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Ballschrank

Lothar Matthäus

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Lothar Matthäus

Verhaltensforscher Wolfgang Hettfleisch (FR 20.11.) analysiert Motive und Gedankenwelt des gekränkten Lothar Matthäus. „Der einstige Anführer hatte seit seinem Ausschluss aus dem Rudel allein die Weiten der Savanne durchstreift, mal hier, mal dort Anschluss gesucht, aber nur vorübergehend gefunden. So war er denn prompt zur Stelle gewesen, als die kränkelnde Sippe von mordlüsternen Feinden umkreist wurde. Statt aber zu deren Verteidigung zu eilen, säte Matthäus lieber Zwist und pries die Rückkehr zur Absoluten Monarchie unter Franz Beckenbauer als Allheilmittel. Da schimmert mehr Kalkül durch, als dem jüngeren der beiden Weltmeister für gewöhnlich zugetraut wird; fällt sein Ruf nach dem kaiserlichen Retter doch just in die Zeit, da der mit Hoeneß und Rummenigge über Kreuz lag. Gelänge es, so mag sich der Franken-Machiavelli gedacht haben, die Trias zu sprengen und den darauf zwingend folgenden Machtkampf zu Beckenbauers Gunsten zu entscheiden, wäre ihm fette Beute in Form einer Führungsposition im Klub so gut wie sicher. Dort also hat sie sich wohl eingenistet, die Verbitterung: im letztlich doch gar zu grob gewirkten Netz aus der eigenen Intrigen-Manufaktur. Und weil er, wie es sich als Weltklasse-Fußballer ziemte, im Verlieren nie besonders gut war, schmeißt Matthäus dem FCB jetzt Freundschaft, Titel und Golduhr vor die Füße. Die können ihn mal. Angebote kriegt einer wie er in Hülle und Fülle. Etwa auf seiner Homepage – von „Martl“ per E-Mail: „Hey Loddar, du alte Memme. Mein Gärtner hat gekündigt.““

Hans-Joachim Leyenberg (FAZ 20.11.) meint dazu. „Dem Besserwisser Breitner hat Hoeneß schon ordentlich die Meinung gesagt. Aber sie sind Kumpel geblieben. Breitner teilt aus und steckt ein. Matthäus‘ Nehmerqualitäten allerdings sind begrenzt, wie sich jetzt herausstellt. Ein Satz des Managers hat genügt, den Mann, der in 302 Bundesligaspielen das Trikot des FC Bayern überstreifte, aus der Haut fahren zu lassen: „Solange Rummenigge und ich was zu sagen haben, wird Matthäus nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion.“ Gesagt am 10. November im DSF. Das, so findet Matthäus fünf Tage später in einem Brief an Hoeneß, müsse er sich nicht gefallen lassen. Und dann kommen alte Animositäten ans Tageslicht: „Uli war schon zu meiner aktiven Zeit nie mein Freund, hat mich weniger geschützt als zum Beispiel Scholl und Effenberg.“ Da meldet sich das Stimmchen einer unverstandenen, gekränkten, verletzten Seele, die die Scheidung provoziert und zugleich um eine Fortsetzung der Verbindung drängt: „Selbstverständlich bin ich jederzeit zu einem klärenden Gespräch bereit, um die Differenzen ein für allemal zu beseitigen.“ Erst weg mit der Verdienstnadel, die einem Ehering unter Sportsfreunden gleichkommt, und mit dem nächsten Atemzug das Buhlen um Versöhnung, „ein für allemal“. Erst denken, dann sprechen, ist „Loddar“ empfohlen worden. Der Ratschlag ist um das Schreiben zu erweitern. „Mein Herz“, hat er abschließend wissen lassen, „schlägt für den Verein FC Bayern.“ Also kein Bruch mit der Institution FCB, nur einer mit Uli Hoeneß.“

„Trainer Stevens kann bei Hertha positive Zwischenbilanz ziehen“ SZ

„Besonders revolutionär ist nichts an diesem Pilotprojekt“, schreibt Christoph Biermann (SZ 22.11.) über die Einführung des vierten Schiedsrichters SZ

Stellungnahme von Michael Preetz (Vizepräsident der Spielergewerkschaft VdV) zur Schiedsrichterdebatte (Welt)

„Günter Netzer und ein paar Investoren wollen mit der neuen Firma Infront Weltklasse werden“ (SZ)

Birgit Jennen (FTD 20.11.). „Mario Monti hat die staatlichen Hilfen für deutsche Fußballstadien im Visier. Der oberste Brüsseler Wettbewerbskommissar prüft, ob die Unterstützung für den Neu- oder Ausbau der Kicker-Arenen unter anderem in Köln, München, Leipzig, Berlin und Hannover eine mögliche staatliche Beihilfe sind. „Es gibt hier einen Klärungsbedarf“, heißt es in der Kommission. „Wir müssen zusammen mit der Bundesregierung noch einige Fragen in dieser Sache erörtern.“ Hintergrund sind die Pläne des Bundes, der Länder und der Städte, zahlreiche Fußballstadien mit Hilfe von öffentlichen Geldern neu oder auszubauen, um sie für die Weltmeisterschaft im Jahr 2006 fit zu machen. Der Bau des Müngersdorfer Stadions soll mit einer staatlichen Finanzspritze der Stadt Köln von rund 25 Mio. Euro finanziert werden. Der Bund will beim Ausbau des Stadions in Leipzig rund 50 Mio. Euro dazuschießen. Ähnliche staatliche Finanzspritzen sind für den Ausbau der Stadien in München, Hannover und Berlin geplant (…) Die EU-Regeln erlauben staatliche Hilfen für Infrastrukturprojekte nur dann, „wenn die Subventionen der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen“. Es dürfe keine Partei diskriminiert oder bevorteilt werden. Bei den Hilfen für die deutschen Fußballstadien ist allerdings unklar, ob die zugehörigen Vereine überproportional von den staatlichen Hilfen profitieren.“

Sehr lesenswert: Peter Hartmann (NZZ 20.11.) porträtiert italienische Fußballfunktionäre. „Weshalb wird jemand Präsident? Aus Leidenschaft, Geltungssucht, Suche nach Macht? Aus krimineller Energie? Aus Nachahmungstrieb? Es gibt gemäss dem Verhaltensforscher Desmond Morris zwei italienische Archetypen von Stammesführern. Gianni Agnelli, der greise Ehrenpräsident von Juventus, Nachfahre der Renaissance-Fürsten, die sich Maler, Bildhauer, Dichter, Philosophen, Musiker hielten: Der klassische Mäzen, der Stars sammelt wie Platini und Zidane. Sein Vater Edoardo übernahm den Klub schon im Jahre 1922 ins Fiat-Portefeuille. Auf der Agnelli-Linie liegt der Inter-Präsident Massimo Moratti, der seinem Vater Angelo nacheifert, der in den sechziger Jahren mit dem Trainer Helenio Herrera grosse Erfolge feierte. Mutter Erminia drohte den Söhnen: „Wenn einer von euch Inter kauft, werde ich ihn enterben.“ In sieben Jahren warf Moratti jr. eine halbe Milliarde Euro für Spieler auf, er kaufte insgesamt 23 linke Verteidiger und Ronaldo, aber nicht den Erfolg. Der andere Leitwolf-Typ ist Silvio Berlusconi, der Abenteurer, der langfristige Allmachtsstrategien entwickelt, als Fernsehunternehmer in den Fussball einstieg und aus der so gewonnenen Popularität den nächsten Schritt entwickelte: den Einstieg in die Politik, die Eroberung Italiens.“

Die Situation in Russlands Liga – endet die Ära der Vorherrschaft Spartaks? Inwieweit beeinflussen politische Interessen das Geschehen auf dem Fußballfeld? SZ

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