Ballschrank
Der „gute Mensch“ Stange in Irak, Europäer in Asien
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| Donnerstag, 25. März 2004Themen: Kreative Buchhaltung in Italien – “der gute Mensch” Stange in Irak – Europäer in Asien – Portraits aus Malaga und Waalwijk u.a.
Europas Fußball vom Wochenende: Ergebnisse – Tabellen- Torschützen NZZ
Italien
Birgit Schönau (SZ 10.2.) über „den besorgniserregenden Zustand des italienischen Fußballs”
Der Spieltag in Italien NZZ
Spanien
Georg Bucher (NZZ 11.2.). „Im Jahr 1992, als mehrere spanische Klubs zum Höhenflug ansetzten, war der mit zwölf Millionen Euro verschuldete CD Malaga in die dritte Division zwangsrelegiert worden und bald darauf bankrott gegangen. Ein Versuch, den Traditionsverein als Atletico Malagueño neu zu lancieren, scheiterte. Erst die Gründung des Malaga CF (1994) wies den Weg in die Erfolgsspur, und nach der Umwandlung in eine Sociedad Anonima Deportiva glückte 1999 die Rückkehr in die Primera Division. Der Klassenerhalt wird alle Jahre wieder als Ziel proklamiert, doch seit dem Aufstieg haben die „Blauweissen“ ihre Performance stetig verbessert und via UI-Cup erstmals in der Vereinsgeschichte den Uefa-Cup erreicht; budgetiert wurden dafür 120000 Euro. Der Präsident Serafin Roldan ist durch die Abenteuer seiner Vorgänger gewarnt, bleibt auf dem Boden und verzichtete auf Zuzüge. Während renommierte Vereine wie Barcelona (230 Millionen Euro) und Valencia (180 Millionen Euro) in der Schuldenfalle sitzen, bilanzierte Malaga vergangene Saison einen Überschuss, der heuer noch grösser ausfallen dürfte. Gegen Leeds legte die Equipe des „metropolitanen Windhunds“ Joaquin Peiro im Estadio La Rosaleda den Grundstein für die Achtelfinal-Teilnahme. Nach sensationellem Meisterschaftsstart einschliesslich Leaderstellung war sie ab November in eine Krise geraten. Die Serie von neun sieglosen Spielen endete gegen Mallorca (1:0), seither ist es wieder aufwärts gegangen.“
Spielbericht Real Madrid – Betis Sevilla (4:1) NZZ
Weiteres
Christoph Plate (NZZaS 9.2.) erzählt die Geschichte vom “guten Mann in Bagdad”. „Dieser drahtige Mann mit dem festen Händedruck weiss genau, warum er sich das antut: im fremden Orient in einem Hotel zu sitzen, weit weg vom heimischen Jena und mit einem Krieg vor der Tür. Bernd Stange, 54, will es nochmals all denen zeigen, die den ehemaligen DDR-Nationaltrainer schon abgeschrieben hatten, als er als Inoffizieller Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes enttarnt worden war und nur noch drittklassige Stellenangebote bekam. Die „Schweine-Stasi“ habe ihn geschädigt, er sei kein Friedenskämpfer, sondern bleibe bei seinem Sport, sagt Stange in der Lobby des „Sheraton Bagdad“, das heute „Palestine Hotel“ heisst. In grossen Sesseln sitzen irakische Männer, die jene mustern, die ein und aus gehen. Die Tischflächen in der Hotel-Cafeteria sind klebrig. Seit drei Monaten trainiert er die irakische Nationalmannschaft. Die stehe auf Platz 50 der Fifa-Liste, noch vor Schottland, Österreich und der Schweiz, sagt er. Die Spieler seien technisch versiert, aber physisch schwach – und taktisch müsse viel getan werden. Wegen des „tückischen Embargos“, das die Vereinten Nationen gegen den Irak verhängten, seien die Männer schlecht ernährt, es fehle an Salben für Blutergüsse und an Tape-Verbänden (…) Der Trainer versteht sich als Opfer: Er sei in Deutschland gerade wieder gesellschaftsfähig geworden, da hätten die Medien nach seiner Vertragsunterzeichnung in Bagdad die Stasi-Angelegenheit wieder hervorgezerrt, „um nach Gründen zu suchen, warum der Stange ein schlechter Mensch ist“, erklärt er und blickt um Verständnis heischend. Ausländer in Bagdad, die den freundlichen Herrn kennen, sind uneins: Manche halten Stange für naiv, andere denken, er sei gerissen. „Vehement und starrsinnig“ verteidige er sein Engagement im Irak, sagt Stange, und es sei eine „perverse Form der Politik, Bomben auf Menschen zu werfen, die Medizin und Nahrung benötigen“. Aber der Mann aus Jena nimmt all die Gefahren und auch die Schmach hin. Denn er verdient sehr viel Geld in Bagdad. Und er will mit dem irakischen Team 2006 an der Fussball-WM in Deutschland, „meinem Heimatland“, teilnehmen. Als DDR-Trainer war er nie an Olympischen Spielen und an keiner WM. Er sei froh, dass seine Regierung sich gegen den Irak-Krieg ausgesprochen habe. Wie er das sagt, klingt es sehr nach dem „Botschafter im Trainingsanzug“, als der Stange, wie alle anderen Sportler in der DDR, galt.“
Peter B. Birrer (NZZaS 9.2.) über europäische Trainer in Asien. „ Der eher Nebel und Regen gewohnte Engländer Roy Hodgson war auf einiges gefasst, als er im Wüstenstaat der Vereinigten Arabischen Emirate das Amt des Nationaltrainers antrat. Hodgson kannte die Länder am Persischen Golf, weil er sie zuvor als Weitgereister schon über 15-mal besucht hatte. Als Hodgson kam, brannte die Sonne unerbittlich vom Himmel. Bei 50 Grad Celsius war an ein Training im Freien nicht zu denken. Die Spieler bewegten sich in einer klimatisierten Halle, bevor in der Nacht vielleicht noch eine Übung unter freiem Himmel stattfand. Bei immer noch über 40 Grad. Die Hitze, die der Fussballtrainer zu erdulden hatte, übertraf das erwartete Mass bei weitem. Das Beispiel zeigt, dass in der Wüste von den europäischen Entwicklungshelfern Flexibilität gefordert ist (…) Das Öl machte die Golf-Monarchien reich. Nicht nur den Fussballern fehlt es in den Emiraten an nichts – sondern auch den Trainern. Hodgson hat einen Mehre-Millionen-Vertrag und Decastel immerhin den „besten Kontrakt“, den er je hatte. Auch Sidka gibt ohne Umschweife zu, „sehr gut zu verdienen“. In Bahrain erhält er den Lohn im Gegensatz zu Deutschland netto und steuerfrei. Aber das ist nur ein Teil der Entlöhnung. Sidka bewohnt in einem Nobelquartier ein grosses Haus, beschäftigt Angestellte, hat ein Auto und den Swimmingpool sowie den Tennisplatz vor der Tür. „Ziemlich luxuriös“ wohne er, sagt Sidka. Und vor allem gilt: Alles ist bezahlt. Der Franzose Bruno Metsu, der in den Emiraten den Klub Al-Ain betreut, nennt sein Heim „einen Palast“. Da kann man sich darunter vorstellen, was man will. Auf jeden Fall geht es den Trainern am Golf gut. Und die meisten streiten auch nicht ab, nicht nur vom Abenteuer, sondern auch vom Geld geködert worden zu sein. Doch das Dasein in dieser für Europäer fremden Welt hat auch seinen Preis. Zumal die politischen Systeme etwa im Irak oder auch in Saudiarabien viel rigider sind als in Bahrain oder den Emiraten. Entweder bleiben die Angehörigen wie Sidkas Familie (Bremen) gleich ganz in Europa zurück, oder sie folgen teilweise, wie im Fall von Hodgson. Alle betonen indes eines: dass sie nicht auf ewig am Golf tätig sein wollen und sicher wieder nach Europa zurückkehren. Vielleicht verlassen die Trainer die Wüste schneller, als sie dies eigentlich vorhaben. Denn ein paar hundert Kilometer nördlich liegt der Irak. Obschon die Europäer in dieser Region – auch wegen der Sprache – in lokalen Medien relativ wenig von der Kriegsgefahr mitbekommen, ist die Lage unsicher. Wie reagieren, wenn’s im Irak zu einem Krieg kommt?“
Vereinsportrait des niederländischen Ehrendivisionisten RKC Waalwijk NZZ
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