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Sorgen in Dortmund – Verzagen in Schalke – Druck auf Hannovers Trainer Ralf Rangnick

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Sorgen in Dortmund – Verzagen in Schalke – Druck auf Hannovers Trainer Ralf Rangnick

Wertverlust der Ware Bundesliga

Roland Zorn (FAZ 31.10.) resümiert die Pokal-Runde und stellt der Bundesliga ein schlechtes Zeugnis aus: „Der gern zitierten eigenen Gesetze hat es gar nicht bedurft. Zum Vergnügen eines Großteils des Publikums und zum Entsetzen mancher Verantwortlicher reichte diesmal schon das Gesetz der Serie, um eine Reihe von renommierten Fußball-Bundesligaklubs im Pokalwettbewerb straucheln zu sehen. Daß Borussia Dortmund das Limit der personellen Belastbarkeit angesichts zwölf verletzter Stammspieler überschritten hat, wurde am Mittwoch in Mönchengladbach überdeutlich sichtbar; daß dem FC Schalke 04 auch unter dem Diktat des Privatdozenten Jupp Heynckes eine Lehrstunde wie die in Freiburg blühen konnte, war angesichts der saisonalen Lernschwächen mancher königsblauer Profis nicht undenkbar; daß Eintracht Frankfurt gegen einen Zweitligaverein wie den MSV Duisburg ähnlich erfolglos und zweitklassig wie eine Etage höher kicken würde, dürfte nur ganz betriebsblinde Fans des Traditionsklubs überrascht haben; daß ein Bundesliga-Durchschnittsteam wie der TSV München 1860 nach Elfmeterschießen bei Alemannia Aachen, dem Tabellenführer der zweiten Liga, ausschied, war Künstlerpech; daß schließlich der Drittligaverein Eintracht Braunschweig zum Nutznießer der Bundesliga-Krise von Hannover 96 würde, schlossen Kenner schon vor dem Niedersachsen-Derby nicht aus. Unter dem Strich bestätigte die zweite Runde im DFB-Pokal lediglich den derzeit galoppierenden Wertverlust der Ware Bundesliga – zur Abwechslung auf nationaler Ebene.“

Eintracht Braunschweig – Hannover 96 2:0

Jörg Marwedel (SZ 31.10.) schreibt: „Auf Rangnick kommen mal wieder schwere Zeiten zu. Seit fünf Pflichtspielen ist Hannover nun sieglos; Simak ist verschwunden, sein Landsmann Stajner nur ein Schatten schöner Sommertage, und der euphorisch begrüßte brasilianische Nationalspieler Kleber bislang eine einzige Enttäuschung. Aus dem nach kräftigen Investitionen und berauschenden Auftritten zu Saisonbeginn von manchen als heimlichem Uefa-Cup-Anwärter eingeschätzten Team droht wieder ein Abstiegskandidat zu werden – eine schlimme Vorstellung nicht nur für Präsident Martin Kind. Der sagte nach dem Spiel in Braunschweig nur zwei verbürgte Sätze: „Die Niederlage wird keine direkten Folgen haben. Wir warten erst mal das Spiel in Köln ab.““

Frank Heike (FAZ 31.10.) ergänzt: „Es war das fünfte Pflichtspiel ohne Sieg für die so gut, so schön in die Saison gestarteten Hannoveraner. Nun steht der bei 96 nie unumstrittene Rangnick wieder unter Druck. Die gern von Präsident Martin Kind entfachte Diskussion um den Coach könnte schon am Samstag nach der Partie beim 1. FC Köln aufs neue beginnen. Rangnick sagte: Damit beschäftige ich mich nicht. Auch wenn es in Hannover keiner wahrhaben möchte – der noch bis Anfang November wegen seines Erschöpfungssyndroms krank geschriebene Jan Simak fehlt als der Spieler, der aus dem Mittelfeld heraus Tempo und Takt vorgeben kann. Die Niederlage beim Drittligavertreter hatte aus Rangnicks Sicht andere Gründe. Bei uns haben vier oder fünf Spieler alles probiert, beim Gegner haben alle alles versucht, sagte er. Die Profis aus Hannover, von denen ja keiner auch nur annähernd aus der Region kommt, hatten Brisanz und Bedeutung dieses Derbys vor 23 000 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Hamburger Straße einfach unterschätzt. Die Braunschweiger nicht.“

SC Freiburg – Schalke 04 7:3 n.V.

Christoph Kieslich (FAZ 31.10.) berichtet Schalker Verzagen: „Aber ich muß mich wohl daran gewöhnen, in der Schießbude der Liga zu stehen. Während Rost gewohnt deutlich Stellung bezog, schien der bei anderen Gelegenheiten nahezu redselige Manager Rudi Assauer das Stadion des Bundesliga-Konkurrenten in Windeseile fliehen zu wollen. Kein Wort war dem Schalker am Mittwoch zu entlocken; erst tags darauf gab Assauer Durchhalteparolen aus: Dann machen wir halt mal eine Durststrecke durch. Vor ein paar Jahren hätte auch keiner geglaubt, daß wir Vizemeister werden und zweimal den Pokal gewinnen. So sprach der Verantwortliche eines Vereins, der zu Saisonbeginn mit der Verpflichtung von Heynckes den großen Coup gelandet zu haben glaubte. Im schönen Sommer vor Saisonbeginn in der Bundesliga blühten denn auch die Träume von der Champions League rund um die Arena Auf Schalke. Träume, die sich zumindest in dieser Spielzeit als Hirngespinste erweisen dürften (…) Die Folgewirkungen dieses Spiels könnten unterschiedlicher nicht sein. Hier die Freiburger, die sich den Frust von der Heimniederlage gegen Bremen lustvoll von der Seele spielten und sich damit selbst Mut machten für das baden-württembergische Bundesligaderby am Samstag in Stuttgart, dort die demoralisierten Schalker, die dem Besuch der Bayern entgegenzittern. Die Freiburger genossen ihr Fußballfest vier Tage nach dem deprimierenden 2:4 gegen Werder. Das war ein Spiel des Herzens, beschrieb der Schweizer Verteidiger Bruno Berner seine Hochgefühle. Für diese Momente des vollkommenen Glücks gehe man, sagte Trainer Volker Finke, monate-, manchmal sogar jahrelang vergeblich ins Stadion.“

Borussia Mönchengladbach – Borussia Dortmund 2:1

Roland Zorn (FAZ 31.10.) erlebt Matthias Sammer besorgt: „Nie hat man Sammer so alarmiert erlebt wie am Bökelberg. Es war nicht das schon traditionelle frühe Aus der Dortmunder im Pokalwettbewerb, das dem Sachsen zu schaffen machte; vielmehr befürchtet der Dortmunder Cheftrainer seit den beiden letzten personellen Rückschlägen, daß seine Mannschaft aus der wochenlang kämpferisch verteidigten Balance kippen könnte. Die nächsten vier Gegner haben es dazu in sich: In der Bundesliga geht es am Sonntag gegen den Hamburger SV, eine Woche später zu den Bayern nach München, zwei Wochen darauf gegen Bayer Leverkusen; dazu kommen die zwei schwierigen UEFA-Pokalspiele gegen den FC Sochaux. Spiele, für die Borussia Dortmund die letzten Reserven mobilisieren muß, da im Moment niemand aus dem Lädierten-Team sein Comeback in Aussicht gestellt hat. Ich glaube, viele sehen die Gefahr nicht, die auf uns zukommen kann, unkte Sammer, wir müssen höllisch aufpassen, und deshalb bin ich froh, daß wir schon 19 Punkte haben. Weil der Trainer weiß, wie abschüssig die Bahn sein kann, auf welche die Borussia zu geraten droht, nannte er immer wieder das warnende Beispiel Bayer Leverkusen und meinte damit die vergangene Fastabstiegssaison des derzeitigen Bundesliga-Primus.“

Eintracht – Frankfurt – MSV Duisburg 1:2 n.V.

Thomas Kilchenstein (FR 31.10.) teilt Ärger in Frankfurt mit: „Als hätte Eintracht Frankfurt nicht schon genug Probleme: Am Tag nach der peinlichen Niederlage ist bekannt geworden, dass Abwehrspieler Jean-Clotaire Tsoumou-Madza wegen sexueller Belästigung vom Amtsgericht Offenbach zu sechs Monaten auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe von 10 000 Euro verteilt wurde. Der 28-Jährige hat gestanden, im Januar dieses Jahres im Reha-Zentram Sporeg, wo alle Frankfurter Fußballer ihre Blessuren auskurieren, einer 19-Jährigen Schülerpraktikantin an die Bluse gegangen zu sein, wie Tsoumou-Madzas Anwalt Robin Fritz sagte. Es war die niedrigst mögliche Strafe, sagte Fritz. Tsoumou-Madza hat sich bei der Schülerin entschuldigt. Von Seiten von Eintracht Frankfurt hat der Spieler nichts mehr zu befürchten, er ist juristisch bestraft worden, damit ist für uns die Sache erledigt, sagte Vorstandssprecher Heko Beeck. Zu Spekulationen, Tsoumou-Madza möge sich einen neuen Verein suchen, wollte Beeck keinen Kommentar geben. Tsoumou-Madza gehöre weiter dem Kader an, sagte Trainer Willi Reimann, die Sache ist für uns erledigt. Gespräche mit dem Spieler habe es schon lange vor der Verurteilung gegeben. Die Nachricht ist nicht dazu geeignet, das Bild des als Skandalnudel hinlänglich bekannten Clubs zu verbessern. Ein Rückschlag für Beeck, der sein Amt im Bemühen um mehr Seriosität bei der Eintracht antrat.“

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