Ballschrank
Schiedsrichterkritik
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| Donnerstag, 25. März 2004
Schiedsrichterkritik ist an der Fußballtagesordnung. Das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein, keimt schnell auf im emotionalen Treiben des Spielgeschehens und im Anschluss daran. Nicht selten gedeihen in diesem Zusammenhang Mythenbildung und Verschwörungstheorien. Fehlentscheidungen werden als gezielte Handlungen gegen einen Verein oder eine Person angesehen. Derartige Deutungsmuster sind meist nach Misserfolgen zu vernehmen. „Das kann kein Zufall mehr sein“ sagte Ottmar Hitzfeld – und mit ihm weitere Offizielle des FC Bayern – nach einer Serie von vermeintlichen Fehlentscheidungen in verschiedenen Spielen in der Hinserie der Saison 00/01. Anlass der Aufregung war ein in der Tat unberechtigter Freistoß für den SC Freiburg (Sforza soll Iashvili gefoult haben), der zum zwischenzeitlichen 1:0 führte (Endstand 1:1). Dahingegen verzichteten die Freiburger auf solche Einwände, als im Rückspiel die Bayern durch einen „unberechtigten Freistoß“ (O-Ton des angeblich gefoulten Bayern-Stars Mehmet Scholl) mit 1:0 gewannen. Kürzlich waren es Rolf Rüssmann und Felix Magath, Manager und Trainer des VfB Stuttgart, die nach zwei Heimniederlagen gegen 1860 München innert drei Tagen (Meisterschaft und Pokal) deren Ursache in gezielter Benachteiligung des VfB durch die beteiligten Schiedsrichter gefunden zu haben glaubten. Dabei verstieg sich Rüssmann zu der Bemerkung, bei der Spielleitung (Michael Weiner) habe es sich um „ein Verbrechen“ gehandelt. Zwar nahm er diese zwei Tage später mit Bedauern zurück. Jedoch ist dies ein weiteres Indiz dafür, dass der Tonfall zahlreicher Ermahnungen und Bekundungen zum Trotz rauer geworden ist. Gerade im letztgenannten Fall wünscht man sich die Zeiten zurück, in denen gegen solche Wutausbrüche Geldbußen seitens der DFB-Rechtssprechung verhängt wurden: zum Schutz der Schiedsrichter, die immer am kürzeren Hebel sitzen.
Doch auch das Glücksgefühl des Erfolges kann derartige Interpretationen nicht immer verhindern. Carsten Jancker äußerte nach dem entscheidenden Spiel beim HSV (Saison 00/01), in dem einem Tor von ihm die Anerkennung wegen Abseitsstellung verweigert wurde: „Ich hatte das Gefühl, da will jemand verhindern, dass Bayern Meister wird.“ Ein Vorhaben, hätte es in die Tat umgesetzt werden sollen, welchem man zum einen gute Tarnung und zum andern verhängnisvolles Scheitern zu attestieren hätte. Wird Jancker nun behaupten dürfen, dass sein Klub trotz dieser Tendenz zum Benachteiligtwerden Meister geworden ist?
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