Ballschrank
Valencia wieder obenauf – Rivaldo, Mailands Seifenopern-Held
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| Donnerstag, 25. März 2004Krieg in Valencia
Georg Bucher (NZZ 30.9.) kommentiert die Situation beim spanischen Tabellenführer FC Valencia nach dem 2:0 über Real Madrid: „Unter der Woche hatten Valencia-Ultras die für Reals Reservisten bestimmte Bank in Flammen gesteckt. Ein Provisorium stand zur Verfügung, allerdings konnte man den Eindruck gewinnen, die „Galaktischen“ liefen auf glühenden Kohlen. Das zum Titanenkampf hochstilisierte Duell der Spielmacher Aimar und Zidane entschied Aimar, obwohl er nach einer halben Stunde angeschlagen den Platz verlassen musste, klar zu seinen Gunsten. Der Brasilianer Ricardo Oliveira trat ein und erzielte nach der Pause den längst überfälligen Treffer zum 2:0-Endstand. Wie schon Mistas Führungstor wurde er über die rechte Seite eingeleitet, wo Jorge Lopez und Rufete Roberto Carlos wie einen Anfänger aussehen liessen. Figo hatte sich gegen den Abgesang aufgelehnt, stand aber allein auf weiter Flur, zumal seine Kollegen auch in den Zweikämpfen regelmässig den Kürzeren zogen. Allein die Absenzen von Raul und Helguera vermögen die miserable Vorstellung nicht hinreichend zu erklären. Real traf allerdings auf einen glänzend positionierten, im zentralen Bereich aggressiven und auf den Seiten kreativen Gegner ohne Schwachpunkt, der sich nun vor Deportivo an die Tabellenspitze gesetzt hat. Davon wagten Ende August nicht einmal Berufsoptimisten zu träumen. „Krieg in Valencia“ hatten die Medien gewittert, das Verhältnis zwischen Sportdirektor Garcia Pitarch und Benitez war aufs Äusserste gespannt und veranlasste den Präsidenten Jaime Orti, einen Schulterschluss zu diktieren.“
Rivaldo, der unglückliche, gedemütigte, unverstandene Held
Peter Hartmann (NZZ 30.9.) erzählt das Hin und Her zwischen Rivaldo und dem AC Milan: „Der hochgewachsene, spindeldürre Melancholiker, der sich im dunklen Strassenanzug vor dem Publikum im Stadion San Siro verbeugte, war an einem einzigen Tag um 6 Millionen Euro reicher geworden, aber für Borba Ferreira Rivaldo Vitor, kurz Rivaldo, bedeutete diese noble Abfindung noch nicht den endgültigen Abschied aus Mailand. Denn am Abend kündigte der Milan-Geschäftsführer Adriano Galliani überraschend an, der 31-jährige brasilianische Weltmeister von 2002 und Fussballer des Jahres 1999 werde nun doch noch bis Ende Jahr beim Champions-League-Sieger in Mailand ausharren. Wie in einer Telenovela, den beliebten Endlos-Fernsehserien in seiner Heimat, spielt Rivaldo den unglücklichen, gedemütigten, unverstandenen Helden in diesem Trennungs-Melodrama. Der Klubboss und Mäzen Silvio Berlusconi hatte den Star vor einem Jahr in einem vermeintlichen Geniestreich ohne Ablösesumme aus den Fesseln des sanierungsbedürftigen FC Barcelona und des systemzwangbesessenen Trainers van Gaal befreit. Doch Milan-Trainer Carlo Ancelotti verwendete Rivaldo nur als Teilzeitarbeiter: 22 Einsätze und 5 Tore in der Serie A, 13 Spiele und 2 Treffer in der Champions League (den Final sah er als Zuschauer) wogen zu wenig gegen ein bleischweres Nettogehalt von 6 Millionen Euro, brutto 12 Millionen. Rivaldo nutzte auch rege das Freiflug-Kontingent, das ihm vertraglich zugesichert war, für Besuche in São Paulo: Er litt nicht nur an Saudade, dem unauslöschlichen Heimweh der Brasilianer, sondern versuchte auch verzweifelt seine Ehe zu retten und seine Frau zur Rückkehr nach Europa zu bewegen. Die Scheidung von seinem Bewunderer Berlusconi begann sich abzuzeichnen, als Milan in einem Blitztransfer zum Saisonstart den zehn Jahre jüngeren Landsmann Ricardo Kakà engagierte, der in einer vergleichbaren Rolle wie Rivaldo spielt und auf Anhieb das Vertrauen Ancelottis gewann. Kakà widerlegte auch das Klischee, Brasilianer könnten sich in der angeblich „schönsten Liga der Welt“, die in Wirklichkeit die härteste ist, nur schwer akklimatisieren. Gerade die AC Milan hat, mit Erfolg, eine kleine brasilianische Kolonie integriert: Torhüter Dida, Serginho, Cafù (der neu von der AS Roma kam), Kakà und als weiteres portugiesischsprachiges Mitglied Rui Costa, und die ganze Fraktion wird betreut vom früheren Spieler Leonardo, der auch für die Rekrutierung junger brasilianischer Talente verantwortlich ist.“
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