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Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Themen

Themen: Dortmunder Klubführung setzt Spieler unter Druck – Rechtsstreit zwischen alter und neuer Klubführung Kaiserslauterns

Führung spielt geschickt mit dem Druck, den die Öffentlichkeit erzeugt

Freddie Röckenhaus (SZ 2.9.) erläutert die Strategie der Dortmunder Führung. „Die dramatischen Einnahmeverluste, die der BVB durch die unerwartete Nicht-Qualifikation für die Millionen-Liga erleidet, möchten Manager Michael Meier und Präsident Gerd Niebaum an die Mannschaft weitergeben. „Es geht nur um eine Gehaltsumwandlung“, sagt Meier, der Erfinder des revolutionären Modells: „Wir appellieren an das Verantwortungsgefühl, 20 Prozent des Festgehalts freiwillig in eine leistungsabhängige Zahlung umzuwandeln. Das ist kein unfaires Angebot.“ Die Dortmunder Spieler würden praktisch eine Wette auf die eigenen Leistungen abschließen, was der derzeit verletzte Kapitän Christoph Metzelder, staatsmännisch kommentiert: „Die Mannschaft ist auf keinen Fall unsensibel für die ganze Problematik.“ Dortmunds Mannschaft kostet über 60Millionen Euro pro Saison. Es ist der vermutlich teuerste Kader der Bundesliga. Die meisten Verträge datieren noch aus Zeiten der Kirch-Euphorie, als die Klub-Präsidenten meinten, das Wachstum sei nicht aufzuhalten. Seit dem Kirch-Crash und dem Zusammenbruch der Werbe- und Fernsehmärkte sitzen vor allem Klubs wie Dortmund auf hohen Festgehältern. Denn in der Hysterie, die vor einigen Jahren Europas Fußball-Szene beherrschte, konnten Stars wie Amoroso, Koller, Rosicky, Kehl oder Frings Verträge fast ohne leistungsbezogenen Anteil durchsetzen. Nun knarzt und ächzt das „Gebilde Borussia Dortmund“, wie Manager Meier den Traditionsklub unlängst bezeichnete. „Wir haben auf keinen Fall irgendein Liquiditätsproblem“, sagt Meier, „wir werden aber in diesem Geschäftsjahr hohe Verluste machen, wenn sich nichts ändert.“ (…) Doch die Führung spielt offensichtlich geschickt mit dem Druck, den die Öffentlichkeit erzeugen wird. Absichtsvoll hat Meier in einem Interview geschätzt, die Mannschaft sei „dreimal so teuer wie die des VfB Stuttgart“. Wer als Verzichts-Verweigerer geoutet wird, darf sich im Westfalenstadion deshalb sicher auf gezielte Pfeifkonzerte gefasst machen. Zorc hat bereits burschikos angekündigt, wer weg wolle, könne gehen. Angesichts des „toten Transfermarktes“, so Zorc, könne er Spielern nur Glück wünschen, einen neuen Verein zu finden, der auch nur die verbleibenden 80 Prozent der bisherigen Dortmunder Gehälter zu zahlen im Stande sei.“

Aus Madrid schreibt uns Gunnar Ehrke, ein sorgenvoller Dortmund-Fan. „Hi Oli! Dortmund verliert ein Elfmeterschießen und gleichzeitig seine Souveränität. Das Aus gegen Brügge bedeutet schlicht ein Jahr ohne CL, nicht ohne internationalen Wettbewerb. Die Reaktionen aus Dortmund und den Medien darauf sind jedoch erschreckend. Für einen Dortmundfan sogar Angst einflößend. Der Beobachter bekommt den Eindruck, das letzte Stündchen der Borussia hätte geschlagen. Da werden personelle Maßnahmen angekündigt; allerdings nicht aus disziplinarischen Gründen oder gemäß der Einsicht, dass einzelne Spieler der Mannschaft nicht weiterhelfen. Nein, als finanzpolitisches Instrument um die Borussia überlebensfähig zu halten. Ein möglicher Wechsel Metzelders nach Madrid (für lächerliche 9 Mio.!!!), immerhin ein Herzstück und Hoffnungsträger der jungen Dortmunder Mannschaft, wird halbherzig bis gar nicht dementiert. An die Profis wird die Forderung herangetragen, auf einen Teil des Gehalts zu verzichten. Manager Meier verkauft dies als Motivationshilfe für die Spieler. Wem es an Menschenkenntnis mangelt und psychologisches Basiswissen nicht zur Verfügung steht, kann sich auch einfach beim HSV erkundigen, wie sich diese innovative Idee auf die Mannschaft ausgewirkt hat. Für den Außenstehenden entsteht der Eindruck, Mannschaft und Verein fielen gleichzeitig und unwiederbringlich auseinander. Zerbrochen an einem Elfmeterschießen und dessen ökonomischen Konsequenzen. Ich vermisse das bestimmte Auftreten des Präsidenten Niebaum und des Managers Meier. Jahrelang für Seriosität und weitsichtiges Wirtschaften gerühmt. Ein Satz wie der Einnahmeverlust schmerzt, hat aber auf einen solide geführten Verein wie den unseren keinen schwerwiegenden Einfluss würde helfen, jeden Borussia-Fan mit wirtschaftlichem Basiswissen etwas ruhiger schlafen zu lassen. Im Vertrauen auf die Ehrlichkeit von Jesuitenschülern und des einzigen aufrechten Anwalts. Ich hoffe inständig, dass ich diese Aussage hier in Madrid einfach nur verpasst habe. Ich fürchte aber, dass sie gar nicht kommen wird. Ich habe Angst vor der nahen Zukunft. Täglich erwarte ich Nachrichten über einen Spielerverkauf. Natürlich keine Mitläufer, denn die bringen kein Geld. Im Wirtschaftsteil suche ich nach Neuigkeiten über weitere Leasingmodelle (Stadion) und bei den Sponsoren (z.B. Nike) droht die Meldung einer Vorabzahlung an Dortmund. Natürlich im Vertrauen auf die gute beidseitige Zusammenarbeit. Ich habe Angst, und Uli Hoeneß hat es vermutlich schon lange gewusst. Ganz Deutschland sollte einen Kloß im Hals haben, wenn der letzte dauerhafte nationale Konkurrent der Bayern aufgeben und von nun an kleinere Brötchen backen muss. Und alles wegen eines verlorenen Elfmeterschießens.“

Vermeintliche Fussballexperten

Martin Hägele (NZZ 2.9.) schildert den (rechtlichen) Streit zwischen der alten und der neuen Führung des 1. FC Kaiserslautern. „Es ist gerade ein Jahr und zwei Monate her, seit Robert Wieschemann am DSF-Stammtisch lächerlich gemacht wurde. Wohl noch nie hat sich ein hoher Klubfunktionär öffentlich so entblödet wie der damalige Aufsichtsratsvorsitzende des 1.FC Kaiserslautern. Als Folge seines vereinsschädigenden TV-Auftritts legte er ein paar Tage später sein Amt nieder. Wenn es um die „roten Teufel“ und die Vergangenheitsbewältigung geht, verwandelt sich der in der ganzen Pfalz als Insolvenzverwalter geschätzte Wieschemann in einen cholerischen Fussballrechthaber. In dieser Jetzt-rede-ich-Stimmung hat er seine legendäre Fernsehnummer nun in einem Interview mit Sport-Bild noch an Peinlichkeit übertroffen. Unter anderem warf er dem Vorstandsvorsitzenden René C.Jäggi „Untreue am Vereinsvermögen“ vor. Natürlich kann sich Jäggi, der bisher als der grosse Sanierer und Retter im Fritz-Walter-Verein gegolten hat, solche Vorwürfe nicht gefallen lassen. Erst recht nicht von einem, den die meisten Leute in der Stadt für den Totengräber des Traditionsklubs halten, zusammen mit seinen ehemaligen Präsiden Friedrich und Herzog. Mit zwei Anwälten und Experten der Steuerprüfungsgesellschaft PWC wehrte sich der Unternehmer aus Basel bei einer eigens zu diesem Zweck einberufenen Pressekonferenz in Frankfurt. Selbstverständlich hat der FCK Strafanzeige gegen seine alten Bosse gestellt (…) Unglücklicherweise beginnt gerade jetzt das Image von Klubchef Jäggi und dessen Trainer Gerets zu bröckeln. Die vom belgischen Altinternationalen zusammengestellte Gruppe erweist sich von Spiel zu Spiel mehr als Ensemble von Duckmäusern, die sich beim leisesten Widerstand freiwillig ergeben. In dieser Fremdenlegion aus 17 Herren Ländern lässt sich kaum ein Kerl mit Charakter entdecken. Alle fragen sich, wie lange Jäggi seinem Partner die Stange hält. Wieder einmal zeigt sich, wie schnell in dieser Branche der Lorbeer welkt. Wie ein Volksheld war Gerets nach der glückhaften Aufholjagd in der Rückrunde der vergangenen Saison gefeiert worden, in der Südwestregion galt der alte Haudegen aus erfolgreichen belgischen Fussballzeiten als Trainer des Jahres. Wie lange aber hält dieser Kredit an der Basis? Obwohl man eines mit Sicherheit behaupten kann: Wenn Jäggi nicht nur die Symptome des Niedergangs der „roten Teufel“, sondern dessen Wurzeln bereinigen will, dann steht ihm noch ein langer Kampf bevor – denn er muss weit zurück zu den Ursachen. In jene Zeiten, als sich der ganze Klub dem Trainer Otto Rehhagel an die Brust warf, über dessen Freundeskreis und in dessen Sog Leute wie Wieschemann, Herzog und Friedrich zu vermeintlichen Fussballexperten aufstiegen – obwohl dieses Spiel für sie ein paar Nummern zu gross war.“

FR-Spielbericht Kickers Offenbach – Eintracht Frankfurt 4:5 n.E.

Gewinnspiel für Experten

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