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| Donnerstag, 25. März 2004Jörn Andersen, hat RW Oberhausen den Weg nach vorn gezeigt – FR: „die Auszeichnung für Jay Jay Okocha bei ist ein Symbol für das schwache Niveau des Afrika Cups“ – latenter Rassismus in der Premier League u.a.
Richard Leipold (Tsp 13.2.) drückt Jörn Andersen in Oberhausen die Daumen: “Viele Jahre lang ist der SC Rot-Weiß Oberhausen in der Zweiten Fußball-Bundesliga nicht weiter aufgefallen. Eine Weile weckte der vormalige Trainer Aleksandar Ristic mit seiner clownesken Art ein wenig Aufmerksamkeit, ansonsten interessierten sich nur Nostalgiker und Unverbesserliche für den Ruhrgebietsklub. Das vierblättrige Kleeblatt im Vereinsemblem wirkte als Glücksbringer auf Dauer überfordert. Seine Kraft reichte gerade, um den Verbleib in der zweiten Klasse sichern zu helfen. Seit kurzem hat das Kleeblatt Verstärkung. Während der Heimspiele steht eine Gans namens Lucy dem SC Rot-Weiß bei. Bisher hat sie ihrem Klub gute Dienste geleistet. Mit zwei Siegen in die Rückrunde gestartet, ist Oberhausen Tabellenführer. Alles Glückssache? Das würde dem neuen Fußball am Niederrhein und dem neuen Cheftrainer nicht gerecht. Mehr als mit der Gans ist der Erfolg der Mannschaft mit Jörn Andersen verknüpft. Der 41 Jahre alte Norweger hat in sieben Monaten aus einem mausgrauen Abstiegskandidaten den Tabellenführer der Zweiten Liga gemacht; immer noch mausgrau, aber mit sportlichen Farbtupfern. In dieser Saison spielen die Rot-Weißen passablen Fußball, verglichen mit dem eigenen Gestümper der letzten Jahre geradezu famosen.“
dpa-Interview mit Rudi Völler
Über den Platz geschlichen wie ein alter Mann
„Die Auszeichnung für Jay Jay Okocha beim Afrika Cup ist ein Symbol für das schwache Niveau“, schreibt Daniel Theweleit (FR 14.2.): „Es war eine bizarre Situation, als Nigeria in der Vorrunde des Afika-Cups gegen Südafrika spielte. Okocha, 30, war über den Platz geschlichen wie ein alter Mann. Dann gab es einen Elfmeter für Nigeria. Mit lässigen Schritten trabte er zum Vollzug, verwandelte unspektakulär und wurde zum Helden. Denn es war das tausendste Tor in der Geschichte des Afrika-Cups, jeweils drei Mal wurde im Stadion auf arabisch, englisch und französisch verkündet, dass Okocha Geschichte geschrieben habe, und nach dem Spiel wurde er dafür vom afrikanischen Fußballverband geehrt. Zwei Tage später wurde Okocha von Zuschauern der britischen BBC zu Afrikas Spieler des Jahres gewählt. Dabei hatte der Mittelfeldspieler bis auf seine schicken Querpässe und ein paar hübsche Freistöße nur Trägheit verbreitet im Spiel der Nigerianer. Aber sein Gesichtsausdruck, seine ganze Körperhaltung, die Überlegenheit seiner Bewegungen, die Art, wie er sich den Ball zur Ecke bereit legt, sagt: Ich bin der Star dieses Teams, der Star des Kontinents. Dabei gelang dem schillernden Okocha lediglich ein gutes Spiel, beim Sieg im Viertelfinale gegen Kamerun. Drei Tore schoss der Mittelfeldspieler der Bolton Wanderers insgesamt – einen Elfmeter, einen Freistoß und gestern das 1:0 beim 2:1 im Spiel um Platz drei gegen Mali, ansonsten lähmte er das Spiel seiner Mannschaft mit seiner Lethargie eher, als dass er es vehement antrieb. Im Finale stehen Marokko, das vor allem mit Leidenschaft und mannschaftlicher Geschlossenheit überzeugte, und Tunesien, das vom Heimvorteil getragen wurde – zwei Teams ohne herausragende Einzelstars.
Heinz Stalder (NZZ 14.2.) klagt über latenten Rassismus in der Premier League: „Wohl sind Spieler afrikanischer Abstammung längstens in die Mannschaften der englischen Ligen integriert. Mehrere stehen an der Spitze der exorbitanten Gehaltslisten. Leute wie Thierry Henry, Sol Campbell, Rio Ferdinand, Emile Heskey und viele andere haben nicht nur mit ihrer Haut viel Farbe ins englische Spiel gebracht. Hinter vorgehaltener Hand ist es nach wie vor gang und gäbe, mit dummdreisten Sprüchen über die Angehörigen einer ethnischen Minderheit die Lacher auf seine Seite zu bringen. Dass sich Rio Ferdinand im letzten Herbst gegenüber den Anti-Doping-Behörden nicht korrekt verhielt, berechtigte bei den Auswärtsspielen von Manchester United keinen einzigen Supporter der gegnerischen Mannschaft, sich über ihn als Menschen anderer Hautfarbe lustig zu machen. Weissen Spielern mit ähnlichen Sündenregistern wäre von den sogenannten Fans längst Absolution erteilt worden. Und ihre Gagen, ihr finanzieller Wert würden kaum im gleichen Ausmass immer wieder ins Spiel gebracht. Im Argen liegen die Zustände nach wie vor, wenn’s um den im Fussballgeschäft “institutionalisierten Rassismus” geht. In den Chefetagen der englischen Ligen dominiert die Farbe Weiss und steht in keinem noch so geringen Verhältnis zum Bild, das sich einem auf dem Spielfeld bietet. Nicht viel besser sieht es auf der Ebene der Trainer aus. Da und dort ist in der Jugendabteilung ein nichtweisser Betreuer zu finden. Es wird wohl nicht zu Unrecht vermutet, sie seien dort anzutreffen, weil sie das grosse Reservoir fussballbegeisterter Kids aus den ethnischen Minderheiten besser erschliessen helfen. Spieler anderer Hautfarbe beklagen sich, dass sie nach der aktiven Karriere kaum die Chancen ihrer weissen Kollegen hätten und im Bestreben, ins Trainergeschäft zu wechseln, sehr rasch auf der Strecke blieben. Im Moment gibt es denn auch in den ersten drei Ligen keinen einzigen nichtweissen Trainer. Bei den Schiedsrichtern das gleiche Bild. In der Premier League pfeift ein Einziger mit anderer Hautfarbe. Die Asiaten, in der Bevölkerung Englands eine grosse und volkswirtschaftlich sehr wichtige Gruppe, fehlen im Fussball mit wenigen Ausnahmen auch auf dem Spielfeld. Viele Stadien befinden sich in Stadtteilen, die vor allem von ethnischen Minderheiten bewohnt werden. Auf den Tribünen und Rampen sind diese Menschen aber nur zu knapp zwei Prozent vertreten.“