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Real siegt im „Derby des Friedens“ in Barcelona – Thomas Häßler, König von Salzburg (SZ) – „die Dezembergrippe der alten Dame Juventus“ (NZZ) – die Probleme von Olympique Marseille u.v.m.

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Real siegt im „Derby des Friedens“ in Barcelona – Thomas Häßler, König von Salzburg (SZ) – „die Dezembergrippe der alten Dame Juventus“ (NZZ) – die Probleme von Olympique Marseille u.v.m.

Derby des Friedens

Walter Haubrich (FAZ 8.12.) berichtet das Prestige-Duell in Spanien: „Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren hat Real Madrid den FC Barcelona in einem Ligaspiel in dessen Stadion Camp Nou besiegt. Und das dank einer Glanzleistung des englischen Nationalspielers David Beckham. An Abenden, an denen Real und Barça einander begegnen, sehen die Straßen der beiden größten Städte Spaniens ungewohnt leer aus (…) Frank Rijkaard gab nach dem Spiel zu, daß sein hochbezahlter Posten als Trainer des FC Barcelona in Gefahr sei. Sein Glück ist vielleicht, daß der mit 151 Millionen Euro verschuldete Klub gerade ein Darlehen über 150 Millionen Euro aufnehmen mußte, um unter anderem kurzfristige Verbindlichkeiten tilgen zu können. Der bei den Madrider Fans nicht gerade beliebte Portugiese Queiróz indes darf nach dem Sieg auf dem für Real schwierigsten Terrain seinen Arbeitsplatz wohl als gesichert für diese Saison ansehen. Queiróz stellt sogar noch mehr Angriffsspieler auf als dessen Vorgänger Vicente del Bosque und gefällt damit dem Vereinspräsidenten Florentino Pérez, der am liebsten eine Mannschaft mit zehn Stürmern und einem Torwart aufs Feld schicken würde. Im Gegensatz zum vorigen Jahr, als das Spiel für eine kurze Zeit unterbrochen werden mußte und Figo mit einem Schweinskopf beworfen wurde, kam es diesmal zu keinen Zwischenfällen im Camp Nou. Das Verhältnis zwischen den beiden großen spanischen Fußballvereinen hat sich sichtlich gebessert – nicht zuletzt durch den neuen Barça-Präsidenten Joan Laporta, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger Gaspart auf zivilisiertes Benehmen setzt. Laporta hatte die Präsidiumskollegen von Real vor dem Spiel zum Essen eingeladen. Schließlich war das Duell der Erzrivalen zum Derby des Friedens ausgerufen worden.“

In dieser kleinen Welt ist Häßler ein kleiner König

Philipp Selldorf (SZ 9.12.) besucht Thomas Häßler in Salzburg: „Vieles ist geblieben, wie es all die Jahre war, eigentlich das Allermeiste. Dass der kleine Junge aus der Jugendmannschaft, den er vor dem Spiel gegen die Wiener Austria an der Hand aufs Feld führt, fast so groß ist wie Häßler selbst, das entspricht einem wiederkehrenden Motiv seines Lebens (logischerweise misst er nach wie vor nicht mehr als 1,66 Meter). Er trumpft auch immer noch bei großen internationalen Fußballturnieren auf – an der Playstation zuhause in Glonn, nicht weit von München. Dort lebt er, wenn er nicht gerade zum Training im Hotel „Hubertushof“ bei Salzburg Quartier bezieht, mit der Freundin in einem neu gebauten Haus. Weiterhin greift er auch gern auf das heimatliche Berliner Plusquamperfekt zurück („Aus meiner Sicht war der nicht drinne’ gewesen“), und wenn ihm nicht passt, was der Schiedsrichter entscheidet, dann protestiert Häßler wie in den alten Zeiten listig durch Zeichensprache. Er formt mit den Daumen und den Zeigefingern zwei Kreise und hält sie sich vor die Augen – ein diskreter Hinweis darauf, dass der Spielleiter die Sehhilfe vergessen habe. Aber nach neun Spielen in der österreichischen Liga steht Häßler noch ohne Verwarnung da. Das lässt sich unter anderem auf den Respekt zurückführen, den er im Nachbarland genießt, denn er wird als Ausnahmeerscheinung verehrt. „Er ist ja ein Weltmeister im Fußballspielen“, sagt Rudi Quehenberger. „Er gibt seine Erfahrung an die Jungen weiter, und die Jungen suchen das Gespräch mit ihm“, schwärmt Sportdirektor Peter Assion, der Austria zuletzt als Aushilfstrainer vom letzten auf den drittletzten Platz der Zehner-Liga geführt hat. In dieser kleinen Welt ist Häßler ein kleiner König.“

Im Fussball haben die Abwesenden immer Recht

Peter Hartmann (NZZ 9.12.) stellt ein Bulletin über die „Dezembergrippe der alten Dame“ zusammen: „Juventus hat mehrere Personalprobleme. Das erste: die Abwehr, die in der Meisterschaft bereits 14 Tore kassiert hat, 7 allein in dieser „Grippewoche“ (Milan und die AS Roma, die inzwischen vier Punkte vorausliegen, hingegen nur deren 4). Die Schnelligkeit von Thuram und Montero, beide schon 32 Jahre alt, hat augenfällig nachgelassen. An diesen Verteidigungslecks mitbeteiligt ist das Mittelfeld und speziell die Mobbing-Personalie Edgar Davids: Der Juventus-Generaldirektor Luciano Moggi und Lippi als dessen verlängerter Arm schikanieren den Holländer wegen seiner Renitenz gegen eine Vertragsverlängerung, denn im Sommer kann Davids ohne Ablösesumme den Klub wechseln – zur direkten Konkurrenz, zur AS Roma, vielleicht nach England zu Chelsea oder ManU. Davids kommt kaum noch zum Einsatz, sein Ersatzmann Appiah, ein 23-jähriger Ghanese, hat nicht die gleiche Kampfklasse. Auch zeigt sich, wie unentbehrlich Davids zur Rückendeckung und Rückversicherung des frei galoppierenden Tschechen Nedved ist. „Im Fussball“, paraphrasiert der Corriere della Sera das französische Sprichwort, „haben die Abwesenden immer Recht.““

OM: jusqu‘où?

Jean-Marie Lenoe (NZZ 9.12.)kommentiert die Probleme Olympique Marseilles:„Auch in Marseille bietet ein Pressespiegel der lokalen Druckerzeugnisse ein ziemliches getreues Abbild der Stimmung. Am vergangenen Samstag, also wenige Stunden nach dem jüngsten Misstritt von Olympique de Marseille (OM), prangte in La Provence die Schlagzeile: „OM: jusqu‘où?“, begleitet von einer grossen Foto des angeblich Schuldigen an der Misere, des Trainers Alain Perrin. Angesichts der Tatsache, dass die Presse in Marseille üblicherweise „ihren“ Klub publizistisch protegiert, lässt sich erahnen, dass in der Cité phocéenne derzeit einiges nicht zum Besten bestellt ist. OM erlitt am Freitag die dritte Niederlage in Folge und, fast noch schlimmer, die vierte Heimniederlage de suite. Zwar gehören die vier OM-Bezwinger im Stade de Vélodrome ausschliesslich den „Grossen“ an (Real Madrid in der Champions League sowie Lyon, Paris-SG und zuletzt Leader Monaco) – doch solche Differenzierungen gehen in Krisenzeiten schnell einmal unter. Dabei schien noch vor kurzem im Führungsgespann Perrin (Trainer) / Bouchet (Präsident) die Erfolgsformel gefunden, um nach langen Jahren der Enttäuschungen den Klub aus der fussballbegeistertsten Stadt Frankreichs wieder einen gebührenden Platz einnehmen zu lassen. Der vorschnell annoncierte und sich sachlich nicht aufdrängende Wechsel von Keeper Fabien Barthez, der nun erst nach Ablauf der Transfer-Sperrfrist im Januar für seinen ehemaligen Verein wieder im Tor stehen darf, markierte jedoch den Anfang des vorläufigen Niedergangs von OM. Auch wenn das von präsidialer Warte aus bestritten wird – die Koinzidenz ist zu augenfällig, als dass sie ausgeblendet werden könnte. Seit die Verpflichtung des ehemaligen ManU-Goalies zum Thema geworden ist, ist auch die Fehlerquote des zuvor untadeligen kroatischen Goalies Runje nach oben geschnellt und hat OM acht von elf Spielen verloren (…) Gerade der Vergleich mit der Situation im Fürstentum, wo sich die AS Monaco nicht nur bereits für die Champions-League-Viertelfinals empfohlen hat, sondern auch in der Ligue 1 als solider Leader (mit zwölf Punkten Vorsprung auf den Tabellensiebenten OM) etabliert hat, entbehrt in einem gewichtigen Punkt der Grundlage. Während in Monaco die „Vox populi“ kaum existiert, ist in Marseille ein beschauliches Arbeiten nahezu ausgeschlossen.“

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