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Montag ist Club-Tag

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Montag ist Club-Tag

Harald Büttner (SZ 4.8.) analysiert Nürnberger Perspektiven. „Montag ist Club-Tag. Nein, es ist sicher nicht so, dass die Macher beim DSF dem 1. FC Nürnberg den Abstieg gewünscht hätten, doch dieser schwarz-rote Fixpunkt tut schon gut im eher grauen Zweitliga-Koordinatensystem zwischen Lübeck und Burghausen, Trier und Aue. Fünf der ersten sechs Partien des inzwischen zum Rekordabsteiger avancierten früheren Rekordmeisters überträgt der Spartensender live; Premiere ist heute Abend in Karlsruhe. „Keine Frage: Wir sind vom Image und von der Zugkraft her eine der ersten Adressen in Liga zwei. Diesem Anspruch müssen wir natürlich sportlich gerecht werden“, fordert Präsident Michael A. Roth und erklärt den FCN kurzerhand zum „FC Bayern der Zweiten Liga“. Klingt nach einem klaren Auftrag an Wolfgang Wolf, den Mann, der in den letzten drei Monaten das Chaos im Neuen Zabo geordnet hat. Und zwar gleich an zwei Fronten. Denn der 45-jährige Pfälzer beerbte nicht nur vormaligen Trainer Klaus Augenthaler, sondern auch den kurzzeitig reaktivierten, dann aber fristlos entlassenen Sportdirektor Edgar Geenen (…) Natürlich kommt ein Mann, der gleich zwei Jobs erledigt, gut an beim chronisch klammen 1. FC Nürnberg, der seinen Etat nach dem Abstieg um 3,6 auf 8,4 Millionen Euro reduzieren und bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) Sicherheiten in Höhe von drei Millionen Euro hinterlegen musste. Kein Wunder also, dass Roth den „Trainager“ nach Stuttgarter Vorbild längerfristig installieren möchte. Doch Wolf will sich irgendwann wieder dem sportlichen Kerngeschäft widmen, dessen Ergebnis nur Aufstieg heißen kann. Geduld fordert Wolf vom Umfeld und von den Fans, „für die das letzte halbe Jahr wirklich grausam war und die jetzt hoffentlich spüren, dass wieder ehrliche Arbeit abgeliefert wird“. Doch mit der Geduld ist das so eine Sache beim 1.FC Nürnberg. „Möglichst schnell“ will Roth zurück ins Oberhaus, das heißt: sofort. Zweimal schon ist dem Club die direkte Rückkehr gelungen. Und auch diesmal haben fast alle Experten den fränkischen Altmeister auf der Rechnung. Wohl mit Recht, denn der Kader hat an Qualität gewonnen. Wolfs Meute überzeugte in der Vorbereitung mit flottem und taktisch klugem Offensivfußball.“

Nein, ich habe mich nicht übergeben

Peter Burghardt (SZ 4.8.) referiert die chinesische Begeisterung über David Beckham. „Am Samstagabend ab acht war reichlich Platz auf den Straßen des einwohnerreichsten Landes der Erde, China saß vor dem Fernseher. Ungefähr eine Milliarde Chinesen staunten, wie elf junge Männer mit kuriosen Frisuren und weißen Trikots gegen ein rot gekleidetes Kollektiv antraten – 60000 davon hatten die meist sündteure Ehre, dem Großereignis im Arbeiter-Stadion von Peking beizuwohnen und sind nun Auswerwählte wie jene Veteranen, die Mao früher einmal beim Rückenschwimmen erleben durften. Es heißt, dieses Fußballspiel zwischen einer chinesischen Auswahl namens Dragon-Team und Real Madrid sei im Reich der Mitte das meistbeachtete Sportereignis aller Zeiten gewesen, außerdem waren ein paar Millionen Spanier und Engländer live dabei. Großbritannien hatte 23 Sonderberichterstatter entsandt, Spanien das Doppelte, es ging immerhin eine Weltpremiere. Auf dem etwas zu langen Rasen machte ein Mensch seine ersten halbwegs offiziellen Schritte für den neuen Arbeitgeber, der seit Tagen eine Nation zur Raserei treibt und seit Wochen Hundertschaften von Journalisten beschäftigt. David Beckham schoss in 72 Minuten zwei Ecken und zwei elegante Freistösse, dazu schlug er elf Pässe und beging zwei Fouls (…) Die genervten Kicker verschwanden erst appetitlos vom Festbankett mit lokalen Spezialitäten wie Heuschrecken, boykottierten Werbeprogramme und weigerten sich schließlich, bei Tageslicht die Verbotene Stadt von Peking zu besuchen, obwohl ihr Hotel gegenüber lag. (Die gebrauchten Handtücher aus der Herberge werden zugunsten von Sars-Opfern versteigert). Der gastgebende Bürgermeister bat die Gäste aus der Fremde daraufhin mitten in der Nacht fünf Minuten lang in die Paläste. In einer der lustigen Fragestunden wollte ein chinesischer Journalist wissen, ob sich die Spieler vorkämen wie Pandabären, die seien in China auch so geschützt. Überhaupt gab es interessante Gespräche. Ein Reporter erkundigte sich bei Roberto Carlos, wieso er so schlank aus den Ferien komme und Ronaldo so fett. Das stritt Roberto Carlos ab, dafür informierte Ronaldo über sexuelle Enthaltsamkeit und wies darauf hin, den Chinesen gefalle Sex offenbar, „es sind sehr viele“. Übrigens lässt sich Ronaldo gerade die Haare wachsen, ebenso Figo und Edelreservist Guti, der erklären sollte, ob er das wegen Beckham tue. Guti: „Muss ich das beantworten? Nein.“ Der neue Kapitän Raul musste erläutern, weshalb er Beckham nicht die Nummer 7 überlassen habe: „Weil ich schon zehn Jahre lang bei Real Madrid spiele.“ Beckham wurde unter anderem zu einer Magenverstimmung vernommen. „Haben Sie sich übergeben?“ – „Nein, ich habe mich nicht übergeben.“ Außerdem gab der Spice Boy freundlich bekannt, dass ihm Mode gefalle, er sich aber vor allem als Fußballer fühle. „So weit ich weiß, bin ich wegen Fußball gekommen.“

„Zwischen Seattle und New York geben sich in diesen Tagen berühmte Klubteams aus der ganzen Welt die Klinke in die Hand. Unter dem wohlklingenden Namen „ChampionsWorld Series“ tragen der FC Barcelona, die Boca Juniors, der Club America (Mexiko), Celtic Glasgow, Juventus Turin, Manchester United sowie die AC Milan eine Serie von dreizehn hochkarätigen Freundschaftsspielen aus“, schreibt Matthias Erne (NZZ 2.8.). „Als ideale Saisonvorbereitung kann die USA-Tour für die europäischen Vereine nicht bezeichnet werden. Normalerweise misst man sich zu diesem frühen Stadium nicht mit den Besten der Branche. Ausserdem müssen enorme (Flug-) Distanzen und Zeitunterschiede bewältigt werden. Trotzdem machen sämtliche Trainer eine gute Miene zum seltsamen Spiel. Vielleicht liegt es daran, dass sie jeweils per Limousine zum Training chauffiert werden, dass Manchesters als bärbeissig bekannter Coach Sir Alex Ferguson den Veranstaltern im Speziellen und den Amerikanern im Allgemeinen artig Komplimente macht. Früher hätten ihn Freundschaftsspiele nicht besonders interessiert, bekannte der Meistermacher, aber in diesem Fall sei alles anders, diese „ChampionsWorld Series“ seien eine feine Sache, sprach Sir Alex. Selbstverständlich steht hinter den salbungsvollen Worten (wie fast immer) der schnöde Mammon. Sämtliche Vereine werden von den Veranstaltern um Charlie Stillitano, den ehemaligen Manager des MLS-Vereins New York / New Jersey Metrostars, fürstlich entlohnt und erhalten ausserdem die Möglichkeit, im Kampf um den immer grösser werdenden Soccer-Markt USA die Pole-Position zu beanspruchen. Asien und Nordamerika sind von den Grossvereinen als letzte weisse Flecken auf der Weltkarte des Merchandisings ausgemacht worden, und dementsprechend hart wird um die Gunst dieser Kundschaft gebuhlt.“

Javier Cáceres (SZ 2.8.). „Der stellvertretende Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestags, Peter Danckert (SPD), hat Kritik am Gehaltsgefüge der Bundesliga geübt. Nach Ansicht des Parlamentariers sind die „exorbitanten“ Bezüge der Profis „in Anbetracht horrender und zunehmender Schulden“ der Bundesligaklubs „unangemessen“ und „nicht leistungsgerecht.“ In der Bundesliga seien Gehälter unterhalb der 500000-Euro-Grenze die Ausnahme, selbst Reservisten erhielten Beträge, die weit über diese Summe hinausgingen. Danckert nannte das Beispiel des mittlerweile arbeitslosen Torwarts Georg Koch (Kaiserslautern), der vergangenes Jahr ein Monatsgehalt von 156000 Euro erhalten habe. „Wir haben uns zu Recht darüber aufgeregt, dass die Firma Mannesmann einem Herrn Esser eine Millionenabfindung gezahlt hat. Wenn aber ein Spieler Millionen kassiert und nur auf der Bank sitzt, ist das kein Thema“, sagte Danckert. Der Parlamentarier betonte, es liege ihm fern, Sozialneid zu schüren. Er sei aber vor allem um junge Spieler besorgt, die durch Überversorgung „jedes Maß verlieren“. So würden sie „Dienstlimousinen“ erhalten, von denen sie nicht im Geringsten ahnen, „was es bedeutet, sich ein solches Auto zu erwirtschaften“. Er habe Verantwortliche aus dem Fußballbetrieb angesprochen, aber wenig Bereitschaft gefunden, diese Thematik zu behandeln (…) Es habe den Anschein, dass viele Politiker gerne im Wirtschafts- oder Aufsichtsrat eines Vereines sitzen, dort aber nicht Mut aufbringen, einer ungesunden Wirtschaftspolitik entgegenzuwirken.“

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