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Unzulässige Einflussnahme

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Unzulässige Einflussnahme

Darf sich der FC Bayern darüber beklagen, wenn Kritiker den Vereinsoffiziellen unzulässige Einflussnahme durch psychologischen Druck auf Schiedsrichter vorhalten? Denken wir an den Fall Strampe: Dieser stand nach zwei Feldverweisen und weiteren angeblichen Fehlentscheidungen gegen die Bayern massiv im Brennpunkt deren Kritik (BVB-FCB, Saison 00/01). Eigentlich schienen die Bayern mit dem Ergebnis (1:1), der Spielleitung und zwei Feldverweisen gut bedient. Doch Uli Hoeneß setzte auf eine einzigartige Gegenoffensive, indem er Strampe vor laufender Kamera beschimpfte, maßregelte und (laut kicker) in seine Kabine folgte, um im dort zu drohen (“Die Rote Karte für Effenberg brauchen Sie erst gar nicht aufzuschreiben. Der wird eh freigesprochen.”). Der daraus resultierende mediale Druck, den Hoeneß übrigens immer wieder geschickt für seine Interessen einzusetzen vermag – was er nicht einmal leugnet, sondern gelegentlich nicht ohne Stolz verkündet – erzielte den offenbar gewünschten Effekt. Die langfristige Wirkung für Strampe ist nunmehr erkennbar. Lange stand er in öffentlicher Kritik, was mit einem rapiden Prestigeverlust einher ging. Am Ende der Saison 00/01 wurde er im kicker (durch eine gemischte Jury) zum schlechtesten Schiedsrichter der Saison gewählt, obwohl er laut den durchschnittlichen kicker-Noten zu den Besten gehörte.

Die Angelegenheit blieb nicht ohne Konsequenzen für seine Karriere, seine Reputation und sein Konto. Mittlerweile ist ihm, der noch vor einem Dreivierteljahr als einer der besten Schiedsrichter Deutschlands galt, nach einer einzigen weiteren unglücklich ausgelegten Partie (FCN-S04) eine Pause im Spielbetrieb verordnet worden. Laut Manfred Amerell, Mitglied des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, führt der Kontrollausschuss Strampes mittlerweile nervöses Auftreten (z.B. zeigte er einem Spieler zwei Mal die Gelbe Karte, worauf er von seinem Assistenten aufmerksam gemacht werden musste) auf den öffentlichen Druck im Anschluss an das Dortmund-Spiel zurück. Das sei ihm früher nie passiert. Noch heute verweisen die “Experten” im einschlägigen Stammtischfernsehen auf diese “katastrophale” Leistung des vogelfreien Strampe. “Wie lange wird der noch sein Unwesen treiben?!” (Karlheinz Wild , Chefreporter des kicker). Strampe wird sich die nächste spielrelevante Entscheidung gegen den FC Bayern wohl drei Mal überlegen müssen.

Gewinnspiel für Experten

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