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Themen: Magath nach Schalke? – weiterhin Gerüchte um die guten Beziehungen zwischen Nürnberg und Leverkusen – Hamburger Finanzsorgen
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| Donnerstag, 25. März 2004
Ein Wechsel des Trainers liegt auf der Hand
Thomas Kilchenstein (FR 23.5.) kann das beidseitige Interesse zwischen Schalke 04 und Felix Magath verstehen. „Sie ist arg verlockend, die Offerte aus Schalke, keine Frage. Felix Magath hat binnen zwei Jahren einen veritablen Imagewechsel vorgenommen: Vom letzten Diktator Europas (Bachirou Salou, 2001) hin zu einem modernen, innovativen Fußballlehrer, der der Jugend nicht nur eine Chance gab, sondern sie auch spielen ließ, sind gerade mal knapp zwei Jahre vergangen. Vom gnadenlosen Retter zum einfühlsamen Übungsleiter, der auch Aufbauarbeit leisten kann, in 24 Monaten – das ist eine reife Leistung. Sie ist nach menschlichem Ermessen beim VfB kaum zu toppen, selbst wenn Magath im Überschwang der Gefühle schon mal was von der Deutschen Meisterschaft gesagt hat. Ein Wechsel des Trainers läge also auf der Hand. Und die Chance, etwa mit Schalke 04 erneut ganz oben mitzuspielen und endgültig in die Phalanx der Erfolgstrainer aufzusteigen, hat ihren Reiz. Gerade für Felix Magath, der jetzt erst recht allen beweisen will, dass sein wundersamer Wandel von Dauer ist.“
Letzte Spieltage haben es immer in sich
Vor dem Saisonabschluss kommentiert Peter Penders (FAZ 23.5.). „Letzte Spieltage haben es immer in sich, wenn es für die einen um alles, für andere wie Nürnberg (und auch Hannover, das in Bielefeld spielt) um nichts mehr geht. Die pikante Note liegt auch nicht darin, daß Leverkusen ausgerechnet den Nürnberger Mittelfeldspieler Jarolim umwirbt. Solche Situationen hat es schon immer gegeben. Daß aber der gerade in Nürnberg erst entlassene Klaus Augenthaler nun mit der Freigabe des Clubs als flugs in Leverkusen angeheuerter Trainer versuchen muß, das Schlimmste für Bayer noch zu verhindern, gibt der Partie einen schwer bekömmlichen Beigeschmack. So dürfen Spieler zwar nur in zwei Transferperioden den Verein wechseln, um zumindest eine gewisse Chancengleichheit zu wahren, bei den Trainern hingegen enthalten die Statuten keinerlei Beschränkungen. In der freien Wirtschaft würde es große Verwunderung auslösen, wenn ein hochbezahlter leitender Angestellter heute hier und morgen bei einem direkten Konkurrenten arbeitete. Mehr Insiderwissen als Augenthaler kann kein Trainer über Nürnberg haben – die Frage bleibt, ob dieser Vorteil schwerer wiegt als mögliche Ressentiments gegen einen Trainer, den viele Nürnberger Profis nicht mehr haben wollten.“
Nun hat das Gerücht mal wieder die Fußball-Bundesliga überfallen
Erik Eggers (FR 23.5.) blickt zurück. „Das Gerücht besitzt einige eklige Eigenschaften. Ein untrügliches Merkmal ist, dass es plötzlich auftaucht, für gewöhnlich nämlich schleicht es sich in aller Heimlichkeit an. Nur selten gelingt es deswegen, seine Genese in vollem Umfang zu verorten. Nun hat das Gerücht mal wieder die Fußball-Bundesliga überfallen, präziser: jene Regionen, die sich nun, da das Finale Grande ansteht, den Absturz in die zweite Liga befürchten. Es hat sich gemütlich eingerichtet in Bielefeld, Leverkusen und Nürnberg. Vor allem der deutsche Vizemeister hat dabei das Gerücht gewissermaßen zu sich eingeladen, als er zuletzt Trainer Klaus Augenthaler verpflichtete. Der war ja nun erst kurz zuvor beim 1. FC Nürnberg gefeuert worden. Ausgerechnet! (…) Das Gerücht wabert weiter. Vielleicht auch deswegen, weil es sich auskennt in Leverkusen. Das letzte Mal besuchte es die BayArena im Mai 2001, nur haben es damals viele nicht so sehr wahrgenommen angesichts des finalen Duells um die Meisterschaft zwischen Bayern München und dem FC Schalke 04. Der damals noch von Berti Vogts trainierte Werksklub musste damals ebenfalls unbedingt gewinnen, um den vierten Platz und damit die Qualifikation zur Champions League zu sichern. Gegner damals: Der VfL Bochum, der – die erste, verblüffende Parallele – bereits abgestiegen war. Und auch damals sollte der beste Mittelfeldspieler des Gegner, ein gewisser Yildiray Bastürk, nach Leverkusen wechseln, nur um die Höhe der Ablöse stritt man sich noch. Damals zählte Bastürk zum Lieblingsspieler des Coaches Klaus Toppmöller, der bald darauf unter dem Bayer-Kreuz vorgestellt wurde. Das Spiel war grausam, aber Bayer gewann mit größter Mühe und viel Glück 1:0 und ein Jahr später beinahe die Champions League. Bastürk übrigens hatte nicht gespielt, wegen einer Muskelverletzung. So die offizielle Version. Das Gerücht aber erklärte, Leverkusen hätte auf Bastürk (der wohl zu Fenerbahce Istanbul gehen wird) eingewirkt, auf einen Einsatz zu verzichten.“
Bernd Müllender (FTD 23.5.) resümiert die Leverkusener Saison. „Gefehlt hat nur, dass der Klub den Bahnemann Hartmut Mehdorn als Schrankenwärter vor dem Abstellgleis Zweite Liga verpflichtet hätte oder gleich Mohammed Said el Sahhaf als Kommunikationsdirektor. Die untergetauchte Stimme Saddams („Es gibt keine Amerikaner in Bagdad“) hätte den Bayer-Kreuzzug ins Unglück zum Guten gedreht: „Glaubt mir, es gibt gar keine Absteiger. Ich habe Erfahrung in Untergängen, die keine sind. Tabellen sind Teufelswerk der Ungläubigen. Wir werden noch alle Gegner vernichten und Vizemeister. Insh’ allah.““
Axel Kintzinger (FTD 23.5.) recherchiert Hamburger Finanzsorgen. „Fast überall im deutschen Profifußball nimmt man die Bilanzen nun so wichtig wie die Tabelle. Die Liga hat über ihre Verhältnisse gelebt, und ein Blick nach Italien oder Spanien lehrt, wo das enden kann. Bankrotte Klubs hie, Horrorschulden der Liga (1,8 Mrd. Euro) da. Die Bundesliga steht mit derzeit insgesamt 599 Mio. Euro in der Kreide. Auch Hoffmann, 40, im Laufe dieser Saison vom Sportrechtevermarkter Sportfive, wo er Geschäftsführer war, an die Spitze des HSV gewechselt, weiß, wovon er spricht. Sein Klub steckt mitten in einer Sanierungsphase. Dabei sind die sportlichen Perspektiven nicht schlecht. Vor dem letzten Spieltag (gegen Hansa Rostock) steht der HSV auf Platz vier, mit viel Glück kann er morgen sogar noch einen Platz vorrücken und stünde damit in der Qualifikation zur Champions League. Das riecht nach Geld und könnte auch in der Führungsetage Anlass sein für hoch fliegende Träume. Aber Hoffmann plagen noch sehr irdische Probleme. Der Klub hat in der laufenden Spielzeit ein Minus von 12,5 Mio. Euro angehäuft. Und noch immer fehlt dem Traditionsklub ein neuer Hauptsponsor. 5,7 Mio. Euro jährlich hatte der Verlag Milchstraße bislang gezahlt, jetzt ist sein Engagement beendet. Wie es aussieht, stehen die Interessenten nicht gerade Schlange; aber immerhin, einige gebe es, und falls der HSV demnächst europäisch spielt, könnte das die Sache zusätzlich erleichtern. Warum also tut sich der noch nie abgestiegene Bundesliga-Dino HSV, ausgestattet mit einem schmucken Stadion, nur so schwer? „Fragen Sie Alan Greenspan oder Hans Eichel“, sagt Hoffmann, „die mache ich in erster Linie verantwortlich.“ Klingt gut, hilft aber auch nicht weiter. Vielen Branchen, aus denen Sponsoren kommen könnten, geht es selber schlecht. Zahllose Firmen stecken „in der Kernsanierung“, sagt Hoffmann, „die können es dann schwer vertreten, 3000 Leute zu entlassen und gleichzeitig so viel Geld in einen Fußballklub zu stecken“.“
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