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Sonntagsspiele in Bielefeld und Schalke – Kritik am Krisenmanagament in Leverkusen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Sonntagsspiele in Bielefeld und Schalke – Kritik am Krisenmanagament in Leverkusen

Arminia Bielefeld – VfL Bochum 1:3

Versetzung ins nächste Bundesligajahr

Peter Penders (FAZ 13.5.) ist begeistert. „Abstiegskampf. Das Wort klingt schon vorab wie eine Entschuldigung für schlechten Fußball. Wer einen Abstiegskampf besucht, kann keine spielerische Glanzleistung erwarten, eher ein wildes Getrete um die letzte Chance, nervös aufeinander und den Ball losgehende Mannschaften. So sieht Abstiegskampf im allgemeinen aus. Käme er immer so daher wie am Sonntag in Bielefeld, würde man sich bereitwillig die ganze Saison über Abstiegskampf wünschen, jedes Jahr wieder. Die Arminen und der VfL Bochum boten ein mitreißendes Stück Fußball, das Jubel auf der einen und noch mehr Entsetzen auf der anderen Seite hinterließ. Nach dem Sieg gab es für keinen Bochumer mehr ein Halten – der vor Wochen noch in größten Nöten abwärts taumelnde VfL hat zwei Spieltage vor Schluß die Versetzung ins nächste Bundesligajahr sicher. Zwischen Hoffen und Bangen schwebt dagegen die Arminia (…) Es war die 72. Minute, als es für die Arminia zur Situation kam, die alles zum Schlechten wendete. Der schon in der ersten Halbzeit für ein dusseliges Foul verwarnte Bogusz hatte sich im Strafraum in einen Schuß von Freier geworfen, und der Ball war ihm für jeden sichtbar an die Hand geprallt. Absicht oder nicht? Beide Sichtweisen wären vertretbar gewesen, und Schiedsrichter Aust entschied sich zum Entsetzen für die Arminia für die erste Variante mit allen Konsequenzen. Elfmeter und gelb-rotes Arbeitsende für Bogusz. Christiansen nutzte seine Chance und zog mit dem führenden Elber in der Torjägerliste gleich. Als die Bochumer Fans schon längst den Klassenverbleib feierten, traf Freier erst die Latte und später Buckley in der Nachspielzeit ins Tor, nachdem er vorher so gespielt hatte, als wolle er umgehend für die Weltauswahl nominiert werden.“

Schalke 04 – Hannover 96 0:2

Favorit des Boulevards

Richard Leipold (FAZ 13.5.) sortiert die Spekulationen um den neuen Schalke-Trainer. „Wenn Assauer die freie Wahl hätte, fiele ihm die Entscheidung leicht. Erik Gerets ist ein Fußball-Lehrer nach seinem Geschmack: kompetent, durchsetzungsstark, erfahren und erfolgreich – zu erfolgreich, wie es scheint. Wenn Gerets den 1. FC Kaiserslautern vor dem Abstieg bewahrt, und das gilt als höchstwahrscheinlich, werden die Pfälzer den vertraglich noch gebundenen Belgier behalten wollen. In diesem Fall könnten die Schalker beim hochverschuldeten FCK, wenn überhaupt, mit einer stattlichen Ablösesumme zum Ziel kommen. Wie es heißt, hat der Vorstand des Revierklubs noch mit keinem Trainer über eine mögliche Zusammenarbeit verhandelt. Da Gerets kaum zu bekommen sein wird, fällt am Schalker Markt von Tag zu Tag häufiger der Name einer der schillerndsten Figuren im kickenden Gewerbe: Christoph Daum. Er ist der Favorit des Boulevards. Eigentlich keine schlechte Voraussetzung, um in Schalke etwas zu werden. Doch die Kampagne pro Daum wird mit derartiger Wucht gefahren, daß Assauer sich in seiner Entscheidungsfreiheit eingeengt sieht. Er lasse sich nicht von außen vorschreiben, welche Entscheidungen er zu treffen habe, sagt er trotzig. Der Manager sieht sich zwar als Mann des Volkes, will aber den Eindruck vermeiden, er sei nicht Herr des Verfahrens und folge den Vorschlägen Außenstehender. Daß er sich, theoretisch, mit dem Gedanken befaßt, Daum zu holen, bestreitet Assauer nicht. Der Manager spricht aber auch über seine vielfältigen Bedenken bei dieser Personalie. Christoph Daum ist sicher ein guter Trainer. Aber paßt seine Persönlichkeit zu Schalke? Genaugenommen müßte die Frage lauten: Paßt Daum zu Assauer? Als Daum in Leverkusen arbeitete, war sein Verhältnis zu Assauer angespannt. Man erinnert sich noch gut an ein heftiges Wortgefecht der beiden im Kabinengang. Am Ende rief Daum dem Widersacher zu: Contenance, Herr Assauer! Contenance? Ob Daum willkommen ist oder nicht: Contenance, Herr Assauer: Dieser Satz ist zeitlos gültig, besonders in den Wirren dieser Tage und Wochen.“

Markus Hesselmann (Tsp 13.5.) berichtet. „Assauer war böse. Er saugte an seiner erkaltenden Zigarre. Er kniff die Augen zusammen. „Drohen Sie mir?“, fragte sein Blick. Wie Robert de Niro in „Kap der Angst“. „Sie verstehen das nicht, weil Ihr Kopf zu klein ist“, herrschte er den Berichterstatter von „Bild“–Gelsenkirchen an. „Manager, dafür entschuldigen Sie sich“, rief der „Bild“-Mann. Assauer zuckte mit den Schultern. Es ging um Andreas Möller. „Bild“ hatte seine Aufstellung ins Gespräch gebracht, Möller hatte nach langer Pause schlecht gespielt. Gut für ihn, dass er ohnehin aufhört. Für andere könnte das Aus unfreiwillig kommen. „Wenn das in den nächsten Tagen nicht zu kitten ist, dann heißt es: Auf Wiedersehen“, sagte Assauer. Das klang zweideutig. „Auf Wiedersehen“, womöglich auch für Assauer selbst? Nach dem Spiel gegen Hannover wirkte der Manager so verbraucht, dass selbst das nicht ausgeschlossen ist.“

Die nackte Verzweiflung

Thomas Kilchenstein (FR 13.5.) kritisiert das Krisenmanagement in Leverkusen. „Am späten Montagnachmittag hat der Sprecher des Noch-Bundesligisten Bayer Leverkusen mitgeteilt, dass es nichts mitzuteilen gibt. Wahrscheinlich war das die gute Nachricht. Eine andere denkbare wäre: Wir haben Thomas Hörster wieder zu den Amateuren geschickt und statt seiner Klaus Augenthaler verpflichtet. Im Ernst ist das gestern diskutiert worden in der BayArena, wo ein Krisengipfel den nächsten ablöst, wo hektisch, panisch und hypernervös das Schlupfloch aus dem blanken Elend gesucht wird. Dabei wissen sie doch auch in Leverkusen: Der Karren ist so heillos verfahren, dass er nur noch mit sehr viel Glück aus dem Schlamassel gezogen werden kann. Wie verwirrt und wie unfassbar hilflos sie sind bei Bayer, zeigt doch, dass zum einen allen Ernstes eine Verpflichtung von Augenthaler als Feuerwehrmann, als Red Adair, in Erwägung gezogen worden ist. Einem Mann, der vor knapp 14 Tagen beim jetzt abgestiegenen 1. FC Nürnberg freigestellt wurde, eben weil er es nicht geschafft hat, den Club in der Liga zu halten. Und der soll Bayer nun retten? Zwei Spieltage vor Ultimo? Das ist die nackte Verzweiflung.“

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