Ballschrank
Sturm bei Borussia Dortmund
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| Donnerstag, 25. März 2004
Die FR (11.4.) vermeldet Sturm bei Borussia Dortmund. „Es gibt gute Nachrichten von Borussia Dortmund: Die Regionalliga-Mannschaft befindet sich auf Höhenflug. Am Mittwochabend gab es im Nachholspiel einen 2:1-Sieg über Dynamo Dresden. Damit kletterte der Nachwuchs auf Platz vier. Eine nette Petitesse für die Leid geprüfte börsennotierte GmbH Co. KG auf Aktien. Der Erfolg der Talente findet weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Stadion Rote Erde hinter der mächtigen Haupttribüne des Westfalenstadions statt und ist keine Schlagzeile wert. Die Unternehmensführung um Vorstandsboss Gerd Niebaum und Geschäftsführer Michael Meier muss derzeit täglich unangenehme Überschriften lesen. Die Dortmunder Aktie bewegt sich nahe ihres Allzeittiefs von 2,60 Euro. Die Agenturen vermelden die schlechten Nachrichten mit einer Nüchternheit, die an Häme grenzt: Im Verlauf der vergangenen zwölf Monate, heißt es beim Sport-Informationsdienst, hat die BVB-Aktie rund die Hälfte ihres Wertes verloren und ist gegenüber dem ersten Handelstag weniger als ein Viertel wert. Die Börse sorgt sich um die Zukunft des Unternehmens, das in der Vergangenheit unter Gerd Niebaum erfolgreich – und bewusst mit Risiko – investiert hatte. Mit so viel Risiko allerdings, dass das Erreichen der Champions League in der nächsten Saison wegen des teuren Personals (vergangene Saison flossen 65 Millionen Euro Gehälter und Prämien) ein Muss ist; oder, wie es Meier ausdrückt, das Verpassen derselben eine Blamage. Die Blamage scheint nicht mehr ausgeschlossen. Vor dem Auswärtsspiel beim Verfolger Hamburger SV, der den Westfalen unmittelbar im Nacken sitzt, hat kein anderer Bundesligaclub in diesen Tagen auch nur annähernd eine ähnlich schlechte Presse wie der BVB. Der große Krach – Angst, Drohungen, Vorwürfe titelte der kicker. Mit der Schlagzeile Dortmund macht alles falsch machte die Sportbild auf. Knüppeln oder kuscheln – was zieht bei Fußball-Millionären besser? fragt Bild in Riesenlettern und schneidet einen zeternden Dortmunder Trainer Matthias Sammer gegen einen munter Huckepack reitenden Leverkusener Sportdirektor Jürgen Kohler.“
Der Stuttgarter Jens Todt wechselt die Seiten
Christoph Kieslich (FR 11.4.) porträtiert den angehenden Journalisten Jens Todt. „Als er mit dem SC Freiburg 1993 in die erste Liga aufstieg, stand er 34-mal in der Startaufstellung. Zum Schluss spielte er gar nicht mehr. Am 28. März vermeldete der VfB Stuttgart knapp die Auflösung des bis Juni 2004 datierten Vertrages. Morgens absolvierte er das letzte Training, in der Mittagspause setzte er sich noch einmal mit Felix Magath zusammen und nachmittags war er freigestellt. Ein Abschied ohne Nebengeräusche. Die Quälerei machte keinen Sinn mehr, sagt Todt, zumal das beschissene Gefühl mittrainierte, keine Gegenleistung mehr bringen zu können. Noch im Winterquartier am Algarve hatte er es probiert und nach einer Halbzeit im Testspiel festgestellt: Eine Zweikampfquote, die gegen Null geht. Für einen, der mit physischer Präsenz in zehn Erstliga-Jahren seinen Marktwert erlangte, für den Attribute wie Staubsauger und Arbeitsbiene gefunden wurden und dem sein ehemaliger Trainer Achim Sarstedt Ausdauerwerte eines Mittelstreckenläufers attestiert hat, ein desillusionierender Befund. Und es ist nicht so, dass Todt es nicht zu schaffen gemacht hätte, dass der Apparat nicht mehr funktioniert (…) Die Idee, in den Journalismus zu wechseln, hat den Studenten der Germanistik und neueren deutschen Literatur nicht mehr losgelassen. Jetzt, da die Fußballerlaufbahn beendet ist, spürt der Familienvater Todt, in welche Sinnkrisen Profis fallen können, und er ist froh, dass ich mich schon lange damit beschäftigt habe, was ich nach dem Fußball machen will. Dieser Tage erhofft er sich die Zusage für ein Volontariat bei der Stuttgarter Zeitung. Er wird wieder da ansetzen, wo er auch im Sport, in Nienburg oder Havelse angefangen hat. In kleinen, harten Schritten hat sich der Fußballer Jens Todt seine Laufbahn erarbeitet. Auch in seinem neuen Job wird Jens Todt nicht gleich zu den entscheidenden Elfmetern antreten, sondern durch Agenturmeldungen pflügen und den Spätdienst kennenlernen. Aber genau so stellt er sich das auch vor.“
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