Internationaler Fußball
Mario Basler nach Katar
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| Donnerstag, 25. März 2004Gedanklich begleitet Christian Zaschke (SZ 17.4.) Mario Basler nach Katar. „Wenn es dämmert im fernen Katar, erhebt sich die Sandfliege vom Wüstenboden und summt durch die Luft. Manchmal verlässt sie die Höhe, geht in den Sturzflug und sticht am Ende des berauschenden Falls einen Menschen. Zum Beispiel einen Fußballer (…) Es ist an dieser Stelle unsere Pflicht, die Sandfliege zu warnen: Alkoholische Getränke, liebe Fliege, kanntest Du bislang nicht, denn diese sind in Katar strengstens verboten. Es kann die Todesstrafe verhängt werden. Koste, liebe Fliege, vom Blute mancher Fußballer nur mäßig. Zudem müssen wir eine Bitte an die katarischen Offiziellen richten: Gehen Sie diskreter vor beim Anwerben. Sonst steht bald der komplette FC Bayern vor der Tür und will mitspielen, weil ihn in Europa keiner mehr mag. An dessen dickem Fell würden die Stachel auch der erfahrensten Sandfliegen zerbrechen.“
Sieg der Ratio
Stefan Osterhaus (BLZ17.4.) meint dazu. „Basler im Scheichtum, das ist keine Lachnummer, das ist bitterer Ernst. Denn der Vorfall dokumentiert Baslers Wandlung zum Vernunftmenschen. Der Kicker geht, weil er zurückkehren will – in offizieller Funktion, vielleicht als Assistenztrainer des 1. FC Kaiserslautern. So gibt sich Basler selbst gegenüber jenen ohne Groll, die auf ihn verzichten wollen. Trainer Erik Gerets, der ihn aussortiert hat, weil er nicht mehr in das Konzept passt, wird gerühmt: Er hat alles richtig gemacht. Wie hätte Mario Basler wohl vor ein paar Jahren geklungen? Verbundenheit zum Klub demonstriert er unablässig: Nicht Mario Basler ist wichtig, sondern nur der FCK. So hält er sich alle Türen auf, so bereitet er unauffällig seine Wiederkehr vor. Der späte Basler, ein Stratege, ein Taktiker. Eine Überraschung allemal, doch vielleicht sogar ein Sieg der Ratio.“
Basler gut gelaunt nach Katar Tsp
Du darfst dich nicht wundern, wenn nicht alle kommen
„Der Golfstaat Katar will seinen Fußballclubs mit abgehalfterten Stars aus Europa mehr Glanz verleihen. Neben Stefan Effenberg ködern die Scheichs auch Andreas Möller und Thomas Häßler mit Millionengagen. Sportlich bringt die Operettenliga erfolgsorientierten Profis jedoch eher Verdruss“, schreibt Michael Wulzinger (Der Spiegel 14.4.). „Als Refugium für etwas fußlahm gewordene Altstars lockt der Wüstenstaat schon seit mehreren Jahren. Der Ghanaer Anthony Yeboah etwa kickte bis vorigen Mai noch einige Monate für den Club al-Ittihad, nachdem der Hamburger SV den Stürmer ausgemustert hatte. Die schillernden Figuren der laufenden Spielzeit kommen aus Brasilien: Paulo Sergio, 33, als Angreifer einst eine Attraktion bei Bayer Leverkusen und Bayern München, sowie dessen exzentrischer Landsmann Romário, 37. So heftig wie in diesem Frühjahr indes hat das Fußball-Entwicklungsland am Persischen Golf, wegen seiner gigantischen Öl- und Gasvorkommen eine der reichsten Nationen der Welt, niemals zuvor um abgetakelte Idole aus Europa gebuhlt. Die Gelegenheit ist günstig: Weil die Vereine in England, Italien, Spanien und Deutschland ihre Kader wegen der sinkenden TV-Einnahmen dringend verkleinern müssen, verweigern etliche Clubbosse den verhätschelten Spielern jäh die Privilegien. In Katar dagegen soll für die Verschmähten alles so sein wie bisher. Das Scheichtum, flächenmäßig gut halb so groß wie Hessen, will nach Südkorea, Japan und Iran die vierte Kraft im asiatischen Fußball werden, was für die Qualifikation zur WM 2006 in Deutschland ausreichen würde – und die Mittdreißiger aus der Alten Welt sollen, so erhoffen es sich die Scheichs, der darbenden Liga die nötigen Impulse verleihen (…) Ob die Petrodollar der Scheichs das Niveau des Fußballs in Katar tatsächlich anheben, ist jedoch zweifelhaft. Bislang gilt die Meisterschaft als eher clowneske Veranstaltung. Der Brasilianer Romário etwa, im Winter für die Rekordgage von 2,6 Millionen Dollar verpflichtet, trat in den Partien für seinen Club al-Sadd derart lustlos auf, dass Beobachter ihn bereits nach wenigen Wochen als Belastung für alle Mitspieler empfanden. Mehr noch: Von Beginn an fehlte der Stürmer, der mit Vorliebe in einem Ferrari über die buckligen Pisten des Scheichtums prescht, immer wieder beim Training. Vorige Woche schließlich waren die Club-Oberen die Macken des schwer integrierbaren Kickers leid. Sie schmissen den Südamerikaner aus dem Kader. Obwohl wegen der immensen Hitze generell erst in den Abendstunden trainiert wird, gilt auch der Arbeitseifer der einheimischen Durchschnittsfußballer als nicht besonders ausgeprägt. Du darfst dich nicht wundern, wenn nicht alle kommen, erinnert sich Yeboah, und wenn ein Spiel verloren wird, interessiert das keinen. Der tunesische Ex-Nationalspieler Zoubaier Baya, der einst beim SC Freiburg unter Vertrag stand und der Ende vergangenen Jahres von Beziktaz Istanbul zum katarischen Club al-Arabi wechselte, zeigte sich schnell genervt von der laschen Einstellung seiner Teamgefährten. Als zu den Trainingseinheiten mehrfach nur zwei seiner Mitspieler kamen, zahlte er dem Verein sein Handgeld zurück und verließ noch vor Weihnachten das Land.“
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