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Sorgen um Andreas Hinkel und Kevin Kuranyi
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| Donnerstag, 25. März 2004
Sorgen um Andreas Hinkel und Kevin Kuranyi – Assauer, der Bösewicht der Liga – Hinkel und seine Heimat – FAZ-Interview mit Hinkel
of Die Zeitungen spekulieren – wie die ganze Fußball-Nation – über die Karriere-Ziele der Stuttgarter Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel und die Aufführungen im Rahmen der „Transfer-Folklore“ (FAZ): das meint den üblichen Mix aus Andeutung, Leugnung, Verschleierung und Beteuerung, den die beiden Jung-Profis auch vor Kameras bereits gut beherrschen. Viele Journalisten möchten den beiden raten, ihr vertrautes Heim, das „Bundesligabiotop VfB Stuttgart“ (SZ), nicht zu verlassen – schon gar nicht Richtung Schalke.
Schalkes Manager Rudi Assauer, mit Scheinen lockend und wedelnd, ist in den Augen vieler Betrachter der Bösewicht der Liga. „Woher hat Schalke nur so viel Geld?“, hat die FAZ vor sechs Wochen misstrauisch gefragt, „elf Söldner müsst ihr sein“, beschreibt der Spiegel das neue Leitbild von Schalke 04. Doch ist dessen Reichtum wirklich etwas Neues? Hat Schalke nicht schon jetzt einen der teuersten Kader der Liga? In Zukunft wird es Assauer und Trainer Jupp Heynckes nicht mehr gelingen, sportliches Versagen mit dem fehlerhaften Hinweis zu erklären, bei ihrer Mannschaft handle es sich um ein unerfahrenes Team, bestehend aus Lehrlingen und Novizen.
„Will der VfB den Nationalspieler Hinkel in seinem Bundesligabiotop behalten, darf er nicht geizig sein“, schreibt Philipp Selldorf (SZ 14.11.): „Viele Schwaben leiden an ihrer Herkunft, ihrer Identität und ihrem Dialekt. Andreas Hinkel nicht. Der aus Backnang stammende Verteidiger des VfB Stuttgart erklärt gern mit einer italienisch anmutenden Begeisterung, wie stolz er auf diese Gegend und ihre Errungenschaften sei. „Die ganzen großen Firmen“, sagt er dann, „das kann kein Zufall sein, dass die alle aus der Region kommen. Mercedes, Porsche, Kärcher, Stihl, Bosch und was weiß ich. Dahinter steht einfach die Arbeitermentalität, der Wille, die Tüftlerei.“ Das Schwäbische eben. Manche Schwaben fliehen aus ihrer Heimat, weil sie mit der Strebsamkeit ihrer Landsleute nicht zurecht kommen, und sie schrecken vor grauen Orten nicht zurück. Dieser Tage herrscht nun große Aufregung im Schwabenland, weil wieder einer der Ihren verloren zu gehen droht. Ebenso wie von Kevin Kuranyi wird auch von Andreas Hinkel befürchtet, dass er sich demnächst nach Gelsenkirchen oder gar Leverkusen verabschieden könnte, und das löst eine gewisse Panik aus, denn die größte schwäbische Fußballfirma, der VfB, befindet sich – auch dank Hinkels Leistungen – auf den Höhen von Porsche und Mercedes, hat aber nicht so viel Geld. In Anbetracht der romantischen Erfolgsgeschichte des VfB und Hinkels enger Bindung an sein württembergisches Zuhause erscheint es beinahe widersinnig und irgendwie auch schamlos, dass sich Unternehmen wie Schalke 04, Bayer Leverkusen oder AC Mailand ein Wettrennen um die Arbeitskraft des Nationalspielers liefern (…) Vor drei, vier Jahren, als er anfing bei den Profis, und der VfB im Abstiegskampf stand, da kam keiner. Die Fans sind halt so, die schwäbischen. „Wenn man im Schwabenland eine richtige Freundschaft hat, dann ist die intensiver als überall woanders“, sagt Hinkel, „aber bis man die Distanz überwindet, das braucht ‘ne Riesenzeit.“ Womöglich werden die schwäbischen Freunde bald getrennt. Andreas Hinkel sagt: „Es gibt auch schwäbische Sachen, die ich nicht so mag: Das Geizige und so.“ Und Geiz ist etwas, das sich der VfB wirklich nicht mehr leisten kann.“
Der VfB ist ein großer Teil meines Lebens
FAZ-Interview mit Andreas Hinkel
FAZ: Bayern-Manager Uli Hoeneß hat den Egoismus von Spielern beklagt. Ist es egoistisch, wenn Sie den VfB Stuttgart verlassen und zum FC Bayern wechseln?
AH: Über Vereinswechsel wird ein bißchen viel geredet. Ich will das nicht pushen. Jeder sollte seine Entscheidung treffen und hundertprozentig dahinterstehen. Ich denke nicht, daß man dann egoistisch ist.
FAZ: Sind Sie dem VfB dankbar für die Chance, die Sie dort erhalten haben?
AH: Der VfB ist ein großer Teil meines Lebens. Ich war früher Fan des VfB, ich komme aus der Region. Es war immer mein Traum, dort Profi zu werden. Deswegen bin ich dem VfB dankbar. Aber mittlerweile kann der VfB auch mir dankbar sein, weil ich meine Leistung gebracht habe.
FAZ: Hat Dankbarkeit auch eine praktische Konsequenz in dem Sinne, daß Sie ein lukrativeres Angebot ablehnen – oder wäre das unprofessionell?
AH: Wir haben noch so viele wichtige Spiele – wenn ich mir jetzt über einen Wechsel Gedanken mache, leiden meine Leistungen. In der Winterpause habe ich mehr Luft.
FAZ: Hängt Ihre Entscheidung auch von Kuranyis Plänen ab?
AH: Wenn man egoistisch ist, dann ist es einem egal, was der andere macht. Aber ich bin nicht egoistisch. Ich kann nicht alleine Fußball spielen. Es hängt bei uns alles zusammen. Auch Kevin und ich können nicht alleine spielen. Das wird oft unterschätzt. Die Mannschaft beim VfB ist charakterlich sensationell. Ich weiß nicht, ob es noch besser sein kann.
FAZ: Ihr eigentlicher Berater hat es sicher nicht auf eine Provision abgesehen. Sie vertrauen auf den Rat in der Familie, warum?
AH: Ich hatte mal einen Berater. Aber ich habe mich von ihm getrennt. Das war eine richtige Entscheidung. Meinen Vater aber würde ich nie Berater nennen. Er ist mein Förderer, er gibt mir Hilfestellung. Wir besprechen alles, analysieren die Situation. Alles, was an mich herangetragen wird, geht über ihn. Er sortiert aus und kommt nur mit den wichtigen Dingen zu mir. Das schließt aber nicht aus, daß man seine Experten trotzdem in steuerlichen, finanziellen und juristischen Fragen hat. Berater bieten diese Leistungen im Paket an. Ich glaube, man kann sich die Experten aber auch selbst suchen – und bleibt frei.
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