Bundesliga
Nationale Rettungsaktion für St. Pauli, der nach wie vor übermächtige Calmund
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| Donnerstag, 25. März 2004
Jörg Marwedel (SZ 5.6.) berichtet die nationale Rettungsaktion für den verschuldeten FC St. Pauli. „Von Rudi Assauer weiß man, dass er Deutschlands berühmtester Zigarrenraucher seit dem Wirtschaftswunder-Vater Ludwig Erhard ist. Weniger bekannt war bisher, dass Assauer auch ein Herz für den FC St. Pauli hat. Nun hat sich der Manager des FC Schalke 04 geoutet und eine handsignierte Kiste seiner erlesenen kubanischen Tabakwaren spendiert. Sie soll über die Internetbörse ebay eine erkleckliche Summe zugunsten der Not leidenden Hamburger bringen (…) Selten hat Fußball-Deutschland derart Anteil am Schicksal eines Klubs genommen wie jetzt an dem des Zweitliga-Absteigers FC St. Pauli. „Einfach gigantisch“ nennt dessen Präsident Littmann die Hilfswelle, die durch das ganze Land schwappt, seitdem bekannt ist, dass dem bunten Verein aus dem Hamburger Arbeiter- und Amüsierviertel nach dem zweiten Abstieg binnen zwölf Monaten nicht nur die Drittklassigkeit, sondern sogar die Insolvenz und ein Neubeginn in der Oberliga drohen. Exakt 1,95 Millionen Euro muss man bis zum 11. Juni zusammenbringen, um die Voraussetzungen für die Regionalliga-Lizenz zu erfüllen – ein Wettlauf mit der Zeit, der längst zu einem Event besonderer Art geworden ist. Am Freitag und Samstag etwa können trinkfeste Fans in fast 100 Lokalen zwischen Reeperbahn und Schanzenviertel gegen einen Aufpreis von 50Cent pro Getränk Geld in die Klubkasse spülen. Motto der Veranstaltung: „Saufen für den FC St. Pauli“. Auch Bäcker Neumann hilft mittels Naturalien. Von jedem in seinen sechs Filialen verkauften St. Pauli-Brot, gebacken mit dem Bier der nahe gelegenen Brauerei, leitet er einen Euro weiter. Als Renner entpuppt sich derweil das kaffeebraune T-Shirt mit der Aufschrift „Weltpokalsiegerbesieger- Retter“.
BLZ-Interview mit St. Pauli-Chef Littmann
Holzhäuser droht mit seinem Sparkurs an Calmund zu scheitern
Wird Wolfgang Holzhäuser Bayer Leverkusen verlassen? Erik Eggers (Tsp 5.6.) erkennt Anzeichen. „Es liefen viele unschöne Dinge in Leverkusen, und Holzhäuser hat gesagt, dass sich „in Leverkusen einiges ändern muss, damit ich es noch mit mir und meiner Familie vereinbaren kann“. Er mag nicht mehr verantwortlich gemacht werden für Fehler in der Führungsetage, für die er offenkundig nicht verantwortlich war. Nicht selten nämlich verbreitete der von Calmund sensationell gut versorgte Boulevard in großen Lettern, dass angeblich alles besser war, bevor Betriebswirt Holzhäuser 1998 vom DFB nach Leverkusen kam. Derzeit droht der 53-Jährige mit seinem Sparkurs an Calmund zu scheitern, obwohl der dringend notwendig ist: Sogar Calmund hat verkündet, dass dem Klub rund 30 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen. In Leverkusen honorieren jedenfalls nur wenige die Arbeit des Finanzexperten, dessen Ruf auf Grund seiner 25-jährigen Arbeit beim DFB so gut ist, dass auch andere Vereine von Zeit zu Zeit um seinen Rat in Lizenzierungsfragen bitten.“
Christian Eichler (FAZ 5.6.) plaudert. „Wäre Fußball ein Schlager, er hieße: Im Leben geht mancher Schuß daneben. Nicht nur in Leverkusen. Man hat es nur ein wenig aus den Augen verloren, weil das Bayer-Drama das Publikum so in Bann schlug – mit Ausnahme von Paul Delzeil. Der Newcastle-Fan zahlte im Februar mehr als 500 Euro, um den Champions-League-Sieg in Leverkusen mitzuerleben. Dann aber verbrachte er die neunzig Minuten auf der Tribüne im Tiefschlaf. Augen auf für die Außenbezirke von Fußball-Europa, wo sich herrliche Pleiten und Pannen finden lassen und manch frische Idee für eine spannendere Bundesliga. In Luxemburg zum Beispiel ging F 91 Düdelingen mit 14 Punkten Vorsprung in die Winterpause. Aber dann: zu viele Ausländer, zehn Punkte weg, Titel knapp verpaßt. Dem griechischen Erstligaklub Ioannina wurden sogar 75 Punkte aberkannt – da man erst 19 hatte, machte das minus 56. Noch eine Innovation: B-Team-Leasing. So geschehen in Belgien, wo vier Konkurrenten dem mittel- und teamlosen KV Mechelen zehn Ersatzspieler liehen, um den Ligabetrieb zu retten (…) Serbien und Montenegro gastierten am Dienstag in England, wobei die rekordverdächtige Zahl von 43 Spielern zum Einsatz kam. Wir bitten um eine Gedenkminute für jenen Journalistenkollegen, der dabei die beliebte Rubrik Spieler, Tore, Zuschauer mit allen Ein- und Auswechslungen zu betreuen hatte.“
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