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Viertelfinaleinzug Englands

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Viertelfinaleinzug Englands

Zum Viertelfinaleinzug Englands meint Peter Heß (FAZ 17.6.). „3:0, das klingt deutlich. Aber das Ergebnis wird von kuriosem statistischem Material begleitet. Zu fast zwei Dritteln der Zeit besaßen nämlich die Dänen den Ball. Die Engländer dominierten in keiner Phase das Spiel. Aber sie gerieten auch nicht mehr in Gefahr. Cool, pragmatisch, wie die Italiener und die Deutschen es früher vormachten und heute nicht mehr können, verwalteten sie die Führung (…) In einem Turnier, in dem die Kleinen die Großen erst zur Verzweiflung und dann nach Hause treiben, tut es gut, sich noch an einen Favoriten klammern zu können. Um England wäre es besonders schade gewesen, mehr noch als um Frankreich oder Argentinien. England, das ist in diesen Tagen im Fußball, was Ferrari für die Formel 1 bedeutet: das Team, das alle Fans integriert, die Mannschaft, die die meisten lieben, nach der eigenen natürlich. Japaner, Koreaner, Australier, ja sogar Deutsche schlüpfen in das Trikot mit den drei Löwen und gebärden sich wie wild. Sie wollen dazugehören zu den 15.000 Fußballverrückten aus Großbritannien, die durch friedliche Demonstrationen ihrer Fankultur diese Weltmeisterschaft so bereichern.“

Ronald Reng (SZ 17.6.) zum selben Spiel. „Die geradezu gelangweilte Professionalität, mit der die Engländer die Skandinavier als Tanzbären vorführten, bestätigte fürs erste die Befürchtung, dass nun bei dieser WM generell Schluss mit lustig ist. Nachdem in der Vorrunde Überraschungen zur Norm wurden, Teams wie eben Dänemark reihenweise Favoriten wie Frankreich rauswarfen, kam mit all den Außenseitern im Achtelfinale auch die Frage auf:Können es Irland, Japan, Schweden sogar bis ins Endspiel schaffen? Vermutlich nicht, lautet die erste Erkenntnis aus Niigata. Die Form eines Sportlers kommt und geht, aber Klasse bleibt für immer, und so wird sich in den drei K.o.-Runden bis zum Finale wohl die höhere Klasse Englands, Italiens oder Brasiliens durchsetzen.

Martin Hägele (NZZaS 16.6.) sah beim 3:0-Sieg Englands über Dänemark eine Begegnung, „in der der englischen Mannschaft praktisch alles gelang. Bei den Dänen dagegen endete praktisch jede vielversprechende Aktion mit irgendeinem Missgeschick, sei es dass der Goalgetter Tomasson vor dem leeren Tor der Engländer den Torschuss eines Kollegen blockierte (66.) oder dass der äußerst souveräne Referee Merk bei seinem einzigen Fehler einer dänischen Angriffsstafette im Weg stand. Dabei zeigten die Tomasson, Gronkjaer, Sand und Gravesen deutlich, dass die englische Defensive durchaus ihre Macken hat – nur, sie konnten sie nicht richtig ausnutzen, was vermutlich mit der Chronologie der Partie zusammenhängt und der Art und Weise, wie sich die englischen Tore auf die Psyche der Gegner auswirkten (…) Aber in welche Kategorie die Engländer, die nun auf einmal ganz hoch gewettet werden als WM-Favorit, wirklich gehören, und auch wie es sich um den sagenhaften Status Beckhams unter harten Kriterien wirklich verhält, darüber dürfte die Fußballwelt schon am kommenden Freitag mehr erfahren. Falls keine weitere Sensation passiert, trifft das Team mit den drei Löwen auf der Brust dann mit Brasilien zusammen – ein ausgesprochen „heißer“ Viertelfinal.“

Peter Heß (FAS 16.6.). „Das eigentliche Ereignis fand auf den Rängen statt. 15.000 Briten machten auf den Tribünen ihrer Freude Luft. Nach all den Jahren zuvor, in denen aufkeimende Hoffnungen auf größere Triumphe schnell in Verzweiflung umschlugen, glauben sie nun an die neue Stärke eines neuen Teams. Die Anhänger präsentierten auf den Tribünen das gesamte Repertoire ihrer Sangeskunst und ihrer Sprechchöre, perfekt eingestimmt durch eine Marching-Band.“

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