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Schalke wirbt um Kevin Kuranyi – Jan Šimak ist in Hannover unten durch
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| Donnerstag, 25. März 2004Jan Christian Müller (FR 12.11.) kommentiert die anhaltenden Wechselgerüchte um Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel (VfB Stuttgart): “Der ungeheure sportliche Erfolg kommt wie ein Bumerang in Form spürbar höherer finanzieller Forderungen der Kuranyi, Hinkel, Hildebrand und Kollegen zurück. Die wirken mit Gehältern von deutlich unter einer halben Million Euro im europäischen Spitzenvergleich nämlich gnadenlos unterbezahlt und können künftig durchaus das Vierfache erwarten. Zumal dann, wenn einer wie Rudi Assauer mit dem Dukatenesel durchs Land zieht und bestimmt nichts dagegen hätte, seinem neuen Intimfeind Felix Magath, von dem er sich bei den Vertragsverhandlungen im Sommer nicht zu Unrecht benutzt fühlte, eins auszuwischen. Das gesteigerte Interesse der in- und ausländischen Konkurrenz am eigenen, gereiften Nachwuchs birgt für den VfB jedoch auch eine veritable Chance: Er könnte sich mit einem Schlag sanieren. Als Trainer hat Felix Magath viel geleistet in Stuttgart. Als Manager bislang nur in eigener Sache.“
Schalke würde am liebsten Real Schalke heißen
Christof Kneer (BLZ 12.11.) hat das Gefühl, dass die Fußball-Welt Kopf steht: “Hat man Dortmund nicht immer doof gefunden, weil die den Kapitalismus erfunden haben? Musste man nicht Stuttgart nachtragen, dass es von MV regiert wurde? War Schalke nicht der Meister der Herzen? Und heute? Heute spielen in Dortmund junge Burschen, die Gambino und Senesie heißen. Heute muss man den VfB lieben, weil er so eisgekühlt schönen Fußball spielt. Und Schalke gibt sich alle Mühe, dem anderen Verein aus der Nähe von Lüdenscheid den Kapitalismus zu klauen. Der FC Schalke 04 ist der Meister der Schmerzen, er quält die Liga, wo er kann. Erst hat er Werder Bremen, dem zweiten Lieblingsteam der Liga, hinterrücks die Spieler Ailton und Krstajic entwendet, worauf eine Umbenennung in Werder 04 drohte. Nun könnte es sein, dass der Klub bald als VfB Schalke firmiert; den Stuttgarter Hinkel locken sie schon lange, den Stuttgarter Kuranyi seit neuestem auch. Die Wahrheit hinter der Wilderei ist, dass der Klub am liebsten Real Schalke heißen würde. Der Klub hat einen Trainer, der früher einmal am Hofe des richtigen Real angestellt war, aber leider hat dieser Jupp Heynckes eine Mannschaft, mit der er nicht einmal den SC Freiburg schlägt. Das Gute an der bösen Tat ist also, dass man die Fleddereien auch als gigantisches Bekenntnis zum Trainer werten kann.“
Argwohn in Hannover
Jörg Marwedel (SZ 12.11.) bemerkt, dass Jan Šimak in Hannover seinen Kredit verspielt habe: „Die vermeintlich schöne Botschaft von den Genesungsfortschritten des seit dem 20. September wegen eines „Erschöpfungssyndroms“ krank geschriebenen Spielers löste allerdings das Gegenteil von Freude aus, nämlich Ärger. Wortmeldungen aus dem Lager Šimaks werden bei seinem Arbeitgeber Hannover 96 inzwischen als gezielte Störung aufgefasst. Oder, so formuliert es Carsten Linke, Šimaks zum Manager-Novizen aufgestiegener ehemaliger Kollege, als „reine Taktik“. So wolle man offenbar dem Eindruck entgegenwirken, der Profi tue zu wenig für seine Gesundung, wofür es genügend Indizien gebe. Den Argwohn haben nicht nur Fernsehberichte geschürt, die Šimak beim Besuch eines Vergnügungsviertels in seiner Heimat zeigten, sondern auch die bislang eher spärlichen Sitzungen mit seinem Psychologen Hans-Dieter Hermann. Über sporadische „Telefon-Therapie“ wird gespottet, während Leutrum von forcierten Bemühungen spricht, und Hermann sagt: „Wir sind auf einem guten Weg, aber die Eingliederung in das Berufsleben ist ein weiterer Schritt.“ Die Wahrheit ist so schwer zu ergründen wie Šimaks wahres Krankheitsbild, das laut Hermann nicht, wie zunächst vermutet, unter den Begriff Depressionen fällt, und dessen Ende von den Medizinern offen gelassen wird. Die vielen Rätsel machen es der Vereinsführung offenbar unmöglich, Verständnis für Šimak aufzubringen. Längst besteht dort Konsens darüber, dass der begabte Fußballer selbst bei einer baldigen Rückkehr nicht mehr ins Team integrierbar sei (…) Dabei wusste man in Hannover schon seit Šimaks erstem Gastspiel bei den „Roten“, das er 2002 trotz diverser Eskapaden als Held des Bundesliga-Aufstiegs beendete, um dessen Labilität. Damals, so beschreibt es ein Insider bildhaft, habe Rangnick den antriebsarmen Genius „morgens aus der Kneipe geholt, ihm den Geldbeutel geordnet und dafür gesorgt, dass er zum Training und zum Spiel kommt“. Täglich fünf Stunden habe der Trainer dem Tschechen gewidmet, der ihm deshalb „die paar glücklichen Fußballmomente im Leben zu verdanken“ habe. Als Šimak zurück kehrte, hat er sich eine solche Rundumversorgung dann verbeten – und ist womöglich daran gescheitert.“
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