Ballschrank
Steffen Freund in London
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| Donnerstag, 25. März 2004
Raphael Honigstein (FTD 18.3.) besuchte Steffen Freund in London. „Freund ist als Gesprächspartner ähnlich enthusiastisch und unkompliziert wie auf dem Platz; dafür sind die Zukunftsaussichten umso trauriger. Aus dem Nonplusultra wird aller Wahrscheinlichkeit bald „rien ne va plus“ werden, denn der ehemalige deutsche Nationalspieler hat vor kurzem erfahren, dass sein Vertrag im Sommer nicht verlängert wird. Dass Tottenhams Trainer Glenn Hoddle finanzielle Probleme des Vereins als Grund anführte, ihm aber nicht einmal ein Angebot zu schlechteren Konditionen machen wollte, hat den 33-Jährigen gekränkt. Noch vor ein paar Jahren hätten die Spurs mit einem soliden, leistungswilligen Mann wie Freund bestimmt um ein, zwei Jahre verlängert – gleichwertiger Ersatz wäre teurer gekommen. Oder ein anderer, etwas kleinerer Premier-League-Klub hätte sich den Europameister von 1996 mit ins Team geholt, um ein bisschen deutsche Disziplin und Routine ins Spiel zu bekommen. Doch diese Zeiten sind auch in England vorbei. Die klammen Vereine setzen lieber auf den Nachwuchs. Der ist billiger, hungriger – und bei den Fans beliebter als die notorisch teuren und unzuverlässigen Legionäre. Oder aber man holt wie Tottenham Kicker wie Kazuyuki Toda. Der japanische Nationalspieler ist 25, kostengünstig, fotogen und ein Garant für steigende Merchandising-Umsätze in Fernost. Dass Freunds designierter Nachfolger im defensiven Mittelfeld bisher noch nicht ansatzweise beweisen konnte, dass er in der Premier League mithalten kann, spielt keine Rolle – der Deutsche ist, wenn man so will, auch ein Globalisierungsopfer. Freund ist enttäuscht: „Alle waren hier zufrieden mit mir“, sagt er, „die Mannschaft, die Fans, das Präsidium, die Medien – nur der Trainer nicht“. tatsächlich wurde er auch am Sonntag bei der 2:3-Heimniederlage gegen den FC Liverpool gefeiert, als er 22 Minuten vor Schluss den Platz betreten durfte. Die Fans lieben ihn für sein Engagement und die kompromisslosen Grätschen. Und sie rufen „Shoot!“, sobald er mit dem Ball auch nur über die Mittellinie kommt: Freund hat in 121 Spielen noch kein Tor für die Londoner geschossen. „Neulich gegen Fulham hatten wir einen Elfmeter“, lächelt der Ex-Borusse, „ich wäre am liebsten von der Tribüne runtergelaufen. Leider hatte ich weder Schuhe noch Trikot an.““
Blackburn Rovers vs.Arsenal London 2:0
Arsenal London erlitt vergangenes Wochenende eine bittere Niederlage im nord-englischen Blackburn und musste somit als einziges der ersten sieben Teams einen dreifachen Punktverlust verkraften. Arsenal verlor alles in allem verdient und kann sich nunmehr lediglich auf einen zwei Punkte Vorsprung stützen. Verletzungspech kann Arsen Wenger kaum als Ausrede gelten lassen, da Arsenal, trotz sechs Verletzter, immer noch ein absolutes Spitzenteam aufbieten konnte. Die Gunners schienen schlicht weg einen schlechten Tag erwischt zu haben, was ihnen aufgrund der Siegesserie von Verfolger Manchester nicht noch mal passieren sollte, wollen sie ihren zweiten Meistertitel in Folge feiern.
Charlton Athletic vs.Newcastle United 0:2
Treffer Nummer 16 erzielte Alan Shearer in der 33. Minute via Penalty und hält somit seinen Club Newcastle weiter auf Champions-League-Kurs. Shearer tummelte sich zudem unter der Woche in verschiedenen Gazetten, nachdem Spekulationen aufkamen, der treffsichere Striker sollte wieder für England auf Torejagd gehen. Shearer erteilte solchen Überlegungen nach einigen Tagen Bedenkzeit allerdings eine klare und wahrscheinlich endgültige Absage. Den Sieg gegen das Londoner East End Team Charlton machte Solano kurz nach Wiederanpfiff in der 49. Minute perfekt. Durch den Sieg arbeitete sich Newcastle gar bis auf fünf Punkte an Spitzenreiter Arsenal heran, so dass das Titelrennen auf drei Teams erweitert werden muss.
Tottenham Hotspur vs. FC Liverpool 2:3
Einen immens wichtigen Sieg errang an der White Hart Lane der FC Liverpool, der damit auf einen Uefa-Cup Platz zurückkehrte. Das Spiel stand bis zum Schluß auf des Messers Schneide, nachdem der Haudege Teddy Sheringham für die Spurs in der 87. Minute auf 2:3 verkürzte. Schließlich reichten allerdings der 12. Premier League Treffer von Michael Owen und je ein Treffer von Emile Heskey und Steven Gerrard für drei Punkte in Londons Norden. Der Herzattacke nahe dürfte erneut Gerard Houllier gewesen sein, als der inzwischen zum Ersatztorwart degradierte Ersatztorhüter Dudek durch einen erneuten Patzer den Spurs die 1:0 Führung in der psychologisch ungünstigen 49. Minute ermöglichte. Doch der Treffer von Owen in der 51. Minute gab die richtige Antwort, so daß Liverpool im Grunde einen verdienten Sieg nach Anfield bringen konnte.
Europas Fußball vom Wochenende: Ergebnisse – Tabellen – Torschützen NZZ
Martin Pütter (NZZ 18.3.). „Auf die Frage, wer im Moment in England den interessantesten Fussball spiele, ist in den letzten Wochen jeweils eine überraschende Antwort gegeben worden: Der FC Middlesbrough. Dies weil Arsenal die berauschende Form der zweiten Hälfte der letzten Saison und der ersten Hälfte dieser Spielzeit eingebüsst hat, weil Manchester United und noch viel mehr Liverpool sehr berechenbar auftreten, manchmal gar langweilen, und weil für Chelsea, trotz allen Verbesserungen, die fehlende Konstanz immer noch ein Problem ist. Verantwortlich für die Erfolgswelle des FC Middlesbrough sind in erster Linie der Brasilianer Juninho und der Kameruner Geremi. Beide Spieler unterstrichen diesen Trend am Samstag beim 3:2-Auswärtssieg gegen Leeds United, als sie je einen Treffer beisteuerten. Juninhos fulminanter Schuss wurde dabei nur noch übertroffen von Geremis Lobball aus 22 Metern – der Afrikaner hatte gesehen, dass der Leeds-Keeper Robinson zu weit vor seinem Tor postiert war. Besonders der Südamerikaner reisst aber gegenwärtig seine Mitspieler mit.“
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