Bundesliga
Geschichte der Radiokonferenz
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| Donnerstag, 25. März 2004Neues aus der Bundesliga – Auslandsfußball vom Wochenende – vor der 2. Runde der Champions League – Sport und Politik – Geschichte der Radiokonferenz
VfB Stuttgart – Arminia Bielefeld 3:0
Martin Hägele (SZ 24.9.). „Auf Tabellenplatz zehn lassen sich die Diskussionen um die Hinterlassenschaft des ehemaligen Präsidenten Mayer-Vorfelder und die immer wieder hinausgeschobene Präsentation des neuen Aufsichtsrats um Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt nun gelassener ertragen. Zwar lösen solche Heldengeschichten wie die von Kevin Kuranyi nicht über Nacht ein schwäbisches Fußballfieber aus; allerdings beweisen die zahlreichen Entdeckungen, dass Felix Magath auch ohne viel Geld aus den Talenten des Kaders eine ligataugliche Mannschaft formen kann. Hinkel, Hildebrand, Amanatidis, Wenzel, Tiffert und Hleb – in keiner anderen Bundesligamannschaft konnten sich zuletzt auch nur annähernd so viele Spieler aus der eigenen Jugend etablieren wie beim VfB. Dass diese auf dem Boden bleiben, garantiert das Förderprogramm von Ausbilder Magath.“
Schalke 04 – Borussia Mönchengladbach 2:1
Spielbericht SZ
„Erfolgsgeschichten sind im Osten noch immer rar“, erzählt Javier Cáceres (SZ 21.9.) die jüngere von Hansa Rostock. „Dass sich Hansa in der Bundesliga etablieren konnte, ist wohl Resultat einer seltsamen Mischung aus Fügung, Geschick und hanseatischem Kaufmannsgeist. Als die Mauer fiel und die Dolls, Thons, Kirstens, Sammers und Steinmanns zu Westklubs gingen, hielt der mittlerweile verstorbene Präsident Robert Pischke die Mannschaft zusammen. Hansa wurde Meister der letztmals ausgetragenen Oberliga (90/91) – und qualifizierte sich für die erste Bundesliga der Wiedervereinigung. Es folgten Abstieg und durchaus auch Turbulenzen, aber keine Geschichten um versickernde Millionen oder opulente Gagen für abgehalfterte Profis wie in anderen Vereinen der einstigen DDR. Drei Spielzeiten lang verbarg sich Hansa in Liga zwei, bis Frank Pagelsdorf als Trainer geholt wurde, der sich „in der Regionalliga glänzend auskannte und zehn Spieler für ganz wenig Geld holte“, wie sich Manager Herbert Maronn erinnert – Spieler wie Steffen Baumgart, René Schneider, Stefan Beinlich, die ebenso Gewinn bringend verkauft werden konnten wie noch später Neuville, Rehmer oder Agali.“
Zur Lage in Kaiserslautern lesen wir von Michael Wulzinger (Spiegel 23.9.). „Nicht nur sportlich befindet sich der 1. FC Kaiserslautern, nach fünf Spieltagen und nur zwei Punkten Tabellenletzter, im freien Fall. Auch wirtschaftlich steht der Club miserabel da. Es ist das Erbe einer unrühmlichen Ära. Jahrelang, so stellt sich jetzt heraus, haben Jäggi-Vorgänger Jürgen Friedrich und der hastig zurückgetretene Aufsichtsratsboss Robert Wieschemann Millionen Euro in zweifelhafte Spielertransfers investiert – und dem Image des Vereins mit ihrem selbstherrlichen Gebaren nachhaltig geschadet. In ihren letzten Amtstagen geriet die alte Führungsriege gar zur Lachnummer der Nation. In der DSF-Sendung „Doppelpass“ schwadronierte der wie sediert wirkende Wieschemann von der „Fehlerhaftigkeit im Sein“ und attestierte sich und seinen FCK-Kollegen „Defizite im Durchblick“. Dass der 1. FC Kaiserslautern jetzt, wo die Not am größten ist, auf einen vermeintlich starken Mann aus dem Big Business baut, gilt in der Branche als bemerkenswerter Feldversuch. Denn sollte Jäggi, der sich ganz humorfrei „Firmen-Notarzt“ nennt, Erfolg haben bei seiner Mission, könnte das Modell in der Liga durchaus Nachahmer finden (…) Ob Bundesliga-Newcomer Jäggi im Pfälzer Wald reüssiert, muss sich freilich erst erweisen. Denn kaum ein Club im deutschen Profifußball hat sich bisher so resistent gegen Einflüsse von außen gezeigt wie der FCK – für viele selbst in erfolgreicheren Zeiten der Inbegriff von Provinzialität.“
Karslruher SC – Eintracht Frankfurt 0:2: Spielbericht FR
100 Jahre MSV Duisburg SZ
Christian Eichler (FAZ 21.9.) erinnert. „Die Konferenz am Samstag ist die letzte Bastion des Live-Radios. Doch sie ist unter Druck geraten. Zuerst durch die Zerstückelung der Spieltage – an manchem Samstagnachmittag waren nur vier Partien übriggeblieben; doch das ist abgewendet, es sind wieder sieben. Danach durch den Vorsatz der Deutschen Fußball-Liga, sich selbst zu vermarkten. Und damit auch die Hörfunkrechte. Die ARD, die noch nie etwas für Bundesliga im Radio bezahlt hat, bestreitet die Existenz von Hörfunkrechten. Die Liga sieht das anders, weil Live-Radio „Entertainment, keine Berichterstattung“, sei. Die Konferenz ist gewiss beides. Man traf 2001 einen Kompromiss: weiter Gratisradio in der ARD, aber keine Einspeisung ins Internetangebot. Und: die Beschränkung der Berichte auf 40 Minuten pro Sender (…) Seltsame Marktgesetze führen dazu, dass Koch, Breuckmann Co, die Besten des Metiers, immer weniger Sendezeit bekommen, während die, die ihnen nicht das Wasser reichen können [gemeint sind die Herren von der privaten Konkurrenz, of], drauflos reden dürfen (…) Auch international bleibt die deutsche Fußball-Konferenz unerreicht. Kopien funktionieren nur zum Spaß, so wie die Idee von VfL und Schauspielhaus Bochum, über Theaterstücke per Konferenz zu berichten („Ich gebe weiter ins Burgtheater, da ist – höre ich gerade – ein Mord passiert“). Zuletzt hat der Bezahlsender Premiere die Konferenz kopiert. „Nicht schlecht“, findet Koch. „Aber es kommt nicht an uns heran. Nur wir geben jedem das Gefühl, sein eigenes Bild zu bekommen.“ Dieses Bild sieht man, wie vor fünfzig Jahren, nur mit den Ohren.“
Aus dem Ausland
Sven Gartung (FAZ 23.9.) über die Überraschungsmannschaft aus Nizza, die imübrijen von Gernot Rohr trainiert wird. „Frankreichs Fußball steht kopf, auch nach dem achten Spieltag ist unten oben. Mit dem 1:0-Sieg durch ein Elfmetertor gegen Troyes steht der südfranzösische Aufsteiger OGC Nizza weiter an der Spitze der Ligue 1. Der gegenwärtige Erfolg ist um so erstaunlicher, als dem Verein noch zwei Wochen vor dem Meisterschaftsstart vom französischen Fußballverband die Profilizenz entzogen und ihm daraufhin die Zwangsrelegation in die dritte Liga auferlegt worden war. Der Olympique Gymnaste Club de Nice, der im vergangenen Jahr nicht weniger als viermal den Besitzer wechselte, war überschuldet, der Vorstand konnte keine ausreichende Deckung des Etats für die höchste Liga vorweisen. Zuletzt fehlten dem Verein über fünf Millionen Euro. Daraufhin sah sich Frankreichs Fußballverband zu dieser bisher einmaligen Entscheidung gezwungen. Nizza, in den fünfziger Jahren viermal französischer Meister, schien faktisch nicht mehr existent. In letzter Minute schließlich setzte Bürgermeister Jacques Peyrat mit öffentlichen Subventionen ein Zeichen. Peyrats Beispiel folgten weitere, als seriös geltende Geldgeber. Den Rest besorgten findige Anwälte.“
Stephan Ramming (NZZaS 22.9.) porträtiert den englischen Vize-Meister. „Der Liverpool FC ist eines der besten Beispiele dafür, wie sich das einstige Spiel für die breite Masse in eine nur den privilegierten Karteninhabern vorbehaltene Veranstaltung verwandelt hat. Das Interesse der Masse befriedigt das Pay-TV, während das Publikum im Stadion in das exklusive Recht gesetzt wird, Teil einer exakt choreographierten Inszenierung zu sein. Das erhöht die Attraktivität und verknappt das Angebot.“
Raphael Honigstein (FR 24.9.) porträtiert Jaun S. Veron (ManU). „Nicht in schicke Bars oder zu heißen Partys hatte es ihn angeblich gezogen, sondern einfach in dunkle Gassen: Aus Verzweiflung über seine schlechte Form hätte er nächtelang nicht geschlafen und sei deshalb „wie ein Irrer“ durch Manchester gelaufen. Ein paar Monate später fragt man sich in England immer noch, wann der verwirrte Argentinier endlich in Old Trafford ankommt. Seit seinem Wechsel von Lazio Rom vor 15 Monaten hat der 27-Jährige noch kein Spiel gemacht, das seinem Ruf als Weltklassespieler auch nur annähernd gerecht geworden wäre. Ferguson hat „die kleine Hexe“ mal links, mal rechts, mal zentral, mal als zweite Spitze aufgestellt, aber bis jetzt nur wenig davon gehabt; selbst viele United-Fans meinen mittlerweile, dass der 28,5 Millionen Pfund teure Einkauf das Team im Grunde eher schwächt.“
Sammelbericht aus der Primera Division NZZ
Fußball aus Europa: Ergebnisse, Tabellen, Torschützen NZZ
Champions League
Zur Torwartdiskussion in Leverkusen bemerkt Jörg Stratmann (FAZ 24.9.). „Eine ganze Saison lang war Butt, in diesem Sommer tatenlos Weltmeisterschaftszweiter geworden, die unumstrittene Nummer eins. Ein Mann, der den Ball anders als alle Vorgänger auch mit dem Fuß behandeln und obendrein Elfmeter schießen konnte. Ganz unumstritten? Wohl doch nicht ganz. Die ruhige Art, mit der Butt zunächst vor allem selbstsichere Gelassenheit zu verbreiten schien, wurde ihm zunehmend auch als Temperamentlosigkeit ausgelegt, gerade im Vergleich mit einem Weltklassetorhüter wie dem Bayern Kahn. Und auch im Abstand mehrerer Monate scheint bei den Leverkusenern noch nachzuklingen, dass Butt beim dreimaligen Versuch, einen Titel zu erobern, nicht immer griffsicherer Rückhalt gewesen war. Genügten deshalb nun wenige Szenen mangelnder Entschlossenheit, um ihn abzulösen? Nachdem er sich zunächst unberechtigt zum Sündenbock gestempelt sah und das auch öffentlich machte, versucht Butt nun sportlich, seinen Posten zurückzuerobern.“
Vor dem Spiel zweier kriselnden Teams heißt es bei Christian Eichler (FAZ 24.9.). „Ähnlich wie Bayer hat United nicht nur eine Form-, sondern auch eine Identitätskrise. Die Selbstsicherheit, die physische Überlegenheit, die einschüchternde Präsenz, die Gegner zu Fehlern verleitete, all das hat sich verflüchtigt. Der Siegeszug von Manchester begann einst nicht nur mit den Jungen, sondern mit physischen Siegertypen (…) So bliebe als Führungsfigur nur noch einer übrig, doch von dem geht kaum noch etwas von der kämpferischen Wucht der alten United aus. Denn David Beckham hat seine besten Situationen, wenn die Gegenspieler mindestens 9,15 Meter entfernt sind – bei Freistößen und Eckbällen. Der Versuch, die United-Philosophie zu europäisieren – weniger Leidenschaft, mehr Intelligenz, weniger Kampf, mehr Spiel, mehr Real, weniger United –, hat in die Sackgasse geführt. Lange funktionierte Fergusons Anti-Rotation, garantierte die Junggeneration von einst die Stabilität des Erfolges. Doch heute, nach mehr als zehn Jahren United, wirken viele müde; ermüdet von ihren immergleichen Mitspielern, ihrem immergleichen Trainer, müde auch von sich selber. Scholes, Butt, die Nevilles sind immer häufiger verletzt oder formschwach, Giggs ist nur ein Schatten alter Klasse. Und Beckham, der Aushilfskapitän? Er spielt; doch er spielt mitunter so, als sei das rote Trikot nur noch eine der vielen Hüllen, die ihm sein glanzvolles Leben eröffnet hat, seit er vor zehn Jahren ein schüchterner Debütant war.“
Interview mit Klaus Toppmöller FAS
Über die beiden französischen Gegner von Borussia Dortmund und Bayern München heißt es bei Ralf Itzel (SZ24.9.). „Das „AJ“ im Vereinsnamen steht für Association de la Jeunesse – Vereinigung der Jugend. Der Name ist Politik, Talente aus dem eigenen Internat bilden den halben Kader. Herausragend ist Nationalstürmer Djibril Cissé. Der 21-Jährige mit den gefärbten Haaren und den Tätowierungen läuft die hundert Meter unter elf Sekunden und den Gegnern bei Kontern regelmäßig davon. Schön für Roux, den Jungstar noch halten zu können. Lens dagegen teilt das Schicksal mit den meisten erfolgreichen Kleinen: Die Besten werden weggekauft. So stürmt Senegals WM-Star El Hadji Diouf jetzt für den FC Liverpool. Doch auch so bleibt Lens, nach der 0:1-Niederlage in Bordeaux Tabellenneunter, der afrikanischste Klub Frankreichs. Ein Drittel der Profis stammt von diesem Kontinent (…) Zu Hause ist Lens eine Macht. Das Stadion englischer Bauart zählt mehr Plätze als die Stadt Einwohner und ist trotzdem immer voll. Wie in Deutschland der 1. FC Kaiserslautern ist der Racing Club der Stolz einer Region, die vom Glück nicht gerade verwöhnt wird. Kohlefunde machten Lens Mitte des 19. Jahrhundert reich, heute fehlen die Jobs in einer Stadt, deren Bild rote Backsteinhäuser prägen. Man glaubt sich in Middlesbrough oder einer anderen englischen Arbeitersiedlung. Die Begeisterung für den Fußball ist enorm, solche Fans hat nicht mal Olympique Marseille“
Die neue Rolle des italienischen Nationalstürmers in Diensten des Bayern-Gruppengegners AC Milan beschreibt Peter Hartmann (NZZ 24.9.). „Inzaghi galt als problematischer Spieler, manchmal divenhaft launisch, sofort beleidigt, aber vor dem Tor kaltschnäuzig, ein fast autistischer Egoist. Ein Stürmer, der eine fast radioaktive Gefahr ausstrahlt – auch auf die Schiedsrichter. Der ebenso spurtschnelle wie ausdauernde Inzaghi, schmal wie ein Handtuch bei 1,81 m Größe, bewegt sich immer in einer Grauzone, in der zwischen erlittenem Foul, selbstverschuldetem Stolpern und berechnender Schauspielerei Sekundenurteile gefragt sind. Ein Opportunist wie einst der legendäre Paolo Rossi, 1982 Weltmeister mit Italien. Aber anders als Rossi, der auch ein hervorragender Kollektivspieler war, nimmt Inzaghi auf seinen Egotrips die Mannschaftspartner kaum wahr (…) Ancelotti, der früher bei Juventus die schwierige Koexistenz von Inzaghi und Del Piero zu verantworten hatte, scheint inzwischen in Mailand tieferen Zugang zur Psyche des leichtfüßigen Terminators gefunden zu haben. Das früher arrogante Babyface Inzaghis entspannt sich. Er schaltet sich lustvoll in Dreiecks-Kombinationen dieser beschwingten neuen Milan-Truppe ein. Er spielt kaum noch mit Provokationen, mit aggressiven Hakeleien, mit Sturzflügen, mit der falschen Opferrolle. Seine beiden Tore in der CL gegen Lens waren elegante Kunstwerke.“
Favoriten vor der zweiten CL-Runde NZZ
Sport und Politik
Zum Ausgang der Bundestagswahl schreibt Ralf Wiegand (SZ 24.9.). „Die sportelnden Ich-AGs hierzulande sind erzkonservativ wie unter besserverdienenden Selbstständigen üblich. Ob Boxer Sven Ottke, Triathlet Stefan Vuckovic, Turmspringer Jan Hempel oder Rodler Georg Hackl, sie alle bekannten sich zu Stoiber. Selbst die Besitzstandswahrer von 1860 München, zum Beispiel deren Torwart Simon Jentzsch und natürlich Präses Wildmoser, machten ihre Kreuzchen beim Beiratsvorsitzenden der roten Stadtkonkurrenz. Wobei die Roten – die vom FC Bayern also – im Herzen ja pechschwarz sind. Uli Hoeneß, als mittelständischer Wurst-Fabrikant der CSUeng verbunden, setzte seine ganze im Nebenberuf als Bayern-Manager erworbene Popularität für Stoiber ein.“
Michael Reinsch (FAZ 24.9.) kommentierte die Verfassungsänderung des Landes Hessen. „Sport ist gut, und alles was gut ist, verdient staatlichen Schutz. So ist der Sport nun in die hessische Verfassung geraten; vierzehn der sechzehn deutschen Länder haben die Förderung körperlicher Ertüchtigung schon zum Ziel staatlichen Handelns erhoben. Das ist gut so, solange man nicht fragt, was damit gemeint ist. Natürlich Gesundheit und Integration, ist die wohlfeile Antwort, wie sie auch vor der Volksabstimmung in Hessen immer wieder zu hören war. Stimmt denn das? Ist mit Sportförderung nicht etwa auch die Fußball-Bundesliga gemeint? Selbstverständlich wird kein Ministerpräsident wiederholen, was vor gar nicht so langer Zeit der Bundeskanzler erwog: Finanzhilfe für die von der Kirch-Pleite betroffenen Klubs zu gewähren, Steuergeld für Millionäre auszugeben.“
Frieden an der Fifa-Spitze? FR
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