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Überraschungserfolg von Rehhagels Griechen

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Überraschungserfolg von Rehhagels Griechen

In der FAZ (10.6.) lesen wir über den Überraschungserfolg von Rehhagels Griechen in Spanien. „Rehhagel hat es nach anfänglichen Schwierigkeiten geschafft, auch den Griechen sein beim SV Werder Bremen und beim 1. FC Kaiserslautern gepredigtes Kollektivverhalten beizubringen: Wir haben jetzt ein Teamwork aufgebaut, beschrieb der Essener seine bewährte Rezeptur mit diesmal griechischen Zutaten, außerdem verfügt meine Mannschaft durch einige im Ausland tätige Spieler, aber auch durch die Champions League (an der Meister Olympiakos Piräus regelmäßig teilnimmt) über genügend internationale Erfahrung. Das macht sich bezahlt. Daß nach dem Schlußpfiff fast alle Spieler auf ihren deutschen Trainer zustürmten und König Otto umarmten, war ein Indiz für den neuen Zusammenhalt in einem früher undisziplinierten Team. Die griechischen Zeitungen und Fernsehanstalten jedenfalls feierten am Samstag den Mann, den sie noch vor ein paar Wochen am liebsten schnell losgeworden wären. Sporttime bezeichnete Rehhagels Team als blaue Stiere, denen ein mythischer Sieg in Spanien gelungen sei. Rehhagel sprach lieber von einem strategischen Sieg, da seine Arbeit mit der griechischen Nationalmannschaft ein Langzeitprojekt sei.“

Sein Auftreten war eine Schweinerei

Roland Zorn (FAZ 10.6.) berichtet von Schiedsrichterdiskussionen in der Schweiz. „Arturo Dauden Ibanez zögerte lange, ehe er seinen Tatort endlich verließ. Der spanische Schiedsrichter wartete auf den besten Moment, dem Zorn des Basler Publikums einigermaßen unbeschadet zu entkommen. Drei Minuten nach dem Abpfiff des von ihm oft fehlgeleiteten Europameisterschafts-Qualifikationsspiels zwischen der Schweiz und Rußland erspähte der Mann im gelben Trikot seine Chance. Flankiert von kräftig gebauten Bodyguards, spurtete der auf dem Platz wagemutigere Unparteiische in den Spielertunnel, nicht ohne die Zuschauer noch ein letztes Mal aufzuwiegeln. Er hat mit einer Effenberg-Geste gezeigt, was er vom Schweizer Publikum und vom Schweizer Volk hält, schimpfte der im Ruf eines besonnenen Mannes stehende schweizerische Trainer Jakob (Köbi) Kuhn auf Ibanez, sein Auftreten war eine Schweinerei. Starke Worte nach einem streckenweise starken Auftritt der Schweizer, dem aus der Sicht der Eidgenossen Ibanez mehr noch als die Russen im Wege stand. Stop, Schwyz, statt: hop, Schwyz? Besonders ein Pfiff des manchmal allzu russophil anmutenden Schiedsrichters war es, der die vorher schon erhitzten Gemüter vollends in Wallung brachte. Raphael Wicky, der in der Bundesliga beim Hamburger SV sein Geld verdient, hatte nach einem Eckball seinen Gegenspieler Igor Janowski zu Boden gerissen. So eine Rangelei, sagte der schweizerische Mittelfeldspieler später mit Unschuldsblick, pfeift normalerweise kein Schiedsrichter ab. Ibanez aber tat es – und das, wie sich nach Ansicht der Fernsehbilder zeigte, nicht zu Unrecht. Der Foulelfmeter, den Ignatschewitsch anschließend zum 2:2-Endstand nutzte, machte aus dem vermeintlichen Tag der Freude in Rot-Weiß endgültig einen Tag des Frusts. Verspielt war ein früher 2:0-Vorsprung.“

Felix Reidhaar (NZZ 10.6.) relativiert. „Fast exakt zehn Jahre ist es her, seit dieSchweizer Fussballnationalmannschaft unter Coach Roy Hodgson in Bern die Italiener 1:0 besiegte. Nach dem 2:2 im Hinspiel in Cagliari war dieser Erfolg die Grundlage für die spätere WM- Qualifikation – die erste nach 28 Jahren. Der Schwung des Turniers in den USA hatte der Auswahl auch zu einem glänzenden Kampagnenstart „EM 1996“ verholfen; abermals in Bern schlug sie im Spätherbst 1994 den WM-Vierten Schweden, einen Gegner, der jedoch traditionsgemäss in ihrer Reichweite liegt. Seither jedoch hat sich kein Schweizer Team mehr gegen eine höher eingestufte Mannschaft in einem Qualifikationsspiel auf eigenem Terrain durchsetzen können. In der letzten Ausscheidungsphase für die WM 2002 gingen die Spiele gegen Russland, Slowenien (beide unter der Leitung des Argentiniers Trossero) und Jugoslawien zu Hause verloren. Am Pfingstsamstag schaute nun gegen die russische Auswahl immerhin ein Punkt heraus; mit demselben 2:2-Ergebnis hatten die Vergleiche zwischen diesen beiden Verbänden 1966 an gleicher Stelle in Basel ihren Anfang genommen. Wenig fehlte diesmal allerdings, und die vielversprechend in die Euro-Qualifikation 2004 gestartete SFV-Auswahl hätte dank dem Schub eines begeisterten Anhangs die ungünstige Heimstatistik umgebogen. Dass es abermals nur knapp nicht dazu kam, hatte für einen Grossteil der extrem patriotisch gestimmten und emotionalisierten Zuschauer, für die Internationalen und ihre Leitung sowie für chauvinistische Medien (wovon es immer mehr gibt) vor allem einen Grund: den Schiedsrichter. Señor Daudén Ibáñez war bestimmt kein überragender Spielleiter. Mit seiner von allem Anfang an verbissenen Miene und seiner überheblich anmutenden Attitüde fand er in einem schwierig zu leitenden, weil sehr körperbetonten Match oft nicht das richtige Augenmass – vor allem aus Schweizer Sicht nicht. In der Tat entschied er oft, aber nicht immer (wie ihm unterschoben wurde) gegen die physisch unterlegenen Rotweissen, die mit ihren verständlichen Protesten und unter schrillem Gepfeife von der Galerie aber genau das Gegenteil bewirkten. Die aufgestauten Ressentiments des Spielleiters entluden sich u.a. in einem sehr strengen Penaltypfiff – und nach Spielschluss in einer unzweideutigen Geste an das Publikum, die – lässt sie sich mit TV-Bildern belegen – das Ende von Ibáñez‘ internationaler Karriere bedeuten müsste. Dennoch: verbale Reaktionen von Schweizer Internationalen und Coach vor überfallartig hingestreckten Mikrophonen („Betrug“) waren allenfalls mit der momentanen Aufgeregtheit zu entschuldigen – von Besonnenheit liess sich kaum einer leiten, auch Köbi Kuhn nicht. Dabei wird Wicky, einer der bis dahin eher überforderten Mittelfeldspieler, nach mehrfachem Studium des verlangsamten Fernsehbildes von der fraglichen Situation unweigerlich zur Erkenntnis gelangen, dass sein Kopfgriff gegen Janowski im Regelwerk nicht vorgesehen ist.“

Guthaben an Glück endgültig überzogen

Die NZZ (10.6.) berichtet den Sieg Irlands über Albanien. „Bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags feierten die trinkfreudigen und lauten irischen Fans ihre Mannschaft, als wäre sie gerade Weltmeister geworden. Denn mit dem 2:1-Sieg gegen Albanien und dank dem Unentschieden der Schweiz gegen Russland kann die Auswahl der Republik Irland wieder aus eigener Kraft die Qualifikation für die Europameisterschaften in Portugal erreichen, nachdem im vergangenen Herbst der Start mit Niederlagen gegen Russland und die Schweiz gründlich misslungen war. Noch im Februar, als der Nachwuchstrainer Brian Kerr das Team vom glücklosen Mick McCarthy übernommen hatte, glaubte niemand an die Möglichkeit, dass sich der WM-Teilnehmer in Korea/Japan für die EM qualifizieren würde. Nach den Siegen gegen Albanien und Georgien sowie dem Unentschieden gegen Albanien auswärts sieht nun die Ausgangslage für Irland wieder günstiger aus. Die Ausgelassenheit in den Pubs von Dublin indessen hatte ihren Grund nicht nur in den wiedergewonnenen mathematischen Aussichten, sondern vielmehr im Gefühl der Erleichterung und Erlösung. Denn der Sieg gegen Albanien war eher einem Geschenk des Himmels denn fussballerischem Verdienst zu verdanken. Teammanager Brian Kerr stehe „im Bund mit dem da oben“, spielten Kommentatoren denn auch auf göttliche Kräfte an, während nüchternere Beobachter feststellten, dass die Iren ihr Guthaben an Glück nach diesem Spiel wohl endgültig überzogen hätten. Tatsächlich war ihre Leistung wenig dazu angetan, dass von einem verdienten Sieg gesprochen werden könnte.“

Gewinnspiel für Experten

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