Ballschrank
TSG Hoffenheim
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| Donnerstag, 25. März 2004
TSG Hoffenheim, Regionalligist mit einem Milliardär im Rücken und auf dem Weg nach oben – Freddy Adu, hochbegabter Weltstar der Zukunft? – FR-Interview mit Wolfgang Niersbach über den Ticketverkauf bei der WM 2006 – FR-Interview mit Bernd Stange über die Todesgefahr im Irak
Die Hoffenheimer Verhältnisse sind speziell, dörflich und weltmännisch zugleich
Michael Ashelm (FAS 30.11.) untersucht das Erfolgsmodell der TSG Hoffenheim, Gegner Bayer Leverkusens im DFB-Pokal: „Was heißt hier Hoffenheim? Hoppenheim wäre viel passender. Denn dieser Mann ist allgegenwärtig. Und am besten würde man gleich den ganzen Ort nach ihm benennen. Dietmar Hopp. Milliardär, Mitbegründer der Softwareschmiede SAP und leidenschaftlicher Sportsfreund. Im Wald oberhalb der 3000-Seelen-Gemeinde steht seine Arena und spielt seine Mannschaft, purer Luxus in der dritten Fußball-Liga. Als die Mannschaft der Turn- und Sportgemeinschaft vor zwölf Jahren in die Kreisklasse abgestiegen war, entdeckte der heute Dreiundsechzigjährige das Interesse an dem Verein, bei dem er als Junge selbst gekickt hat. Heute gehört das Team zu den besten Mannschaften der Regionalliga Süd und erwartet im Achtelfinale des DFB-Pokals den Bundesligaklub Bayer Leverkusen. Hopp ist Ehrenmitglied, gibt das Geld und sorgt dafür, daß das Rad nie stillsteht – bei Deutschlands reichstem Dorfverein.Das neueste Projekt entsteht gerade an der Ortsdurchgangsstraße, nur ein paar hundert Meter von dem Haus entfernt, wo der Lehrersohn aufwuchs. Ein neues Trainingszentrum für die erste Mannschaft. Ein moderner einstöckiger Bau mit viel Stahl, Glas und Granit. Die 15 Doppelzimmer für die Spieler in der ersten Etage, die vor einem Spielwochenende als Trainingslager bezogen werden sollen, sind schon fertig. Auf der Rasenanlage hinter der Herberge wird schon geübt. Im Januar kann es hier richtig losgehen.Wirkliche Grenzen sind der Entwicklung nicht gesetzt, schon morgen könnte Hopp Ronaldo kaufen, wenn er wollte.Was ihm seine vielen Freizeitaktivitäten wert sind, hat der Milliardär schon eindrücklich bewiesen. Hopp holte vor einigen Jahren als erster den amerikanischen Golfstar Tiger Woods nach Europa, auf seinen Platz nach St. Leon-Rot, zwanzig Autominuten von Hoffenheim entfernt. 1998 rettete er den hochverschuldeten Eishockeymeister Adler Mannheim vor der Pleite.Das Geldquelle sprudelt, und viele profitieren davon. Doch hinter Hopps Großzügigkeit steckt auch beim Fußball eine Philosophie: die Unterstützung junger Talente in seiner Heimat. Im Nachbarort Zuzenhausen entstand schnell mal für vier Millionen Euro das Dietmar-Hopp-Jugendförderzentrum. Zwanzig Kilometer weiter in Walldorf, wo die SAP-Zentrale steht, wurde nachgezogen. Dort wird ein vergleichbares Projekt betrieben. Überall geht es darum, jungen Spielern auf ihrem Weg in den Profifußball Hilfe zu leisten. Die Hoppsche Lieblingsparole heißt: Bei der WM im eigenen Lande möchte ich einen Spieler in der Nationalmannschaft sehen, der in Hoffenheim groß geworden ist. Heimatverbundenheit gilt als Grundprinzip, auch für diejenigen, die das Konzept sportlich umzusetzen haben (…) Eine überbordende Maßlosigkeit soll schon im Keim erstickt werden, auch wenn von außen manchmal ein anderer Eindruck entsteht. Die Hoffenheimer Verhältnisse sind eben ganz speziell, dörflich und weltmännisch zugleich.“
Das Handelsblatt (2.12.) ergänzt: „Dass Hopp aber auch im Tagesgeschäft mit ganzem Herzen bei der Sache ist, bekam unlängst Hermann Gerland zu spüren. Als der Trainer der Amateure von Bayern München nach dem Regionalliga-Spiel in Hoffenheim aus der Rolle fiel, griff Hopp sofort zum Handy und beschwerte sich bei Franz Beckenbauer. Der Bayern-Präsident ist nicht nur Golf-Partner, sondern auch ein Freund des Milliardärs aus dem Kraichgau.“
Ein einzigartiges Gefühl für dieses Spiel
Tobias Schächter (BLZ 2.12.) befasst sich mit einem Hochbegabten: „Freddy Adu ist ein Star bei der U 20-WM, so weit so gut. Das Problem ist nur: Er ist 14. Vor zwei Wochen unterschrieb dieser Teenager in New York einen Vertrag mit der Major League Soccer. Dauer: sechs Jahre. Im Madison Square Garden zelebrierte der Verband vor 150 Journalisten den Verbleib des Immigrantenkindes aus Ghana als Triumph über die europäischen Klubs von Manchester bis Mailand. Freddy Adu ist die große Hoffnung des US-Soccers. In ihm sehen sie die Lokomotive, die Soccer in den USA endlich auf eine Ebene mit den traditionellen Sportarten heben soll. Diese Lokomotive wiegt nur 70 Kilo. Freddy Adu ist vor allem noch ein Kind. Und das Kind will nur eines: Fußball spielen. Ich liebe dieses Spiel. Ich liebe es wirklich, Mann. Hier in Abu Dhabi darf er nur im Training ran. Auch an diesem Dienstagabend, wenn die US-Boys ihre Tabellenführung in der Gruppe F gegen Uli Stielikes DFB-Auswahl verteidigen, sitzt Freddy nur auf der Bank. Rongen, der einst mit Gerd Müller in Fort Lauderdale nicht nur Fußball spielte, sondern mit dem Bomber der Nation auch so manches Steak in dessen Restaurant The Ambry verspeiste, dieser Holländer also sagt: Freddys Anwesenheit beflügelt die anderen. Aber ich werde ihn nicht verheizen. Wer die Aussage von Ray Hudson, einem US-Coach, überprüfen will (Selbst ein Blinder auf einem galoppierenden Pferd erkennt sein Talent), der muss nur zum Training kommen. Wer ihn spielen sieht, bekommt fast so große Augen wie Freddy selbst. Der beidfüßige Techniker besitzt ein einzigartiges Gefühl für dieses Spiel. Er trickst sechs Jahre ältere, körperlich ausgereifte Burschen mit Finten aus, die man glaubt, noch nie gesehen zu haben.“
FR-Interviewmit Wolfgang Niersbach, Vize-Präsident des WM-OK 2006
FR: Viele Menschen hier zu Lande wollen bei der Fußball-WM 2006 live im Stadion dabei sein. Wie kommen sie an Tickets?
WN: Wenn das Exekutivkomitee der Fifa so entscheidet, wie wir es auf der administrativen Ebene vorbereitet haben, dann können wir am Donnerstag damit an die Öffentlichkeit gehen. Danach lohnt es sich jedoch nicht, in große Hektik auszubrechen, denn der Verkauf wird frühestens Weihnachten 2004 beginnen. Wir werden eine Telefon-Hotline einrichten. Sonst brechen uns die Leitungen auseinander. Uns schwebt vor, in einer ersten Verkaufsphase zunächst zwölf Prozent der Karten in der deutschen Fußball-Familie zu verteilen. Aber das müssen wir noch mit der EU abstimmen.
FR: Dann muss man jetzt also jedem, der an WM-Tickets kommen will, den Rat geben, ganz schnell in einen Fußballclub einzutreten?
WN: Da ja allgemein bekannt ist, dass einige Vereine 50 000 und mehr Mitglieder haben, garantiert das auch kein Ticket. Die Verteilung der Eintrittskarten wird mit Sicherheit unser größtes Problem. Es ist schier unmöglich, ein System zu präsentieren, das ein jeder als fair, transparent und ausgewogen ansieht. Wegen der geografischen Lage Deutschlands drängen viele Millionen Menschen auf den Markt. Wir werden es nicht schaffen, alle zufrieden zu stellen. Aber wir wollen auch Fehler vermeiden, wie beispielsweise jene bei der Europameisterschaft 1996, als wir vom DFB nach Rücksprache mit den englischen Organisatoren unseren Fans mitteilen mussten, es gäbe keine Tickets mehr, und in Manchester war dann eine ganze Tribüne völlig leer.
FR: Was tun Sie gegen den Schwarzmarkt?
WN: Nicht jeder wird unbegrenzt Tickets kaufen können. Es wird eine Begrenzung geben. Maximal vier oder in der unteren Kategorie sogar nur maximal zwei Karten, so dass gar nicht erst die Gefahr aufkommen kann, dass Schindluder getrieben wird.
FR: Stimmt es, dass 350 000 Karten an Vips gehen?
WN: Sie sprechen die so genannte kommerzielle Hospitality an. Firmen können sich Logen anmieten, auch Privatleute können das tun. Wir als Organisationskomitee haben mit dem Verkauf dieser Tickets allerdings nichts zu tun. Die Fifa hat dieses Paket erstmals an eine Agentur gegeben, die Agentur ISE, die ihr Deutschland-Büro bereits in Frankfurt am Main eröffnet hat.
Einige Spieler fahren bewaffnet zum Training, weil sie Angst vor Räubern haben
FR-Interviewmit Bernd Stange, Trainer des Iraks
FR: In Bagdad zu leben und zu überleben scheint immer schwieriger zu werden. Wie bewegen Sie sich denn in der irakischen Hauptstadt, wo Anschläge und Schießereien zum Alltag gehören?
BS: Freundlich formuliert, hat sich die Lage speziell für dort lebende Ausländer zugespitzt. Es gibt keine Sicherheit. Ich war jetzt zwei Wochen nicht dort und da kann man sich glücklich drüber schätzen. Als ich zuletzt in Bagdad war, um mit der Nationalmannschaft zu trainieren, habe ich mich nur mit einem Pick-up-Wagen und einem bewaffneten Leibwächter zwischen meinem Hotel und dem Trainingsplatz bewegt. Beides wird bewacht, und es ist unmöglich, sich außerhalb dieser halbwegs geschützten Bereiche aufzuhalten.
FR: Das muss doch ein beklemmendes Gefühl für Sie und Ihre Spieler sein, unter solchen Bedingungen an Fußball zu denken.
BS: Es ist für alle ungeheuer schwierig. Um nur ein Beispiel zu nennen. Mein Fahrer, Siad Tarek, Ex-Asienmeister im Karate, ist wenige Minuten, nachdem er mich im Hotel Sheraton abgesetzt hatte, beschossen worden. Eine Kugel hat seine Hand durchschlagen und durch die geborstene Windschutzscheibe erlitt er eine Verletzung am Kopf. Er hat das einzig Richtige getan, er hat Gas gegeben, um sein Leben zu retten. Die Täter waren vermutlich Iraker, die das Auto klauen wollten. Auch einige meiner Spieler fahren bewaffnet zum Training, weil sie Angst vor Räubern haben. Wie ich hier in Australien gehört habe, ist das Hotel ja kürzlich auch mit Raketen beschossen worden. Es gibt hier kein Recht und keine Ordnung.
FR: Sie haben also Angst und fürchten um Ihr Leben?
BS: Ganz klar: Ja. Aber mittlerweile steckt so viel Herzblut gegenüber dem Team in meinem Engagement. Wir sind zusammengewachsen. Wenn ich aufhören würde, könnte das einen Zusammenbruch geben.
FR: Nicht gerade das Umfeld, um an fröhliches Sporttreiben zu denken.
BS: Das ist wohl wahr, aber ich fühle zuallererst eine große Verantwortung für meine Mannschaft. Die ist momentan mein Ein und Alles. Das sind normale Menschen und Fußballer wie überall auf der Welt, aber ich habe zu ihnen ein viel persönlicheres Verhältnis. Dieses Team hat sich nach dem Ende des Krieges unter den fürchterlichsten Bedingungen im Irak auf der Fifa-Weltrangliste von Platz 74 auf 44 vorgeschoben. Wir haben mit Leidenschaft das Unmögliche möglich gemacht. Wir haben uns als Spitzenreiter für die Asienmeisterschaft qualifiziert. Das ist eine Sensation. Das sind die schönen Dinge, deshalb fühle ich Verantwortung für meine Jungs. Aber das Drumherum bereitet mir und meiner Familie doch zunehmend Sorgen.
FR: Denken Sie wirklich an Rückzug?
BS: Ich gebe so schnell nicht auf. Aber ich brauche Hilfe. Alleine schaffe ich das nicht. Hier bei meinen Freunden in Australien musste ich mich wieder strecken, um für meine Jungs Geld von Sponsoren zu bekommen, damit sie sich bei dem Wahnsinnstrip von Amman nach Bagdad etwas zu essen kaufen können. Manchmal wusste ich vor lauter Arbeit nicht, ob ich Mann oder Frau bin.
FR: Es heißt, Sie hätten seit Anfang des Jahres kein Gehalt bekommen?
BS: Das stimmt. Es gibt von irakischer Seite überhaupt kein Geld, weder für mich noch für die Spieler.
FR: Sie leben also von ihrem Ersparten?
BS: Das ist korrekt, darüber hinaus habe ich aber auch sehr, sehr viel persönliches Geld in die irakische Nationalmannschaft investiert. Wir haben sehr viel erreicht und zwar alles mit Auswärtsspielen. Erfolge, zu denen ich sehr viel beigetragen habe, und darauf bin ich sehr, sehr stolz.
Roland Leroi (FR 1.12.) referiert das Comeback Uli Steins: “Belephateke Kuntz musste seinen Freunden genau berichten, wie es denn gewesen sei, als er den Uli Stein persönlich kennen lernen durfte. Mensch, der hat mir sogar vom Boden geholfen, als ich einen Krampf hatte, erzählt der 20-jährige Oberliga-Fußballer der SG Wattenscheid 09. Davor hatte sich Kuntz sogar das größte Erlebnis seiner jungen Karriere bereitet. Denn dem Stein einen Ball ins Tor zu legen, sagt der gebürtige Kameruner, der erst vor drei Jahren nach Deutschland kam, sei eine Geschichte, die er später seinen Enkelkindern erzählen wolle. Der Name Stein habe bis nach Afrika einen guten Klang. Den sah ich schon im Fernsehen, als ich noch ganz klein war, sagt Kuntz und freut sich über die unverhoffte Chance, etwas für sein Familienalbum getan zu haben. Schließlich hatte Uli Stein seine aktive Laufbahn eigentlich schon beendet. In 512 Bundesligaspielen stand der Torwart bis 1997 für den Hamburger SV, Eintracht Frankfurt und Arminia Bielefeld zwischen den Pfosten. Stein wurde Deutscher Meister, Europapokalsieger, spielte sechs Mal für die Nationalmannschaft und war noch im Alter von 42 Jahren und 170 Tagen in der ersten Liga aktiv. Für einen Torhüter ist das Rekord. Trotzdem hat der Mann immer noch nicht genug. Am vergangenen Samstag gab der heute 49-Jährige sein Comeback in der Oberliga Westfalen. Mit dem VfB Fichte Bielefeld holte Stein ein 1:1 bei der Zweitvertretung der SG Wattenscheid und ließ sich nur von Kuntz in der 13. Minute bezwingen. Bis dahin hatte der Torwart noch ein bisschen gefroren. Ich musste erst richtig warm werden, sagt Stein. Geärgert habe ihn der Gegentreffer aber nicht. Der war unhaltbar, sagt er und bedankt sich höflich, als ihm die Zuschauer zur guten Leistung gratulieren. Der alte Mann ist ja richtig gut, staunt mancher der 80 Anwesenden, als Stein einen strammen Schuss aus dem Winkel holt.“
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