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Themen heute: vor dem Länderspiel – Generation 2006 – Eintracht Frankfurt siegt in Freiburg – peinlicher TV-Auftritt – Trainerentlassung in St. Pauli
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| Donnerstag, 25. März 2004Jan Christian Müller (FR 21.8.) meint vor dem Länderspiel in Bulgarien. „Die spürbare Unlust der etablierten Kräfte, sich in weniger bedeutenden Spielen gegen die Schienbeine treten zu lassen, macht Sinn: Die Alten können sich ausruhen, die Jungen ihren Spieltrieb befriedigen und sich weiterentwickeln. Jetzt, da sich in der EM-Qualifikation inklusive Bertis Schotten nur mittelmäßige Gegnerschaft in den Weg stellt, ist ein guter Zeitpunkt zumindest für kleinere Experimente. Dass Völler ankündigte, im Bedarfsfall auf den 33-jährigen Thomas Linke zurückgreifen zu wollen, ist indes reichlich verwunderlich und strategisch wenig ratsam, selbst, wenn dies kurzfristig eine Schwächung in der zentralen Abwehr bedeuten würde. Auch eine Rückkehr von Ziege, Wörns und Heinrich wäre das falsche Zeichen an die aufstrebenden Talente.“
Friedhard Teuffel (FAZ 21.8.) über den neuen Jahrgang der DFB-Auswahl. „Die Generation WM 2006 bestätigt spielend die aktuellen Ergebnisse der Shell-Jugendstudie, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. In den achtziger Jahren waren Fleiß und Ehrgeiz noch für 62 Prozent der Jugendlichen bedeutend, inzwischen sind es 75 Prozent. Rebellion und Widerrede sind dagegen nicht mehr schick. Das lässt sie bisweilen glatt und angepasst erscheinen, macht es dem Teamchef und seinen Trainerkollegen in der Bundesliga aber leichter. Überhaupt kann Völler von der Integration der jungen Spieler fast nur Vorteile erwarten. Sie kann ein motivierendes Zeichen für die älteren Spieler sein, die Zeit nach der Weltmeisterschaft als Zeit vor der Europameisterschaft zu betrachten.“
Javier Cáceres (SZ 21.8.) sieht das ähnlich. „Arne Friedrich gilt schon jetzt als dankbarer, zurückhaltender, abwägender Gesprächspartner; er kann geradeaus denken und formulieren. Damit steht er, so Völler, ähnlich wie Metzelder oder Kehl stellvertretend für einen neuen Typus Nachwuchsspieler. Kennzeichnend sei, dass sie eben nicht nur fußballerisch beschlagen, sondern auch „professionell und mediengewandt“ seien. Weit mehr als die Generation Matthäus. Das sei, so Völler, eine Konsequenz der Evolution der Berufssparte Fußball; seit jenen Tagen, in denen er seine ersten Bundesligatore schoss, habe sich eine Menge verändert. In den Vereinen werden die Fußballer der Moderne früh im Umgang mit den Massenmedien geschult und wissen offensichtlich dadurch richtig einzuschätzen, was ihnen in jungen Jahren widerfährt.“
Jörg Marwedel (SZ 21.8.) kommentiert St. Paulis Trainerentlassung. „Das Bild von der alternativen braun-weißen Kampfgemeinschaft, deren Präsident Koch dem Trainer in der vergangenen Saison sogar 34 Niederlagen verzeihen wollte, hatte schon vorher Risse bekommen. Interne Scharmützel und Intrigen entlarvten auch die Medien, die ja so gern an möglichst bunten Klischees schnitzen, als hemmungslose Übertreiber. Doch Demuth, der „sture Hund“ (Selbstbeschreibung), hat selbst genug zu seiner Demontage beigetragen. Er schickte bewährte Spieler fort. Er verweigerte die Kooperation mit dem neuen Sportdirektor Gerber, weil er dessen Bestellung als Misstrauensvotum deutete. Die Zusammenarbeit mit Torwarttrainer Volker Ippig endete gar vor dem Arbeitsgericht. Demuth, dünnhäutig geworden, hatte dem einstigen Idol Kritik an seiner Arbeitsweise übel genommen. Dies alles stimmt uns ein bisschen traurig. Hatte nicht jeder ein bisschen von einer Idylle im gnadenlosen Business Fußball geträumt?“
Thomas Kilchenstein (FR 21.8.) beschreibt den 2:0-Auswärtssieg der Frankfurter in Freiburg. „Eintracht Frankfurt, im Juli der Regionalliga näher als der Zweiten Liga, präsentierte sich an diesem schwül-heißen Sommerabend am Fuße des Schwarzwaldes als kompakt stehende Einheit, taktisch brillant eingestellt, laufstark und mit einer Kondition, die wahrscheinlich auch gereicht hätte für den jüngsten Ironman-Triathlon in Frankfurt. All das sind Tugenden, die man bis vor kurzem beim besten Willen nicht mit Eintracht Frankfurt in Verbindung hatte bringen können.“
Michael Eder (FAZ 21.8.) resümiert den Freiburger Saisonauftakt. „Schon die ersten beiden Spiele lassen den Schluss zu: Die Freiburger werden sich schwer tun in dieser Liga, in der sie sind, was so gar nicht zu ihrem Image passt: der wohlhabende Klub mit dem großen Etat, der Favorit in jedem Spiel.“
Martin Hägele (NZZ 21.8.) kommentiert den viel diskutierten TV-Auftritt Wieschemanns, dem Aufsichtsratsvorsitzenden des 1. FC Kaiserslautern. „Dass solch ein macht- und medienverliebter Anwalt, der früher wegen seiner cholerischen Anfälle auf FCK-Generalversammlungen bekannt war, mittlerweile aber als einer der härtesten und prominentesten Konkursverwalter im Südwesten eine saubere Wirtschaftskarriere hingelegt hat, so ohnmächtig daherstammelt und wichtigste Klubpersonalien grundlos preisgibt, so schlimm, dass er sich öffentlich für seine Fernseh-Blamage entschuldigen muss – so etwas kann unterhalb des Betzenberg-Stadions niemand begreifen (…) Jedenfalls werden er und die anderen Mitglieder vom Vorstand und Aufsichtsrat bei der gemeinsamen Sitzung der zwei Gremien am Donnerstag mehr reden – nachdem der starke Robert jetzt nur noch ein Papiertiger oder ein Patient ist. Womöglich wirft er am Ende der Sitzung ganz hin oder wird dazu gezwungen.“
Öffentliche Entschuldigung von Dr. Robert Wieschemann: „Für die peinliche Vorstellung, die ich am 18.08. im Fernsehen geboten habe, entschuldige ich mich. Sie ist zurückzuführen auf vorübergehende gesundheitliche Probleme, die zunächst von mir unbemerkt blieben. Inzwischen weiß ich, was es war und werde mich entsprechend einrichten. Die Äußerungen (…) bedaure ich. Sie sind mit einer Ausnahme ohnehin nicht gehaltvoll. Die Ausnahme – die Ankündigung des vermeintlichen Rücktritts von Jürgen Friedrich – werde ich kommentieren, wenn ich Gelegenheit gehabt habe, die Vorgänge (…) zu beraten.“
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