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| Donnerstag, 25. März 2004Tunesien gewinnt den Afrika Cup und empfiehlt sich für die WM 2010 – Eintracht Trier hat sich in der Zweiten Liga etabliert (SZ)
Allein die grandiose Eröffnungsfeier ist einer Weltmeisterschaft würdig gewesen
Richard Becker (FAZ 16.2.) berichtet das Finale des Afrika Cups: „Nach dem 2:1 im Finale des 24. Afrika-Cups gegen Marokko heißt es in einem zweiten Wettbewerb zwischen den beiden Maghrebstaaten zusätzlich 1:0 für Tunesien. Denn sowohl Marokko als auch Tunesien (zusammen mit Libyen) bewerben sich wie Südafrika und Ägypten um die Austragung der Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Am 15. Mai dieses Jahres fällt die Entscheidung, wo in Afrika der Weltfußball seinen Besten ermitteln wird, und die Tunesier hoffen, sich nach der dritten Finalteilnahme und dem erstmaligen Gewinn der Afrika-Meisterschaft einen kleinen Vorteil gegenüber dem heimlichen Favoriten Marokko verschafft zu haben (…) Überraschungen hatte dieser 24. Afrika-Cup zuhauf zu bieten. Angefangen vom Finalteilnehmer Marokko, über das Ausscheiden der vom Deutschen Winfried Schäfer geführten Kameruner, die beim Versuch, als erste diesen Pokal zum dritten Mal in Folge zu gewinnen, im Viertelfinale an Nigeria, das mit Jay Jay Okocha den besten Spieler des Turniers stellte, scheiterten, bis hin zur Organisation in den einzelnen Spielorten, die trotz einiger Hakeleien erstaunlich gut klappte. Zwar hat der Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes, Joseph Blatter, trotz dieser beim Afrika-Cup gesammelten Bonuspunkte des Veranstalters nahezu ausgeschlossen, eine WM-Endrunde wie zuletzt an zwei Länder zu vergeben, doch könnten die vom tunesischen Partner und Nachbarn Libyen für 2010 in Aussicht gestellten neun Milliarden Dollar zu einem Prozeß des Umdenkens führen. Die Konzentration des Interesses für 2010 auf Tunesien und Marokko rührt auch von der außergewöhnlichen Zurückhaltung der beiden anderen Bewerber her. Sowohl Südafrika als auch Ägypten haben sich am Ballyhoo, das die beiden nordafrikanischen Fußballverbände bei ihrer Kandidatur veranstalten, nicht beteiligt. Issa Hayatou aus Kamerun, der Präsident der Afrikanischen Fußball-Konföderation und in jüngster Vergangenheit Gegenspieler von Joseph Blatter, möchte keinen seiner afrikanischen Kandidaten bevorteilen. Für ihn ist ein reibungsloser organisatorischer Ablauf dieses Afrika-Cups wichtiger gewesen, um nachzuweisen, daß das bislang als Ausrichter gemiedene Afrika längst in der Lage ist, dem Fußball dieser Welt und seinen handelnden Personen eine adäquate Bühne bereiten zu können. Tunesien hat sich dieser Stellvertreterfunktion mit viel Herz gewidmet. Allein die grandiose Eröffnungsfeier ist einer Weltmeisterschaft würdig gewesen.“
Thomas Becker (SZ 16.2.) befasst sich mit Eintracht Trier: „Paul Linz raucht erst mal eine. Macht es sich auf dem Trainerstuhl bequem, schlägt die Beine übereinander und fängt an zu qualmen. Ein paar Meter weiter schleppen sie die Torwand für den „Halbzeit-Superschuss“ rein, der Gewinner kriegt Karten für den Faschingsball. Linz raucht. Die Ersatzspieler kommen aufs Feld, dandeln mit dem Ball, schießen aufs Tor. Linz raucht. Erst als die Torwandkicker fast fertig sind, drückt er die Kippe aus und geht zur Mannschaft in die Kabine. Gibt ja auch einiges zu sagen, sollte man meinen: 0:0 zu Hause gegen erbärmlich schlechte Fürther – da reicht ein Unentschieden nicht, Trier steht auf einem Abstiegsrang, seit Anfang November. Und der Trainer hat in der Halbzeit nichts anderes zu tun, als gemütlich zu rauchen? Linz macht das immer so. Bis auf die Tage, an denen er sich mal wieder vorgenommen hat, aufzuhören. Es ist keine Pose, Linz ist nicht cool, er braucht das einfach: runterkommen, Hektik rausnehmen, was ich denen in zehn Minuten sagen müsste, geht auch in fünf. Und was nicht geht, das geht halt nicht. Der letzte Satz könnte das Vereinsmotto des SV Eintracht Trier 05 sein. Später, bei der Feier des letztlich klaren 2:0-Sieges gegen Greuther Fürth, wird der Präsident sagen: „Wir geben keinen Pfennig mehr aus als wir einnehmen.“ Man erschrickt fast, wenn er dann noch „step by step“ sagt – klingt viel zu neudeutsch für diesen Verein, der ein uraltes schwarzes Gemäuer im Klubwappen trägt: das Weltkulturerbe Porta Nigra, Römerzeit. In dieser Saison scheint Trier in der Neuzeit angekommen zu sein. Vergangenes Jahr, nach dem mehr als 20 Jahre ersehnten Aufstieg, segelte der Klub auf einer irreal konstanten Erfolgswelle: nur einmal schlechter als Platz acht, am Ende Siebter nach so manchem Bundesliga-Traum.“