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Loosen, Wiebke – Die Medienrealität des Sports
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| Donnerstag, 25. März 2004In ihrer Dissertation diagnostiziert Loosen ein kommunikationswissenschaftliches Theoriedefizit der Sportjournalismusforschung. Dieses zu beheben, überträgt die Autorin die Nachrichtenwerttheorie auf diesen Bereich, indem sie empirische Beobachtungen mehrerer Printmedien eines bestimmten Zeitraums auswertet. Hypothesenartig fasst Loosen ihre Ergebnisse zusammen: Die Nachrichtenfaktoren Personalisierung, Elite, Räumliche Nähe, Faktizität und Ethnozentrismus nähmen den breitesten Raum in der Sportberichterstattung ein; im Gegensatz zB zu Überraschung und Kontroverse. Des Weiteren ließen sich sportartspezifische Dominanzen sowie medienspezifische Hierarchien bestimmter Nachrichtenfaktoren ausmachen. Bedenklich stimme eine Beobachtung, die die Arbeitsweise von Sportjournalisten ins Auge fasst. „Ohnehin lässt sich feststellen, dass aus Ereignissen nur noch selten ausgewählt wird. zunehmend werden Nachrichten aus Nachrichten ausgewählt […] Sportjournalisten [verbringen] mehr Zeit als Journalisten anderer Ressorts für das Redigieren von Agenturtexten und Pressemitteilungen […] Verarbeitet und selektiert werden demzufolge zunehmend Nachrichten, die andere schon verarbeitet und selektiert haben“ (S 207). Zweifellos verengt sich – sollte diese Analyse stimmen – dadurch das Gesichtsfeld des Journalisten und damit das Spektrum an potenziellen Ereignissen. Kennzeichnend für den heutigen Sportjournalismus sind folglich Konstruktivität, Selektivität und Reflexivität. Agenda-Setting wirkt offenbar auch innerhalb der Medien.
Oli Fritsch
Loosen, Wiebke (1998). Die Medienrealität des Sports. Evaluation und Analyse der Printberichterstattung. Wiesbaden: DUV.
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