Ballschrank
Vertragsverlängerung Ottmar Hitzfelds
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| Donnerstag, 25. März 2004
Zur bevorstehenden Vertragsverlängerung Ottmar Hitzfelds meint Ralf Wiegand (SZ 1.4.). „„Wir wollen dokumentieren, dass wir mit der Arbeit beider Trainer zurzeit sehr zufrieden sind“, sagt Uli Hoeneß. Zu einer anderen Zeit, die noch gar nicht so lange zurück liegt, war das überhaupt nicht so. Noch im Herbst vergangenen Jahres, als die Mannschaft sich bereits in der Vorrunde aus der Champions League verabschiedet hatte, schien Hitzfeld keine Perspektive mehr in München zu haben. Mit dem größten finanziellen Aufwand der Vereinsgeschichte hatte der Vorstand ihm alle Wünsche für die Mannschaft erfüllt, Michael Ballack, Zé Roberto und Sebastian Deisler verpflichtet – heraus kam die größte Demütigung im europäischen Wettbewerb seit Menschengedenken. Der Klub-Vorstand hielt sich in seinem Zorn darüber kaum zurück, versorgte die nationale Presse sogar selbst mit den Argumenten, die eine baldige Trennung von Hitzfeld – spätestens zum Ende dieser Saison – vorbereiten sollten. Hitzfeld setze zu wenig auf die eigene Jugend, verlange stets nur nach neuen, teuren Spielern, führe die Mannschaft nicht streng genug. Der fundamentalste Vorwurf: Spieler, die zum FC Bayern München kämen, würden eher schlechter als besser. „Ottmar Hitzfeld würde das im persönlichen Gespräch natürlich nie zugeben“, sagt Uli Hoeneß heute, „aber ich glaube schon, dass er seine Arbeit verändert hat.“ Hitzfeld wurde strenger, private Fehltritte der Spieler (Kahns lange Diskonacht), jede Art von angeblich Unruhe stiftender Aussage (Pizarro), sogar fundierte taktische Kritik (Ballack) führten umgehend zu Geldstrafen. Gleichzeitig nutzte Hitzfeld die Ruhe ohne Europacup, um wie gefordert junge Spieler ins Team einzubauen, was Vorstand Rummenigge jüngst dazu veranlasste, den FC Bayern als geradezu vorbildlich in dieser Hinsicht für die gesamte Liga darzustellen: „Kein anderer Verein hat so viele junge Spieler rausgebracht wie der FC Bayern.““ (eine dieser Hoeneßschen Wahrheiten, of)
Basisdemokratie auf Schalke
Richard Leipold (FAS 30.3.) porträtiert den neuen Schalke-Trainer und erkennt Vorzüge gegenüber seinem Vorgänger. „Wilmots verkörpert die Vorzüge, die dem entlassenen Fußball-Lehrer von Anfang an gefehlt haben: Volksnähe und ein Gespür für das Seelenleben in diesem modernisierten, aber noch immer emotionsgesteuerten Traditionsklub. Was ihm an fachlicher Kompetenz fehlt, will der frühere Nationalspieler mit den Erfahrungen kompensieren, die er als Profi unter siebzehn verschiedenen Trainern gesammelt hat. Neubarth hatte irrtümlich angenommen, Schalke mit hanseatischer Kühle erobern zu können oder es vielleicht gar nicht nötig zu haben, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Was der technokratisch wirkende Hamburger bei der Ausbildung zum Fußball-Lehrer nicht gelernt hat, ist dem Laientrainer Wilmots von Natur aus gegeben: das Zusammenspiel mit der Basis und mit einem Manager, der sich als Volkstribun geriert. Schalke 04 gehört den Fans, hat Rudi Assauer einmal gesagt. Er selbst sieht sich gewissermaßen als Verwalter des volkseigenen westfälischen Fußballbetriebs. Wilmots hat diese populistische Botschaft von Anfang an verstanden. Von den Fans zum Kampfschwein geadelt, stieg er vor Jahren schon zum Günstling des Managers auf. Neubarth hat dieseBindungen geflissentlich übersehen und die noch immer konservativ geprägten Schalker Verhältnisse mit dem Abstand eines Außenstehenden zu ignorieren versucht. Dem Gescheiterten ist nicht fehlendes Fachwissen zum Verhängnis geworden, sondern in erster Linie ein Mangel an emotionaler Intelligenz (…) Wilmots besitzt keine vertieften Kenntnisse in moderner Trainingslehre und anderen Details seines neuen Jobs, aber seine Umfragewerte im königsblauen Fußballrevier sind gut, ja hervorragend. Und darauf kommt es in einer Basisdemokratie a la Schalke schließlich an, nicht nur, weil Wilmots einen Tag nach der vorletzten Bundesligarunde für den belgischen Senat kandidiert. Als Assauer die wesentlichen Gründe für seine populistische Personalentscheidung aufzählen sollte, nannte er als erstes die Beliebtheit und den Charakter des kantigen Belgiers.“
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