Ballschrank
Tollste Geschichte der Woche
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| Donnerstag, 25. März 2004
Anlässlich des Joker-Tores des Hannoveraner Spielführers zitiert Frank Heike (FAZ 22.4.) aus dessen Interview der vorigen Woche. „Der schönste Satz aus Nebojsa Krupnikovics Brandrede gegen die eigene Mannschaft ging so: Als ich draußen war, kamen Freistöße und Ecken doch nur noch in Kniehöhe. Einmal in Fahrt, trat der 29 Jahre alte Serbe in Diensten von Hannover 96 weiter verbal nach, stänkerte gegen den unantastbaren Fredi Bobic, schimpfte auf Trainer Rangnicks Taktik und verbat sich überhaupt jede Kritik an der eigenen Leistung: Gegen Dortmund, Bayern und Bremen war ich bester Mann auf dem Platz! Daran konnte sich nun wirklich niemand erinnern, wohl aber an den ganz schwachen Auftritt des divenhaften Regisseurs vor acht Tagen beim VfL Wolfsburg. In Hannover, wo Rangnick und Präsident Martin Kind das Feld für solche öffentlichen Scharmützel in der Vorrunde durch manche mißverständliche Aussage übereinander selbst bereitet, inzwischen aber vorgeben, daraus gelernt zu haben, versuchte man nach dem 2:1 am Ostersamstag gegen den 1. FC Kaiserslautern, Krupnikovics Torheiten klein zu spielen. Er habe sich von einem Reporter locken lassen, daraus sei die tollste Geschichte der Woche geworden, sagte Rangnick und lächelte milde. Trotz der journalistischen Falle, in die Krupnikovic prompt getappt (und deshalb eigentlich unschuldig) war, ließ Rangnick ihn zunächst auf der Bank – eine kleine Denkpause sollte es dann doch sein. So etwas muß ein Trainer tun, um seine Glaubwürdigkeit im eigenen Team zu wahren. Doch ein Fußballehrer muß auch über seinen eigenen Schatten springen können.“
Eine Elf-Freunde-Geschichte geht anders
Jörg Marwedel (SZ 22.4.) meint dazu. „Es hatte ordentlich gescheppert in Hannover, manche hatten gar einen Machtkampf zwischen Bobic und Krupnikovic geortet. Doch genau deshalb könnte Ostern 2003 als jener Zeitpunkt in die Saisonhistorie eingehen, in dem aus dem naiven Aufsteiger Hannover 96, der so viele Punkte aus purem Übermut verschenkte, ein richtiger Bundesligaklub wurde. Und das nicht nur, weil man sich mit dem ein vielleicht schon entscheidendes Polster im Kampf um den Klassenverbleib geschaffen hat. In einem richtigen Bundesligaklub kracht es zuweilen vernehmlich. Reizklima gilt als unerlässlich, um alle Reserven im Existenzkampf zu mobilisieren, und nur wer seine Wut in Leistung umsetzt wie Krupnikovic, hat eine Chance in diesem Geschäft. So gesehen konnte Rangnick die vergangenen Tage als richtungsweisend feiern, und Hannover kann bald die Planung für das nächste Erstliga-Jahr konkretisieren, wozu zuvorderst Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit Fredi Bobic zählen. Der Nationalstürmer erzielte gegen Kaiserslautern sein 100. Bundesligator – ein „Meilenstein“ (Bobic), der die Verhandlungen für den Klub nicht leichter macht. Nächsten Samstag spielt 96 bei Hertha BSC, einem Interessenten an Bobic’ Diensten. Rücken die Berliner mit einem Sieg der Champions-League-Qualifikation noch näher, werden sie für Bobic eine noch attraktivere Adresse; sind die 96er in Berlin erfolgreich und damit endgültig gerettet, sieht es besser aus. Bobic sagt kühl: „Ich habe richtig viel Zeit.“ Irgendwann werde es „sicherlich das Gespräch mit Hannover und wahrscheinlich auch mit anderen Vereinen geben“. Eine Elf-Freunde-Geschichte geht anders.“
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