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Stadionbaupolitik vieler Kommunen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Stadionbaupolitik vieler Kommunen

Christian Eichler (FAS 1.6.) referiert die wirtschaftlich fragwürdige Stadionbaupolitik vieler Kommunen. „Der ohnehin nicht rentable Wettbewerb der Hallen, die fast nie Investitions-, allenfalls Betriebskosten einspielen, ist ruinös, findet Günter Vornholz, Branchenexperte der NordLB: Nach dem Bauboom bei Rathäusern und Hallenbädern ist nun die Veranstaltungshalle das Statussymbol von Kommunalpolitikern. Und das auch in immer kleineren Städten, oft unter dem Druck regional einflußreicher Eishockey-, Handball- oder Basketballklubs (…) Ein Coup gelang den Oberhausenern Anfang Mai, als sie das Konzert von Paul McCartney aus der fast viermal so großen Arena Auf Schalke übernehmen und in nur zehn Tagen Umzug und Kartenumtausch organisieren konnten. Begründet wurde der Ortswechsel mit tourtechnischen Problemen. Doch wissen Branchenkenner, daß die Idee, mehr als 50.000 Menschen wären bereit, über hundert Euro zu bezahlen, um aus mehreren hundert Metern Entfernung McCartney zu sehen, voll am Markt vorbeiging.Mit seinem Fußballtempel mit über 50.000 Sitzplätzen hat der FC Schalke 04 den Arena-Boom auf die Spitze getrieben: als Traumkombination von Fußballstadion und Showbühne. Nicht nur der McCartney-Flop zeigt, welch hohes Risiko der Bundesligaklub eingegangen ist. Schätzungsweise ein Drittel der Baukosten von 183 Millionen Euro (115 Millionen vom Land verbürgt) machte, mit Schiebedach und mobilem Rasen, die Multifunktionalität der Arena aus, ohne die Zinsbelastung für die Mehrkosten gegenüber einem reinen Fußballstadion bisher annähernd einzuspielen. Kenner bezweifeln, daß sie das je tun wird, weil die Künstler, die solche Riesenarenen füllen können, immer rarer werden, wie Brill sagt. Und die wenigen, die da sind, kennen ihre Marktmacht. Die sind ja verrückt, urteilte Klub-Manager Rudi Assauer schon nach den ersten Erfahrungen mit der Gattung Künstler. Die verlangen unglaublich viel Geld – und wenn’s geht, ein Jahr im voraus. Schalke ist nicht der Gipfel der Entwicklung, es gibt noch eine Steigerung: In Düsseldorf wird seit Januar für 217 Millionen Euro (150 Millionen vom Land verbürgt) eine ähnlich große Arena gebaut, mit Schiebedach, Winterheizung und der Kalkulation von Betreiber SMG für 63 Veranstaltungen pro Jahr – und das, obwohl die Stadt keinen Profifußball hat, bei der WM 2006 kein Spiel ausrichtet und als Olympiabewerber durchfiel. Eine politische Sache, wirtschaftlich nicht nachvollziehbar, urteilt Vornholz. Großartig, höhnt Marek Lieberberg über das Düsseldorfer Ding. Das wird ein Grabmal. Wenigstens einen Nutzen wird die Sache haben: Der Schutt des alten Rheinstadions, im letzten Jahr gesprengt, um der Arena Platz zu machen, wurde zum Deichbau in die Niederlande verschifft. Ob die Stones noch einmal kommen, weiß kein Mensch. Die nächste Sturmflut kommt bestimmt.“

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