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Uefa-Generaldirektor Gerhard Aigner rügt „G14“ – Wacker Burghausen hätte mehr Unterstützung verdient – SpOn-Interview mit Jürgen Klopp, Trainer das FSV Mainz 05 – taz-Interview mit Mehmet Scholl über Musik
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| Donnerstag, 25. März 2004Die großen Vereine stärken ein System, das Ungleichheit hervorruft
Bei der kritischen Rede des Uefa-Generaldirektors Gerhard Aigner vor dem DFB-Beirat führt Michael Horeni (FAZ 27.10.) Protokoll: “Der Fußball wird in eine gefährliche Richtung getrieben, sagte Aigner. Die übermäßigen Summen der Fernsehanstalten, der große Einfluß von Medienunternehmen zersetze die traditionellen Strukturen ebenso wie die Politik der EU, die Klubvereinigung G 14 sowie immer zahlreichere Juristen und Agenten, die im Profifußball ein lukratives Feld gefunden hätten. Aus einer Bringkultur ist eine Nimmkultur geworden, beklagte Aigner einen Paradigmenwechsel. Die Folgen ließen sich klar erkennen. Die astronomischen Gehälter der Spieler lösten die Loyalitäten zu den Klubs, die ,player power‘ wird immer mehr zur Realität. Die Vereine bildeten immer weniger Nachwuchs aus, investierten immer stärker auf dem Spielermarkt und gefährden damit ihre wirtschaftliche Stabilität und ihre Selbständigkeit. Als große Gefahr für den Fußball sieht Aigner die europäischen Elitevereine, die sich zur sogenannten G 14, bald G 18 zusammengeschlossen haben. Sie betreiben im Verbund eine Hegemoniestrategie sagte der UEFA-Generaldirektor über eine Vereinigung, die nach den Statuten von UEFA und FIFA eigentlich gar nicht zulässig sei. Die Eliteklubs haben zusammen mehr als zweihundert Nationalspieler unter Vertrag genommen und können die Europapokalwettbewerbe unter sich ausmachen. Wir erleben derzeit in vielen Ländern die Spaltung zwischen Großvereinen und dem Rest der Liga: Zudem benutzten die großen Klubs die Europäische Union als Plattform, um die traditionellen Verbandsstrukturen zu ihrem Vorteil zu verändern. Sie verheimlichten auch nicht ihre Absicht, demnächst eine supranationale Liga zu errichten. Von der Europäischen Fußball-Union verlangten die Klubs, zu denen unter andern Bayern München, Real Madrid, AC Mailand und Manchester United gehören, Transparenz und Fair play. Aber sie praktizieren das Gegenteil. Jetzt wollten diese Vereine, wie dies zuletzt der Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge mit der Forderung nach 70 bis 80 Millionen Euro getan hat, auch noch an den Einnahmen von Welt- und Europameisterschaften partizipieren – obwohl die Vereine genau wüßten, daß mit diesem Geld traditionelle Strukturen gestärkt würden. Leisteten die Verbände eine Ausgleichszahlung für die Nationalspieler bei WM- oder EM-Endrunden, würden sie dazu beitragen ein System zu stärken, das Ungleichheit hervorruft.“
Elisabeth Schlammerl (FAZ 28.10.) wundert sich über die geringen Zuschauerzahlen bei Wacker Burghausen, Gegner des VfB Stuttgart: „Vielleicht ist der sportliche Aufstieg von Wacker den Leuten im beschaulichen Burghausen einfach zu schnell gegangen. Im Oktober 2000 hat der frühere Bundesligaprofi Bommer die Mannschaft als Tabellenletzter der Regionalliga übernommen, am Saisonende war der Klub vor dem Abstieg gerettet, ein Jahr später wurde Burghausen Meister und stieg in die zweite Liga auf. Die erste Saison im Profifußball beendete Wacker als Zehnter. Daß es weiter so rasant nach oben geht, ist aber nicht zu erwarten. Da das zweite Jahr in einer Liga oft viel schwerer ist als das erste, wäre für Trainer Bommer eine Wiederholung des Vorjahresergebnisses schon ein Erfolg. Im Moment liegt die Mannschaft auf Rang sieben der Tabelle, da wollen wir uns festsetzen, dann sind wir in Lauerstellung. Das klingt so, als ob Bommer den Blick weiter nach oben richtete. Natürlich hat man die Vision, irgendwann einmal in der Bundesliga zu spielen, gibt der 46 Jahre alte Trainer zu, aber erst einmal müssen wir uns in der zweiten Liga festsetzen. Im Moment, hebt Bommer hervor, sei das genau die richtige Spielklasse für Burghausen. Auch wirtschaftlich, da sich der Etat zum großen Teil über regionale Sponsoren finanzieren ließ. Aber in Zukunft, sagt Bommer, brauchen wir auch ein paar überregionale Firmen im Pool. Anders als Bayer in Leverkusen unterstützt Wacker die Fußballmannschaft kaum mit Geld – nur zwei Prozent des Etats stammen von dem ortsansässigen Chemieunternehmen –, dafür stellt der Konzern die Sportanlagen und Ausbildungsplätze für junge Spieler zur Verfügung.“
Volker Kreisl (SZ 27.10.) schildert die Probleme Unterhachings: „Für Unterhaching aber stellte sich später die Frage, welches die wirklichen Ursachen für die Sorgen der vergangenen fünf Spiele sind: Ob es tatsächlich nur Konzentrationsmängel sind, die sich mit klärenden Gesprächen und intensiveren Trainingseinheiten beheben lassen, oder ob es die Kehrseite des Systems Copado ist. Von der Klasse des Kapitäns ist kein Gegner mehr überrascht, auch gegen Osnabrück wurde Francisco Copado meist von zwei Verteidigern in die Mitte genommen und von sauberer Ballannahme abgehalten. Setzt er sich durch, hat die SpVgg einen ungeheuren Vorteil, bleibt Copado aber hängen, ist der gesamte Spielfluss des Aufsteigers blockiert. Frank hatte während der Woche erkannt, dass Copados Mit-Angreifer die Lücken mehr nutzen müssen, die der Techniker in den Abwehrverbund des Gegners reißt. In Osnabrück war davon nichts zu sehen.“
Wir haben genug junge Talente, man muss sich nur um sie kümmern.
SpOn-Interview mit Jürgen Klopp, Trainer des FSV Mainz 05
SpOn: Bei fast jeder Trainerdiskussion in der Bundesliga taucht aber Ihr Name auf. Reizt Sie nicht die Chance zum persönlichen Aufstieg?
JK: Ich habe gar keine Zeit, mir über diese Gerüchte Gedanken zu machen. Das, was wir hier in Mainz machen, ist viel zu spannend, als dass ich mich mit so was auseinandersetzen könnte. Außer wenn man mich rausschmeißt, werde ich diese Saison den Verein mit hundertprozentiger Sicherheit nicht verlassen.
SpOn: Reizt Sie die Bundesliga so wenig?
JK: Ich habe in keiner Weise das Gefühl, dass ich im Moment etwas verpasse. Ich bin hier bei Mainz 05 genau an der richtigen Stelle. Hier kann ich etwas bewegen, das Gefühl gibt mir die Mannschaft und auch das Umfeld.
SpOn: Sehnen Sie sich denn nicht nach 13 Jahren als Spieler und Trainer bei Mainz mal nach einer neuen Umgebung?
JK: Mich beschäftigt überhaupt nicht, dass ich schon so lange in Mainz bin. Mich fasziniert diese Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren, die niemand diesem Verein zugetraut hätte. Wir alle, vom Präsidenten über das Management bis zum Trainerstab, haben uns getraut, was ganz Neues zu wagen. Das hat funktioniert, wenn auch nicht ganz perfekt. Denn dann wären wir in der Bundesliga.
SpOn: Was ist dieses Neue, das Mainz 05 gewagt hat?
JK: Wir haben einen Weg gesucht, der uns von anderen kleineren Vereinen unterscheidet. Wir wollen den Leuten 90 Minuten attraktiven Fußball bieten. Wir wollen gute Laune im Stadion verbreiten und eine außergewöhnliche Identifikation der Fans mit Mannschaft und Verein schaffen. Als wir am Mittwoch mit der Mannschaft im Wunder von Bern waren, wurden wir im Kino trotz der letzten Niederlagen wie ein Tabellenführer empfangen. Die Zuschauerzahl hat sich in drei Jahren mehr als verdoppelt, mittlerweile kann jeder in der Stadt die Anfangsformation vom letzten Sonntag aufsagen. Außer Freiburg hat sich keine Stadt in den letzten zehn Jahren so sehr zu einer Fußballstadt entwickelt wie Mainz. Wir sind im Moment dabei, Tradition zu schaffen. Das ist das wahnwitzig Spannende. Bei dieser Sache dabei zu sein, das ist mit Geld nicht zu bezahlen.
SpOn: Vielleicht ist Mainz 05 dann ja ganz gut aufgehoben als ewige Spitzenmannschaft der zweiten Liga. Im Oberhaus wäre der Verein schließlich nur eine graue Maus
JK: Wenn wir da oben wären, würden wir unsere eigene Rolle finden und unseren Weg gehen.
SpOn: Mainz 05 versteht sich als Ausbildungsverein. Begrüßen Sie deshalb die Vorschläge von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der kürzlich laut über eine Ausländerbeschränkung zum Schutz deutscher Nachwuchsspieler nachdachte?
JK: Das könnte, wenn man maßvoll handelt, eventuell Sinn machen. Ich halte das aber aus politischen Gründen für problematisch. Wenn so etwas passiert, dann muss das auf jeden Fall so vor sich gehen, dass wir hier keine ausländischen Spieler von heute auf morgen vor die Tür setzen, nur weil der deutsche Fußball seine Talente schützen will.
SpOn: Gibt es überhaupt ein Nachwuchsproblem in Deutschland?
JK: Nein, wir haben meines Erachtens genug junge Talente, man muss sich nur um sie kümmern.
taz-Interview mit Mehmet Scholl über Musik
taz: Herr Scholl, wie kam es überhaupt dazu, dass Sie einen eigenen Sampler rausgebracht haben?
MS: Das war eigentlich Zufall. Marc Liebscher, dem das kleine Musiklabel Blickpunkt-Pop gehört, legt ab und zu im Münchner Atomic-Café auf. Dort bin ich auch öfter gewesen, und außerdem ist er ein Freund und der Manager von den Sportfreunden Stiller. Da ich die Sportfreunde schon immer gut fand und sie alle große Fußballfans sind, haben wir uns schnell kennen gelernt. Außerdem hat es mich schon immer gereizt, etwas Persönliches auf den Markt zu bringen.
taz: Sind Sie auch jemand, der zu Hause Mix-Tapes oder CDs für Freunde aufnimmt?
MS: Natürlich. Ich verschenke die beispielsweise zu Geburtstagen, ich finde das wesentlich persönlicher, als wenn man irgendetwas kauft. Ich versuche den Geschmack der jeweiligen Person abzuschätzen und stelle für jeden individuell eine Platte zusammen, um etwas, das mir selbst am Herzen liegt, weiterzugeben. Ich mache das auch für bestimmte Situationen, wie Autofahren oder so. Musik ist immer dabei.
taz: Was für Musik ist auf Mehmet Scholl Kompiliert 2?
MS Es handelt sich um eher schwere und melancholische Musik, die einen aber nicht herunterzieht, sondern Hoffnung gibt. Ich kann mir gut vorstellen, sie in Situationen zu hören, wenn es draußen regnet und ich in Gedanken bin. Die rockigen Songs wecken einen dann aber wieder auf.
taz: Sie hören Musik auch, um sich auf ein Spiel einzustimmen.
MS: Jeder Spieler hat seine eigene Art und Weise, sich auf ein Spiel vorzubereiten. Ich bin im Bus immer ganz still und habe einen Walkman auf. Auch in der Kabine höre ich noch etwa eine Viertelstunde Musik, eigentlich genau die Sachen, die jetzt auch auf der CD drauf sind: Brit-Pop und Independent hauptsächlich. So gibt es immer Bands, die mich einige Zeit begleiten. Momentan höre ich sehr gerne REM, Tim Burgess oder die Stone Roses. Musik ist immer auch ein Teil der Erinnerung an alte Zeiten.
taz: Dann verknüpfen Sie mit Songs ein bestimmtes Gefühl oder Erlebnis?
MS: Ja, speziell an Three Lions habe ich sehr positive Erinnerungen. Das war ja der Titelsong der EM 1996 im englischen Fernsehen und auch in Deutschland ein Hit. Aber mir hätte es auch gefallen, wenn es kein Hit geworden wäre, einfach weil die Erinnerung an das Turnier so schön ist.
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