Ballschrank
Stefan Beinlichs zum Hamburger SV
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| Donnerstag, 25. März 2004
Zum bevorstehenden Wechsel Stefan Beinlichs zum Hamburger SV lesen wir von Michael Rosentritt (Tsp 11.4.). „Kritiker meinen, Manager Hoeneß habe sich zu sicher gefühlt mit seinem Argument, die Kirch-Krise, die zwar auch den Vereinen finanzielle Einbußen beschert, würde vor allem aber die übertriebenen Gehälter der Branche regulieren. Die Verhandlungsposition der Vereine habe sich verbessert. „Jetzt sind wieder andere Werte entscheidend. Das ist ein Lernprozess für die Spieler“, hatte Hoeneß gesagt. Und so ging der Manager reichlich spät in die ersten Gesprächsrunden. Gehaltsabschläge von bis zu 20 Prozent hielt Hoeneß für möglich. So verlängerte Hertha in einem ersten Schritt Mitte Februar die auslaufenden Verträge mit Spielern wie Marko Rehmer, Michael Hartmann, Andreas Schmidt und Ersatztorwart Christian Fiedler – zu reduzierten Bezügen. In der zweiten Phase wurde René Tretschok, Rob Maas und Nené mitgeteilt, dass sie gehen können. Vor zwei Wochen wurde ein erstes Gespräch mit Dick van Burik geführt, und in gut einer Woche, ganze vier Wochen vor dem Saisonende, sollte eine erste Runde mit Beinlich stattfinden (…) Die Hierarchie innerhalb der Mannschaft wird sich verschieben. Noch ist nicht abzusehen, wer nach dieser Kräfteverlagerung künftig das Sagen haben wird. Die jungen Spieler können die Mannschaft noch nicht führen. Einige ausländische Profis, vor allem die Brasilianer, bewegen sich am Rande des Teams oder aber haben intern nichts zu sagen. Die Spieler, die vom Alter her dafür in Frage kommen und mit denen der Verein eine Weiterbeschäftigung vereinbarte, taugen nur bedingt für eine solche Rolle. Schmidt, Hartmann, Dardai oder Kiraly verfügen über andere Qualitäten.“
Hintergrund BLZ
Durchschnittskicker müssen inzwischen um ihre Arbeitsplätze bangen
Jörg Marwedel (SZ 11.4.) kommentiert Hamburger Vertragsverhandlungen und erkennt darin allgemein gültige Tendenzen. „Die Unterredung der Klubführung mit dem Mannschaftsrat des Hamburger SV war eine ziemlich einseitige Angelegenheit, und am Ende war klar: der „Spieler-Aufstand gegen die Bosse“ (Bild) war kläglich verpufft. Vergebens hatten die HSV-Profis mit einer in der Fußballbranche noch nicht erlebten Offensive Vertragsverlängerungen für die Kollegen Ingo Hertzsch, 25, und Erik Meijer, 33, reklamiert. Statt dessen verbaten sich Klubchef Bernd Hoffmann und Sportchef Dietmar Beiersdorfer nicht nur „die Einmischung in Personalangelegenheiten“. Sie teilten den beiden Spielern auch mit, sie müssten sich mit einem neuen Angebot weiter gedulden. Bis feststehe, ob der HSV kommende Saison auf europäischer Bühne mitspielen dürfe, gebe es keinerlei finanziellen Spielraum und, vor allem, „andere Prioritäten“. Die Hängepartie und die ungewöhnliche, aber gescheiterte Solidarität der Profis beschreibt exemplarisch die neue Situation im deutschen Fußball: die Macht der Spieler bröckelt. Sie bröckelt sogar so stark, dass HSV-Regisseur Sergej Barbarez – obgleich einer der Großverdiener – zu einer larmoyanten Generalabrechnung ansetzte. Fußball, jammerte er, sei „kein schönes Geschäft mehr, die menschliche Seite ist nicht mehr wichtig“. Die Klage ist, aus Spielersicht, verständlich. Tatsächlich ist nichts mehr, wie es seit dem Bosman-Urteil vom Dezember 1995 war. Statt den Vereinen die Vertragsbedingungen quasi zu diktieren und die Gagen in Schwindel erregende Höhen zu treiben, müssen Durchschnittskicker inzwischen um ihre Arbeitsplätze bangen. Kenner der Szene haben für den Sommer bis zu 400 arbeitslose Fußballer prognostiziert. Eine der Folgen ist ein dramatischer Kursverfall für jene Profis, die nicht zu den unverzichtbaren Stammkräften gezählt werden.“
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