Ballschrank
Magath
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| Donnerstag, 25. März 2004
„Magath steht nach seiner geschickten öffentlichen Attacke in der vergangenen Woche und dem sportlichen Coup gestärkt da“, teilt Anno Hecker (FAZ 26.5.) mit. „Welcher Trainer würde ernsthaft den Verein wechseln, wenn sein Team in der nun frisch vergangenen Saison beherzt, forsch, schön und schließlich erfolgreich gespielt hat? Wenn diese junge Mannschaft, die der Trainer geformt hat, als Lohn für ein begeisterndes Zusammenspiel nun in der europäischen Meisterliga mitwirken darf? Magath? Die angedichtete Alternative wäre eine Ochsentour mit Schalke 04 im UI-Cup. Aber Felix Magath, den sie einst Quälix riefen, weil er seine Profis angeblich sehr hart rannahm, wird sich wohl nicht selbst geißeln (…) Magath wird von der Vereinsführung eine Risikobereitschaft fordern, wie sie ihm bevorsteht, falls er in Stuttgart am Ball bleibt. Die Erwartungen und die Belastungen an die Mannschaft werden in der kommenden Saison um ein Vielfaches höher sein. Im Streß der Champions League könnte der Neuling gegen die international renommierten Gegner nicht nur Punkte, sondern auch den Mut verlieren. Was sich mitunter verheerend auf das nationale Geschäft auswirken kann. Zudem müßte ein Magath in der neuen Spielzeit ohne den unumstrittenen Chef auf dem Platz auskommen. Krassimir Balakow demonstrierte in seinem letzten Punktspiel für den VfB noch einmal seine Klasse: als trickreicher Spieler und starker Leithammel, für den die Kollegen bis zur letzten Minute ohne Murren springen. Mit Balakows Wechsel in den Trainerstab steht dem Team aber vermutlich ein neuer Machtkampf um die Hackordnung bevor. Manche hoffnungsvolle Teams sind daran zerbrochen.“
Verhältnis zwischen den Zahlenmenschen und dem Fußballexperten wieder gekittet
Zur Stuttgarter Trainerfrage liest man von Martin Hägele (taz 26.5.). „Eigentlich waren die 50.000 Menschen vor allem deshalb gekommen, um noch einmal eine Party und das beste VfB-Jahr seit langem zu feiern. Eigentlich wollte das Publikum der Mannschaft seinen Dank abstatten, es sollte nämlich auch eine Demo sein, dass man im Schwabenland stolz war auf den dritten Platz hinter den neuen und alten Meistern aus München und Dortmund und selbstbewusst genug, zu Beginn der nächsten Saison die Qualifikation für die Champions League nachzuholen. Joachim Löw kannte diese Atmosphäre. Er hatte sie im Mai 1998 verspürt, am eigenen Leib und mehr als jeder andere. Damals standen die Stuttgarter in Göteborg im Europapokalfinale der Pokalsieger. „Doch es ist nicht über den Gegner Chelsea und die große Chance des VfB diskutiert worden“, erzählte Löw fünf Jahre danach. „Man hat eine Trainer-Debatte angezettelt.“ Auch Löw war ein Fußball-Lehrer, wie ihn das Volk in Cannstatt liebte. Er wurde seinerzeit von Gerhard Mayer-Vorfelder, dem alten Klubpatron, auf dem Höhepunkt der letzten VfB-Erfolgsgeschichte gemobbt (…) Es wurde gefeiert in Stuttgart. Die VfB-Macher Manfred Haas und Dieter Hundt fingen Magath gleich am Spielfeldrand ab. Und der, was Emotionen betrifft, sonst äußerst reservierte Zeitgenosse Magath ließ sich herzen und halste selbst zurück. Jene Männer, die er in den Tagen zuvor als Pfennigfuchser, Sparmanager und nur aufs persönliche Image orientierte Wirtschafts-Karrieristen hingestellt hatte, wohingegen er seinen Stellenwert ganz anders sah: „Der Trainer ist hier doch immer der Arsch.“ Die acht, zehn oder noch mehr Millionen Euro, die nun aus der europäischen Königsklasse bald abgebucht werden können, haben das zum Zerreißen gespannte Verhältnis zwischen den Zahlenmenschen und dem Fußballexperten im Klub wieder gekittet. Durch das Zauberwort Champions League sind die Chefs Hundt und Haas von jenen Ängsten befreit worden, die sich vor den Gesprächen mit Felix Magath wie eine Schlinge um unseren Hals gelegt haben. Aber auch Magath selbst hat zugegeben, dass er mit seiner Kritik an den Funktionären und der daraus entstandenen Diskussion um seine Zukunft bewusst gepokert habe – auch um von der im Saisonfinale plötzlich schwächelnden Mannschaft abzulenken. Wenn sich Vorstand und Aufsichtsrat nun dieser Tage gegenübersitzen, muss Magath nicht mehr pokern. Die Herren Hundt und Haas und auch der designierte Vorstandsvorsitzende Erwin Staudt wissen, dass sie Magath entgegenkommen.“
Gewinnspiel für Experten