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Magische Momente der vergangenen Jahre

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Magische Momente der vergangenen Jahre

Daniel Theweleit (SZ 15.4.). „Wenn ein Klub mitten in der Saison einen neuen Trainer erhält, geht es meistens darum, eine verdorbene Stimmung in Mannschaft und Umfeld zu verbessern. Oft gelingt das, selten aber verbindet ein Klub schon vorher derartig heftige Emotionen mit dem neuen Mann an der Linie, wie das bei Marc Wilmots auf Schalke der Fall ist. Sein Name ruft Spielern wie Fans die magischen Momente der vergangenen Jahre in Erinnerung, und mit diesem Effekt sollte alles zum Guten gewendet werden auf der Zielgerade der laufenden Bundesligasaison. Das Heimspiel gegen Energie Cottbus galt nun als Probe für die neue Konstellation. Und sie verlief überwältigend (…) Auf Schalke sind die Personalien fürs nächste Jahr ein großes Thema. Der kicker vermeldet, dass Schalke eine Anfrage an den Bremer Spielmacher Johan Micoud gerichtet hat. Außerdem ist da natürlich die Trainerfrage. Weder Marc Wilmots noch Manager Rudi Assauer wollten sich dazu äußern. Aber im Schalker Kreisel, der Stadionzeitung der Gelsenkirchener, stellte Wilmots fest, er stecke in dieser Frage „richtig in der Klemme“. Kenner des Klubs glauben fest daran, dass Wilmots seine Pläne, in die belgische Politik einzusteigen, zunächst einmal ruhen lässt, um auch über den Sommer hinaus mit der Mannschaft zu arbeiten. Schalke verlässt man nämlich nicht so leicht. Und Marc Wilmots ist nicht frei von der großen Kraft königsblauer Erinnerungen.“

Kollektive Rückkehr zur Spaßkultur à la Schalke

Richard Leipold (FAZ 15.4.) beschreibt die Personalentscheidungen des Schalke-Trainers. “Vor dem Anpfiff widmete Marc Wilmots sich einem Härtefall. Der neue Teamchef des Fußball-Bundesligaklubs Schalke 04 brachte Ebbe Sand bei, daß er nicht von Anfang an spielen werde. Aber selbst so eine unerfreuliche, für einen Profi wie Sand ungewohnte Nachricht wußte Wilmots zu überbringen, ohne daß der Betroffene aufmuckte oder gar rebellierte. Vor zwei Wochen selbst noch Profi in der Rolle des Reservisten, vermittelte der Teamchef seine Botschaft auf einfühlsame Weise; er verband sie mit einer Vorhersage, die es Sand ermöglichte, die aus der Warte des Spielers falsche Entscheidung ohne Gesichtsverlust hinzunehmen. Du hast deine Qualität nicht verloren, sprach Wilmots, in der letzten halben Stunde wirst du ein Tor schießen. Sand setzte sich eine Halbzeit lang zähneknirschend, aber nicht verdrossen auf die Bank und schaute zu, wie seine Kollegen eine Fülle guter Chancen vergaben. Als er später selbst an der Reihe war, tat er noch vor der verabredeten Zeit, wie ihm geheißen. Beim 3:0 über den Tabellenletzten verlieh Sands Treffer, sein erster nach mehr als vier Monaten, dem allseits bejubelten Wilmots das Profil eines Propheten. Dieser Prophet gilt viel im eigenen Land, ob als Kandidat für den belgischen Senat oder als Teamchef auf Schalke. Kritiker wie Eduard Geyer, der Trainer des FC Energie, hatten das fehlende Diplom des Belgiers moniert. Doch manchmal liegt das Gute so nah, daß es vermutlich sowieso in keinem Lehrbuch steht: Wilmots setzte Sand wieder als Mittelstürmer ein und widerlegte die Schulweisheit seines Vorgängers, der den Torjäger des öfteren ins Mittelfeld zurückgezogen hatte. Wenn Ebbe an der Mittellinie bleibt, kann er keine Tore schießen, sagt der Laientrainer. Die große Erleichterung, die Sand nach seinem fünften Saisontor verspürte, stand exemplarisch für die kollektive Rückkehr zur Spaßkultur à la Schalke.“

Klischees über den Arsch der Welt

Zur Lage in Cottbus lesen wir von Matthias Wolf (BLZ 15.4.). „Im Internet haben sie eine Überlebensformel erfunden, die auch für den FC Energie taugt: Die Lausitz sei zwar der Arsch der Welt – aber der knackigste. Aus dieser Außenseiterrolle haben sie zweimal die Kraft für den Erhalt der ersten Liga geschöpft. Nun auch für die Rückkehr? Fürs Erste gibt es wenig Anzeichen. Der Stolz, der Wille sind weg (…) Was bleibt vom FC Energie? Als der Exotenstatus weg war, kamen die negativen Zeilen: In den Stadionheften der Gegner waren oft Klischees über den Arsch der Welt zu lesen. Einige Konkurrenten werden vor allem froh sein, dass sie nicht mehr so weit reisen müssen. Den Profifußball gilt es in der Lausitz zu erhalten – besonders gefragt sind kühle Rechner. Zwar gibt es wegen des Drei-Jahres-Koeffizienten in der ersten Saison noch 4,5 Millionen Euro vom Fernsehen, doch die Deckung des neuen Zehn-Millionen-Euro-Etats erscheint fragwürdig. Viele Partner werden ihre Zuwendungen halbieren. Und schon in Liga eins kassierte Energie nur fünf Millionen von seinen meist lokalen Sponsoren, deren Zahlungsmoral wegen der eigenen Probleme im strukturschwachen Raum zu wünschen übrig ließ.“

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