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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ballschrank

Themen: der Abschied Elbers, Publikumsliebling – das Comeback Möllers – der gelungene Einstand Beckhams – Besorgnis erregender Zustand des italienischen Fußballs u.v.m.

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Themen: der Abschied Elbers, Publikumsliebling – das Comeback Möllers – der gelungene Einstand Beckhams – Besorgnis erregender Zustand des italienischen Fußballs u.v.m.

Solch einen Brasilianer wird man in der Bundesliga lange nicht mehr sehen

Christian Eichler (FAS 31.8.) verabschiedet einen Publikumsliebling aus der Bundesliga. „Servus, Giovane de Sousa, genannt Elber – solch einen Brasilianer wird man in der Bundesliga lange nicht mehr sehen. Einen solch deutschen Brasilianer: ein Prädikat, das er als Kompliment ansah. Neun Jahre gelang Elber, was den wenigsten aus dem Land des Fußball-Karnevals gelingt: klarzukommen mit der Kälte, der fremden Sprache, den abendlich leeren Straßen, den mürrischen Gesichtern, der ganzen strebsamen Unsinnlichkeit des effizienten Deutschland. Nun verläßt er es als der effizienteste Ausländer, den die Bundesliga je hatte – 133 Tore in 256 Spielen, vier Meistertitel, vier Pokalsiege (einen davon mit Stuttgart), als Krönung der Champions-League-Sieg mit den Bayern 2001. Er funktionierte wie ein Roboter: So beschrieb er, was die Bayern von ihren Profis verlangen. Und doch behielt sein Spiel den letzten Funken an Spaß und Spontaneität, der Fußball zum bunten Variete machen kann. Die Bayern domestizierten ihn zum Fußball-Deutschen. Sein Fußballherz blieb das eines Brasilianers. Als er 1991 zum AC Mailand kam, schien die große Karriere programmiert. Doch das damals weltbeste Vereinsteam verlieh den Neunzehnjährigen gleich weiter zu den Grasshoppers nach Zürich. Dort, im kalten Winter fern der Heimat, litt er wie ein Hund – und biß sich durch. Fabrizierte riesige Telefonrechnungen – und Tore am Fließband: 59 in 72 Einsätzen in der Schweiz. Die Bundesliga merkte auf: ein winterfester Südamerikaner. So landete er 1994 beim VfB Stuttgart und traf gleich im ersten Einsatz gegen HSV-Torwart Uli Stein (ein zweiter Debütant namens Fredi Bobic köpfte das Siegtor zum 2:1). Dem Reporter dieser Zeitung gefiel der entzückende Schweizer Akzent, mit dem der Neuling schilderte, daß sein Künstlername Elber eine Erfindung seiner Mutter sei und eigentlich gar nichts bedeutet. Sein erstes Bundesliga-Interview beschloß er mit den Worten Isch guat? Schon damals war sein Deutsch besser und wortreicher als das mancher deutscher Kollegen – Sprachgewandtheit als Form der Fußball-Intelligenz. Die Probleme seines Freundes und Landsmanns Marcio Amoroso in Dortmund sieht Elber auch darin begründet, daß dieser auch nach zwei Jahren immer noch nicht die Landessprache gelernt habe. Mit diesen Sprachkenntnissen und diesem Namen hätte Elber auch einen guten deutschen Nationalspieler abgegeben. Und welche Karriere hätte er gemacht in einer Zeit, in der Stürmer wie Jancker, Marschall oder sein früherer Landsmann Paolo Rink Deutschland bei Welt- und Europameisterschaften vertraten. Im brasilianischen Nationalteam hatte er übermächtige Konkurrenz: Erst waren es Romario und Bebeto, dann Ronaldo und Rivaldo, gegen die Elber sich trotz sieben Toren in fünfzehn Länderspielen nie durchsetzen konnte. Wer vom brasilianischen Spiel schwärmt, denkt an Angriffsfußball. Doch setzten sich in der Bundesliga nur die defensiven Brasilianer wirklich durch: Jorginho, Dunga, Julio Cesar, später Lucio. Bis Elber kam. Im verpoppten Fernsehfußball der ran-Jahre wurde das Magische Dreieck um Elber, Bobic und den Bulgaren Balakow ein festes Show-Element. Elber hatte von Beginn an fast alles: glänzende Technik, eine Schnelligkeit, die immer leicht aussieht, und beim Torschuß jene Ruhe und Lässigkeit, die großartig wirkt, wenn sie zum Treffer führt, und ein wenig überheblich, wenn nicht.“

Hey, Andi, komm‘, auf, schnür‘ die Schuhe, du musst uns helfen

Ingo Durstewitz (FR 1.9.) kommentiert die Rückkehr Andreas Möllers. „Der Mittelfeldspieler, der am Dienstag ins Training einsteigt, möchte weder sich noch die Mannschaft unter Druck setzen lassen: Lasst uns einfach Fußball spielen. Das sensible Gebilde einer Fußballauswahl soll durch ihn, den Weltstar von einst, nicht aus dem Gleichgewicht geraten: Das Team steht im Vordergrund. Über seine Zeit bei der Eintracht vor mehr als einem Jahrzehnt will Möller nicht mehr sprechen. Ich blätter‘ nicht in der Vergangenheit. Auch mit den vielen Artikeln, die vom verlorene Sohn erzählen, könne er sich nicht anfreunden: Ich sehe das nicht so theatralisch. Warum er sich die Bundesliga, die Eintracht noch mal antut? Ich muss nichts beweisen, betont er, ich will helfen. Die Sache habe irgendwie eine Eigendynamik angenommen, die Bild-Zeitung hat sich für ihn ins Zeug gelegt, Umfragen gestartet, Kommentare geschrieben, und die Leute kamen zu mir und sagten: ,Hey, Andi, komm‘, auf, schnür‘ die Schuhe, du musst uns helfen.‘ Drei Monate hat er nicht gegen den Ball getreten, hat sich mit Waldläufen fit gehalten. Der medizinische Check, sagt Reimann, habe dennoch hervorragende Werte ergeben, bessere als die von manch anderen meiner Profis. Möller wollte unentgeltlich spielen, was die Eintracht aber ablehnte. Viel wichtiger war da die Offerte, von Sommer 2004 an als Assistent des Vorstands – vor allem in repräsentativer Funktion – zu arbeiten. Rudi Assauer, Manager auf Schalke, habe ihm schon angeboten: Wenn du willst, kannst du bei mir in die Lehre gehen.“

Thomas Klemm (FAS 31.8.) fügt hinzu. „Möllers künftige Mitspieler zeigen sich verhalten, abwartend, gespannt; sie verweisen darauf, sich auf das brisante DFB-Pokalspiel beim ewigen Rivalen, dem Regionalligaklub Kickers Offenbach, an diesem Montag konzentrieren zu müssen. Immerhin der Vereinsvorsitzende Peter Fischer hat am Freitag nach Gesprächen mit den Profis positive Signale empfangen. Ja, lautete die Botschaft, der Spätheimkehrer könne im Abstiegskampf helfen. Kann er das wirklich, der Andreas Möller, der nicht gerade dafür berühmt geworden ist, stets aufs neue die Ärmel hochzukrempeln und eine Mannschaft mitzureißen, dem immerzu und überall der Ruf eines zimperlichen Fußballspielers vorauseilt? Möller, der an diesem Dienstag sein 36. Lebensjahr vollendet, habe in den besten Mannschaften gespielt und kann uns fußballerisch und mit seiner Erfahrung sicher weiterbringen, sagte Willi Reimann am Samstag. Eine Woche zuvor hatte es der Eintracht-Trainer abgelehnt, irgendeinen Spieler vom Liegestuhl auf Gran Canaria weg verpflichten zu wollen. Warum also Andreas Möller, der vor sieben Wochen sein Engagement beim FC Schalke 04 und vorgeblich auch seine Karrierre beendet hat? Nach einigen Vier-Augen-Gesprächen mit Möller ist Reimann zu der Überzeugung gelangt, daß sich der kurz vor Transferschluß gekommene Frankfurter Bub für seinen alten Verein reinhängen wolle. Bevor sich Möller der Öffentlichkeit stellt, plauderte er vorweg über seine mutige Entscheidung, elf Jahre nach seinem unrühmlichen Frankfurter Abgang gen Juventus Turin, unmittelbar nach der verpaßten Meisterschaft 1992, für ein kleines Entgelt wieder beim Abstiegskandidaten anzuheuern. Es sei eine emotionale Entscheidung gewesen, sagte Möller der Bild-Zeitung, selbst die Handwerker in seinem neuen Haus im unweit von Frankfurt gelegenen Bad Homburg hätten ihn gebeten zu helfen.“

Ich will Erstligafußball an meinem Lebensmittelpunkt

FAZ-Interview mit Andreas Möller

FAZ: Die Eintracht ist zuletzt nicht gerade durch eine seriöse Vereinsführung aufgefallen.

AM: Macht es überhaupt Spaß, ins Eintracht-Chaos zurückzukehren?

Was los war, interessiert mich nicht. Entscheidend war das Gespräch mit Trainer Willi Reimann Anfang der Woche. Ich hatte das Gefühl, wir sind auf einem Nenner. Er ist Profi und sieht das ganz nüchtern, er führt mich an das Team heran. Ihm ist klar, daß mir drei Monate fehlen. Das Pokalderby heute gegen Offenbach sehe ich mir noch am Fernseher an.

FAZ: Reimann soll gegen Sie gewesen sein, er wird zitiert, er könne keine Leute aus dem Liegestuhl in Gran Canaria gebrauchen.

AM: Damit war ich nicht gemeint, den Schuh ziehe ich mir auch nicht an.

FAZ: Haben Sie ihn im Gespräch von sich überzeugt, oder haben ihn andere überredet, es mit Ihnen zu versuchen?

AM: Ich glaube kaum, daß Reimann sich von irgendeinem etwas reinsingen läßt, wie ich ihn kennengelernt habe.

FAZ: Haben Sie nicht Angst, Ihren guten Namen zu verlieren?

AM: Nein, ich fühle mich ganz locker und relaxt, ich muß nichts mehr beweisen. Ich glaube, auch die Fans machen keinen Druck. Sie wissen: Er hat es nicht nötig, uns zu helfen, und macht es trotzdem. Viele fragen mich: Warum tust du dir das an? Dabei ist es ganz einfach: Ich will Erstligafußball an meinem Lebensmittelpunkt. Ich werde alles tun, damit die Eintracht erstklassig bleibt, aber ich bin nicht der Garantieschein für den Nichtabstieg. Und ich bin auch nicht der verlorene Sohn, der zurückkehrt, das ist mir viel zu theatralisch. Frankfurter Bub, das lasse ich mir noch gefallen.

Golden balls

Peter Burghardt (SZ 1.9.) berichtet den gelungenen Einstand David Beckhams. „Der berühmteste Engländer spielt jetzt bei Real Madrid, da gibt es im Bernabeu-Stadion viel Besuch von der Insel. Der auffälligste Anhänger war zum Start der spanischen Meisterschaft aus London eingeflogen, und er hatte wie üblich nichts mehr an, als er um 20.15 Uhr den Rasen erreichte. Ronaldo wollte gerade den Anstoß zur zweiten Halbzeit gegen Betis Sevilla ausführen, da rannte eine nackte Gestalt mit Perücke auf den Platz, begleitet vom Raunen der 60000 Zuschauer, die erst aus der Zeitung erfuhren, dass es sich bei dem Überraschungsgast um einen erfahrenen Spezialisten handelte. Er heißt Mark Roberts, hatte an seiner Männlichkeit zwei Christbaumkugeln befestigt und trug auf der Haut den Hinweis, er sei der wahre (the real) Mann mit den goldenen Bällen. Ein britischer Scherz halt, zur Ehre desjenigen, um den es auch diesmal vor allem ging. Das war natürlich David Beckham, dem seine Gattin Victoria Adams einmal Golden balls zugeschrieben haben soll, wie auch immer man das verstehen mag. Und zum Glück für die Gastgeber blieb die Einlage seines Landsmannes Rogers nicht der einzige Höhepunkt der Veranstaltung. Die Hausherren gewannen 2:1, mit wesentlicher Beteiligung des Spice Boys, der seit seiner offiziellen Premiere sechs Tage zuvor einen sagenhaften Aufschwung erlebt hatte. Beim ersten Supercupspiel auf Mallorca wurde Beckham ausgewechselt, und sein Team verlor kläglich. Zum Sieg im Rückspiel steuerte er ein Kopfballtor zum 3:0 bei. Beim Ligabeginn traf er nun bereits nach zwei Minuten und 41 Sekunden mit dem rechten Fuß, nach großartigem Zuspiel des Brasilianers Ronaldo von Linksaußen. Zur Belohnung zog ihn Kahlkopf Ronaldo am blonden Pferdeschwanz, die beiden Meister verstehen sich.“

Walter Haubrich (FAZ 1.9.) ergänzt. „David Beckham hatte schon im Finalrückspiel um den – allerdings nur kommerziell wichtigen – Supercup mit einem Kopfballtor imponiert. Bis vor einer Woche waren die meisten Anhänger des spanischen Rekordmeisters noch der Meinung, Real brauche Beckham gar nicht, und der sei eigentlich nur aus kommerziellen Gründen, vor allem wegen des Trikotverkaufs, nach Madrid gekommen. Nach nur zwei Spielen im Bernabéu-Stadion hat der im Londoner Osten geborene und bei Manchester United berühmt gewordene Ehemann des Spice Girls Victoria Adams die Sympathien der Madrider gewonnen: durch seine guten Leistungen auf dem Spielfeld, aber auch mit seinen höflichen Umgangsformen und seinem freundlichen Wesen. Beckham erzählt in Gesprächen mit Journalisten, denen er nie ausweicht, immer wieder, wie glücklich er sich in Spanien fühle. Daß seine Pässe noch nicht so genau ankommen wie die zwischen den schon eingespielten anderen Stars, verzeiht man ihm gern. Ein Problem hat Beckham allerdings in die Madrider Mannschaft gebracht, und das heißt Figo. Der Portugiese hat beim FC Barcelona wie bei Real Madrid immer an der rechten Außenlinie gespielt, und diesen Platz mußte er jetzt Beckham überlassen. Doch als linker Außenstürmer fühlt sich der Rechtsfüßler Figo sichtbar unwohl. Er weicht häufig in die Mitte aus, steht dort aber manchmal Zidane – auch gegen Betis wieder bester Spieler von Real – im Weg. Figo versucht weiter, aber weniger erfolgreich, die gegnerischen Verteidiger mit dem Ball am rechten Fuß zu überspielen. Sympathieträger für das Publikum war der griesgrämige Portugiese im Gegensatz zu Raúl, Zidane und Beckham noch nie; dagegen galt er bis jetzt als Lieblingsspieler des autoritären Vereinspräsidenten Florentino Pérez. Der hatte schließlich dank Figos Verpflichtung die Wahlen im Klub gewonnen.“

Fußball in Europa vom Wochenende: Ergebnisse – Tabellen – Torschützen NZZ

Allgemeines Füßewaschen im italienischen Fußball

Über den Zustand des italienischen Fußballs lesen wir von Dietmar Polaczek (FAZ 30.8.). „Nun ist eine mehrfache Fußballkrise ausgebrochen, die wieder bis in die Politik reicht. Deren erster Teil besteht im Gewaltenteilungskonflikt zwischen autonomen Sportgerichten und der Ziviljustiz, den Catania (Serie B) mit der Anrufung von Zivil- und Verwaltungsgerichten wegen schwerer Regelverletzung (Siena verwendete den gesperrten Spieler Martinelli) ausgelöst hat. Unabhängige Zivilrichter entscheiden anders als die Sportgerichte – ein heilloses Durcheinander entstand. Catania-Präsident Riccardo Gaucci wirft dem Fußballbund-Präsidenten Franco Carraro, der den Beschluß stützt, die Mannschaft absteigen zu lassen, persönliche Vendetta vor. Ministerpräsident Berlusconi, über seineFußballmannschaftspräsidentschaft populär geworden, wußte, was auf dem Spiel stand, und hat vor einer Woche mit einem Dekret (Erhöhung der Mannschaftszahl in der zweiten Liga auf 24) den Krieg verhindern wollen. Doch auch am kommenden Sonntag streikt die B-Liga und boykottiert das schwarze Schaf Catania, das gewagt hat, schmutzige Wäsche öffentlich zu waschen. Die zweite Wurzel der Krise ist die Korruption der Klubs. Einige stecken wegen überhöhter Ablösesummen in schweren Geldnöten. Sie versuchten ihre Teilnahme an der Nationalliga mit Bürgschaften zu sichern. Einige Klubs (Roma, Napoli, Cosenza, Spal) stehen jetzt unter dem Verdacht der Fälschung; die Rechte verteidigt sie als Opfer des Betrugs. Die Spuren schwarzer Geldgeschäfte führen wie so oft in die Schweiz. Die Klubs haben längst nicht mehr sportliche Ziele, sondern sind Aktiengesellschaften: börsennotiert, werbeinteressiert und gewinnorientiert. Ihr unsauberes Finanzgebaren (angeblich erpreßte Bestechungsgelder, Schwarzkonten, Steuerhinterziehung) paßt in den Rahmen der auferstandenen Tangentopolis. Berlusconi hatte oft genug erklärt, der Sport dürfe von Politik und Justiz nicht behelligt werden. Dann griff er selber ein, um die nicht unter Spiel-, sondern unter Finanzschwäche leidende Klubs zu salvieren. Wer im Fußball gewinnt, wurde schon bisher über Bankkonten und Öffentlichkeitsarbeit entschieden, nicht auf dem Spielfeld. Jetzt haben sich Politik, Straf- und Zivilrecht des Fußballs angenommen – er erhitzt die Gemüter mehr als Rezession, Rentenpleite und Gesundheitsreform. Wird es jetzt in Italien nach Sauberen Händen auch Saubere Füße geben? Folgt auf die Prozeßwelle Mani pulite ein Großreinemachen und allgemeines Füßewaschen im italienischen Fußball?“

Wir Isländer sind sportverrückt

FAS-Interview mit Asgeir Sigurvinsson, Trainer Islands:

FAS: Deutschland muß am nächsten Samstag in Reykjavik um die EM-Qualifikation zittern. Was erwartet den WM-Zweiten beim Tabellenführer Island?

AS: Wir Isländer haben ein großes Herz. Diese Spieler geben alles. Wir sind keine Brasilianer. Aber die Deutschen auch nicht.

FAS: Als einer der besten Bundesliga-Mittelfeldspieler der achtziger Jahre führten Sie den VfB Stuttgart 1984 zur deutschen Meisterschaft. Helfen die Deutschland-Kenntnisse bei der bevorstehenden Aufgabe?

AS: Ich kenne die Deutschen so gut, fast besser als meine Spieler in Island. Wenn es darauf ankommt, sind sie da. Deshalb bin ich sicher, daß Deutschland Gruppenerster wird. Aber um Zweiter vor Schottland zu werden und in die Play-off-Spiele zu kommen, brauchen wir einen Sieg gegen die Deutschen. Angst haben wir keine.

FAS: So nah ist Island der Qualifikation für ein großes Turnier noch nie gewesen. Wie kommt es, daß ein Land, das weniger Einwohner hat als Bielefeld oder Wuppertal, nun einen solchen Mini-Aufschwung im Fußball erlebt?

AS: Wir Isländer sind sportverrückt. Fußball ist Sportart Nummer eins, auch die Handballer sind sehr stark. Manchmal machen sie uns Konkurrenz um die Talente. Wir hatten einmal einen Spieler, der stand gleich in drei Nationalteams: Fußball, Handball, Volleyball. Im Fußball profitieren wir derzeit von einer sehr guten Jugendarbeit. Und in der Nationalelf haben wir einen sehr guten Spieler, Eidur Gudjohnsen vom FC Chelsea.

FAS: Sind Sie in Island ein Star?

AS: Nein, hier gibt es keine Stars. Hier kennt jeder jeden. Hier braucht kein Mensch ein Autogramm.

FAS: Haben Sie eine Trainerkarriere angestrebt?

AS: Nein, ich habe erst nur nebenher als Berater für den Verband gearbeitet. Als Atli Edvaldsson im Mai das Handtuch als Trainer warf, bat der Präsident mich einzuspringen. Ich sagte zu, aber nur für den Rest der EM-Qualifikation.

FAS: Sie waren der beste Fußballprofi, den Island hatte, nun sind Sie mit drei Siegen in drei Spielen wohl auch der erfolgreichste Trainer. Macht das Lust auf mehr?

AS: Doch, schon. Ich habe jetzt um zwei Jahre verlängert. Die Qualifikation für die WM 2006 in Deutschland werde ich auch noch als Trainer bestreiten.

FAS: Und die WM 2006 dann auch?

AS: Ja, das wäre wirklich ein Ding.

Zum Abschluss das Streiflicht (SZ 1.9.). „Der in seinem Anglizismuskampf fast manische Verein Deutsche Sprache hat den DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder nun zum „Sprachpanscher des Jahres“ ernannt. Der Grund: Im Katalog Fan Corner des Deutschen Fußball-Bundes finden sich Produkte wie Home Shirts und Away Shirts oder Reversible Tops, dazu, wie wir ergänzen, das gerade heute so unendlich wichtige Oliver Kahn Signature Shirt, für 65 Euro eine echte occasion. Einen wie Mayer-Vorfelder haut das freilich nicht von den Home Socks: Er bezeichnet die Aktion als „reinen Populismus“ und als „Witz“. Sollte er mit Letzterem Recht haben, wäre es vielleicht nicht dumm, die ganze Sache in jenen kleinen Rucksack zu packen, den die Fan Corner für schlappe 25 Euro anbietet. Er hört auf den Namen Funset.“

Gewinnspiel für Experten

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