Deutsche Elf
Völler bleibt bis zur WM 2006
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| Donnerstag, 25. März 2004Völlers Entschluss, bis 2006 Teamchef der Nationalmannschaft zu bleiben, macht alle im Land glücklich.
Rudi Völler bleibt bis 2006. Die Nachricht aus Frankfurt hat in ganz Deutschland für Erleichterung und Klarheit gesorgt. Ludger Schulze (SZ 8.12.) sieht in Völler „die Idealbesetzung für einen Posten, der beinahe so viel öffentliche Aufmerksamkeit genießt wie das Kanzler-Amt“. Völler brauche selbst majestätischen Vergleich nicht zu scheuen. „Seit Franz Beckenbauer sich auf die Trainerbank niederließ, hatte kein Vorturner mehr fachliche Kompetenz und uneingeschränkte Sympathie gleichermaßen einzubringen“ (Schulze). Detlef Esslinger (SZ 8.12.) kommentiert Völlers Entscheidung als „friedenserhaltenden Entschluss. […] Die wichtigste Personalangelegenheit, sozusagen die K-Frage im deutschen Fußball, ist also geklärt“ (Esslinger). Auch Alexander Steudel (Welt 8.12.) sieht in Völler die richtige Wahl. „Wie soll ein Schlitzohr wie Völler jemals scheitern? […] Auch ohne Trainerschein ist Völler im Moment der richtige Mann für diesen Posten […] schließlich hatte er als Spieler auch keinen Spielerschein und wurde Weltmeister.“ Cai Philippsen (FAZ 8.12.) feiert Völler als würdigen Nachfolger Beckenbauers. „Mit Rudi Völler kehrt die Melange positiver Beckenbauer-Eigenschaften im Sommer 2000 zurück” (Philippsen). Doch er hat auch die Gefahren des langfristig dotierten Vertrags im Auge. „Sollte das DFB-Team nach der Vorrunde der WM heimkehren, wird es für Völler und DFB-Präsident Mayer-Vorfelder keinen Champagner mehr geben” (Philippsen).
Nebenbei verweist Esslinger auf den „Zufall der Terminplanung“. Im Anschluss an die Pressekonferenz nämlich wurde die Bewerbung der Stadt Leverkusen als WM-Spielort für 2006 eingereicht. „Leverkusen mit seinem kleinen Stadion, 22.000 Zuschauer, gilt eigentlich als wenig aussichtsreicher Kandidat. Eigentlich.“ (Esslinger). Nunmehr jedoch werde man Völlers eigentlichen Arbeitgeber bei dieser wichtigen Frage nicht mehr unberücksichtigt lassen können. Die Entscheidung, ihn für das wichtigste Traineramt in Deutschland freizustellen, dürfte somit leichter gefallen sein.
Beim kicker (10.12.) war „die Freude über die Einigung” zwar groß, aber nicht groß genug, um auf der Titelseite Beachtung zu finden. Statt dessen versteckte man die Meldung zwischen zwei Bundesliga-Spielberichten. Herausgeber Karl-Heinz Heimann ist die spitzfindige Beobachtung zu verdanken, dass Völlers Vertrag „der erste befristete Vertrag ist, den ein Verantwortlicher für die Nationalmannschaft mit dem Verband abschloss” (Heimann). Zudem prangten „Vorwürfe gegen den DFB“ in großen Lettern über dem Foto, das Teamchef Völler mit Mayer-Vorfelder zeigt. „Rudi Völler ist als Teamchef der Nationalmannschaft von der Übergangs- zur Dauerlösung geworden”. Die „Attacken aus München, Dortmund und Leverkusen” (kicker), die allesamt noch „Rechnungen“ mit dem DFB zu begleichen hätten, war den Redakteuren des Fachmagazins wichtiger als das primäre Ereignis selbst. Die Vereine fühlten sich bei der Entscheidung durch den DFB wohl übergangen. Insgesamt hat man sich in der Redaktionsstube von Deutschlands Marktführer offenbar nicht zu einem Urteil über die Personalie Völler durchringen können.
Abgerundet wird das Meinungsbild in der Presse durch Franz Beckenbauer (Bild 8.12.). Dieser hält die zum großen Teil ironischen Vergleiche mit seiner „Regentschaft“ als Ball, den man zurückspielen sollte. „Jetzt werden es wie bei mir auch 6 Jahre“ weissagt Beckenbauer. Einen Hintergedanken, er wolle die Bundestrainer-Diskussion um Hitzfeld verhindern, weist er in überzeugter Manier von sich: „Schmarrn, Ottmar Hitzfeld hätten wir vor 2004 ohnehin nicht freigegeben“. Eine Aussage, die seiner Meinung nach keineswegs eigene Ansprüche karikiere, wonach die Bayern die „Retter des deutschen Fußballs“ (Manager Uli Hoeneß) seien. Als Fazit übersetzt Beckenbauer seiner Fangemeinde: „Rudi und Nationalelf, das passt wie Hitzfeld und Bayern“. Dank Rückendeckung von Boulevardpresse und Aristokratie steht einer großen Zukunft der deutschen Nationalmannschaft folglich nichts mehr im Wege.
siehe dazu auch die Vertragsverlängerung mit Michael Skibbe
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