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Dortmunder Führung zählt auf Populismus – Krise in Kaiserslautern

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Dortmunder Führung zählt auf Populismus – Krise in Kaiserslautern

Dortmunder Führung zählt auf Populismus – Krise in Kaiserslautern

Plötzlich sind die Spieler die Buhmänner

Andreas Lesch (BLZ4.9.) erläutert die Strategie der Dortmunder Vereinsführung. „Schon nach wenigen Tagen zeigt sich nun, wie exakt Meier mit seiner Forderung den Nerv der Massen getroffen hat: In Internet-Umfragen geben Fans mehrheitlich den Spielern die Schuld an der Misere, der Boulevard veröffentlicht Listen von Spielern, die angeblich bocken. Bis zum nächsten Spiel, in neun Tagen gegen Bremen, wird der Druck auf die Kicker unerträglich steigen. Sie werden nachgeben müssen – oder mit dauerhaften Anfeindungen leben. An keinem deutschen Verein lässt sich besser ablesen als am BVB, was passiert, wenn ein Sportklub zum Wirtschaftsunternehmen wird. Jede Fehlleistung der Borussia Dortmund GmbH Co. KGaA auf dem Platz wirkt sich auf den Aktienkurs aus, und bei fallenden Kursen fordern die Anleger Konsequenzen. Dadurch schrumpft die Macht der Spieler, die einst grenzenlos schien. Plötzlich sind sie Buhmänner, und ihr Charakter ist in Frage gestellt, rigoroser denn je. Mancher Akteur wirkt überfordert mit der Situation und scheint die Weiterungen von Meiers Forderung nicht gleich erkannt zu haben: Sebastian Kehl etwa dementierte Meldungen, er gehöre zur Fraktion der Verweigerer – eine Spur zu heftig, vielleicht. Natürlich wäre es angemessen, wenn die absurden Festgehälter der Dortmunder schrumpfen. Insofern ist Meiers Finte geschickt. Moralisch aber ist sie billig: Die Vereinsführung war es doch, die in einem teils willenlosen Kaufrausch dieses Team zusammengestellt hat und ihm Fantasiesummen zahlt. Jetzt macht sie sich gemein mit den Fans und deutet mit dem Finger auf die Millionarios. Die eigenen Fehler? Sind leider nicht massenwirksam.“

Quo vadis, BVB?

Wolfgang Hettfleisch (FR 4.9.) sieht das genauso. „Es ist nicht sonderlich schwer, die Menschen gegen Fußballprofis aufzubringen. Zwar werden die Stars der Zunft ob ihrer Taten auf dem Spielfeld angehimmelt, doch wenn’s um deren Bezüge geht, findet die Bewunderung ein abruptes Ende. Da sind Bundesligaspieler dann, der Boulevard gibt den Ton vor, unterschiedslos großspurige Jungmillionäre, denen es dramatisch an Sekundärtugenden mangelt. Auf diesen Reflex kann sich derzeit Borussia Dortmund beim Versuch verlassen, das Gehaltsgefüge den sportlichen wie wirtschaftlichen Realitäten nach dem Verpassen der Champions League anzupassen (…) Der von etlichen BVB-Profis in Aussicht gestellte Gehaltsverzicht ist angemessen. Die Offiziellen gehen mit gutem Beispiel voran – und die haben den Einzug in die Zasterliga ja nicht versemmelt. Wenn nun aber die angefachte Empörung genutzt wird, um Spieler unter Druck zu setzen, sieht es noch finsterer aus beim BVB, als mancher nach dem K.o. gegen Brügge weissagte. Und wenn die Mannschaft nun schon nach außen in Grüppchen zerfällt, Rosicky gar aus der Ferne mit seinem Abschied kokettiert, steht noch weit Schlimmeres zu befürchten. Quo vadis, BVB?“

Im Team sorgen die Sprachbarrieren für Grüppchen

Oliver Trust (Tsp 4.9.) widmet sich der Krise in Kaiserslautern. “Was aber nützt ein inbrünstig kämpfender und polyglotter Trainer, der nachdenkt, nachts wach liegt, wenn seine Spieler nicht miteinander sprechen? Ihn verstehen sie in der Pfalz, all die Spieler aus 17 Nationen, die am Betzenberg kicken. Im Team aber sorgen die Sprachbarrieren für Grüppchen. Was hilft ein so ins Detail verliebter Mann am Spielfeldrand, wenn sich die neuen Spieler nicht mit den alten vertragen und Neid den Alltag bestimmt? Die Neuen bringen nichts. Noch nichts, sagt Gerets. Und hofft weiter. Die Helden des Abstiegskampfes der vergangenen Saison spielen nicht mehr mit. Das schwächt die Gemeinschaft. Erik Gerets spürt den Egoismus, den er für den eigentlichen Grund für die sportliche Krise hält. „Wenn ich merke, dass bewusst gegen andere Spieler gearbeitet wird, müssen ein paar abhauen“, droht er. Sein Chef, der Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi, drückt es drastischer aus. „Das sind Profis. Die müssen sich selbst motivieren und nicht jammern wie alte Weiber“, sagt Jäggi (…) Lange hat Gerets nicht mehr Zeit. Er muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Durchschnittsspieler wie Steffen Freund geholt zu haben, die nicht besser sind als die Alten. Auch Vreven, Nurmela, Kosowski und Mettomo blieben vieles schuldig. Nun laufen die Verbannten durch die Innenstadt und ihre Kneipen und fragen jeden, warum sie nicht spielen und erzählen, dass die Neuen das Team nicht weiterbringen.“

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