Ballschrank
TV-Duo Netzer und Delling
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| Donnerstag, 25. März 2004Das Grimme-Preis-gekrönte TV-Duo Netzer und Delling ist für das deutsche Fernsehpublikum nicht mehr wegzudenken – ähnlich „Winnetou und Old Shatterhand“ wie die SZ findet. Die „Netzerisierung der Nationalmannschaft“ ist ein seit geraumer Zeit zu beobachtendes mediales Phänomen, worunter eine außergewöhnliche Mischung aus intellektuellem Expertentum und Stammtischhoheit zu verstehen ist.
Die Bilanz des fußballerischen Ex- und Imports ist in Saudi-Arabien unausgeglichen. Folglich zählt Deutschlands Vorrundengegner zu den krassen Außenseitern der WM, obwohl sie bereits das dritte Mal in Folge an einer Endrunde teilnehmen werden. Gleich zwei Autoren widmen ihre Aufmerksamkeit heute den Saudis.
Außerdem: vom schwierigen weil historisch belasteten Verhältnis zwischen Südkorea und Japan, Sex-Verbot in Italien (?) und Deislers Verletzung.
Philipp Selldorf (SZ) und Berries Bossmann ( Die Welt) zu: Deutschlands WM-Kader
Rainer Hermann (FAZ) und Martin Hägele (NZZ ) zum Thema: Saudi-Arabien
Henrik Bork (SZ) zum Thema: problematische Beziehung der beiden WM-Gastgeberländer Südkorea und Japan
„Wer ist der reale Teamchef, wer der virtuelle?“ fragt Ralf Wiegand (SZ 22.5.), Bezug nehmend auf die öffentliche Resonanz des TV-Experten Günter Netzer. „Der Sport-Teamchef ist Rudi Völler, und der TV-Teamchef heißt Günter Netzer. Es gibt genug Menschen, die glauben, Günter Netzers WM-Elf könnte tatsächlich die bessere sein für die Mission in Japan. Schon allein, weil Netzer diesen Carsten Jancker nicht mag. Für Rudi Völler ist sein Alter Ego im Studio nicht immer ein Kumpel. An den Stammtischen nämlich ist Netzer, 57, der Primus inter pares, Anführer eines Millionenheeres von Bundestrainern – im Zweifelsfall auch gegen Völler (…) Bei durchschnittlich zehn Länderspielen pro Jahr erreichen die Kommentatoren und Experten von ARD und ZDF somit weit mehr als die Hälfte aller Haushalte. Einer wie Netzer oder dessen Kompagnon Delling, 43, ist damit häufiger im Wohnzimmer zu Besuch als die eigene Verwandtschaft. Sie sind die Meinungsmacher (…) Die beiden sind eine eigene Marke geworden. Mitten in der Goldgräberzeit, als neben Premiere auch noch tm3 Jagd auf die bekanntesten Köpfe des Genres machte, nutzten Netzer und Delling ihre im Dunstkreis der Nationalelf gewonnene Popularität, indem sie ihr beider Schicksal miteinander verbanden wie man es im Fernsehen vorher nur von Winnetou und Old Shatterhand kannte.“
Benjamin Henrichs (SZ 22.5.) stellt essenzielle Fragen derzeitigen menschlichen Daseins – in der richtigen Reihenfolge. „Wird Rudi Völler Deutschland vor einer erneuten Blamage bewahren? Hat Ballack die Leverkusentragödie verkraftet? Wird wieder Frankreich den schönsten Fußball zeigen, oder doch Brasilien? Wird Senegal im Eröffnungsspiel am 31. Mai mit Viererkette spielen oder mit Libero? Wird der Premiere-Decoder rechtzeitig bei uns eintreffen, und werden wir die Gebrauchsanweisung verstehen? Warum leben wir? Wieso bin ich ein Mensch und keine Möwe? Was hat dies alles zu bedeuten? Wenn man es nur wüsste!“
Russell Thomas (The Guardian 21.5.) sorgt sich um die immer länger werdende Verletztenliste des deutschen Lagers. „Eine weitere verheerende Verletzungsabsage ereilte die Deutschen gestern, als ihr junger Mittelfeldspieler Sebastian Deisler die WM Teilnahme wegen einer Knieverletzung absagen musste. Deisler ist damit der vierte Spieler, der aus Rudi Völlers Plänen für die Finalrunde unbarmherzig gestrichen wurde. Dem fügt der Daily Oberserver (21.5.) hinzu: „Deislers Fehlen fügt dem verletzungsgeplagten Team Völlers eine weitere Absage hinzu und überträgt seinem Mittelfeld Partner Michael Ballack zusätzlich Verantwortung.“
Ronald Reng (SZ) und Claudio Catuogno (SZ) zum Thema Überbelastung im Profifußball
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