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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ballschrank

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Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Themen

Themen: 40 Jahre Bundesliga, Christian Eichler (FAS) gratuliert – Sport-Bild hetzt über Fußballfans – Peter Pander, Wolfsburgs erfolgreicher Manager – Berliner Saisonperspektiven – das Genre Fußballfilm kommt in Mode u.a.

Die erfolgreichste Serie Deutschlands

Christian Eichler (FAS 20.7.) gratuliert. „Vierzig Jahre Bundesliga: Es war der Startschuß für die erfolgreichste Serie Deutschlands. So gut wie jedes andere Fernsehprogramm hast Du uns seit den sechziger Jahren ersetzt. Das Ohnsorg-Theater (mit Bühnencharakteren aus dem Volke, von Lippens bis Basler). Den Kommissar (mit unvergeßlichen Folgen wie Phantomtor, Pfostenbruch oder Schwalbenjagd). Den Weltspiegel (mit Spielern aus über sechzig Ländern, von fünf Ausländern in der ersten Saison bis fast zweihundert in der kommenden). Pleiten, Pech und Pannen (zum Beispiel mit Torwart Pahl, der den Ball ins eigene Netz schleuderte). Deutsch für Ausländer (am Pult: Signore Trapattoni). Närrische Tage am Rhein (in der Bütt: Reiner Calmund). Dallas (mit Uli Hoeneß als J. R. Ewing). Außerdem alle Frühformen von Arztserien und Börsensendungen, Big Brother und Deutschland sucht den Superstar. Und vor allem, liebe Bundesliga, warst Du uns eines: ein herrliches Bildungsprogramm am Samstag. Wir lernten so viel von Dir: Was ein Skandal ist – zum Beispiel, wenn Fußballergebnisse gegen Bargeldübergabe in Autobahnraststätte oder Sexklub verkauft werden. Wie ein Ermittler aussieht – nämlich wie der strenge Herr Kindermann und nicht wie der freundliche Oberstaatsanwalt Sachs aus Was bin ich?. Warum man besser kein Bauherrenmodell hat. Wie gut italienische Anzüge an Männern sitzen, die zuvor bei der Arbeit auf der Bank nur Synthetik-Trainingsanzüge trugen. Warum der Typ der teamfähigen Führungskraft bessere Resultate bringt als der alte Schleifer der Feldwebelschule.Das wichtigste aber: Du hast immer Spaß gemacht. Hut ab, liebe Liga, alles Gute, und spiel schön weiter!Dein Kind im Manne.“

Auf Kosten der Fans

Philipp Köster (11 Freunde) kritisiert die Berichterstattung des Sport-Boulevards über Fans. „Sport-Bild hat ein neues Sommerpausen-Thema: Der schreckliche Terror der Fanblöcke. In der Mittwochs-Ausgabe wird mal wieder kräftig draufgehauen. Terror in den Fanblöcken schlagzeilt das Blatt, und im Heft findet sich ein hübscher Artikel mit prima Augenzeugen und knallharten Fakten. Eine Analyse aus unserer Dokumentationsabteilung: Zitat: 1999 verlangte eine Bremer Fangruppe (vom Fanbeauftragen, Herrn Zeiffer- 11F) Karten für das Pokalfinale gegen Bayern München. Sollten die ausbleiben, wäre unser Fanbeauftrager seines Lebens nicht mehr sicher, so stand es auf der offiziellen Werder-Homepage. Später verglich man ihn dort mit Dieter Zurwehme, dem Massenmörder. Ich hab das unserem Vorstand gezeigt, aber nicht der Polizei, sagt Zeiffer. Man darf das nicht bagatellisieren, aber auch nicht zu sehr hochspielen. Und weil er das nicht hochspielen will, gibt Herr Zeiffer das an die Sport-Bild weiter? Erstaunlicher jedoch: Die Titelschlagzeile Terror aus den Fanblocks läßt vermuten, die Sport-Bild habe neue Fälle aufgetan, die die Headline unterfüttern würden. Stattdessen fußt diese Schlagzeile auf EINEM EINZIGEN und zudem noch aufgewärmten, weil mittlerweile vier Jahre alten Fall, der zudem auch via Internet geschah, bekanntlich ein Tummelplatz für Maulhelden und Wichtigtuer und Volkshochschul-Kannibalen. Aber Herr Zeiffer schlottert sicher heute noch. Zitat: Alle Entscheidungen, die von Verantwortlichen, Offiziellen, oder staatlicher Seite getroffen werden, um diese Leben zu beinflussen oder zu regulieren, treffen auf eine Diskussion, erklärt Mansen. Bleibt diese Diskussion aus, sind kriminelle Handlungen möglich. Oder sogar Morddrohungen. Ein beliebter Kunstgriff. Ein glaubwürdiger Gesprächspartner wie der Fanbeauftragte des HSV Dirk Mansen gibt ein abgewogenes Statement. Der Artikel fügt fix unbewiesene Behauptungen (kriminelle Handlungen) hinzu und suggeriert, diese Folgerung ergebe sich ganz automatisch aus dem von Mansen gesagten (…) Der Terror aus den Fanblöcken ist keiner. Der Artikel verdreht, schummelt und verbiegt Fakten, dass es kracht. Aber die Ausgabe der Sport-Bild hat sich sicher prima verkauft. Auf Kosten der Fans.“

Europäisches Schaufenster für argentinische Talente

Frank Heike (FAS 20.7.) porträtiert den erfolgreichen Wolfsburger Manager. „Als der 51 Jahre alte Pander vor zwölf Jahren seine Tätigkeit beim VfL Wolfsburg begann, nannte er sich noch Fußball-Obmann. Man spielte in der Oberliga. Pander kam aus der Vertriebsabteilung von VW. Natürlich. Mancher setzt ein Gleichheitszeichen zwischen Verein und Konzern. Seit Mai 2001 hält die Volkswagen AG 90 Prozent der Anteile an der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH. Die Bundesligamannschaft ist ein Tochterunternehmen von VW. Der Manager genießt das uneingeschränkte Vertrauen des VW-dominierten Aufsichtsrates – als im Januar der Vertrag mit Trainer Wolfgang Wolf aufgelöst wurde, erhielt Pander eine Vertragsverlängerung bis 2008. Sogar der Fehlgriff Effenberg wurde ihm verziehen. Aber die Autobauer haben genug vom soliden Mittelmaß. Zuerst kauften sie dem VfL einen Star, dann bauten sie ihm ein Stadion, dann holten sie mit Jürgen Röber einen Trainer mit Hauptstadtflair. Mit D‘Alessandro im Team soll das Sponsorenlogo dann endlich auf die große Fußballbühne Europas geführt werden. Natürlich sei seine Verpflichtung ohne VW im Rücken gar nicht möglich gewesen, erzählt Pander. Aber das neue Bayer Leverkusen sei der VfL Wolfsburg deshalb noch lange nicht (…) Die Wolfsburger möchten zum europäischen Schaufenster für argentinische Talente werden. Wir wollen Spieler von River Plate bei uns auf Europa vorbereiten, sagt Pander, das habe ich ihnen vorgeschlagen. Wir nehmen gern die Nummer 16 oder 17 aus ihrem Kader, sie können ruhig ganz jung sein. Wir präsentieren sie in der Bundesliga, damit andere Klubs auf sie aufmerksam werden. Schon jetzt wird beim VfL davon gesprochen, den bis 2008 verpflichteten D‘Alessandro irgendwann gewinnbringend zu veräußern. Noch steht die Zusammenarbeit nur auf dem Papier. Pander möchte auch nicht viel dazu sagen, sie solle erst mit Leben gefüllt werden. Aber dazugehören soll, daß Jugendtrainer und Ärzte ausgetauscht werden, um sich fortzubilden. Jürgen Röber und Assistent Storck waren schon bei River Plate. Keinesfalls sei man in Argentinien nur fordernd aufgetreten.Für D‘Alessandro hat 2002 ein südeuropäischer Verein 16 Millionen Dollar geboten, sagt der Manager. Der Weltkonzern VW hatte bessere Argumente. Und River Plate, ein selbstbewußter Klub, war beeindruckt von der Seriosität des Angebots aus der deutschen Provinz. Nicht zuletzt überzeugte sie Panders persönlicher Einsatz.“

Freddie Röckenhaus (SZ 18.7.) leidet mit den Dortmundern. „Die ersten 60 Sekunden hallten und dröhnten wie in Super-Zeitlupe. Im Blick von Fußballer Evanilson diese Mischung aus Panik und früher Ahnung des Geschehenen, die Hand nach irgendeiner Hand ausgestreckt, um sich in seinem Schock nur an irgend jemandem festzuhalten. Selten hat man die pure Angst und Ausgeliefertheit bei einem eben verletzten Spieler so augenfällig mit angesehen wie bei Borussia Dortmunds Brasilianer. Am Mittwoch Abend riss ihm beim an sich mäßig denkwürdigen Ligapokal-Kick gegen den VfL Bochum das Kreuzband am rechten Knie – ganze sieben Minuten nach seiner Einwechselung, aus heiterem Himmel, ohne einen Gegner in seiner Nähe. Von dem zweiten Schrecken ahnte da noch niemand etwas. Dass Borussia Dortmund gegen den VfL Bochum mit 2:1 gewann, war nach Evanilsons Unglücksfall noch unwichtiger als es sonst schon gewesen wäre. Doch am Donnerstag Nachmittag rutschte das mit hohen Siegprämien (um die 500.000 Euro) aufgepeppte Vorsaison-Kirmesspiel endgültig ins Surreale für den BVB: Nationalspieler Torsten Frings hatte sich wegen einer starken Schwellung im Knie zur Computer-Tomographie begeben – und die niederschmetternde Diagnose bekommen, dass auch er sich im selben Spiel einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Still, in der öden Nüchternheit eines Untersuchungszimmers bekam Frings seinen Befund. Ein makabrer Rekord für Borussia Dortmund, ein belangloses Spiel, das da plötzlich für Momente eine kleine menschliche Tragödie gebar, die dem Ereignis gar nicht zustehen mochte. Die anstehende Operation, die obligatorischen sechs bis neun Monate Pause und die Ungewissheit um die weitere Fußballer-Laufbahn schienen im Gesicht des Berufsspielers Evanilson auf und eine herzzerreißende Hilflosigkeit von einem der sonst so coolen Gladiatoren. Und dann mit ironischer Verspätung der dumpfe Schlag, den Frings am Tag danach in der Magengegend spürte.“

Bayer Leverkusen vor dem Saisonstart Tsp

1. FC Kaiserslautern vor dem Saisonstart Tsp

Borussia Mönchengladbach vor dem Saisonstart Tsp

Hoffnung weckende Veränderungen im Innenleben des Teams

Javier Cáceres (SZ 19.7.) analysiert die Berliner Perspektiven. „In den beiden vergangenen Jahren hatte Hertha den Ligapokal jeweils gewinnen können, bisweilen sogar in spielerisch derart überzeugender Manier, dass es am Berliner Boulevard ein Leichtes war, höchste Ziele als reale Aussicht zu verkaufen. Spätestens bei Einbruch des Herbstes aber war der Schein perdu. Hertha versackte im Mittelmaß – und kämpfte um einen Uefa-Cup-Platz. Darf nun also der Umkehrschluss gezogen werden? Pleite im Ligapokal, guter Bundesligastart? Derartige Sichtweisen sind Dieter Hoeneß fremd, andererseits wäre der Optimismus, mit dem Herthas Manager der neuen Saison entgegenblickt, wohl auch bei abergläubischen Menschen nicht viel stärker ausgeprägt. Hoeneß verwies auf die gute Trainingsarbeit, welche die Mannschaft bisher geleistet habe, vor allem aber auf Hoffnung weckende Veränderungen im Innenleben des Teams, das sich im österreichischen Trainingslager nach einer internen Diskussion und basisdemokratischen Abstimmung auf das „Saisonziel: Champions League“ geeinigt hatte. „Das Klima, das in der Mannschaft herrscht, macht mich zuversichtlich“, sagte Dieter Hoeneß. Eine Art Konflikttherapie hatte er der Belegschaft verordnet, neben fußballerischen Fähigkeiten achteten Herthas Verantwortliche bei der Auswahl der Zugänge darauf, dass sie eine möglichst natürliche Neigung zur Wortführerschaft aufweisen. Ecken, Kanten. Zum einen, weil es galt, den pensionierten Kapitän Michael Preetz zu ersetzen und eine neue Hierarchie zu finden. Zum anderen, weil die charakterliche Prägung der Hertha-Belegschaft inder Vergangenheit oft genug im Vagen geblieben war. Typen sollten Abhilfe schaffen. Herthas Wahl fiel auf Mittelfeldspieler Niko Kovac (vormals Bayern München) sowie die Stürmer Artur Wichniarek (Arminia Bielefeld) und Fredi Bobic (Hannover 96), und die Integration der Neuen scheint gut vonstatten zugehen.“

Deutsche Abwehrhaltung gegen das Gefühl des Nationalstolzes

Lesenswert! Lars-Olav Beier (Spiegel 14.7.) beschreibt den Fußball-„Boom“ im Kino. „Passt das Runde nicht ins Eckige? Seit jeher, so scheint es, hat das deutsche Kino Angst vor dem Ball. Nicht mehr als ein Dutzend nennenswerte Spielfilme über Fußball sind seit dem Zweiten Weltkrieg gedreht worden, und die meisten machten nicht viel her: Die deutschen Fußballfilme der Nachkriegszeit, sagt der Berliner Filmhistoriker Ulrich von Berg, ergeben eine imposante Schreckensbilanz. Sportfilme bringen an der Kinokasse nur selten Erfolg, lautet die Branchenregel, was vor allem daran liege, dass der Reiz jedes Wettkampfs dessen offenes Ende sei, im Kino aber jeder Zuschauer spüre, dass Sieger und Verlierer bereits feststehen. Kurz: Sport macht dem Publikum nur live richtig Spaß. Doch nun treten gleich eine ganze Reihe von Filmen in den Kinos an, die das Gegenteil beweisen wollen – und sich anschicken, den Fußballsport aus dem cineastischen Abseits zu holen. Nach der gerade angelaufenen Langzeit-Dokumentation Die Champions über Fußballtalente bei Borussia Dortmund ist für Anfang Oktober Joachim Masanneks Kinderbuchverfilmung Die wilden Kerle angekündigt, die die Abenteuer jugendlicher Fußballhelden rund um einen Bolzplatz schildert. Dass Hochamt dieses Kino-Fußballjahres aber soll Sönke Wortmanns lang erwarteter Film Das Wunder von Bern über die Weltmeisterschaft 1954 werden, der gleichfalls im Oktober startet. Weitere mehr oder weniger spektakuläre Projekte sind in Arbeit: Sherry Hormann hat mit den Aufnahmen zur Komödie Lattenknaller begonnen, die sich um einen schwulen Torwart dreht; in Gil Mehmerts Low-Budget-Produktion Aus der Tiefe des Raumes tritt ein Tipp-Kick-Männchen ins richtige Leben; und auch ein Kinofilm über den längst legendären Bundesliga-Skandal von 1971 ist in Vorbereitung. Hat das Kino sich endlich zur großen Leidenschaft fürs runde Leder durchgerungen? In Wahrheit geben sich Regisseure und Produzenten große Mühe, den Ball flach zu halten. Von menschlichen Dramen erzählten ihre Filme in erster Linie, so die Devise, der Sport selbst spiele da eher eine Nebenrolle. Ich musste um jede Sekunde Fußball, die ich auf der Leinwand zeigen wollte, hart kämpfen, berichtet etwa Wilde Kerle-Regisseur Masannek über den Schnitt seines Films (…) Warum wurde selbst den größten deutschen Fußballhelden, von denen (ob Bernd Trautmann, Toni Turek, Sepp Maier oder Oliver Kahn) erstaunlich viele Torhüter waren, fast nie Kinoruhm zuteil? Trautmann etwa war der erste deutsche Fußballer, der in Großbritannien zum Helden avancierte. Als Torhüter von Manchester City hatte er Anfang der fünfziger Jahre bei jedem Spiel stets Zehntausende Zuschauer gegen sich, denn sie sahen in ihm immer noch den Erzfeind. Durch großartige Paraden erkämpfte er sich nach und nach ihren Respekt. Zum Volkshelden wurde er, als er 1956 im englischen Cup-Finale mit gebrochenem Halswirbel spielte und seiner Mannschaft zum Sieg verhalf. Trautmanns Biografie ist fürs Kino wie geschaffen – und doch: In kaum einem Land der Welt ist der Widerstand, Nationalhelden zu akzeptieren und sich mit ihnen zu identifizieren, so groß wie in Deutschland – schon gar, wenn sie eine Uniform tragen wie Soldaten, Polizisten oder eben Fußballspieler. In Italien würde es niemand wagen, in einer Fußballkneipe zu klatschen, wenn die Squadra Azzura in Rückstand gerät; in Deutschland gehört es mancherorts zum guten Ton, bei Niederlagen des Nationalteams zu triumphieren. Diese deutsche Abwehrhaltung gegen das Gefühl des Nationalstolzes, die in den Verbrechen des Dritten Reichs ihre Ursache hat, ist nur schwer zu überwinden. Die mangelnde Bereitschaft, Landsleute auf der Leinwand als Sieger zu verehren und als Helden zu lieben, ist einer der Gründe für das Zaudern hiesiger Produzenten, heroische Stoffe – nicht nur aus der Fußballgeschichte – aufzugreifen, obwohl es davon in Deutschland gewiss nicht weniger gibt als in anderen Ländern.“

Gisa Funck (FAZ 17.7.) rezensiert den WDR-Achtteiler „Der Ball ist rund“. “Nach dem Wunder von Bern 1954 war Fußball zum Sinnbild des nationalen Aufbruchs geworden, und zu einer gesellschaftlichen Bühne. Sofern man nur fest genug zusammenstand, möglichst unbedarft aufspielte und kämpfte bis zum Umfallen, das hatte der Weltmeistertitel gezeigt, konnte man auch als ehemaliger Verlierer und Außenseiter in den Rang eines Bejubelten aufrücken. Mit dem Fußball feierte sich das Wirtschaftswunder Deutschland in den fünfziger und sechziger Jahren selbst und durfte sich einreden, allein aufgrund mentaler Stärke wieder wer geworden zu sein. Der Satz, wonach die innere Einstellung wichtiger ist als die äußere Aufstellung, gehört seither zum Standardrepertoire jedes Trainers in der Umkleidekabine. Die Stärke von Kubnys und Bäckers Film liegt darin, daß er der Verklärung, die bei einem derart emotional geladenen Thema mitschwingt, nicht erliegt. Wohltuend enthält er sich jedes eigenen Kommentars. Fanbegeisterung und große Gefühle, auf die keine Fußballchronik verzichten kann, äußern hier ausschließlich Zeitzeugen, vornehmlich ehemalige Spieler und Zuschauer. Dabei kommen neben Anekdoten, die heute Kultstatus genießen, auch die Schattenseiten der frühen Jahre zur Sprache. So erzählt Gert Charly Dörfel vom Hamburger SV von seiner Traumehe mit Uwe Seeler als Sturmduo mit Torgarantie, verschweigt aber nicht, daß der Dicke in der Mitte rumgemeckert und rumgebrüllt hat, sobald er den Kasten mal nicht traf. Überhaupt ging es sehr rustikal zur Sache. Die Schiedsrichter pfiffen meist erst dann Foul, wenn ein Knochen gebrochen war. Eine Mannschaft wie Werder Bremen – nach dem 1. FC Köln der zweite deutsche Meister – war als Kloppertruppe verschrien, und von einem Spieler erwartete man, daß er wie der Kölner Wolfgang Weber im Pokalspiel gegen Rotterdam auch mit Wadenbeinbruch noch weiterrannte. Finanziell abgesichert waren die wenigsten Profis. Der Kölner Präsident Franz Kremer war einer der wenigen, die darauf achteten, daß ihre Spieler nebenbei auch berufstätig waren. Da ist man doch plötzlich ganz froh, daß die so oft beschworene gute alte Fußballzeit vorüber ist.“

Eine Agenturmeldung: „Die Spieler des italienischen Erstligisten AC Perugia werden künftig auch von Ben Johnson trainiert – jedoch nur in Sachen Schnelligkeit. Der 42-jährige Kanadier, der bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul über 100 m Gold gewann, diese Medaille nach einem positiven Doping-Test jedoch wieder zurückgeben musste, zeigte den Fußballern im Trainingscamp in Folgaria einige spezielle Sprintübungen. Den Kontakt zwischen dem ehemals schnellsten Mann der Welt und Perugia stellte Al-Saadi Gaddafi, der Sohn des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi her, der vor kurzem bei Perugia einen Vertrag unterzeichnet hat.“

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