann mit der Nummer 15 auf dem Trikot des VfB Stuttgart. Sensationell dieser Junge. Für mich der überragende VfB-Spieler, sagt Völler. Nicht nur er ist hin und weg, wenn der Schmächtige seine Pässe in die Tiefe des Raumes spielt, einfach so aus den Fußgelenk, mit einer Leichtigkeit, die verblüfft. Etwa jenen Geniestreich am Samstag, als Hleb seinem Kollegen Ioannis Amanatidis die Kugel so fein servierte, dass der keine Mühe hatte, ins Tor zu schießen. Auch Kevin Kuranyi, der Treffsichere, darf oft und gerne vollenden, was ein Hleb filigran vorbereitet. Es war ein glücklicher Umstand für die Stuttgarter und Hleb, dass seine Eltern entschieden haben, dass ich einen vernünftigen Sport ausüben soll. Fußball eben. Zuvor übte sich der Sechsjährige im Wasserspringen vom Dreimeterbrett und in der Sportgymnastik. Kaum vorstellbar eigentlich, wenn man heute den dynamischen Antritt und die atemberaubenden Dribbelkünste von Hleb sieht.“ (Wieso? Wo ist der Widerspruch?)
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