indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ballschrank

Reiner Calmund

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Reiner Calmund

Roland Zorn (FAS 20.4.) kümmert sich um Reiner Calmund, den „wie ein Hund leidender“ Geschäftsführer von Bayer Leverkusen. „Der in guten Bayer-Zeiten liebenswert-joviale Rheinländer par excellence gibt auch eigene Fehler zu. Etwa, daß er in seiner Einkaufspolitik nach dem nicht zu verhindernden Abgang von Ballack und Ze Roberto danebengelegen habe. 15 Millionen Euro für die reichlich überschätzten Franca und Simak ausgegeben zu haben, das ist auch für die wohlhabende Bayer-GmbH ein Schlag ins Kontor gewesen. Calmund räumt auch ein, den noch im Vorsommer als Trainer des Jahres gefeierten Toppmöller zu spät entlassen zu haben. Zu Hörster aber, der nicht gerade ein Darling der Medien ist, steht er schon aus biographischen Gründen. Er ist genauso mit dem Verein verwachsen wie ich. Calmund kam vor 27, Hörster vor 26 Jahren ins damalige Ulrich-Haberland-Stadion – beide sind ihrem Klub seitdem auf ihre Weise treu geblieben. Wie der ehemalige Nationalspieler Hörster, der spätestens zum Saisonende zu seinen Amateuren zurückkehren dürfte, behauptet auch Calmund, keine Laufbahneitelkeiten mehr zu verspüren. Ich muß nicht mehr aufs nächste Stühlchen springen. Wenn mir heute jemand sagt: ,Geh zurück zur Jugendabteilung, und wir bleiben dafür in der Bundesliga‘, ist meine Tasche ganz schnell gepackt. Der gläubige Katholik hätte, wenn es seinem Klub denn genutzt hätte, sogar den leibhaftigen Teufel als Trainer verpflichtet, wenn der uns retten würde. Calmund, ein Taktiker, nicht aber ein Stratege, ist zunächst einmal froh, daß sich die Reihen der vielen Verletzten bei Bayer zu lichten beginnen und der monatelang schmerzlich vermißte Weltmeister Lucio endlich wieder dabei ist. Eine positive Nachricht, die noch kein positives Ergebnis garantiert. Dieser Abstiegskampf, spürt Calmund, sei viel schlimmer als der von 1996 – da sich Leverkusen erst am letzten Spieltag in der Ersten Bundesliga behaupten konnte –, weil er schon so lange dauert. Calmund selbst hat inmitten des Strudels nur selten den Eindruck eines Rettungsschwimmers erweckt. Der Geschäftsführer ist eher ein Mann für die schönen Tage des Fußballs – wie zur HochZeit des Trainers Christoph Daum und des Sportdirektors Rudi Völler. Da schien alles wie von selbst im Bayer-Fußballbetrieb voranzugehen, angefeuert und gelenkt von starken Persönlichkeiten auf verschiedenen Führungsebenen. Heute wird auch Calmund schon einmal innerbetrieblich in Frage gestellt – etwa von Meinolf Sprink, dem Sportbeauftragten der Bayer AG. Sprink beobachtet beim populären Kollegen derzeit einen manchmal auf die Spitze getriebenen Aktionismus, sieht den Calli in einer Paniksituation und als Kapitän auf schwankenden Planken. Der wiederum glaubt sich zu Unrecht vom einstigen Liebling der Medien zum Prügelknaben zurückgesetzt.“

Gewinnspiel für Experten

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

104 queries. 0,581 seconds.