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Verbale Nichtexistenz von Reiner Calmund

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Verbale Nichtexistenz von Reiner Calmund

Zur Stimmung in Leverkusen meint Bernd Müllender (FTD 7.4.). „Alles schien anders. Bayer Leverkusen trifft wieder üppig ins Tor. Auch die Freudenmusik nach den ersten drei Treffern ließ aufhorchen: Da donnerte die kölsche Hymne von Brings durchs Rund, in der als eine Art Westalgie die supergeile Zeit von früher besungen wird. Das vierte Tor dagegen wurde zukunftsgerichtet nachbeschallt: Jetzt gehts los … Als wären nach dem 4:1 gegen Hertha BSC neue supergeile Zeiten für den Abstiegskandidaten angebrochen. Noch auffälliger war die verbale Nichtexistenz von Reiner Calmund, dem Manager. Keine Statements, kein Kommentar, der Vollmund war versiegt – das ist, als wäre George Bush friedensfähig. War er überhaupt da? Nur einmal, sehr spät, kam er aus den Katakomben vor die Premiere-Kameras gerollt und gab als Kumpel Calli die Werbehure: Dienstag, liebe Fußballfreunde, müsse man Real gegen ManU gucken, live und exklusiv, euer Reiner Calmund. Kein Wort zu seiner Elf. Und Abgang, so schnell es der Leib zuließ. Seine Rolle hat jetzt als Hilfs-Calli Jürgen Kohler (37) übernommen, der neue Sportdirektor. Beim Premierenauftritt hatte er statt auf der Tribüne unten auf der Bank gesessen, als Beigeordneter zum Trainer, was vorher als eine Art strategische und zukunftsweisende Entscheidung gehandelt wurde (…) Einiges bei Bayer wirkte aber wirklich wie früher. Berbatow vergibt Torchancen und wird beim Auswechseln freundlich beklatscht. Ramelow verzichtet weitgehend auf Offensivaktionen, was dem Spiel gut tut. Neuville kann wieder stolperfrei rennen. Zivkovics Rückpässe kommen beim Torwart an, und Diego Placente, der Riese unter den Zwergen, formiert sich neu zum kleinsten Fels der Leverkusener Abwehrhistorie. Jürgen Kohler ließ abschließend wissen, er habe eine Philosophie aus drei Teilen. 1. Ich glaube an das, was nicht ist, damit es werde. 2. Man muss sich einer Herausforderung stellen, um sie zu bestehen. Und 3. An schweren Dingen wächst man. Und tatsächlich ist etwas von bislang unbekannter Größe beim Eximmerzweiten passiert.“

Zu viele Skurrilitäten in der Bayarena

Erik Eggers (Tsp 7.4.) reibt sich die Augen. „Eigentlich hatte das Spiel allein schon Stoff genug für ein spannendes Buch geboten, dieses in vielerlei Hinsicht sensationelle 4:1. Ein Abstiegskandidat war zu seinem bisher höchsten Saisonsieg gekommen gegen einen selbst ernannten Uefa-Cup-Aspiranten, und dabei hatten sich auf dem Rasen seltsame Dinge abgespielt. Leverkusens Stürmer Oliver Neuville etwa, der zuvor die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit der Mannschaft personifiziert hatte, bestritt seine Zweikämpfe von Anfang an mit Selbstbewusstsein und wurde dafür mit zwei Toren belohnt – so viele nur hatte er in der bisherigen Spielzeit erzielt. Auch Torwart Jörg Butt marschierte erinnerungsresistent zum vorentscheidenden Strafstoß. Er hatte total verdrängt, dass sein Kollege Bernd Schneider bei den letzten beiden Strafstößen für Leverkusen kläglich gescheitert war und dass er, Butt, mit seinem letzten, verschossenen, Strafstoß vor einem Jahr gegen Werder Bremen höchstpersönlich die Meisterschaft vergeben hatte. Als Sensation durfte ebenfalls gelten, dass jener Schneider, der bis dahin bei Freistößen überaus miserabel ausgesehen hatte, plötzlich genau mit einem solchen Freistoß den Ball an den Innenpfosten zirkelte und der Ball dann im Tor landete. Zudem lieferte der Berliner Nationalspieler Marko Rehmer vor dem 3:0 eine kabarettreife Einlage, als er beim Laufduell mit Neuville völlig unbedrängt über seine eigenen Füße stolperte. Genügend Stoff für Geschichten war also da. Eigentlich. Vermutlich aber gab es einfach zu viele Skurrilitäten in der Bayarena. Ihre Zahl überforderte schlicht die Aufnahmefähigkeit vieler Beobachter. So drängte sich schnell die Frage in der Vordergrund: Welchen Anteil hatte der neue Leverkusener Sportdirektor Jürgen Kohler an diesem ungewöhnlichen Auftritt von Bayer?“

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