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Ballschrank

Peter Neururer

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Peter Neururer

Felix Meininghaus (FR 3.4.) porträtiert den Trainer des VfL Bochum, der vor einem halben Jahr einmal im Spiegel als „Tribun der Fankurve“ verhöhnt wurde. „Es gibt in der Branche kaum einen unterhaltsameren Gesprächspartner als den Fußballlehrer Peter Neururer. Der Mann ist schlagfertig, ironisch und kann bissig sein. Nur bei einem Thema, versteht der Herr Neururer überhaupt keinen Spaß: Wenn es um das geht, was sich im Jargon der Szene als der so genannte Neururer-Effekt etabliert hat. Dann wird der Mann auf der Bank des Bundesligisten VfL Bochum richtig fuchsig. Dieser Trainer, so wird immer wieder kolportiert, könne eine Mannschaft zwar kurzfristig zu Höchstleistungen pushen, genauso steil – so die gängige Meinung – würde die Formkurve danach jedoch abfallen. Wenn der VfL-Trainer mit diesem angeblichen Automatismus konfrontiert wird, ist es vorbei mit der guten Laune. Dann holt der 47-Jährige weit aus und hält einen langen Monolog. Er erzählt von seinen Trainerstationen in Essen, Aachen, Schalke, Köln und Ahlen. Unter welchen Umständen er gearbeitet hat und entlassen wurde, wie ganz und gar ungerechtfertigt dieses Image ist, gegen das er seit Jahren erfolglos ankämpft. Neururer wird als erwiesener Fachmann in Sachen Fußball eingestuft, einer, der seinen Job mit Herzblut und Akribie ausübt. Sein Dilemma ist, dass ihn das Vorurteil vom temporären Wunderheiler immer wieder einholt. Neururer hat den VfL Bochum in der vergangenen Saison in der zweiten Liga in aussichtsloser Lage übernommen und in die Bundesliga geführt. In der Hinrunde dieser Spielzeit hat die Mannschaft phasenweise Zauberfußball gespielt und ist in Tabellenregionen vorgedrungen, die für die großen Vereine reserviert schienen. Der VfL wurde als bester Aufsteiger mit Lob überschüttet, die Schreiber vom Boulevard feierten den Mann auf der Bank als Peter der Große. Mittlerweile hat der Große längst wieder Normalmaß.“

Neururer passt in jeden Manta

Jörg Kramer (Spiegel 2.9.) schrieb über den Trainer des damaligen Tabellenführers. „Der oft belächelte Trainer Peter Neururer ist der Mann der Stunde im Bundesliga-Betrieb. Mit dem VfL Bochum schaffte er den Sprung aus der Zweitklassigkeit an die Tabellenspitze. Nutzt der Coach mit dem Leumund des Maulhelden seine wohl letzte Chance, ernst genommen zu werden? (…) Um seine Aufmachung schert er sich nicht. In den Perioden der Arbeitslosigkeit, die sich in seiner Karriere auf 66 Monate summieren, trug er manchmal tagelang einen blauen Bademantel. Mit seinen Goldkettchen, dem Schnauzbart und der bisweilen etwas gestrigen Langhaarfrisur passt Neururer in jeden Manta. Zugleich passt er, wenn er etwa bei der Aufstiegsfeier mit entblößter Brust über den Rasen stapft, jedoch auch auf jeden Stehplatz. Dank seiner natürlichen Kumpelhaftigkeit ist er in der Bundesliga so etwas wie der letzte bezahlte Pfleger der Proletenkultur. In einem Fußballfilm („Gib mich die Kirsche“) mimte Neururer den Wirt einer Dortmunder Fankneipe (…) Es ist wohl sein Glück und auch sein Pech, dass Neururer mit Beginn des Unterhaltungszeitalters im Fußball die Bühne betreten hat. Wo zunehmend der Entertainer im Trainer gefragt und gefördert wird, traut man Vielrednern wie ihm gleichzeitige fachliche Qualitäten nicht zu. Zumindest fallen sie nicht auf. Eher spröde Kollegen wie den Wolfsburger Wolfgang Wolf halten Nichteingeweihte automatisch für kompetent.“

Portrait Dieter Meinhold, neuer Vorstand des VfL Bochum SZ

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