Ballschrank
Perspektiven des 1. FC Kaiserslautern
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| Donnerstag, 25. März 2004Zu den Perspektiven des 1. FC Kaiserslautern heißt es bei Peter Heß (FAZ 28.11.). „Die Pfälzer Institution kann als Fallbeispiel dafür dienen, wie sich in Rekordzeit ein funktionierendes Unternehmen der Unterhaltungsindustrie selbst hinrichtet. Vor einem halben Jahr galt der FCK noch als Vorzeigeklub: Dann verspielte die Mannschaft die Beteiligung am internationalen Fußballgeschäft, und die Vereinsführung entwickelte zu ehrgeizige Pläne bei der Stadionerweiterung für die WM 2006. Dazu kamen Einnahmeausfälle durch die Kirch-Krise – und fertig waren die Rahmenbedingungen für den Untergang. Zunächst schien die Entwicklung aufzuhalten zu sein. Ministerpräsident Kurt Beck gewährte indirekt Finanzhilfe, ganz direkt schlichtete er den Streit im Verein. Mit Jäggi wurde ein neuer starker Mann gefunden, des weiteren ein unbelasteter Aufsichtsrat und mit Erik Gerets ein Trainer von hoher Reputation. Nach der Mitgliederversammlung vor einigen Wochen fehlten nur noch ein paar Siege, und alles wäre gut geworden. Doch nein, die Mannschaft verlor weiter, rutschte ab bis zum letzten Platz. Die so mühsam geschaffene Basis für die Zukunft brach in sich zusammen.
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Klaus Allofs, Sportdirektor Werder Bremen Welt
Wolfgang Hettfleisch (FR 29.11.) bemerkt zur Finanzkrise in Italiens Fußball. „Die ansteckende Krankheit, die Italiens Profifußball auszuzehren droht, wäre eigentlich mit einer simplen Rosskur zu beheben: Die Kosten müssen runter. Fast alle Klubs leben über ihre Verhältnisse, leisten sich Spieler, die sie sich in Wahrheit nicht leisten können. Zuletzt kamen die Klubchefs, die zuvor – im Wortsinn ohne Rücksicht auf Verluste – am Millionenkarussell gedreht hatten, um die Wahrheit nicht mehr herum: Nur wenn die Spielergehälter dramatisch gekürzt würden, gestand Serie A-Boss und Berlusconi-Intimus Adriano Galliani ein, sei ein finanzielles Desaster noch abzuwenden (…) Sicher, die Abkehr von der Großmannssucht wird kein Vergnügen. Topstars könnten nach Spanien oder England abwandern, wo Klubs wie Real Madrid oder Manchester United weiterhin willens und in der Lage sind, fast jeder Gagenforderung nachzukommen. Aber es gibt auch ermutigende Hinweise, dass, wer kleinere Brötchen backt, nicht zwangsläufig den sportlichen Untergang heraufbeschwört. Chievo Verona hat in der vorigen Spielzeit als Aufsteiger die Serie A mit bescheidenem Etat aufgemischt. Und die Totenglöckchen, die Lazio Rom vor dieser Saison geläutet worden waren, weil der ruinierte Hauptstadtklub die Stars Nesta, Crespo und Mendieta verkaufen musste, sind inzwischen verstummt. Die Mannschaft, deren Spieler seit Monaten kein Geld bekommen, ist seit 14 Spielen ungeschlagen und rangiert auf dem dritten Tabellenplatz.“
Zweite Liga
Christoph Biermann (SZ 27.11.) porträtiert den 1. FC Köln. „Immer mehr hat sich das Team in den letzten Monaten zu einem Abbild seines Trainers entwickelt. Vor dem Spiel gegen Freiburg stilisierte Funkel den 1.FC Köln zum Außenseiter und hielt neunzig Minuten lang an einer Underdog- Taktik fest. Tief gestaffelt ließen sie kaum eine Chance der Gäste zu und brachten den frühen Führungstreffer über die Zeit. Schön anzusehen war das nicht, aber darüber braucht man mit Funkel nicht zu debattieren. Mit allem Recht kann er auf die Tabellenführung verweisen (…) Ob daraus Liebe wird, ist fraglich. Stets hat man das Gefühl, als gäbe es zwischen Klub und Trainer nach wie vor ein kulturelles Missverständnis. Funkel hat als Spieler in Kaiserslautern und Uerdingen sowie später als Coach in Uerdingen, Duisburg und Rostock stets Arbeit und Kampf in den Mittelpunkt seiner Weltsicht gestellt. Auf diese Weise hat er aus wenig mehr herausgeholt. In Köln ist das nicht anders. Das honoriert auch das Publikum in Müngersdorf, doch anders als in Uerdingen oder Duisburg gibt es eine tief verwurzelte Sehnsucht nach Eleganz, Glamour und dem Besonderen. Auch Ewald Lienen predigte einen unkölschen Arbeitsethos, erreichte durch seine Exzentrik aber das Herz der rheinischen Fans. Das hat Funkel noch nicht geschafft, und es widerstrebt ihm offensichtlich, darum zu buhlen. Friedhelm Funkel glaubt aus Überzeugung, dass gute Arbeit und Erfolge ausreichen – doch in Köln ist das nur die halbe Wahrheit. Vielleicht war auch deshalb vom DSF ein zutiefst symbolischer Akt inszeniert worden. Udo Lattek überreichte Funkel den blauen Pullover, den er vor 15 Jahren als Sportdirektor beim 1. FC Köln zum Glücksbringer geadelt hatte. Zehn Spiele lang war die Mannschaft damals ohne Niederlage geblieben, und der Pulli hatte sogar einen Platz in der großen Fußballausstellung zum hundertsten Geburtstag des DFB gefunden. Funkel nahm höflich dankend an, machte aber den Eindruck, als könne er noch hundert Spieleungeschlagen bleiben, ohne ein historisches Textil zu hinterlassen.“
Erik Eggers (taz 27.11.) berichtet vom hart erkämpften 1:0-Heimsieg der Kölner über Konkurrent Freiburg. „Obwohl der sofortige Wiederaufstieg in die Eliteklasse winkt, sind die Kölner Fans, wie nicht nur die zweite Halbzeit gegen das spielstarke Freiburg zeigte, mit vielen Details unzufrieden. Zum Beispiel mit der für ihren Geschmack zu destruktiv-defensiven Spielweise der Mannschaft. Die taktische Marschroute nach dem frühen 1:0, hat Trainer Friedhelm Funkel hinterher erklärt, sei schlicht nötig gewesen, um den schnellen Freiburger Stürmern keinen Platz zu bieten. Auch war Funkel sichtlich stolz darauf, den Gästen aus dem Spiel heraus nicht eine einzige Chance zugestanden zu haben. Beachtlich, fand er das. Die Kölner Fans aber hassen derlei kühle, professionelle Analysen. Viel lieber zelebrieren sie eine fast schon beängstigende Ästhetik des Niedergangs, so wie am vorletzten Spieltag der letzten Saison, als der FC trotz des 2:0-Sieges gegen den SC Freiburg abgestiegen war. Der Kölner an sich, und speziell der Fußballfan, besitzt eben einen ausgeprägten Hang zur systematischen Selbstdemontage, und er verabscheut jegliche Verbissenheit. Deswegen wird auch Trainer Funkel seit seinem Amtsantritt im Frühjahr mehr als argwöhnisch beobachtet: Weil er wie kein anderer diese verachtete protestantische Arbeitsethik im Sinne Max Webers verkörpert. Weil er Arbeit als Grundlage allen Erfolgs betrachtet. Weil er, um es kurz zu machen, kein Messias ist.“
Wolfgang Brück (FR 27.11.) über die geplatzte Mannheimer Fusion. „Im Grunde war das geplante Bündnis von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Über die Köpfe der Mitglieder hinweg hatten die Vorstände und der Stromversorger MVV Energie AG als Sponsor die Ehe beschlossen, um die Kräfte im seit Jahren Not leidenden Mannheimer Fußball zu bündeln. Ein Kurzschluss. Denn die Vereine passen nicht zusammen und piesackten sich auch als Brautleute gewaltig. Der VfR ist 1949 nur Deutscher Meister geworden, weil die anderen alle in Kriegsgefangenschaft waren, spottete ein Waldhöfer. Der SV Waldhof hat verloren, der Tag ist gerettet, war am Rande eines VfR-Spiels zu hören – der Ex-Regionalligist ist inzwischen in der A-Klasse gelandet. Da half auch die Millionen-Spritze der MVV nichts, die den VfR vor dem Konkurs und den Waldhof vor dem Lizenzentzug bewahrt hatte. Nach dem Scheitern will der Sponsor nun aussteigen. Wie bei rund elf Millionen Euro an Verbindlichkeiten die Waldhöfer eine neue Lizenz kriegen wollen, ist schleierhaft. Bei einem Abstieg ist der Absturz in die Oberliga wahrscheinlich.“
Peter Schmitt (SZ 27.11.). „Der FC Schweinfurt 05 ist eine fränkische Fußballinstitution wie sonst nur noch der 1. FC Nürnberg. Von 1933 bis 1963 spielte der FC 05 in der höchsten deutschen Liga.“
Peter Ehrenberg (Welt 27.11.) schreibt. „Leider gehört die Klage über eine Dominanz ausländischer Sportler zur stetig wiederkehrenden Stammtischparole, die Chancenlosigkeit deutscher Nachwuchshoffnungen zu erklären. Sie ist nicht nur falsch, sondern dazu ärgerlich, weil gefährlich; bestätigt sie doch scheinbar die bei vielen vorhandenen Ressentiments. Den Fehler machen nicht Ausländer, die mit Toren ihre deutschen Kollegen weder um Gestaltungsmöglichkeiten noch Arbeitsplätze bringen. Wer sich mit 24 noch nicht gegen seine Konkurrenten durchsetzen konnte, hat in der Bundesliga kaum etwas verloren. Den Fehler machen auch nicht die Trainer oder Manager, die schließlich im Profigeschäft zum Erfolg verpflichtet sind und darum nur die besten Spieler einsetzen und holen. Den Fehler machen auch nicht die Klubs. Wenn sich dort nicht die vielen ehrenamtlichen Helfer intensiv um die Jugend kümmern würden, sähe die Zukunft noch viel ärmer aus. Den Fehler macht auch nicht der Deutsche Fußball-Bund, der vielmehr zehn Millionen Euro in die Nachwuchsförderung investiert, um den eigentlichen Fehler auszugleichen, den die Politik zu verantworten hat: die Misere im Schulsport, wo schließlich immer noch die Grundlage jeder Karriere gelegt werden sollte.“
ARD zahlt trotz großer Bedenken für Radio-Reportagen von der Bundesliga SZ
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