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Mit dem Team Ruanda beschäftigen sich die Journalisten aller Welt – Kamerun und Winfried Schäfer: ein Erfolgsgespann (taz) u.a.

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Mit dem Team Ruanda beschäftigen sich die Journalisten aller Welt – Kamerun und Winfried Schäfer: ein Erfolgsgespann (taz) u.a.

Afrika-Cup im Internet

Oke Göttlich (taz 26.1.) befasst sich mit dem Team Ruandas: „Als das heliumgefüllte Schiff mit der Aufschrift Lets Go Africa abhob, war der Übergang zwischen der Eröffnungszeremonie des 24. Afrika-Cups und dem ersten Spiel des Turniers geschaffen. Gastgeber Tunesien traf mit Ruanda auf einen Gegner, der die hoffnungsbeladene Botschaft, die langsam im tunesischen Abendhimmel verschwand, bereits am 6. Juli des vergangenen Jahres empfangen hatte. Da sicherte sich Ruanda als kleinstes Land seit Mauritius vor 30 Jahren die Teilnahme mit einem 1:0-Erfolg gegen die große afrikanische Fußballnation Ghana. 9 Jahre, nachdem 1994 die damalige Hutu-Regierung innerhalb von 100 Tagen 800.000 Tutsi ermorden ließ, feierten erstmals Hutu und Tutsi gemeinsam ein Freudenfest. Ein Erfolg, der das Renommee des Präsidenten und ersten Fußballförderers Ruandas, Paul Kagame, steigerte und dazu beitrug, dass dieser, einen Monat nach dem entscheidenden Tor von Jimmy Gatete, die ersten freien Präsidentschaftswahlen des Landes seit dem Genozid mit großer Mehrheit gewinnen konnte. Die Regierung unterstützt das Team finanziell, um Reisen und Vorbereitungsturniere zu ermöglichen. Nun reise ich durch Afrika und werde auf unseren Fußball angesprochen und nicht mehr nur auf die politischen Probleme Ruandas, erklärte Kagame dem englischen Fußballmagazin FourFourTwo.“

Daniel Theweleit (SZ 26.1.) fügt hinzu: „Ruanda hat sich zum ersten Mal überhaupt für ein großes Turnier qualifiziert. In dem Staat tobte noch vor zehn Jahren ein blutiger Bürgerkrieg. Die damalige Hutu-Regierung ließ in nur hundert Tagen 800 000 Tutsi, die kleinere Volksgruppe des Landes, ermorden, und dazu noch 200 000 Hutu, die sich weigerten, bei dem Morden mitzumachen. Nun spielen Tutsi und Hutu gemeinsam Fußball. Die Teilnahme an Afrikas größtem Sportereignis ist eine Sensation für das kleinste Land, das sich seit 30 Jahren qualifiziert hat. Man hat plötzlich Zutritt zu einer Welt, die einst weit entfernt erschien. Nur ein paar Meter neben Kamanzi, der hauptberuflich beim Hauptsponsor der SG Betzdorf arbeitet, einem Versandhandel für Büroartikel, stand Tunesiens Star Hatem Trabelsi von Ajax Amsterdam. Er erzählte einer Traube gebannt lauschender Reporter von millionenschweren Vorverträgen mit Chelsea und Arsenal London. Eine gewaltige Kluft. Den Ruandis geht es um andere Dinge. Eine vielleicht noch gewaltigere Kluft als jene zwischen Champions League und Verbandsliga soll geschlossen werden. Der Star der Mannschaft, Olivier Karekezi, sagte einmal, „das ist ein Team von Tätern und Opfern“. Aber davon will Kamanzi nichts mehr wissen. „Der Bürgerkrieg ist vorbei, das ist Geschichte, und im Sport gibt es so was sowieso nicht“, sagt der 29-Jährige. Und auf die Frage, ob er Tutsi oder Hutu sei, antwortete er mit festem Blick: „Ich bin Ruandi. Wichtig ist, dass alle Leute wie ein Volk empfinden.“ Es ist ein kleines Wunder, dass dieses Land, in dem es angeblich nur einen einzigen brauchbaren Rasenplatz gibt, in der ersten Partie des Turniers durchaus mit Gastgeber Tunesiern mithalten konnte.“

Bei ihm dürfen sie wild sein und gefährlich und unzähmbar

Frank Ketterer (taz 24.1.) besucht die Mannschaft Kameruns und ihren deutschen Trainer Winfried Schäfer im Trainingslager: „Fußball muss Spaß machen, sagt Mohammadou Idrissou, ein langer, schlaksiger Kerl, der sein Geld bei Hannover 96 in der Bundesliga verdient, und grinst übers ganze Gesicht. Das ist ein ziemlich einfacher Satz, wahrscheinlich war er sogar einmal wahr. Aber wo ist das heute noch so in einem Metier, in dem es zuallererst um Geld geht, um viel Geld, und natürlich ums Gewinnen, egal wie? Oder, anders gefragt: Wo singen die Spieler noch auf der Fahrt zu Training oder Spiel? In welcher Mannschaft scherzen und lachen sie, während sie ihre mühsam antrainierten Muskeln dehnen? Und wo tanzen sie anschließend, nach all dem Training, noch ausgelassen und natürlich wieder lachend durch die Hotellobby und schwenken dazu ihre Hüften so lasziv und elegant, dass sich all die feinen Damen dort nach ihnen umdrehen? In Kameruns Nationalmannschaft ist all das der Fall. Wenn sich die Kicker für ein paar Tage zur Vorbereitung treffen, so wie jetzt im vornehmen Hotel Quinta in Marbella, gerät ihnen das Trainingslager immer auch zu einer Art Familientreff. Wir sind nicht nur eine Mannschaft, wir sind Freunde, sagt Mohammadou Idrissou. Die meisten kennen sich von Kindesbeinen an und haben schon in der Heimat zusammen Fußball gespielt, bevor sie ausgeströmt sind in die Ligen der Welt, um dort jenes Geld zu verdienen, das es in Kamerun nicht zu verdienen gibt. Wenn sie nun wieder zusammenkommen, um sich für den Afrika-Cup zu präparieren haben sie viel zu erzählen. Und dabei sprechen sie ihre Sprache, singen ihre Lieder, tanzen ihre Tänze – und spielen ihren Fußball (…) Warum aber klappt es so gut zwischen dem deutschen Trainer, dessen Dienste zu Hause nicht mehr gefragt waren, und diesen wilden Löwen? Warum darf er bei der WM ausscheiden – und doch ihr Trainer bleiben? Er macht eine gute Arbeit und die Ergebnisse sind gut. Also ist er ein guter Trainer – und der richtige für uns, sagt Rigobert Song. Außerdem, so der Kapitän, lasse er den Spielern im Einzelnen sowie der Mannschaft im Allgemeinen ihre Freiheit. Wie die aussieht, kann man im Training sehen: Schäfer lässt die Löwen vor allem eines: spielen. Den Rest machen sie mehr oder weniger unter sich aus: Joue, joue, joue – spiel, spiel, spiel –, raunzt Kapitän Song dann den Kollegen an, wenn der ihm den Ball zu langsam durch die Reihen laufen lässt; foult ein Löwe den anderen, was selten vorkommt und höchstens aus Versehen, heult gleich das ganze Rudel auf – und der Bösewicht schleicht sich. Die Mannschaft, so der Eindruck, ist sich selbst ihr größtes Korrektiv, der Trainer greift nur selten ein, um via Dolmetscher seine Anweisungen zu geben. Lieber geht Schäfer, zu Hennes Weisweilers Zeiten Mittelfeldrenner in Gladbachs berühmter Fohlenelf, seinem eigenen Spieltrieb nach – und kickt einfach mit. Es ist unglaublich, dass ein europäischer Trainer eine afrikanische Mannschaft so trainiert, sagt Mohammadou Idrissou. Der Spiegel hat das schon nach Schäfers erstem Sieg beim Afrika-Cup so formuliert: Vielleicht macht er in Kamerun nicht besonders viel richtig, ziemlich sicher macht er jedoch ganz wenig falsch. Die Löwen wollen Spaß, Schäfer lässt sie gewähren, und vielleicht ist dies das größte Geheimnis seines Erfolgs mit Kamerun: Er will sie nicht bändigen und schon gar nicht domestizieren. Bei ihm dürfen sie wild sein und gefährlich und unzähmbar.“

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