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Nachgiebigkeit des DFB

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Nachgiebigkeit des DFB

„Was ist passiert?“ fragt Philipp Selldorf in der SZ ungläubig ob der Nachgiebigkeit des DFB gegenüber den Forderungen seitens der Vereinsvertreter, insbesondere in Gestalt von Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. In der Tat hat DFB-Präsident Mayer-Vorfelder den rechtlich bestenfalls zweifelhaften Regressansprüchen der Münchner im Fall Deisler unnötigerweise nachgegeben. Die Summe beläuft sich nach Spekulationen in der Presse auf eine Zahl zwischen 550.000 (Spiegel) und 1.000.000 Euro (FR). Zur Erinnerung: Der Jungnationalspieler hatte sich in einem Länderspiel im Mai schwer verletzt, woraufhin er nach seinem anschließendem Transfer von Berlin nach München kein Spiel für seinen neuen Arbeitgeber bestreiten konnte.

Der Fall erstaunt umso mehr, da die Bedingungen zwischen Verband und den Verein für einen solchen Fall eigentlich vertraglich geregelt sind und eine Entschädigung vorsehen. „Rechtlich betrachtet, hat der Verband keine Veranlassung, Schadenersatz zu leisten“ (SZ). Was also bewegte Mayer-Vorfelder dazu, Kulanz an den Tag zu legen? Die Bedürftigkeit des Kontrahenten kann es ja wohl nicht sein. Mitleid scheidet als Motiv demzufolge aus. Andersherum: Was machte den Bayern ernsthaft Hoffnung, eine solche Forderung gegen die Buchstaben der Statuten überhaupt durchsetzen zu können?

Diese Woche, Sie merken es, ist auf dem grünen Rechteck nicht viel passiert. Das hat freilich den Vorteil, dass man den Strippenziehern an den Handlungstischen etwas genauer auf die Finger schaute. Daher dominiert derzeit die Auseinadersetzung mit Moral und Recht die Sportseiten des Blätterwalds. Jedoch bemerkte die FAZ bereits vor einem Vierteljahr zum genannte Ansinnen, das seinerzeit noch von Manager Uli Hoeneß vorgetragen worden war: „Sportrechtlich und sportmoralisch ist einiges unklar” und verwies einerseits auf die einseitige Argumentationskette des Bundesligagiganten. Andererseits, so war dort zu lesen, habe man seit langem wissen müssen, dass es sich bei Deisler um einen (bedauerlicherweise) verletzungsanfälligen und damit bei einem Transfer um eine riskante Geschäftshandlung handelt.

Zwei weitere Aspekte in der Beweisführung Rummenigges und Hoeneß´ verärgern den neutralen Beobachter. Erstens wurde das von materiellen Interessen motivierte Vorhaben von den – man muss es sagen – üblichen Drohgebärden begleitet. So stritt man im Vorfeld zeitgleich um Werbeverträge und Persönlichkeitsrechte der Spieler. In dieser rechtlichen Grauzone wollte Rummenigge geltlich machen „dass der DFB auf die Werbeaktivitäten und -partner der Bundesligavereine Rücksicht nehmen muss, wenn er seine Nationalmannschaft vermarktet, und er sprach dabei nicht nur für seinen Klub, sondern glaubte die ganze Liga hinter sich“ (SZ). Zweitens zeugt der Rat Rummenigges, der DFB solle „keine Paragraphenreiterei“ betreiben, und damit nach gesundem Rechtsempfinden urteilen, von opportunistischer Rechtsauffassung. Wie würde Herr Rummenigge denn sich herauswinden wollen, wenn der DFB im Gegenzug eine Beteiligung an den Einnahmen vom Verkauf an Michael-Ballack-Trikots fordern würde? Schließlich geht dessen Popularität zum großen Teil auf die Karriere in der Nationalelf zurück. Oder: Hätte sich Stürmer Carsten Jancker (kein Tor in der Vorsaison) für teures Geld nach Italien transferieren lassen, wenn er nicht im DFB-Dress Vize-Weltmeister geworden wäre? Herr Hoeneß, wie reagieren Sie – in unserem Gedankenspiel – auf Beteiligungsklagen seitens des Verbands?

So ist auch in den deutschen Tageszeitungen der Eindruck zurückgeblieben, dass der DFB-Chef „um der lieben Ruhe willen“ (FR) eingelenkt habe, denn: „Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder will sein Amt in Frieden genießen“ (SZ). Gleichzeitig ist man sich bei den Entscheidungsträgern der Folgen des Kuhhandels augenscheinlich bewusst. So versucht Mayer-Vorfelder künftige Begehren von anderer Seite mit dem entlarvenden Hinweis abzutun, es handle sich hierbei um „keinen Präzedenzfall“. Doch mit welcher Begründung würde man denn dem VfL Bochum finanziellen Entschädigung verweigern, wenn – Gott bewahre – Auswahlspieler Paul Freier sich eine Verletzung zuziehen würde? Mit Gerechtigkeit und juristischem Augenmaß hatte diese Angelegenheit folglich ebenso wenig zu tun wie mit gesundem Rechtsempfinden und Solidarität.

Weiteres Thema: „Diplomaten in Stollenschuhen“ (FR). Die DFB-Elf tritt heute in Sarajevo gegen die Auswahl Bosnien-Herzegowinas an und kann angesichts der dort herrschenden Not „an bleibenden Eindrücke fürs Leben arbeiten“ (SZ)

Philipp Selldorf (SZ 11.10.) meint dazu. „So viel Nachgiebigkeit erstaunt. Der FC Bayern ist nicht bedürftig, und es liegt allein in seiner Verantwortung, wenn er mit Deisler trotz dessen akuter Verletzung und hinlänglich bekannter Labilität einen Vertrag schließt, der dem Spieler selbst bei anhaltendem Fehlen stets das komplette Gehalt garantiert. Solche Ausnahmeverträge sind zwar nicht unüblich, aber sie sind auch riskant. Die Bayern wollten den hochbegabten Deislerunbedingt haben, was sie mit einer Vorabzahlung von zehn Millionen Mark auf eigenartige und – wie sie merken mussten – nicht statthafte Art bewiesen haben. Für diesen Ehrgeiz müssen sie ihm nun Monat für Monat ein Gehalt überweisen, dessen Dimension an der Vorkasse abzulesen ist. Das ist Pech. Nur: Warum soll sich der DFB am privaten Schaden der Bayern beteiligen? Ähnliches gilt in der strittigen Frage, wie viel Werbung der DFB noch mit den Münchner Stars machen darf (…) Die Probleme, die aus den Ansprüchen ihrer Finanziers entstehen, reichen die Bayern an den DFB weiter – und der ordnet sich unter. Aus Kulanz und Partnerschaft? Oder weil die Bayern groß und mächtig sind und ihren Sonderstatus geltend gemacht haben? Sicherlich beides. Welcher der Beweggründe das größere Gewicht hat, ist allerdings nicht schwer zu erraten.“

Die FAZ (10.7.) kommentiert die Regressforderungen der Bayern. „Sportrechtlich und sportmoralisch ist einiges unklar. Hoeneß‘ schadensersatzbegründende Formel, es müsse eine Lösung gefunden werden, „weil die Verletzung eindeutig in einem Länderspiel passiert ist“, lenkt den Blick in plumper Weise weg von den tatsächlichen Problemen. Mitnichten eindeutig sind nämlich die übrigen Tatbestandsmerkmale. Genügt schon der bloße Einsatz eines Nationalspielers, um Forderungen des Vereins auf Ersatz von Lohn zu rechtfertigen? Und ist der DFB tatsächlich der eigentliche Verursacher der Verletzung und nicht vielmehr Deislers damaliger Gegenspieler oder gar der zu zaghafte Zweikämpfer Deisler selbst? Auch die Frage eines Mitverschuldens von Uli Hoeneß ist zu erwägen, verpflichtete er doch sehenden Auges einen bekanntermaßen verletzungsanfälligen Jungstar und klagt nun lauthals über die Realisierung eines Risikos, das offenkundig war.“

Michael Ashelm (FAZ 11.10.). „Das Feld bleibt umkämpft, bei aller Gesprächsbereitschaft. Die Werbepartner des Rekordmeisters, Telekom und Audi, sollen nun nach Angaben des „kicker“ jegliche Werbeauftritte fern des FC Bayern untersagt haben. Bei den vielen Forderungen an die Adresse des DFB müssen sich allerdings auch die Vereine fragen lassen, woraus ihr Entgegenkommen besteht. So könnte ja der Verband auf die Idee kommen, sich an den Ablösesummen seiner Nationalspieler beteiligen zu lassen, die ihren Mehrwert erst im DFB-Trikot geschaffen haben.“

Über die Bedeutung des heutigen Länderspiels in Sarajevo heißt es bei Philipp Selldorf (SZ 11.10.). „Der DFB erhält mehr Einladungen für Freundschaftsspiele als er annehmen kann. Die Deutschen sind ein gern gesehener Gast, weil ihre Nationalelf einen guten Ruf hat – und nicht zuletzt auch deshalb, weil ihre Fernsehanstalten den gastgebenden Verbänden stabile Honorare für die Übertragung bezahlen. Aus dem guten Dutzend Offerten für das Spiel an diesem Freitag hat der DFB rasch die bosnische Anfrage ausgewählt (…) Oft klingt es halt ein wenig unbeholfen, wenn sich die Fußballer über ihre im weiteren Sinne politische Mission äußern – was aber auch nicht zu ihren originären Aufgaben gehört. Als das Nationalteam zu Zeiten von Berti Vogts in Israel spielte und die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem besuchte, wandte sich Mario Basler an den Bundestrainer: „Trainer, stimmt das alles?“ Und Vogts antwortete: „Ja, Mario, das war so.“ Nur eine Episode am Rande, die Spieler hinterließen einen guten Eindruck bei ihren Gastgebern. Diesmal will Völler seiner Mannschaft vor dem Besuch im Soldatenlager etwas vom höheren Zweck ihres Aufenthalts erzählen. Im Camp erwartet er ein Willkommen, wie es den Hollywood-Diven bei Besuchen bei GIs zuteil wird (…) Fußball ist natürlich auch in Bosnien ein Volkssport mit sozialer und politischer Wirkung. Dass im August erstmals seit Kriegsende eine gesamt-bosnische Liga ihren Betrieb aufgenommen hat, in der Klubs aus dem serbischen wie aus dem muslimisch-kroatischen Landesteil spielen, ist ein Fortschritt, für den sich einige engagierte Funktionäre auch der Fifa lange hatten einsetzen müssen.“

Hans-Joachim Leyenberg (FAZ 10.10.). „Es ist ein aufgeräumter Völler, der die Mission Sarajevo nicht als „Pflicht“, sondern als ein „Muss“ empfindet, weil sich „viel getan hat auf dieser Welt“, womit er die politischen Veränderungen meint. Es sei auch ein Besuch bei Landsleuten, die auf ihre Weise Deutschland vertreten. Für Rudi Völler „Jungs, die ihren Dienst tun“. Es gibt halt ein Leben außerhalb der Stadien, mit dem wohlbehütete, rundum versorgte Nationalspieler für ein paar Stunden konfrontiert werden. So wird aus der Stippvisite zum Länderspiel nach Sarajevo eine Bildungsreise. Live-Bilder und Eindrücke werden eindringlicher sein, als es das Kleingedruckte sein kann.“

Fußball in Bosnien FR

Philipp Selldorf (SZ 9.10.) erläutert einen Interessenkonflikt. „Der Vorstandschef des FC Bayern (Rummenigge, of) ist der Meinung, dass der DFB auf die Werbeaktivitäten und -partner der Bundesligavereine Rücksicht nehmen muss, wenn er seine Nationalmannschaft vermarktet, und er spricht dabei nicht nur für seinen Klub, sondern glaubt die ganze Liga hinter sich (…) Dass der DFB mit Firmen arbeitet, die mit den Werbepartnern der Vereine konkurrieren, ist kein ganz neues Problem. Der Klassiker ist die Schuhfrage: Regelmäßig haben die Boulevardzeitungen den „Schuhkrieg” ausgerufen, wenn ein Nationalspieler mit adidas statt mit Nike oder Puma spielte, respektive der Verkaufsförderung diente (…) Besonders der FC Bayern bietet mittlerweile eine Streitmacht der Gönner auf. Voran Hauptsponsor Telekom, der bereits allergisch reagierte, als der Ober-Bayer Franz Beckenbauer seinen privaten Werbevertrag mit dem Mobilfunk-Konkurrenten O2 präsentierte. Der nächste Zusammenstoß ist programmiert, sobald der DFB den geplanten Abschluss mit dem Rivalen e- plus perfekt macht. Ähnlich geht es der Firma Audi, die den Münchnern fünf Millionen Euro pro Jahr überweist, um sich „Automobilpartner“ nennen zu dürfen. Audi, so befürchtet Rummenigge, kann es nicht gefallen, dass Kahn, Ballack und Co. in einen Mercedes umsteigen, sobald sie bei der Nationalmannschaft sind (dass sie zuhause gern auch Porsche und Ferrari fahren, bleibt einstweilen ihr Privatvergnügen). Undenkbar aber, künftig bei der Werbung die Audi- von den Mercedes-Fahrern zu trennen.“

Das Interesse von Eintracht Frankfurt, Andreas Möller als Funktionär zu verpflichten, kommentiert Jörg Hanau (FR 10.10.). „Wie fast alles im beruflichen Leben des Andreas M. und dessen Berater, der seinem Freund und Klienten seit beinahe zwei Jahrzehnten zur Seite steht. Klaus Gerster ist es, der den beruflichen Werdegang Möllers bestimmte. Gerster handelte die Verträge aus, bestimmte mitunter sogar den Zeitpunkt, wann das begnadete Talent Möller die Vereine zu wechseln hatte. Unvergessen Möllers weinerliches Versprechen an das Dortmunder Publikum, der Borussia treu zu bleiben. Ein paar Wochen später unterschrieb er in Frankfurt. Und auch hier versprach er seinen Fans die ewige Treue, bevor er 1992 über die Alpen zu Juventus Turin entfleuchte. Das Image des selbstständigen Profis besitzt einer wie er ganz sicher nicht. Auf dem Platz hat es dem großartigen Fußballer in Verein und Nationalmannschaft zu oft an Führungsstärke gemangelt, und nicht von ungefähr hängt ihm der Spitznamen „Heulsuse“ an. Am Verhandlungstisch hat einzig und allein Gerster Möller die Feder geführt. Wer auch immer Andreas Möller zum Sportdirektor befördern wird, er muss also auch wissen, ein Möller entscheidet selten allein. Der „schwarze Abt“, wie sie Gerster gerne rufen, wird Möller auch künftig mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wer Möller verpflichtet, muss gewahr sein, Gerster praktisch „gratis“ dazu zu bekommen.“

Die prekäre Finanzsituation beim 1. FC Kaiserslautern kommentiert Michael Ashelm (FAZ 9.10.). „Die völlige Selbstüberschätzung in Sachen rascher Stadionausbau führte schnurstracks in die tiefe Krise. Doch, wie konnte es überhaupt passieren, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) als oberstes Kontrollorgan der Lauterer Fußball-Unternehmung so problemlos eine Lizenz für diese Spielzeit erteilte? Steht ungeahnt sogar der nächste Crash in der Bundesliga bevor? Neben dem Missmanagement der Vereinsfunktionäre entpuppen sich große Schwächen des Systems. Gehandelt wird frei nach dem Motto: wegschauen und hoffen. Ein wenig darf sich die DFL vom FCK an der Nase herumgeführt sehen, war doch die Möglichkeit eines Ausbaus des Fritz-Walter-Stadions (wie vom Mai an dann geschehen) nicht in den eingereichten Unterlagen vermerkt worden. Ein Trick? Oder Fahrlässigkeit des Vereins? Der ambitionierte Verein stand beim WM-Organisationskomitee in Frankfurt im Wort, die Zuschauerkapazität für das Großereignis schnellstens auf fast 50.000 Sitzplätze zu erhöhen. Zudem machte die sportliche Situation Mut, glaubten viele noch zu Beginn des Jahres, die Mannschaft und sein inzwischen entlassener Teamchef Andreas Brehme würden leicht das internationale Geschäft erreichen. Schließlich ließen sich bei der Fußballbegeisterung in der Pfalz mit einem größeren Stadion auch größere Erträge erwirtschaften. Immer wieder betonte Jürgen Friedrich, mittlerweile als Vorstandsvorsitzender vom Schweizer Troubleshooter René C. Jäggi abgelöst, die Finanzierung sei gesichert. Nichts davon stimmte.“

Jan Christian Müller (FR 9.10.) befürwortet eine Teilnahme der DFB-Auswahl am Konförderationen-Cup. „So ein nettes Turnier gleich um die Ecke könnte man sich also auch zunutze machen, wie bei der WM professionell arbeiten und Marketing in eigener Sache betreiben. Auch im Sinne der Bundesliga, deren globaler Stellenwert längst weit hinter Spaniens Primera Division und Englands Premier League zurückgefallen ist.“

Ausland

Birgit Schönau (SZ 10.10.). „Er ist einer jener großen Opportunisten, die das Tor wittern, ohne Rücksicht auf Gegner und Mitspieler nach vorn ziehen, weder Angst noch Ladehemmung kennen im entscheidenden Moment, weil ihre Instinktsicherheit sie über jeden Selbstzweifel erhaben macht (…) Als er noch für Juventus spielte, vier Jahre im Dienst der Alten Dame, lieferte er sich auf dem Platz immer wieder Nervenduelle mit seinem Partner Alessandro Del Piero. Die beiden konnten sich so offensichtlich nicht leiden, dass es auch dem neutralsten Zuschauer auffallen musste. Aber die Juve-Fans sind nicht neutral. Sie verehren Del Piero. Inzaghi war bei ihnen unten durch, weil er dem Mitspieler gern den Ball abnahm, um ihn lieber selbst ins Tor zu setzen. Der Avvocato Agnelli fand das gar nicht gut und kanzelte seinen Angestellten als „hochfahrende Rotznase“ ab. Darauf Inzaghi kühn: „Wer mich kritisiert, der zweifelt am Fußball selbst.“ Alles Schnee von gestern, versichern Del Piero und Inzaghi, die sich aber in der Nationalmannschaft unverdrossen weiter gegenseitig die Bälle klauen. Reiner Zufall deshalb, dass plötzlich auch Del Piero nach langer Abstinenz wieder Tore für Juve schießt, seitdem Superpippo in Mailand ist. Inzaghi sieht nicht so aus, als ob er sich über derartige Feinheiten den Kopf zerbrechen würde. Ihn nach Dingen zu befragen, die über das Spielfeld hinausgehen, erzeugt nur Stirnrunzeln.“

Thomas Klemm (FAZ 9.10.). erzählt die Geschichte eines Stürmers. „Die Irrungen und Wirrungen des Mário Jardel zwischen Liebe und Leiden, Krönung und Krankheit muten an wie für „Telenovelas“ erfunden, jene brasilianischen Seifenopern, die Portugiesen tagtäglich im Fernsehen verfolgen. Binnen weniger Wochen brach die Fassade vom Torjäger, der sich stets souverän und lebensfroh gab, in sich zusammen. Hatte der Stürmer, der als äußerst treffsicher, aber ziemlich unbeweglich gilt, unmittelbar nach dem Titelgewinn noch selbstironisch in die johlende Menge gerufen: „Wisst ihr, dass ihr einem Anti-Fußballer zujubelt?“, so spricht er mittlerweile meist schleppend. Er suche „ein bisschen Ruhe“, sagt Jardel, „ich muss optimistisch sein“. Mit dem Zwang zur Zuversicht will der Brasilianer sein zerbrochenes Selbstbild wieder zusammenfügen, nachdem für ihn von Monat zu Monat ein weiteres Stückchen aus jener vermeintlich heilen Welt gebrochen war, in der er sich neu einrichten wollte. Im Mai zog es Jardel aus Lissabon fort, er verwies auf ein angebliches Angebot von einem italienischen Klub; im Juni forderte er von Sporting plötzlich eine Erhöhung seiner Bezüge; im Juli kam der Brasilianer aus dem Heimaturlaub kurz nach Lissabon, erklärte unter Tränen, dass ihm sein Zustand nicht erlaube, Fußball zu spielen, dass er, nachdem ihn seine Frau mit den beiden Kindern verlassen habe, „am Ende“ sei und dass er sich in tiefenpsychologische Behandlung begeben werde. Flugs reiste der Brasilianer wieder zurück in seine Heimat nach Fortaleza, hinterließ in Lissabon Zweifel an seinem wahren Gesundheitszustand. Im August, als ihn angeblich Real Madrid, der FC Barcelona und Betis Sevilla umwarben, kündigte er an, nie wieder für Sporting spielen zu wollen. Nachdem in Spanien Anfang September Transferschluss war, Jardel aber immer noch keinen neuen Verein vorweisen konnte und es dreimal ablehnte, sich vom Vereinsarzt untersuchen zu lassen, ließ Sporting den bis 2004 laufenden Vertrag ruhen und setzte die Gehaltszahlungen an den Stürmerstar aus. Bis heute gibt es kein offizielles Dossier über seinen Zustand. Seit der Neunundzwanzigjährige aber Reue gezeigt und der Klub keinen Abnehmer für die Transferrechte an ihm gefunden hat, geht man bis auf Weiteres wieder gemeinsame Wege.“

Zur Lage des albanischen Nationalteams NZZ

Porträt des deutschen U19-Nationalspierls Robert Huth (FC Chelsea London) taz

Porträt PAOK Saloniki NZZ

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