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So, so, so gewinnt Madrid

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für So, so, so gewinnt Madrid

Georg Bucher (NZZ 15.4.) sah ein würdiges Spitzenspiel zwischen San Sebastian und Madrid (4:2). „Gastspiele von Real Madrid sind immer etwas Besonderes. Zwischen Ironie und Wut oszillierende Gesänge „So, so, so gewinnt Madrid“ hört man in vielen Stadien, wenn der Nobelklub mit vermeintlicher oder tatsächlicher Hilfe des Schiedsrichters einen Treffer erzielt oder verhindert hat. Durch historisch gewachsene Animositäten aufgeladen sind Reals Auftritte in der Hauptstadt der baskischen Provinz Guipuzcoa, San Sebastian – so brisant wie die Derbys zwischen Real Sociedad und Athletic Bilbao. Atotxa von 1913 bis 1993 und seitdem Anoeta ist für die „Königlichen“ traditionell ein heisses Pflaster, auch wenn die Klassierung wie in den letzten drei Jahren einen Spaziergang vermuten lässt: Abstiegskandidat gegen Titelanwärter, das war einmal: 18 Runden stand Real Sociedad heuer an der Spitze, und nach dem Double 1981/82 durften die Aficionados wieder vom Titel träumen. Doch zum Auftakt der Rückrunde setzte es die erste Saisonniederlage ab, die in Bilbao happig (0:3) ausfiel und Verunsicherung bewirkte. Der Internationale Javi de Pedro hatte die Nerven verloren, seinen unerbittlichen Bewacher Javi Gonzalez getreten und war für vier Spiele gesperrt worden. Dass die Verbandsgremien in ähnlich gelagerten Fällen Real Madrid sanfter anzufassen pflegen, nährte den Verdacht einer Verschwörung gegen die ungeliebten Basken. Sie würden mit der Terrororganisation ETA identifiziert und als eines nationalen Titels unwürdig erachtet, sagte ein Rentner, dessen Sohn an der Universität Bilbao Chemiestudenten unterrichtet, im Trainingszentrum Zubieta vor den Toren San Sebastians. Mag diese Perspektive übertrieben sein, im kollektiven Unterbewusstsein sitzt sie tief. Die Baisse folgte jedenfalls auf dem Fuss (…) Zum Titelkampf liess sich der Vergleich zwischen dem Leader Real Madrid und dem sechs Punkte dahinter liegenden Verfolger Real Sociedad daher nicht mehr hochstilisieren. Real hatte sich seit der Hinrunde (0:0) klar gesteigert und durch die brillante Vorstellung in der Champions League gegen Manchester United weiteren Auftrieb bekommen. Weil die Gegner in der Primera División Stärken und Schwächen der Madrilenen aber genauer kennen, hängen die Trauben für Vicente del Bosque und seine Weltauswahl hoch. Zu hoch jedenfalls am Sonntag im ausverkauften Anoeta-Stadion, wo sie vor der Pause vorgeführt wurden und bereits nach 34 Minuten das Handtuch hätten werfen können. 4:1 führte der Platzklub, innert drei Minuten waren drei Tore gefallen, es hätte zur Halbzeit auch 8:3 stehen können. Da Deportivo in Barcelona ebenfalls 4:2 gewann und die gleiche Punktzahl wie Real Sociedad aufweist, ist das Titelrennen wieder offen.“

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