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Themen: Bauernschlauheit in Barcelona beim Mitternachtsspiel – neuer Skandal in Italien
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| Donnerstag, 25. März 2004Bauernschlauheit in Barcelona! Ronald Reng (BLZ 4.9.) berichtet. „80 200 Barça-Fans waren zur ersten Spätvorstellung des internationalen Fußballs gekommen. Keiner wollte den Moment verpassen, wenn ein neues Barça, mit neuem Präsident (Joan Laporta), neuem Trainer (Frank Rijkaard) und neuem Idol (Ronaldinho), aufbricht. Selbst wer die spanische Liebe zur langen Nacht kennt, wurde vom Anblick des vollen Camp Nous um Mitternacht überwältigt. Seit vier Jahre hat der 16-malige Spanische Meister keine Trophäe mehr gewonnen – so ausgehungert sind sie, dass Präsident Laporta nicht mehr tun musste, als Elan auszustrahlen, um den Klub in einen Zustand permanenten Überschwangs zu versetzen. 80 200 beklatschten das 1:1 gegen Sevilla. Sie unterstützen Laportas Entscheidungen bedingungslos, mögen sie auch noch so zweifelhaft sein wie jene, ein Fußballmatch zu dieser Zeit anzupfeifen. Barça hat neun ausländische Nationalspieler unter Vertrag, die am Wochenende bei Länderspielen im Einsatz sind und daher von ihren Nationaltrainer spätestens am Mittwoch in den Trainingscamps erwartet wurden. Also wollte Laporta das für Mittwoch festgesetzte Ligaspiel um einen Tag vorverlegen lassen. Doch jeder Elf stehen laut spanischem Fußballrecht mindestens 48 Stunden Pause zwischen zwei Partien zu – und Sevilla hatte erst am Sonntag gegen Atletico Madrid gespielt. Als sich sein Kollege in Sevilla, Jos del Nido, geweigert hatte, das Atletico-Spiel um einen Tag vorzuverlegen, schlug Laporta zurück: Gut, dann werde halt am Mittwoch gespielt – aber um Mitternacht, also faktisch am Dienstag. Das ist ein Rückfall ins Spanien der Gitarre und des Tamburins, wo jeder Trick legitim war, klagte Sevillas Kapitän Pablo Alfaro, doch je wütender sich der Gegner beschwerte, desto toller fanden sie in Barcelona ihre Idee.“
Die SZ teilt dazu mit. „Niemand würde kommen, aus Angst vor den Frauen. Gegen 22, 23 Uhr zu Hause aufbrechen, sich verabschieden mit den Worten, „ich gehe zum Fußball“ – Javier Irureta, der Trainer des spanischen Spitzenklubs Deportivo La Coruña, war sich sicher, dass das keiner bringt: „Was erzählt dir denn dann deine Frau? Um Mitternacht ins Fußballstadion. Bah! Da ist sie sich doch sicher: ,Du betrügst mich.’““
Peter Hartmann (NZZ4.9.) meldet. „Kein Tag ohne neuen Skandal im Calcio. Die Tageszeitung La Repubblica dokumentiert ein weiteres Kapitel der Misswirtschaft im italienischen Fussball: Rund 3000 von 5760 Profispielern, hauptsächlich aus den unteren Ligen, müssen um ihre Rente nach Karrierenende fürchten. In der Versorgungsdecke bei der staatlichen Altersversicherung Enpals klafft ein Loch von wahrscheinlich 50 Millionen Euro. 61 der 128 Klubs zahlten ihre obligatorischen Beiträge nicht mehr, wie aus einem Dossier des zuständigen Ministers Maroni hervorgeht. Als Hauptsünder wird in diesem Papier Luciano Gaucci genannt, der Rädels- und Streikführer des lärmigen Aufstands der Serie-B-Klubs. Gaucci, ein reicher römischer Reinigungsunternehmer mit einer Leidenschaft für Fussballer und Rennpferde, ist Besitzer von gleich drei Klubs: Perugia in der SerieA (6 Millionen Euro Zahlungsrückstände), Catania (in die SerieB zurückgeputscht) und Sambenedettese in der SerieC. Vier Klubs in der SerieA (Perugia, Lazio, die Aufsteiger Ancona und Siena) sind ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen. In der SerieB sind es 11 von 24, in der Serie C1 sogar 22 von 36 und in der Serie C2 immerhin die Hälfte, 27 von 54.“
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